Immer wieder anders

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Andreas Frakowiak; Foto von Paul Zimmer

Andreas Frakowiak;
Foto von Paul Zimmer

Der Schauspieler Andreas Frakowiak erzählt uns hier und jetzt über sich und seinen Beruf. Beispielsweise von welchen Filmen, die er vor Jahren mal sah, er nach wie vor Alpträume bekommt oder was in seinem Job immer wieder anders ist.

Der 1,84 Meter Mann aus Berlin erzählt uns auch, was passiert, wenn ein Zacken aus dem Zahnrad bricht sowie vom A und vom O des Schauspielerberufes. Und er erzählt uns, wie er zu diesem Beruf kam.

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„Es ist wirklich sehr interessant, wie ich Schauspieler geworden bin“

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JJ: Andreas, erzähle bitte mal über die Faszination Theater, aus deiner ganz persönlichen Sicht.

Andreas Frakowiak: Theater heißt für mich die Sau raus lassen. Es ist einfach wunderbar, wie ich mich dort gehen lassen kann, Zeit habe zum rumexperimentieren, gerade an einer Bühne wie der Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz in Berlin, wo ich 2008 bis 2012 zum festen Ensemblestamm gehörte.

Faszinierend ist, dass wir immer wieder dasselbe spielen, es jedoch von Aufführung zu Aufführung immer wieder anders ist. Es ist nie gleich, was auch gut ist, denn auf der Bühne stehen wir Schauspieler als fungierende Menschen, wir sind keine Roboter.

JJ: Wie anders ist für dich die Faszination Kamera?

Andreas Frakowiak: Bevor ich mit der Schauspielerei begann, war mir der Unterschied gar nicht so bewusst gewesen. Umso erstaunter war ich in meinem ersten Camera-Acting-Kurs, wie unnatürlich die Schauspieler rüberkamen, die im Theater-Modus unterwegs waren. Ich finde es bis heute unglaublich, wie wenig wir vor der Kamera machen dürfen.

Der kleinste Versuch, etwas zu spielen, wird sofort als unnatürlich und übertrieben enttarnt. Mit dem Schauspiel von der Bühne hat das nichts zu tun. Der Spruch „weniger ist mehr“ passt hier wie die Faust aufs Auge. Ich liebe es einfach und mir ist es gelungen, den Spagat zwischen Kamera und Bühne zu schaffen.

JJ: Egal ob am Set oder auf der Bühne, was geht in den Momenten in dir vor, wenn du in die Rolle musst (kurz davor, währenddessen, danach)? Wer bist du, was fühlst oder denkst du?

Andreas Frakowiak: Diese Momente sind wirklich nicht einfach zu beschreiben, ich versuche es mal: Ich bin in der Rolle drin. Spiele ich einen Artisten, dann bin ich auch der Artist. Ich fühle Aufregung, Anspannung, gehe schnell noch meinen Text und die Haltung durch. Die Aufregung gilt es dann in positive Energie umzuwandeln.

Andreas Frakowiak; Foto von Paul Zimmer

Andreas Frakowiak;
Foto von Paul Zimmer

Währenddessen ich spiele, bin ich voll drin, ich bemerke keine Zuschauer und kein Set-Team, die Aufregung ist jetzt nicht mehr da und ich denke nicht mehr großartig nach. Danach fällt die Anspannung ab und ein tiefes Gefühl der Zufriedenheit und Glückseligkeit breitet sich in mir aus.

JJ: Wie wichtig sind dabei die Kolleginnen/Kollegen?

Andreas Frakowiak: Sehr wichtig. Was ich energiemäßig oder haltungstechnisch vom Kollegen bekomme, kann ich ihm zurückgeben, kommt da wenig, wird auch von mir weniger kommen. Umgekehrt ist das natürlich genauso. Das ist wie bei einer Zahnradkonstruktion. Bricht ein Zacken raus, funktioniert das Ding nicht mehr.

JJ: Beeinflussen dich Tagesform, Publikum, irgendwelche äußere Widrigkeiten?

Andreas Frakowiak: Also, die Tagesform ist, glaube ich, nicht nur bei mir schwankend. Allerdings muss ich sagen, dass es auf meine schauspielerischen Fähigkeiten bisher keinen Einfluss hatte. Wenn ich auf der Bühne oder vor der Kamera stehe, dann gibt es für mich keine zu hohe Temperatur, keinen Liebeskummer, keine Geldsorgen oder ähnliches.

Ich bin dann jemand anderes, der diese Sorgen nicht hat. Nein, ich kann wirklich eiskalt behaupten, das einen Einfluss auf mein Spiel nur das Team hat, aber weitere äußere Einflüsse nicht.

JJ: Ich hatte nie Schauspielambitionen, aber wenn, dann den Robin Hood oder den Wilhelm Tell – und am liebsten am Meininger Theater oder in Dresden. Was, wen, wo, mit wem möchtest du gerne mal spielen? Und warum?

Andreas Frakowiak: Da sag ich ganz schnell wie aus der Pistole geschossen: Axel Prahl. Der Typ ist einfach ’ne coole Socke. Ich mit ihm als Kommissar-Duo: EIN TRAUM! Seit ich den das erste Mal im Fernsehen sah, in „Halbe Treppe“, hatte ich gleich ein Gefühl, das mit ihm und mir, das könnte gut passen. Ich hoffe, dass die Zukunft uns noch zusammenführen wird. Im Theater liebe ich übrigens Peer Gynt von Ibsen.

