Die Annäherung an einen Charakter

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Iris Nicole De Riz; Foto von Paul Zimmer

Iris Nicole De Riz;
Foto von Paul Zimmer

Iris Nicole De Riz arbeitet (nach Absolvieren der TRANSform Schauspielschule in Berlin 2008 bis 2012) als Schauspielerin, hat an der Schweizerischen Ballettberufsschule von 2003 bis 2007 eine Tanzausbildung durchlaufen und ist zudem als Model in Aktion. Wenngleich sie in allen drei Leidenschaften die Möglichkeit sieht, sich auszudrücken, erkennt sie Unterschiede.

Welche, das unter anderem erzählt uns die 1,73 Meter große Berlinerin, die während ihrer Ballettausbildung dafür bekannt war, alle Tanzlehrer zu parodieren („Es wurde sehr viel gelacht“), hier und jetzt:

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„…ungeheure Disziplin, Willenskraft, Energie und Leidenschaft für eine Kunst…“

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JJ: Iris Nicole, erinnerst du dich an den Moment, in dem du dachtest: „Ich werde Schauspielerin“? Wenn ja, erzähle mal bitte.

Iris Nicole De Riz: Ich habe schon als Kind meine Leidenschaft für die Schauspielerei entdeckt. Ich habe es geliebt, meine Familie mit kleinen Einlagen zu unterhalten. Besonders großen Spaß hatte ich auch immer daran, Menschen zu parodieren beziehungsweise zu imitieren.

Für mich stand schon, als ich acht Jahre alt war, fest, dass ich unbedingt Tänzerin werden möchte. Das war meine ganz große Leidenschaft.

Als ich nach meiner Tanzausbildung einen Trainingsunfall erlitt, stand für mich sofort fest, dass ich jetzt die Schauspielschule besuche. In diesem Moment betrachtete ich es als sehr großes Glück, eine zweite große Passion zu haben und dadurch bin auch nach dem Unfall nicht in ein großes Loch geraten.

JJ: Unabhängig davon, was für eine Vorstellung vom Beruf der Schauspielerin hattest du als Kind oder als Jugendliche? Fernab der Realität oder nah dran?

Iris Nicole De Riz; Foto von Christian Zier

Iris Nicole De Riz;
Foto von Christian Zier

Iris Nicole: Ich habe als Kind schon verstanden, dass es beim Schauspiel darum geht, in andere Charaktere zu schlüpfen und habe mich leidenschaftlich gerne darin versucht, diverse Menschen zu imitieren. Dass es beim Schauspiel um wahrhaftig durchlebte Emotionen geht und darum, sich Charaktereigenschaften einer Figur anzueignen und dass dies eine Rolle erst glaubwürdig macht, habe ich aber erst später verstanden. Das habe ich tatsächlich erst begriffen, als ich mich intensiv mit dem Schauspiel auseinandergesetzt habe.

JJ: Worin besteht jetzt deine ganz persönliche Faszination Schauspiel? Wenn du zuschaust, wenn du selbst spielst?

Iris Nicole: Mich hat schon immer die Wahrhaftigkeit guter Schauspieler fasziniert, wenn ich voll und ganz mit fiebern kann. Ich finde es wahnsinnig spannend, sich einem Charakter anzunähern und sich in eine Figur hineinzuarbeiten.

Ich habe dadurch die Möglichkeit, immer wieder aufs Neue viel über mich selbst zu lernen, gerade wenn ich für eine Rolle an Emotionen oder vergangene Erlebnisse rankommen muss, die ich eventuell verdrängt habe.

JJ: Was passiert in dir/mit dir während der entscheidenden Momente – wenn dein Stichwort fällt oder der Regisseur „und bitte“ sagt und du in die Rolle schlüpfen musst/willst/darfst?

Iris Nicole: Für mich beginnt der Prozess, in die Rolle zu gehen, schon lange vor dem „und bitte“. Ich gehe schon zu Hause in mich und versuche, die Rolle zu finden.

Ich bin dann den ganzen Tag sehr konzentriert und mag keinerlei Ablenkung. Wenn alle Szenen abgedreht sind, beziehungsweise der Tag vorbei ist, beginne ich, mich zu entspannen, die Konzentration loszulassen und wieder nur Iris Nicole zu werden.

JJ: Wie wichtig oder entscheidend sind dabei die Kolleginnen und Kollegen; beeinflussen sie dich?

