Verantwortung übernehmen

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Luisa Nufer; Foto von Patrick Seeger

Luisa Nufer;
Foto von Patrick Seeger

Luisa Nufer von den Eisvögeln USC Freiburg spielt in der Damen Basketball Bundesliga. Um auf die Frage nach der Faszination ihrer Sportart zu antworten, muss sie nicht lange überlegen. „Basketball ist schnell“, sagt sie, „hat viele Facetten. Ich muss angreifen genauso wie verteidigen. Es gibt zahlreiche Moves. Jede Spielerin hat Einfluss, alle haben etwas beizutragen!“

Damit ist die 17jährige noch lange nicht fertig: „Im Match kommt es sehr oft zu Highlights, eine Aktion jagt die andere. Entschieden ist ein Spiel tatsächlich erst mit der Schlusssirene. Selbst uneinholbare Führungen können noch verspielt werden – oder umgekehrt.“

„Ich habe genug Spiele auf dem Feld erlebt, in denen wir weit hinten lagen“, erinnert sich Luisa, „und ganz schnell lagen wir dann vorne. Vielleicht hatten wir erstmal einfach nur einen schlechten Tag. Es heißt: Ruhe bewahren, weiter spielen… das Ding drehen…“

Was so einfach klingt, klappt natürlich nicht immer. Und was so cool für den Zuschauer aussieht, kann Aufregung pur sein. „Auch wenn wir Spielerinnen beim Aufholen von Rückständen ruhig und besonnen wirken, was auch so sein soll, manchmal flattern die Nerven gewaltig“, plaudert die 1,85 Meter große Freiburgerin aus dem Nähkästchen.

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„…mit einem Wort: variabel“

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Luisas Job auf dem Platz ist der des Shooting Guard. Ihre Stellenbeschreibung fasst sie zunächst mit einem Wort zusammen: „variabel“, um dann zu ergänzen: „Ich muss mit aufbauen, werfen, zum Korb ziehen; einen großen Raum einnehmen – von außerhalb bis Post-Position.“

Zudem sollte die Spielerin auf der ‚2‘ schnell und flink auf den Füßen sein. „Ich denke, das bin ich“, bestätigt die junge Frau, und fügt augenzwinkernd hinzu: „Auch wenn das die Trainerin nicht zu 100 Prozent unterschreiben wird.“

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„Hanna will das Beste aus uns herausholen“

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Apropos Trainerin. Hanna Ballhaus schätzte in einem jjschreibt Beitrag im Jahr 2018 ein: “Es ist schwer, mit mir zu arbeiten, ich muss die Spielerinnen an Grenzen bringen, das ist manchmal hart…“ Luisa Nufer weiß offenbar, was ihr Coach meint und relativiert gleichwohl aus ihrer persönlichen Sicht deutlich: „Hanna ist sehr ehrgeizig. Stimmt! Positiv ehrgeizig. Sie will das Beste aus uns herausholen.“

Luisa Nufer (rechts); Foto von Patrick Seeger

Luisa Nufer (rechts);
Foto von Patrick Seeger

Und sie setzt noch einen drauf: „Ich bin dankbar für jeden Anschiss. Ich weiß, sie will auch noch das letzte Prozent von mir sehen. Damit komme ich gut klar, sehe das nicht negativ. Ich will wissen, was ich gut und was ich schlecht mache. Offen und ehrlich!“

Noch etwas will Luisa: Verantwortung übernehmen. Genau genommen lernen, Verantwortung zu übernehmen. Schritt für Schritt. „Im Alter von 15 Jahren hatte ich mich in das 2. Bundesligateam zunächst über die Defense reingekämpft. Inzwischen will ich zunehmend Verantwortung übernehmen, in jeder Spielsituation, auch in der Offense, beim Wurf. Durch meine Verletzung war das eine Zeit lang schwierig. Nun bin ich fit.“

Vor diesem Hintergrund nimmt es nicht wunder, dass die Abiturientin, die als 13jährige mal Svenja Brunckhorst (TSV 1880 Wasserburg und Nationalteam) als ihr Vorbild erklärte, nach wie vor voller Respekt für diese Spielerin ist. „Das Wort Vorbild trifft es gut“, bestätigt sie, „Svenja übernimmt Verantwortung, sie opfert sich auf, tritt selbst in den Hintergrund, um andere besser zu machen. Damit verursacht sie, dass die Teamkolleginnen tatsächlich besser agieren. Als Kapitänin integriert sie besonders junge Spielerinnen in die Mannschaft.“

Luisa erinnert sich an ein Match ihrer Freiburgerinnen am 20. Januar 2019 gegen Wasserburg, in dem sie mit 76:84 Punkten unterlagen. Svenja hatte da insgesamt 17 Punkte erzielt, sieben davon im Schlussabschnitt. „Da hat sie uns beinahe alleine zerstört!“, zeigt sich die Nachwuchsspielerin von der Erfahrenen immer noch beeindruckt.

