Louisa – Humor und das Loslassen vom Perfektionismus

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Louisa Laux
Louisa; Foto von Kamil Nawrocki

Als ich am letzten Februartag des Jahres 2023 aus dem Haus ging, roch ich den Winter: Schnee, leichter Frost, klare Luft. In solchen Momenten beschleichen mich (Kindheits)-Erinnerungen und spezielle – in dem Fall sehr angenehm-frische – Gefühle.

Eine halbe Stunde danach sprach ich mit der Schauspielerin Louisa Laux. Sie wiederum spürt, wenn sie das Haus verlässt, „nasse Erde und Tau“ und findet das „beruhigend“. Und vor allem weiß sie, dass sie gleich bei ihrem Pferd ist.

Schauspielerin. Pferdeliebhaberin. Für Louisa ist es unter anderem ein Traum, dass beide Leidenschaften mal zusammenfinden. Der Reihe nach:

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Die Schulzeit („auf jeden Fall kreativ“)

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Die junge Frau aus dem Rheinland wollte schon in der Kindheit „auf jeden Fall kreativ“ sein. Auf meine Frage hin, ob sie schon als kleines Mädchen den Küchentisch als Bühne nutzte, mit der Haarbürste als Mikrofon in der Hand, lächelt Louisa bestätigend: „Tatsächlich, so ungefähr war`s!“

„Tanzgarde, Malen… das volle Programm…“, schaut sie zurück. In der Abi-Zeit entschied sie sich unter den verschiedenen Angeboten für die Schauspielgruppe. „Ich wollte das Handwerk verstehen“, begründet sie, „die Techniken kennenlernen“.

Da sich Louisa einen Beruf mit täglichem Weg in ein Büro so gar nicht vorstellen konnte, war klar: Ausbildung zur Schauspielerin. Sie bewarb sich an Schauspielschulen und schlug die Warnungen bezüglich der „brotlosen Kunst“ in den Wind.

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Schauspielschulzeit (manchmal: „was mache ich hier?“)

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An der Internationalen Akademie für Filmschauspiel bekam die 1,73 große Frau jenes Handwerk dann umfassend vermittelt. Meine Erfahrungen als zeitweiser Nachbar einer Schauspielschule (undefinierbare, seltsame Geräusche aus offenen Fenstern), verbunden mit der Frage `was treiben die da?‘ kann sie bestätigen: „Fachabhängig fragte ich mich schon manchmal, was ich hier eigentlich mache. Wenn wir mit Tönen irgendwas verkörperten, stöhnten…“

Anfangs war das für Louisa neu, eigenartig. „Im Alltag wollen wir alle nicht schwach sein“, erklärt sie, „dazu war ich schüchtern, eher introvertiert, unsicher, stellte mir die Frage, wie ich ankomme bei den anderen. Ich musste raus aus meiner Komfortzone, alles ausblenden, um mich fallen lassen zu können“.

Auf meine Frage, ab wann sie sich als Schauspierin fühlt(e), verweist sie auf einen „schleichenden Prozess“, der während der Ausbildung an der Internationalen Akademie für Filmschauspiel ablief. „Nachdem ich nach und nach das Handwerk der Schauspielkunst verinnerlicht hatte, in der Rollenvorbereitung wie vor der Kamera, war es so weit. Schauspielerin sein ist für mich keine Frage eines Abschlusses bzw. Diploms oder von gespielten größeren Rollen, sondern ein Gefühl.“

Louisa Laux, Schauspielerin
Louisa, Foto von Hannah Zückler

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Die Faszination („keine Grenzen“)

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„Zu jeder Zeit jeder Mensch sein können…“, beginnt Louisa Laux ihre Laudatio auf den Schauspielerinnenberuf, „… unabhängig von meiner Realität. Ich kann mich in einer Fantasiewelt in Fabelwesen verwandeln, das Leben in längst vergangener Zeit nachvollziehen. Das ist meine Faszination.“

Die junge Frau mit den blau-grünen Augen möchte „Geschichten erzählen und nachempfinden, die sonst niemand wahrnimmt“. Und sie möchte „aufklären“.