Iris Nicole: Die Spielpartner oder Kollegen sind von großer Bedeutung, ich bin immer auf ihre Impulse und Reaktionen angewiesen und nur so gut wie mein Partner. Es ist schwieriger, auf etwas zu reagieren oder es sogar mitzuspielen, das nicht vorhanden ist. Beim Schauspiel geht es um emotionale Öffnung und eine positive Ebene mit den Kollegen hilft hier ungemein.

JJ: Wie weit ist Ballett für dich vom Schauspiel weg, Iris Nicole; sind das zwei verschiedene Berufe; spielst du, wenn du tanzt, auch eine Rolle?

Iris Nicole De Riz; Foto von Christian Zier

Iris Nicole De Riz;
Foto von Christian Zier

Iris Nicole: Ballett ist natürlich auch eine wunderbare Art, mich auszudrücken und sicher hilft einem als Tänzer schauspielerisches Talent weiter. Es geht aber nicht so in die Tiefe und an die emotionale Substanz (je nach Rolle) wie beim Schauspiel.

JJ: Was macht dir Spaß am Modeln? Was oder wer ist für dich schön, müssen Models schön sein?

Iris Nicole: Beim Modeln liegt der Fokus auf Äußerlichkeiten. Es geht in erster Linie darum, Ästhetik zu vermitteln, was ja im Schauspiel völlig fehl am Platz ist. Man könnte es auch als „oberflächlicher“ beschreiben. Aber, da ich eine große Kameraaffinität besitze und es einfach liebe vor der Kamera zu agieren, macht mir das Modeln sehr großen Spaß.

Schönheit liegt meines Erachtens nach immer im Auge des Betrachters und kommt, so abgedroschen es jetzt klingen mag, zum großen Teil von innen. Ausstrahlung und Aura sind etwas, das sehr wenig von rein äußerlichen Kriterien abhängt.

Aalglatte Symmetrie finde ich nicht besonders spannend. Viele Models zeichnet eine gewisse Einzigartigkeit des Typus aus und sie werden von der breiten Masse nicht unbedingt als schön empfunden.

JJ: Iris Nicole, manche Kolleginnen von dir haben bewusst zuerst Tanz studiert, um dadurch die bessere Körperbeherrschung für den späteren Schauspielberuf zu haben; andere meinen, dass zu viel Tanztraining, besonders Ballett, kontaproduktiv sein kann. Was ist deine Erfahrung?

Iris Nicole: Ich habe Tanz aus meiner inneren Leidenschaft heraus studiert. Meiner Meinung nach ist es nicht die Entscheidung von „ich will tanzen“, sondern „ich muss tanzen“.

Ich weiß, dass einige der Meinung sind, dass das strenge Bewegungskorsett eines Balletttänzers nicht die nötige Durchlässigkeit eines Schauspielers zulässt, was nur bedingt anfangs der Fall sein mag. Ich selbst bin aber der Meinung, dass die ungeheure Disziplin, Willenskraft, Energie und Leidenschaft für eine Kunst einem dann sehr zu Gute kommen, zumal man die für einen Schauspieler unabdingbare Körperspannung, Präsenz und Energetik mitbringt.

JJ: Jetzt hast du mal eben einen Wunsch frei: Wen, was, wie, wo, mit wem möchtest du gerne (schau)spielen?

Iris Nicole: Ich durfte in der Vergangenheit mit Markus Majowski und Oliver Korittke zusammen arbeiten, was mir große Freude bereitet hat. Für die Zukunft wünsche ich mir viele weitere tolle Herausforderungen.

Iris Nicole De Riz; Foto von Hannes Caspar

Iris Nicole De Riz;
Foto von Hannes Caspar

JJ: Und zum Schluss nochmal ein bisschen zurück zur ersten Frage: Warst du als Kind schon die in der Mitte des Kreises, die mit den Hauptrollen in der Theater AG, die auf Omas Küchentisch als Bühne?

Iris Nicole: Als Kind fing alles damit an, dass ich, wenn mein Vater am Wochenende klassische Musik gehört hat, wie wild durchs Haus getanzt und gerannt bin. Ich habe es auch geliebt, wenn meine Eltern Besuch hatten, mich zu verkleiden und habe mir dann immer Geschichten ausgedacht, in die ich andere Kinder integriert habe. Ich war generell ein sehr kreatives Kind und habe dies auch beim Basteln, Backen und Malen zum Ausdruck gebracht.

JJ: Danke.

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Weitere Informationen: Iris Nicole bei filmmakers

Foto Startseite: Christian Zier

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