Momente der Wahrheit

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Steffen Mennekes, Foto Steffi Henn

Steffen Mennekes,
Foto Steffi Henn

Der Schauspieler Steffen Mennekes sieht seine persönliche Faszination Schauspiel in der Wahrheitsfindung. Der sportliche 1,91m Mann spielte bislang in Deutschland und Canada Theater und in Film und Fernsehen. In diesen beiden Ländern erlernte er auch sein Fach – an der Schauspielschule „International Network of Actors e.V.“ in Berlin und an der „Vancouver Film School Canada“.

Darüber hinaus wirkte Steffen maßgeblich am Anti-Gewalt & Integrations-Theaterprojekt mit Jugendlichen aus Berlin-Wedding mit. Aktuell ist er mit der Amazon Serie „Beat“ am Start. Zwischendurch und auf Anfrage lässt der sprachgewandte Mann sich auch mal zum träumen hinreißen:

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„Mein Traum ist es, irgendwann nach Vancouver zurückzukehren. Dort hacke ich dann tagsüber Holz und stehe abends auf der Bühne“

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JJ: Steffen, erzähle mal bitte ein bisschen über deine ganz persönliche Faszination Schauspiel. Wenn du zuschaust. Wenn du selbst spielst.

Steffen Mennekes: Meine persönliche Faszination des Schauspiels liegt in der Wahrheitsfindung. Egal ob auf der Bühne oder vor der Kamera, sowohl als Zuschauer sowie auch als Akteur. Die Momente der Wahrheit für die Figur und die Situation erwecken die Arbeit zum Leben.

Das gibt dem Publikum die Möglichkeit, mit der Figur mitzufühlen und entscheidet auch für mich, ob ich als Zuschauer mitgerissen werde oder nicht. Genau dieses Mitgefühl macht es spannend.

JJ: Hat sich schon beizeiten, in der Kindheit, angedeutet, dass aus dir ein Schauspieler wird? Wann wusstest du, das ist EIN Beruf, wann wusstest du, das ist DEIN Beruf?

Steffen: Schon in meiner Kindheit haben meine Brüder und ich regelmäßig Auftritte für die Familie, für Freunde oder den engeren Bekanntenkreis unserer Eltern auf die Bühne gebracht. Auf dem Gymnasium bin ich dann in der 7. Klasse in die Theater-AG eingetreten. Da hat es angefangen und meine Spielfreude geweckt! Mein Engagement in der AG dauerte sogar bis über meine Schulzeit hinaus an.

Es hat mich einfach nicht mehr losgelassen, sodass nach dem Abitur und dem Zivildienst für mich klar war: Ich werde Schauspieler. So kam ich dann an die Theaterakademie in Berlin.

JJ: Wie hast du die Zeit an der Schauspielschule „International Network of Actors e.V.“ in Erinnerung, hattest du das Gefühl, richtig zu sein (allgemein in dem Metier und speziell da) und was war los an der Vancouver Film School in Canada, kochen die Mädels und Jungs dort auch mit Wasser, was machen sie anders?

Steffen: Die Zeit an der „International Network of Actors e.V.“ habe ich als sehr intensiv, herausfordernd, aber gleichzeitig auch befreiend in Erinnerung. Die Vielfältigkeit und Tiefe der Materie – auch mit mir selbst – war so bereichernd, dass ich jedem Menschen eine schauspielerische Ausbildung wünschen würde. Als 20-jähriger im Berlin der frühen 2000er Jahre, gepaart mit diesen Erfahrungen… das war schon spannend und teilweise wild.

Was die Ausbildung an der Vancouver Film School angeht, so gab es dort für mich nicht nur die Möglichkeit, das Medium Kamera und Film zu studieren, sondern auch über die Schauspielerei hinaus Erfahrungen zu sammeln. So wurden dort Stoffe und Projekte realisiert, bei denen andere Abteilungen wie zum Beispiel Drehbuch, Produktion, Sound-Design und Special Effects involviert waren.

Das ermöglichte mir einen sehr realistischen und praxisnahen Einblick in die Entwicklung von filmischen Formaten. Schauspielerisch ging es aber auch dort um das für mich eigentlich Wesentliche dieser interpretativen Kunstform: Moments of truth.

JJ: Du stehst vor der Kamera oder auf der Bühne und musst/willst/darfst endlich in die Rolle. Was geht exakt in jenen Momenten in dir vor? Wann davor beginnst du, in die Figur zu kommen, wann bist du wieder raus, wie viel Steffen nimmst du mit?

Steffen: Abgesehen von einer gewissen Grundspannung, die sich sowohl vor der Kamera als auch auf der Bühne einschleicht, bin ich gedanklich bei dem „Parkour“ der Szene bzw. des Stücks. Sind alle Requisiten an Ort und Stelle? Sitzt das Kostüm richtig?