Weder dieser Respekt noch die Vorbildwirkung gehen indes soweit, dass Luisa im direkten Aufeinandertreffen in Ehrfurcht erstarrt. Sie erzählt: „Letzte Saison habe ich in einem Aufeinandertreffen gegen Svenja verteidigt und sie beim Wurfversuch geblockt. Da war ich stolz!“

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„Ich liebe die Stadt“

Luisa Nufer (Nr. 8)); Foto von Patrick Seeger

Luisa Nufer (Nr. 8));
Foto von Patrick Seeger

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Ähnlich ins Schwärmen gerät die junge Frau, wenn sie über Freiburg spricht. „Ich liebe die Stadt“, beginnt sie und begründet: „Es ist keine Kleinstadt und doch geht es hier sehr persönlich zu. Dazu die Natur… entlang der Dreisam beispielsweise… die Menschen sind sehr sympathisch, sprechen mich an, weil sie sehr sportinteressiert sind.“

„Viele Freiburgerinnen und Freiburger leben für den Basketball“, weiß Luisa, „um die 1000 Fans unterstützen uns bei den Heimspielen! Seit Jahren sind sie uns treu. Viele Kinder wollen Autogramme, das ist süß. Und es entsteht eine angenehme persönliche Nähe.“

Einmal im Flow, zeigt sich die Spielerin vom Verein ebenso begeistert. „Wir haben super professionelle Gegebenheiten“, freut sie sich, „von Athletiktrainern bis zur Physio beispielsweise ist alles perfekt geregelt.“ Und: „Es geht nicht um Geld und Spielzeit, es geht genauso um mich, um uns persönlich. Die Verantwortlichen gehen auf Probleme aller Art ein.“

Wenn Luisa Nufer für ein Nachwuchsnationalteam aufläuft, dann voller Stolz: „Das Trikot anziehen… die Hymne hören… mich mit den basketballverrückten Gleichaltrigen treffen… Ich will dann bestmöglich spielen. Als ich verletzt war, habe ich das sehr vermisst!“

Unser Land sieht sie im internationalen Vergleich „langsam in der Bereich der Top 15 weltweit“ vorstoßend. „Wir werden immer besser“, schätzt sie aufgrund auch eigener Erfahrungen ein.

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„Das wäre das Schönste überhaupt“

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Ob der sportliche Traum der Freiburgerin in Erfüllung geht, hängt davon ab, ob sich jener Aufwärtstrend fortsetzt. „Zunächst mal habe ich eher Ziele“, gibt sie sich bescheiden realistisch, „ich will als deutsche Spielerin in der ersten Liga (DBBL) zur Stammspielerin werden und Verantwortung übernehmen, an der EuroLeague teilnehmen… und irgendwann, das ist tatsächlich ein richtiger Traum, mit dem Frauen-Nationalteam bei einer Europa- oder Weltmeisterschaft mitmischen. Oder bei Olympischen Spielen. Das wäre das Schönste überhaupt.“

Luisa Nufer; Foto von Patrick Seeger

Luisa Nufer;
Foto von Patrick Seeger

Dieser Tage, Ende April 2020, geht es Luisa nicht anders als (fast) allen anderen Menschen auch. Insbesondere allen anderen Team- und Wettbewerbssportlerinnen (und Sportlern). Das Coronavirus bremst sie aus. Der Basketballkorb vorm heimischen Haus entschädigt da nur bedingt. „Ich vermisse das Extra – den Wettbewerb, das Team“, verrät sie ohne zu klagen. Ehrgeizige Basketballerinnen jammern nicht, sie schauen nach vorne, bereiten sich vor.

„Auch wenn ich mich auf die Playoffs gefreut habe oder die U18 Europameisterschaft, irgendwann geht es weiter und dafür muss ich mich besonders anstrengen. Diese gemeinsame Anstrengung wird uns vereinen und das ist schön“, blickt sie voraus.

JJ

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Weitere Informationen: Das Team von Luisa auf der Vereins Webseite

Foto Starseite: Patrick Seeger

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