Wo geht’s zum Kino?

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Frank Jendrzytza, Foto: Copyright by Daniel Wandke

Frank Jendrzytza,
Foto: Copyright by Daniel Wandke

Frank Jendrzytza ist als Zwölfjähriger mal in der Hauptstadt von Schöneberg zum Ku’damm gelaufen, um sich im Kino einen „Star Wars“ Film anzuschauen. Und hat sich verlaufen. Dann aber doch hin gefunden. Diese (nicht mal Anekdote, sondern) Episode scheint ein bisschen symptomatisch für das, was da noch kommen sollte auf dem Weg zum Schauspielberuf. Ein bisschen…

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nur gespielt

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„Ich wollte mich in meiner Kindheit schon abheben, mich selbst ausprobieren, Spaß haben – und habe mich dabei wohl gefühlt“, blickt der mittlerweile gestandene Mann zurück, „ich habe mich gelegentlich nach vorne gedrängt, mal in der Schule ein Referat über Rom mit selbst gespielten Asterix und Obelix Szenen aufgelockert und im Kindertheater mitgemischt.“ In den Rollen, die er dabei verkörperte – merkte der kleine Frank – konnte er „frech sein ohne Konsequenzen“, es war ja nur gespielt. Er konnte Held und Böswicht sein. „Vielleicht war das gar eine kleine Flucht“, betrachtet er im Nachhinein das jugendliche Geschehen.

Fasziniert ging der Berliner ins „GRIPS Theater“, wohlwissend, dass die Helden und Schurken da (und vor allem im Fernsehen) Schauspieler sind, nicht real. Im “Haus der Jugend – DIE WEISSE ROSE” war Frank Stammgast. Als 16jähriger tanzte er Breakdance – da wo die Leute sind – auf dem Ku’damm. Performance, Schauspiel, Kultur, das war und blieb und ist sein Ding.

In einem nicht künstlerisch ausgerichteten Elternhaus aufgewachsen („Meine Mutter hat mich alleine groß gezogen und dafür bin ich ihr sehr dankbar!“), ging Frank Jendrzytza seine ersten (und auch zweiten und dritten) Schritte indes zunächst mal ins richtige Leben, er lernte etwas Vernünftiges. Der junge Mann arbeitete in der Versicherungsbranche, später in der Gastronomie. Viele Jahre.

Frank Jendrzytza, Foto: Copyright by Daniel Wandke

Frank Jendrzytza,
Foto: Copyright by Daniel Wandke

„Auch dabei habe ich die Menschen – Kunden… Gäste… unterhalten, ich war ein guter, beliebter Gastgeber“, schaut der Berliner zurück. Und: „Durch diese Erfahrungen kann ich mich gut in andere hinein denken.“

Als Schauspieler kommt ihm das zupass. Erstmal jedoch kam Gevatter(in) Zufall zupass. In Gestalt der Schauspielerin Liz Hencke. „Komm‘ zu mir in den Unterricht“, sagte sie irgendwann. Und die Dinge nahmen ihren Lauf.

Alte Gedanken eroberten Frank. „Ich fügte mich homogen in die Gruppe von Liz ein“, freut er sich, „und Ende 40 ist die beste Zeit für einen Neuanfang.“

Hinein ins Business ging er den Weg der kleinen Schritte: „Bei Komparseriejobs schaute ich mir das Ganze an. Zum Beispiel bei ‚Bridge of Spies‘ von Steven Spielberg hatte ich einen Dreitagedreh in Wrocław. Mein erstes richtiges Engagement als Schauspieler war ein Tel-Aviv-Krimi.“

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von nah dran bis weit weg

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Inzwischen hat Frank Jendrzytza Coachings und Wokshops absolviert, weitere im Visier sowie in mehreren Kino- und Fernsehspielfilmen, Fernsehserien (unter anderem SOKO Wismar, Babylon Berlin, Die Protokollantin, Spreewaldkrimi) oder Dokumentar- und Imagefilmen mitgemischt. Wenn er beispielsweise vom „Hans“, seiner Hauptrolle im Kinokurzspielfilm „Like Sun In An Empty Room“ aus dem Jahr 2018 erzählt, schwingt in seiner Stimme neben der nötigen professionellen Distanz auch viel Herz mit: „Hans verkörpert einige Charakterzüge von mir, der Weg zu ihm war nicht sooo weit. In der Vorbereitung war ich (der Frank) cirka 14 Tage fast schon die Figur (der Hans).“ Und er schiebt schmunzelnd nach: „Der Psychokiller wäre für mich der größere Schritt.“

Wenn auch nicht immer, so kann er doch oft, wenn es vor der Kamera ernst wird, auf eigene Erlebnisse zurückgreifen. „Wie bin ich, was würde ich machen und wie ist meine Rolle, was macht sie?“ Diese Fragen stellt er sich. „Ich bin nicht zu 100 Prozent die Figur, die ich verkörpere, und gebe mein ICH nicht auf dabei“, erklärt der 1,84 m Mann.

Frank Jendrzytza, Foto: Copyright by Daniel Wandke

Frank Jendrzytza,
Foto: Copyright by Daniel Wandke

Und so heißt es für ihn unmittelbar vorm Dreh volle Konzentration und Entspannung gleichwohl. „Die Emotionen, die dabei hochkommen, nach dem ‚Danke‘ des Regisseurs abzulegen, ist meist schwieriger als sie aufzunehmen“, plaudert er aus dem Nähkästchen der Gefühle.

So richtig Lust darauf, in eine Rolle ein- und dann gerne mit etwas Zeitverzögerung wieder aus ihr aufzutauchen, bekommt Frank, wenn er von „Doctor Who“ schwärmt (britische Science-Fiction-Serie). „Seine Schusseligkeit, Verrücktheit, die verpeilte Art, um dann auf den Punkt komplett angstbefreit zu sein…“, schildert er den Charakter, in den er gerne mal schlüpfen möchte, „… irgendwie ein Antiheld.“

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überzeugen, verzaubern, vergessen lassen

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Es reizt Frank Jendrzytza, für charismatische Figuren, wie sie beispielsweise oft von Joachim Król, Matthias Brandt oder Tom Schilling gespielt werden, als Gegen- oder Zusammenpart aufzutreten. Er möchte mit seiner Arbeit „Menschen was geben; sie überzeugen, dass sie an etwas (oder sich selbst) glauben, sie aufhorchen lassen“. Und gleichzeitig fasziniert ihn an Schauspiel die Möglichkeit, „die Leute zu verzaubern, sie den Alltag für eine gewisse Zeit vergessen zu lassen.“

Frank Jendrzytza, Foto: Copyright by Daniel Wandke

Frank Jendrzytza,
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Seitdem der Schauspieler das beruflich macht, was als Kind und Jugendlicher irgendwie schon in ihm steckte und wovon er mittlerweile lebt, sieht er sich deutlich „glücklicher, entspannter, weniger gereizt.“ Frank hat das Kino damals als Zwölfjähriger am Ku’damm gefunden – und seit einigen Jahren den passenden Beruf für sich. Und die Zuschauer.

JJ

Weitere Informationen: Frank auf der Webseite seiner Agentur und
Frank bei filmmakers.de

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