Ein Leben lang spielen

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Olivia Papoli-Barawati; Foto © Markus Rack

Olivia Papoli-Barawati;
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Olivia Papoli-Barawati ist Schauspielerin und Tänzerin mit einer abgeschlossenen Musicalausbildung. Ihre Muttersprachen sind Deutsch und Englisch.

Die in Osnabrück aufgewachsene junge Frau, die demnächst in Berlin lebt, erzählt uns hier und jetzt einiges über ihre beruflichen Leidenschaften und wie es dazu kam; genauso aber auch, was Humor und Glück für sie bedeuten, warum sie später auf den Philippinen alt werden möchte und was passiert, wenn wir sie mal eben zum Lachen bringen:

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„Wenn du mich zum Lachen bringst, dann hast du mich“

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JJ: Olivia, angeblich gibt es keine dummen Fragen; ich probiere es dennoch mal eben: Taxifahrer bringen Fahrgäste an den Ort ihrer Wahl, Chirurgen schippeln Gallenblasen raus, Kassiererinnen ziehen den Einkauf über einen Scanner und nehmen das Geld entgegen. Was machen Schauspielerinnen?

Olivia Papoli-Barawati: Aus meiner Sicht haben Schauspielerinnen die Möglichkeit, ihr Leben lang zu spielen. Wir können in andere Welten eintauchen und zum Beispiel die zuvor genannten Jobs kennenlernen und somit auch verkörpern. Eine Woche lang bin ich Kassiererin und die nächste vielleicht schon Taxifahrerin.

JJ: Warum hast du irgendwann mal den Entschluss gefasst: ich werde Schauspielerin? War das ein Moment, an den du dich erinnerst oder eher eine Entwicklung?

Olivia Papoli-Barawati; Foto © Markus Rack

Olivia Papoli-Barawati;
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Olivia: Das ist wahrscheinlich die meist gehörte Antwort einer Schauspielerin, aber für mich war es schon immer klar, dass ich spielen will. Es kam einfach nichts anderes für mich in Frage. Seit meiner Kindheit habe ich Filme geliebt und hatte schon immer das Bedürfnis, selbst vor der Kamera zu stehen.

JJ: Erzähle mal bitte über deine Musicalausbildung, einfach munter drauf los!

Olivia: Ich bin mit den darstellenden Künsten groß geworden. Meine Mutter war früher selbst Bühnentänzerin und hat nach ihrer Tanzkarriere schließlich in Osnabrück (wo ich aufgewachsen bin) ihre eigene Ballettschule gegründet. Aus eigenem Interesse fing ich dann mit fünf Jahren an, Ballett zu tanzen, was mich bis heute noch begleitet. Mit 16 entschied ich, mich für die Oberstufe am Tanzgymnasium Essen-Werden zu bewerben.

Auch wenn ich langfristig Schauspiel machen wollte, wusste ich, dass ich mich dort künstlerisch weiter entwickeln kann als in meiner Heimatstadt Osnabrück. Während des Abis habe ich mich dann gefragt: Was will ich denn jetzt eigentlich wirklich machen? Tanz oder Schauspiel? Oder eine Kombination?

Da ich mir das nicht wirklich beantworten konnte, habe ich mich parallel an Tanz- und Schauspielhochschulen beworben und dann gedacht, warum nicht Musical? Da kann ich während meiner Ausbildung eine Kombination aus Tanz, Schauspiel und Gesang lernen. Schließlich wurde ich an der Joop van den Ende Akademie in Hamburg für einen Stipendienplatz ausgewählt und absolvierte dort meine dreijährige Musicalausbildung.

Die drei Jahre waren eine sehr harte und intensive Zeit, in der ich sehr viel über den Beruf, aber vor allem auch über mich selbst gelernt habe. Ich wurde oft an meine körperlichen und psychischen Grenzen geführt und habe gelernt durchzuhalten.

Olivia Papoli-Barawati; Foto © Markus Rack

Olivia Papoli-Barawati;
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Durch verschiedene Umstände kam ich zum Entschluss, dass man am Ende sowieso allein da steht und lernen muss, auf sich selbst zu hören und sich lieben zu lernen. Ich hatte das Glück, einen geilen Jahrgang zu haben, der in den drei Jahren zu meiner Familie wurde. Wir haben uns gegenseitig gepusht und uns immer aufgefangen, als es zu viel wurde.

Ich glaube, dass in meiner künstlerischen Entwicklung meine Mitmenschen einen unglaublichen Einfluss auf meinen Output haben und bin sehr dankbar, diese zehn Personen und meine Dozenten drei Jahre lang an meiner Seite gehabt zu haben.

JJ: Du hast schon vor der Kamera agiert, Olivia, beziehungsweise drehst gerade, was passiert in dir oder mit dir in jenen Momenten, wenn der Regisseur „und bitte“ sagt und du in die Rolle musst? Wer bist du, wie fühlst du, was denkst du?

Olivia: Ich freue mich jedes Mal, wenn ich weiß, dass es losgeht. Vor jedem Take versetze ich mich körperlich und psychisch in meine Rolle, was ich mithilfe mehrerer Tools tue.

JJ: Wie wichtig sind in jenen Momenten Kolleginnen und Kollegen für dich?