JJ: Blicken wir jetzt mal zurück, wann war die klar, dass Schauspieler EIN Beruf ist und wann wusstest du, dass es DEIN Beruf ist? Gibt es eine Geschichte dazu?

Andreas Frakowiak: Es ist wirklich sehr interessant, wie ich Schauspieler geworden bin. Ich war bis 2002 Verkäufer im Einzelhandel und hatte im Prinzip mit Schauspielerei nichts zu tun, war aber regelmäßiger Film- und Serienkonsument. Ich hatte gleich mehrere Lieblingsserien und sah bei einer eine Schauspielerin, von der war ich der absolute Fan und beschloss: Diese Frau muss ich kennenlernen. Aber wie sollte das gehen?

Die Serie wurde in Berlin produziert, also beschloss ich, mich dort als Komparse anzumelden, hintergründig in der Hoffnung, sie kennenzulernen. Ich war dann dreimal Komparse dort, hatte aber Pech, sie war an keinem der drei Drehtage da. Aber weil ich schon mal da war, fiel mir auf, dass Komparserie echt langweilig war und man bekam auch nicht das gute Essen wie die Schauspieler…

Da kam ich auf die Idee, die Produktionsfirma anzuschreiben mit der Bitte, mir ein Casting für eine Haupt- oder Nebenrolle anzubieten. Das Ziel war klar: Mehr Kamerapräsenz, mehr Geld, besseres Essen und die Schauspielerin kennenlernen. Ein perfekter Plan, wie ich fand.

Andreas Frakowiak; Foto von Paul Zimmer

Andreas Frakowiak;
Foto von Paul Zimmer

Die Produktionsfirma schrieb mir dann auch tatsächlich zurück. Sie meinte allerdings, dass für Haupt- und Nebencast nur gelernte Schauspieler in Frage kommen und gab mir den Rat, eine Schauspielausbildung zu beginnen. Gar nicht groß drüber nachgedacht, tat ich Ahnungsloser das dann auch und kam nach meiner Schauspielausbildung gleich an der Volksbühne in Berlin unter.

Der Clou an der Geschichte kam noch. 2010 habe ich die besagte Schauspielerin auf Facebook angeaddet. Habe ihr aber nichts geschrieben, weil ich sie ja nicht kenne und es ist etliche Jahre her. Dafür schrieb sie mir dann!!! Sie würde mich gern mal kennenlernen. Mir ist die Kinnlade runtergeklappt. Und wir haben uns auch tatsächlich getroffen und sind seither befreundet.

Sie kennt die Geschichte übrigens und fand es lustig, da es ihr mit einem anderen Schauspieler, den ich wiederum kannte, ähnlich erging. Puh, ja das war die ganze Geschichte, wie ich zum Schauspiel kam und ich bereue bis heute nichts.

JJ: In den 80ern, also verdammt lang her, habe ich mit einigen hundert Menschen im Kino bei „Einer flog über das Kuckucksnest“ gelacht und geweint. Danach musste ich erstmal draußen sitzen und sacken lassen, obwohl eher Eile geboten war. Kennst du das? Gibt es für einen Film oder eine Theateraufführung, die das mit dir machten?

Andreas Frakowiak: Oh mein Gott, ich habe eher Alpträume in Erinnerung von „Alien“ oder von „Der weiße Hai“. Ich weiß noch, dass ich mich eine Zeit lang nicht weit ins Meer getraut habe und in jeder dunklen Ecke einen Außerirdischen vermutete. Ich kann mich aber auch an „Ghost – Nachricht von Sam“ erinnern. Ich weinte damals wie ein Schlosshund und finde den Film heute noch unglaublich rührend.

JJ: Andreas, aus meiner ganz persönlichen Sicht macht den Unterschied zwischen „na ja“ und „überwältigend“, ob ein Schauspieler seine Rolle so spricht wie ein Schüler, der ein unverstandenes Gedicht aufsagt, oder so, als lebe er sie gerade wirklich. Wie geht es dir diesbezüglich? Was ist entscheidend für Echtheit? Wie wichtig sind Stimme und Sprache?

Andreas Frakowiak: Echtheit ist das A und O. Bin ich in der Rolle drin, denke ich wie die Rolle, dann werden auch Stimme und Sprache passen. Das hängt natürlich mit der Rollenvorbereitung zusammen. Bloß den Text auswendig lernen reicht einfach nicht aus, weil du die Rolle dann nicht gegriffen hast und sie lebst.

Natürlich muss man auch sagen, dass das Talent von Schauspielern auch entscheidend ist. Es gibt Sachen, die kann man nicht erlernen, die sind einem einfach gegeben.

JJ: Was liegt demnächst beruflich an?

Andreas Frakowiak; Foto von Paul Zimmer

Andreas Frakowiak;
Foto von Paul Zimmer

Andreas Frakowiak: Es gibt ein paar interessante Projekte, da darf ich aber noch nichts verraten, beziehungsweise ist es noch nicht ganz spruchreif.

JJ: Was kannst du über „Get Lucky – Sex verändert alles“ verraten?

Andreas Frakowiak: „Get Lucky – Sex verändert alles“ ist eine äußerst witzige Jugendkomödie, die im September in die Kinos kommt. Es waren wunderbare Drehtage an der Ostsee, auf Norderney und im Zug. Ich spiele dort den Donutmann, ist allerdings kein Mann, der Donuts verkauft. Die Erklärung, was Donutmann bedeutet und die nackten Tatsachen, gibt es im Film. Ich kann einen Kinobesuch nur empfehlen.

JJ: Danke.

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Weitere Informationen: Profil von Andreas auf der Agenturseite

Foto Startseite: Paul Zimmer

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