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Zwischen „und bitte“ und „danke“

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„Das Gefühl in mir und was dann passiert, wenn der Regisseur ‚und bitte!‘ sagt, basiert auf einer Entwicklung“, fasst Louisa zusammen, „ich bin eine Perfektionistin, war deshalb anfangs unsicher. Ich wollte mir keine Fehler erlauben, fürchtete einen Text-Hänger, das kam steif rüber… Das habe ich abgelegt!“

Und: „Gut vorbereitet war ich nicht mehr zu verkopft, konnte loslassen, den Moment genießen.“

Zu einem völlig anderen Menschen wird die Schauspielerin in ihrer Rolle indes nicht. „Es ist und bleibt mein Körper, alles was ich spiele, kommt aus mir heraus“, beginnt sie die Erläuterung und schließt ab: „Ich bin ich selbst, ich spiele nicht mich selbst“.

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„kommt drauf an“

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Ist die Szene abgedreht, kommt es, wie Louisa Laux sich dann fühlt, „drauf an“. „Das hängt von der Rolle ab“, plaudert sie aus dem Nähkästchen und berichtet vom Dreh zu einem noch nicht fertigen Kurzfilm, der während ihrer Ausbildung stattfand. „Die Geschichte passiert im Mittelalter, es geht um Hexenverbrennungen. Diese Rolle habe ich tagelang mit mir rumgeschleppt. Es war anstrengend, ich war müde… schlapp… Sechs Stunden am Stück Panik und Angst spielen…“

Die junge Frau weiß Abhilfe. „Ich schüttele den Körper. Tanze herum.“ Das hilft ihr.

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Atmosphäre

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Louisa schätzt ein „harmonisches Miteinander“ unter Kolleginnen und Kollegen als „immer gut“ ein. Gegenseitiges Vertrauen ist ihr wichtig. Besonders für das Sich-fallen-lassen. „Zu sehr“ möchte sie sich dennoch nicht beeinflussen lassen. „Auch wenn das Gegenüber nicht den besten Tag hat, muss ich da sein.“

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Louisa Laux
Louisa; Foto von Hannah Zückler

Louisa und ihr Humor

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„Humor ist für mich eine wunderbare Möglichkeit, mit anderen zu connecten“, antwortet sie auf meine Bitte, „ich finde, wenn man den selben Humor teilt, fühlt man sich automatisch wohler miteinander. Gerade, wenn man am Set auf fremde Menschen trifft, baut das, finde ich, gleich eine Brücke zueinander.“

Und weiter: „Ich lache auch gerne und viel über mich selbst, vor allem, da ich manchmal tollpatschig bin. Ich denke, wenn man nicht über sich selbst lachen kann, geht einem viel verloren.“

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Drei Fragen

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Wie schaffst du „emotionale Direktheit“?

„Zuerst muss ich die Person vor mir (Kollegin/Kollege) annehmen, den Moment mitnehmen; das, was vorgeht, pur verstehen, aufnehmen und darauf reagieren. Ich darf nichts erzwingen. Emotionen heiße ich willkomen und arbeite damit.“

Wie arbeitest du mit deinem persönlichen Hintergrund?

„Ich kenne meine eigenen Triggerpunkte, frage mich, wie ich reagieren würde. So finde ich meine Anhaltspunkte. Nur aus mir selbst kann ich realistisch schöpfen.“

Wie lernst du, in deinem Spiel Risiken einzugehen?

„Zunächst mal will die Perfektionistin in mir alles richtig machen. Weil ich inzwischen weiß, dass Scheitern nicht negativ ist, lasse ich auch mal los. Das bringt mich weiter und es entstehen spannende Dinge.“

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Gute Seiten, schlechte Seiten

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Beim Anschauen von Louisas Showreel und auch auf den ersten Blick offenbaren sich einige Facetten dessen, was sie kann. Comedy zum Beispiel. Die junge Gutaussehende… die Verführerin… die Rivalin… Mag sein, dass für ihre Besetzung im Hexen-Milieu die roten Haare eine gewisse Rolle gespielt haben mögen.

