40 Minuten Vollgas

Svante Schmundt, Foto von Andreas Duerst
Svante Schmundt, Foto von Andreas Duerst

Bevor ich zu Basketballer Svante Schmundt komme, zwei kleine Anekdoten aus meinem Leben: Als Kind beziehungsweise Jugendlicher war ich zwei Mal in Warnemünde. Als mein Vater und ich auf einer Brücke über den Fluss Warnow standen, sagte unser einheimischer Gastgeber: „Schaut mal da! Der Blick über den Alten Strom, hinunter Richtung Mole mit Leuchtturm, das ist der schönste Blick von Warnemünde.“ Seine Augen strahlten währenddessen mit der Sonne um die Wette.

Und die zweite kleine Geschichte: Mein Sohn (vor vielen Jahren U17 Pokalsieger in Frankreich und ansonsten Basketball-Regionalliga in Deutschland) erzählte kürzlich in einem Video schmunzelnd, dass er, da er nicht der Schnellste ist und war, lieber von Down under auf den Korb geworfen hat, also Dreier. Und er traf oft.

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Dreier

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Ein bisschen hat beides mit Svante zu tun. Fangen wir mit dem Sport an. Auch er wirft und trifft oft von jenseits der Dreierlinie. „Ich bin relativ schnell und flink“, bezieht sich der Rostocker auf meine Anfangsanekdote, „als Kind war ich eher klein und schmächtig, also direkt unterm Korb nicht gut aufgehoben. Der Distanzwurf liegt mir. Er rentiert sich.“

Svante Schmundt in Aktion, Foto von Stefan Junghanns
Svante in Aktion, Foto von Stefan Junghanns

„Mein damaliger Coach, Nicolai Coputerco“, erinnert sich Svante gerne und dankbar, „hat sehr viel Zeit in meinen Wurf investiert“. Für die Position des Shootingguard, weiß der 1,87 Meter große Rostocker, ist dieser Skill eine Waffe. Zudem könne er „nach defensiven Rebounds des Teams den Ball schnell nach vorne treiben und entscheidende Aktionen kreieren“.

Der junge Mann aus dem Stadtteil Reutershagen – und da sind wir beim zweiten Punkt meiner Einleitung – sieht die genannte Brücke über die Warnow natürlich nicht, wie ich, aus Touristensicht. Viel weniger interessant ist der Ort deshalb nicht. „Im Sommer weiß ich, wenn ich da den Fluss überquere, ist der Strand nicht weit“, erzählt er, „das ist Heimat und Urlaub zuhause gleichzeitig… an den Booten vorbei… dann direkt an der Ostsee liegen und in ihr baden… das ist ein Luxus!“

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Runter fahren

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„Am Stadthafen“, und an dieser Stelle verknüpfen sich die Liebe zu seiner Stadt und die Liebe zum Basketball, „gehe ich sehr gerne mit den Jungs vom Erstliga-Team der Rostock Seawolves spazieren. Mit vier… fünf Leuten sind wir mal für eine Zeit vom Thema Basketball weg. Wir können mental runter fahren, einfach nur die Sonne genießen. Manchmal sitzen wir fünf Minuten da und sagen kein Wort…“

Svante Schmundt zählt im Basketball Bundesliga Team zum erweiterten Kader. Er trainiert mit den zwölf Vollprofis komplett mit und kann bei notwendig werdenden BBL-Einsätzen auflaufen, wie zum Beispiel vor einigen Tagen gegen Bayreuth, als er sein Debüt in der BBL feiern konnte. Ansonsten sorgte er in der Mannschaft der zweiten Regionalliga entscheidend mit für den frühzeitig gesicherten Aufstieg in Regionalliga eins.

Das BBL-Team, 2022/2023 in die nationale Beletage aufgestiegen, beschreibt der Guard als „auf und neben dem Feld gute Mannschaft“. Er konkretisiert: „Schon im Aufstiegsjahr waren wir eine super nette, lustige Truppe. Die drei neu dazugekommenen Amerikaner haben sich klasse eingefügt. In der Kabine und im Training haben wir eine Stimmung, die es mehr als leicht macht, zu den Übungseinheiten zu fahren!“

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Angreifen

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Svante Schmundt, Foto von Stefan Junghanns
Svante Schmundt, Foto von Stefan Junghanns

Spielerisch schätzt Svante die Rostocker Seewölfe als „schnell nach vorne agierend“ ein. „Wir sind in der Offensive mit Tempo unterwegs“, fügt er hinzu, „haben in der Liga mit die meisten Korbversuche, laufen viele Angriffe“.

Aktuell (34. Spieltag, Platz 9) schnuppern die Ostseestädter als Neulinge eher an den Playoff-Rängen als dass sie sich um den Abstieg sorgen müssten. „Das ist eine komfortable Situation“, freut sich Svante Schmundt auf das Minimalziel Ligaerhalt und mehr.

Ein Grund für die respektable sportliche Lage ist für den Spieler die Atmosphäre in der StadtHalle Rostock. „Unsere Fans sind sehr laut“, erzählt er, mitten im Spiel bekommen wir das gar nicht so mit, aber wenn ein Korb fällt, explodiert die Halle!“

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Faszination

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Am Basketballsport faszinieren den 21jährigen „das schnelle Auf und Ab, die Spannung durch Führungswechsel auch nach schier unerreichbarem Vorsprung bzw. Rückstand.“ Und: „20 Minuten Vollgas reichen nicht. Es müssen 40 sein!“ Dunkings, der Pass zum Alley oop, gelungene Teamaktionen und die Emotionen sind seine Highlights. Ganz speziell allerdings „der Dreier mit Foul, da sind vier Punkte möglich“.

Foto von Gunnar Rosenow
Foto von Gunnar Rosenow

Ein realistisches sportliches Ziel für Svante ist: „sehr lange in Rostock Basketball spielen“. Und mit der zweiten Mannschaft bis in die Pro B aufsteigen. Zusätzlich zu seinem Sport studiert er an der Uni im sechsten Semester. „Dank Kooperationsvertrag klappt das sehr gut“, freut er sich.

So kann der junge Mann von der Waterkant in seiner Heimatstadt Basketball mit beruflicher Zukunft gut verbinden und natürlich genießen, dass er nur über die Warnow-Brücke gehen muss – und schon ist er fast da, wo andere Urlaub machen. Am Strand von Warnemünde. Meint es die Sonne nicht ganz so gut, wartet immer noch die Rostocker Heide auf Svante und seine Spaziergänge mit dem Hund.

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JJ

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Weitere Informationen: https://seawolves.de/rostock-seawolves-2022-2023/

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Foto Startseite: Stefan Junghanns

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