Team, Team und nochmal Team

Nicole Brochlitz, Foto: Inas Schulz

Der Klassiker. Die kleine Schwester ging vor ca. zwölf Jahren mit dem großen Bruder zum Basketball spielen. Schon damals war für Nicole Brochlitz neben dem „Spaß mit Freunden“ wichtig, „in einem Teamsport“ angekommen zu sein.

Die Dresdenerin fand von Beginn an in der Nachwuchsabteilung des BC Ottendorf-Okrilla „Defense gut“, sie wusste, dass „Offense aus Defense wächst und nur beides geht“, erfreute sich spitzbübisch an „Korblegern nach einem Steel“.

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„Spaß hat, wer sich was traut“

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Die mittlerweile Aufbauspielerin beim Bundesligisten TK Hannover sieht sich mit ihren 1,70 Meter Körpergröße „relativ klein“ und direkt unterm Korb den großen Akteurinnen gegenüber deplatziert. Deshalb wählt sie oft die Option des Distanzwurfes und trifft für drei. „Gerne steuere ich aber auch weiter aufs Brett zu“, ergänzt sie, „stoppe ab und werfe – oder ich schließe per Korbleger ab“.

Angst vorm Wurf (der auch daneben gehen kann), kennt sie nicht: „Spaß hat nur, wer sich was traut! Werfen gehört zum Basketball, ich entscheide mich intuitiv dazu.“ 

Den Job als Pointguard umreißt Nicole so: „Den gegnerischen Pointguard verteidigen, stets die Übersicht behalten, passen.“ Und als Shootingguard „selber viel werfen und Würfe für andere kreieren“.

Dann taucht es wieder auf – das Wort Team. „Körbe erzielen wir als Team, wenn wir uns verstehen, den Ball gut bewegen“.

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„Individuelle Stärken zusammenführen“ 

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Wohl deshalb ist ihre Meinung zu den Egozockern im Mannschaftssport sehr deutlich: „Prinzipiell sollte es die nicht geben. Ein Team sollte seine individuellen Stärken zusammenführen, so dass es als Einheit gut funktioniert. Mit Egozockern funktioniert das eher nicht, da sie meist selber herausstechen wollen.“ 

So nimmt es nicht wunder, dass die junge Frau auf die Frage, was sie als Zuschauerin an ihrem Sport fasziniert, unter anderem antwortet, dass sie interessiert: „Wie spielen sie zusammen?“ Ebenso, wie Kolleginnen die Aufgaben auf ihrer Aufbau-Position lösen, wie die einzelnen Skills im Kollektiv zusammenwachsen. „Gute Teams“, sagt sie, „faszinieren gemeinsam!“

Nach dem speziellen Reiz von Basketballmatches gefragt, der entsteht, wenn Mannschaften, die zwischenzeitlich haushoch hinten liegen, ebenso haushoch gewinnen können, stimmt Nicole Brochlitz zu: „Ein Spiel ist niemals zu Ende, bevor 40 Minuten Spielzeit vorbei sind. Es ist nicht  ausrechenbar und dadurch immer spannend.“

Vorbilder direkt hat die 19jährige nicht. Kelsey Christine Plum (1,73 m groß, ist Pointguard in der WNBA) oder Suzanne Brigit „Sue“ Bird (1,75 m groß, war Pointguard und USA-Nationalspielerin) nennt sie dennoch. „Sie sind bzw. waren individuell stark und Teamplayerinnen!“

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„Wer zusammen hält, fällt nicht auseinander“

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In Hannover weiß Nicole sich in einer aktuell sehr starken Mannschaft (souverän Platz 1 in der DBBL und Pokalsiegerinnen). „Wir halten gut zusammen, fallen dadurch nicht auseinander“, freut sie sich, „wir trainieren extrem hart“.

„Extrem hart?“

„Ja, durch viele Spielformen. Half-Court-Games… Full-Court-Games… Das ist doppelt anstrengend – physisch und psychisch. Wir trainieren zwei Mal pro Tag.“ Profibedingungen. „In den Spielen zahlt sich das aus!“

Ein kräftiger Rückenwind in den Matches weht stets in der Sporthalle Birkenstraße in Hannover. „Wir haben viele Zuschauer, sind oft ausverkauft“, setzt die Spielerin zur Laudatio auf die Fans an, „wir werden von der Atmosphäre getragen! Das hilft in schwierigen Situationen, das Ganze wird leichter.“ Nicole und ihre Mitstreiterinnen bekommen das, bei allem Einsatz und bei aller Konzentration auf dem Parkett, durchaus mit und messen ebenso der Aktivität der Cheerleader eine große Bedeutung zu. 

Sitzt sie (als junge Spielerin) zwischenzeitlich auf der Bank, feuert sie das Team mit an. „Weil wir immer perfekt auf die Gegnerinnen vorbereitet sind“, sagt sie, „muss ich in dieser Zeit nicht großartig analysieren, kann einfach nur mit den Mädels mitfiebern und mitgehen.“

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„Jedes Land hat eine andere Basketballkultur“

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In die Zukunft blickend möchte Nicole Brochlitz erstmal in der heimischen ersten Liga bleiben. 

Und dann?

 „Erfahrungen im europäischen Ausland sammeln.“

Warum?

Nicole (r.) in Aktion, Foto: Stefan Kraft

„Jedes Land hat eine andere Kultur, das Land selber, der Basketball dort. In Frankreich zum Beispiel genießt unser Sport eine ganz andere Wertschätzung.“

In deutschen Nachwuchsteams hat die Dresdnerin schon einiges an internationaler Erfahrung gesammelt. „Letztes Jahr waren wir Vierte bei der U18 Europameisterschaft“, zeigt sie sich zu Recht stolz (hinter den üblichen Verdächtigen Spanien, Frankreich sowie Litauen), „und wir hatten unsere Chancen, waren dicht dran!“

Aktuell laufen in Form von Lehrgängen die Vorbereitungen auf die U19 Weltmeisterschaft in Madrid. „Ich habe richtig Lust“, ist Nicole voller Vorfreude und Spannung, „wir können als Team gut miteinander.“

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„Im Herzen Dresdnerin“

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Allerdings… egal wo, ob in Hannover, zwischenzeitlich in Chemnitz oder bei Einsätzen in europäischen Metropolen, im Herzen ist und bleibt die junge Frau Dresdnerin. Da gerät sie so richtig ins Schwärmen. „In der Altstadt gibt es viel zu sehen“, setzt sie an, „Zwinger, Brühlsche Terasse, Semperoper, Frauenkirche… jenseits der Elbe den Goldenen Reiter…“

Ihr Lieblingsplatz sind die Elbwiesen. „Da, in der Sonne liegend, kann ich das Altstadtpanorama bewundern.“ In Dresdens Neustadt sieht sie „viele Angebote speziell für junge Leute“. Und, in dieser Aufzählung zwar zuletzt, in Nicoles Herzen indes zuerst, verbindet sie mit ihrer Heimatstadt das Wichtigste, ihre Familie.

Wahrscheinlich ist auch die, da kommen wir zum Ausgangspunkt zurück und schließen den Kreis des roten Fadens, ein Team 😉

JJ

Weitere Informationen: https://tkh-basketball-damen.de/ 

Foto Startseite:  Stefan Kraft

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