Louisa Laux, Schauspielerin
Louisa, Foto von Hannah Zückler

Vor der vielleicht in unserem Land besonders berüchtigten Schublade fürchtet sie sich nicht. „Um aus einer Schublade rauszukommen, musst du sie erstmal füllen“, weiß sie und ist „dankbar für jede Rolle“.

„Keine ähnelt der anderen“, schätzt sie ein…, „… zehn Mal das gleiche Klischee – zehn Mal eine andere Rolle“. Ebenso schrecken die junge Schauspielerin (Abschluss der Ausbildung im Herbst 2022) die bösen bis ekeligen, abstoßenden Figuren nicht.

„Mich reizt das Unbekannte“, zeigt sie sich neugierig wie selbstbewusst gleichwohl. Und: „Jeder hat gute und schlechte Seiten. Die schlechten will ich nicht wegschieben, ich muss tiefer in mir graben, die eigenen Schattenseiten erkennen. Ich forsche nach: Warum ist der Mensch so geworden?“

Auf Dauer sieht sich Louisa eher in Film und Fernsehen, nicht so sehr auf der Bühne. Zwischen den Zeilen erfahre ich, dass dabei wohl auch ihre Neigung zum Perfektionismus mitmischt.

„2000 Leute im Theater sehen einen möglichen Fehler. Am Filmset drehen wir nochmal…“ Die Zukunft weiß, wohin die Reise geht und die junge Frau verspürt durchaus eine gewisse Lust auch auf diese Herausforderung.

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Schauspielerinnentraum

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Meist erfahre ich auf meine Traum-Frage wenig konkretes. Von Louisa aber doch: „Als Leseratte mag ich Fantasy. Eine Elfe, Fee, Hexe würde ich gerne verkörpern. In meiner Kindheit und in meiner Familie spielte diese Faszination immer eine Rolle. ‚Der Wind zwischen den Blättern sind die Elfen‘, erzählte meine Oma“.

Die „Der Hobbit“ Filme oder die Netflix-Serie „The Witcher“ sind bekannte Beispiele. Streifen, die im Mittelalter spielen, aus anderer Zeit historisch sind, oder in denen das Zusammenspiel Mensch-Pferd wichtig ist, wecken ebenfalls ihr Interesse.

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Apropos Pferde

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Mit diesen Tieren hat Louisa tagtäglich zu tun. „Das ist ein Geschenk“, fasst sie zusammen und erklärt weiter: „sie reagieren empathisch.“

Louisa Laux
Louisa; Foto von Kamil Nawrocki

Die Tierliebhaberin erinnert sich an ein Beispiel: „Einmal habe ich mich in einer Situation, in der es mir nicht sooo gut ging, zu meinem Pferd in der Box ins Stroh gesetzt. Einfach nur so. Pferde sind Fluchttiere. Legt es sich neben mich, gehört sehr viel Vertrauen dazu. Dann legte es seinen Kopf in meinen Schoß…“ Für Louisa zeugen solche Momente von einer Augenhöhe zwischen Mensch und Tier.

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So schließt sich der Kreis

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Schön, wenn die Schauspielerin und die Pferdeliebhaberin sich vor der Kamera treffen. Zum Beispiel.

Noch wichtiger ist ihr indes: „Ich will nicht als Louisa Laux faszinieren, nicht um meinetwillen, sondern mit meinem Schauspiel, mit meiner Kunst!“ Sie weiß: „Jede Rolle, die ich spiele, behält für immer einen Platz in mir.“

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Weitere Informationen : https://www.filmmakers.de/louisa-laux (mit interessantem Showreel)
oder: https://www.united-actors-management.com/louisa-laux

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Foto Startseite: Hannah Zückler

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