Olivia: Da Schauspielen auf dem Prinzip von Aktion / Reaktion basiert, sind Kollegen selbstverständlich super wichtig. Aber im Endeffekt ist es egal, was sie dir geben, denn man muss lernen, das Angebot anzunehmen und spielerisch damit umzugehen.

JJ: Du sagst, dass du genau weißt, was du willst und gerade auf gutem Weg dahin bist; sind damit deine schauspielerischen Ambitionen gemeint? Wen, was, mit wem, in welchem Genre möchtest du gerne mal spielen?

Olivia: Das meine ich in dem Sinne, dass ich seit diesem Jahr durch eine Schauspielagentur (Red Carpet Actors) vertreten werde, so viele Weiterbildungen/ Workshops wie möglich reinquetsche und versuche geduldig zu sein, haha. Es gibt für mich nicht nur das eine Genre oder den einen Regisseur.

Olivia Papoli-Barawati; Foto © Markus Rack

Olivia Papoli-Barawati;
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Natürlich gibt es Träume, mal mit Regisseuren wie Wes Anderson und Tarantino zu arbeiten, aber zur Zeit bin ich einfach heiß auf drehen, drehen, drehen. Erfahrungen sammeln und so viel ausprobieren wie es geht.

JJ: Als ich dein „Über mich“ Video ansah, dachte ich mir so, ich solle dir mal eben die Humor-Frage stellen. Was ist für dich, wirklich aus deiner ganz eigenen Sicht, Humor?

Olivia: Humor ist für mich nicht zu definieren. Wenn du mich zum Lachen bringst, dann hast du mich.

JJ: Außerdem, Olivia, denke ich, dass du „Glück“ ganz gut definieren kannst. Ich dachte früher immer, als ich in deinem Alter war, das ist ein Zustand, der, wenn er einmal erreicht ist, immer oder zumindest sehr lange bleibt. Die Experten dagegen sagen: Pustekuchen, das sind immer nur Momente! Was sagst du?

Olivia: Glück ist für mich auch nicht zu definieren. Es gibt lang und kurz anhaltendes Glück.

Ich kann zum Beispiel von Glück sprechen, dass mich meine Familie und meine Freunde auf meinem Weg so unterstützen und immer für mich da sein werden. Ich kann auch von Glück sprechen, dass ich mir gleich eine Pasta mache und ins Meer springe.

JJ: Was bedeutet dir Tanz? Ist eine diesbezügliche Ausbildung gut und förderlich für eine Schauspielerin oder eher, besonders wenn es klassisches Ballet ist, kontraproduktiv?

Olivia: Tanz bedeutet für mich fühlen und ausdrücken. Letzte Woche habe ich noch jemandem gesagt, dass ich so dankbar dafür bin, diese Ausdrucksform als so natürlich zu verspüren. Ich wünschte mir, dass es in unserer Gesellschaft mehr verankert wäre, denn eigentlich tanzen wir alle den ganzen Tag, ohne es zu wissen.

Im Bezug auf Schauspiel glaube ich auch, dass es ein Plus ist. Je mehr du deinen Körper spüren kannst, desto besser kannst du dich mit deinem Geist in Verbindung setzen.

JJ: Was fühlst du, während du tanzt?

Olivia: Freiheit.

JJ: Olivia, hast du mal einen Film oder eine Theateraufführung mit Wow-Effekt gesehen; irgendwas, woran du wahrscheinlich in 20 Jahren noch denkst? Oder gibt es Schauspielerinnen oder Schauspieler, die das Wow immer wieder in dir erzeugen? Wenn ja, was haben solche Filme oder solche Kolleginnen/Kollegen, was andere nicht haben?

Olivia: Ein Schauspieler, den ich sehr bewundert habe, war Robin Williams, der gefühlt alle Emotionen so extrem bedienen und somit jegliche Gefühle in den Menschen auslösen konnte. Selbst wenn er einem Disney Charakter seine Stimme geliehen hat, war alles einfach nur auf den Punkt perfekt gespielt. So ein Timing sieht oder hört man selten.

JJ: Warum willst du irgendwann mal, in 100 Jahren, auf den Philippinen alt werden, Olivia; wegen der im Gegensatz zu uns erhaltenen Ursprünglichkeit, mehr Nähe zur Natur – oder ganz was anderes?

Olivia: Auf jeden Fall für die Nähe zur Natur. Aber auch, weil das Volk so warm und herzlich ist, dass man nie wieder gehen möchte.

Olivia Papoli-Barawati; Foto © Markus Rack

Olivia Papoli-Barawati;
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JJ: Zum Schluss gehen wir auf Anfang. Warst du als Kind schon die in der Mitte des Kreises, die auf Mamas Küchentisch als Bühne, die mit den Hauptrollen in der Theater AG?

Olivia: Ich glaube, wenn man meinen Eltern diese Frage stellen würde, würden sie sehr laut lachen und stark mit dem Kopf nicken. Schon als kleiner Pimpf war ich allzeit für eine Performance bereit.

JJ: Danke.

Olivia: Vielen Dank.

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Weitere Informationen: Olivia auf filmmakers.de oder Olivia auf ihrer Agentur Webseite

Foto Startseite: © Markus Rack

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