Steffen Mennekes, Foto von Steffi Henn

Steffen Mennekes,
Foto von Steffi Henn

Man kann die Performance seines Lebens auf die Bretter knallen, aber wenn zum Beispiel der Hosenstall nicht geschlossen ist, ist die ganze Sache im Eimer. Wenn der Vorhang aufgeht oder es am Filmset heißt: „Und bitte“, gibt es kein zurück mehr.

Dann bin ich komplett in der Rolle, mit allen erarbeiteten Fremd- und Eigenanteilen, die ich nie komplett ablegen kann… ich – genau wie jeder andere – stecke nun mal in meiner Haut. Aber als anspruchsvoller Schauspieler ist es immer mein höchstes Ziel, diese Aspekte als überzeugendes Gesamtpaket auf die Bühne zu bringen.

JJ: Was machen die Schauspielkollegen dabei mit dir, Steffen?

Steffen: Meine Kollegen geben mir dabei Energie. Durch ihre Arbeit, ihren Einsatz und ihr Wesen. Umgekehrt mache ich das auch, denn das passiert ganz automatisch. Dieser Austausch ist elementar und schafft einen Raum, in dem die Figuren zu leben beginnen und die Kunst entsteht.

Konkret ist es ein Zusammenspiel. Alle spielen zusammen. Tennis kann man schließlich auch nicht alleine spielen.

JJ: Willst du im Idealfall alles spielen oder schwebt dir ein spezielles Rollenprofil vor?

Steffen: Ich scheue mich nicht vor Herausforderungen. Jeder Mensch wächst mit seinen Aufgaben. Natürlich war ich auch schon mal unzufrieden mit mir, aber ich bin selbst mein größter Kritiker. Glücklicherweise erlebe ich viele Momente der Zufriedenheit. Sonst wäre ich sicherlich im falschen Beruf.

In jedem Fall lernt man immer dazu. Ich gehe jetzt nicht davon aus, jemals den Othello zu spielen, aber ansonsten kann ich mir sehr viele Rollen vorstellen. Vorstellungskraft gehört schließlich auch zu meinem Beruf. Nur Pornos kann ich definitv ausschließen.

JJ: Wie kam es zu dem Anti-Gewalt & Integrations-Theaterprojekt mit Jugendlichen aus Berlin-Wedding, Steffen, wie lief es aus deiner Sicht? Erzähle bitte einfach mal.

Steffen: Zu dem Anti-Gewalt- und Integrations-Theaterprojekt bin ich durch meine befreundete Schauspiel-Kollegin Sabine Winterfeldt gekommen. Sie war der Meinung, dass für die Arbeit mit den Jugendlichen, die zum größten Teil aus unterschiedlichen Kulturkreisen kommen, auch ein männlicher Einfluss wichtig sei. Das Projekt war für alle Beteiligten anspruchsvoll, aber gleichzeitig auch wirklich bereichernd auf vielen Ebenen. Das hat mich gepackt.

Die Kids sind regelmäßig vor anderen Schulklassen aufgetreten. Diese Klassen hatten vor und nach dem Stück einen Anti-Gewalt Workshop, durchgeführt von der Berliner Polizei. So entstand eine Brücke zwischen Theorie und Praxis mit wirklichem Realitätsbezug, der für das Projekt unglaublich wichtig war.

Für mich wurde es zu einem Herzensprojekt. Als Abschluss haben wir dann das Stück, mit der Hilfe von Profis aus der Branche und der Unterstützung vieler, in einem Kurzfilm mit dem Titel WEST SIDE BERLIN verewigt. Es gab sogar eine Filmpremiere im Babylon Kino in Berlin Mitte, zu der der damalige Botschafter der USA, John B. Emerson, einlud und den Film präsentierte. Die Jugendlichen waren stolz wie Oskar und wir waren es auch.

JJ: Mich haben Filme wie „Einer flog über das Kuckucksnest“ mit Jack Nicholson oder „Dangerous Minds“ mit Michelle Pfeiffer derart mitgenommen, dass ich nach Jahren beziehungsweise Jahrzehnten noch daran denke, davon beinflusst bin und sie hier und jetzt als Beispiele anführe. Auch heutzutage faszinieren mich einige Streifen. Was muss ein Film haben, der dich so beeindruckt?

Steffen: Mich hat damals DER CLUB DER TOTEN DICHTER von Peter Weir absolut beeindruckt und inspiriert. Die Ermutigung zum freien Denken und Handeln, sowie seiner Leidenschaft zu folgen, hat bei mir stark resoniert. Seitdem ich mich intensiver mit dem Medium Film auseinandersetze, kann ich eigentlich fast jedem Film etwas abgewinnen – auch die Erkenntnis, dass ein Film für mich nicht funktioniert und die Gründe dafür. Auch das kann ein Gewinn sein.

Lediglich Horror-Filme sind generell nicht so mein Ding, wobei das Mitspielen in eben diesen Genrefilmen mir immer sehr viel Freude gemacht hat. Das Schöne ist, dass auch heute noch immer wieder absolute Meisterwerke entstehen. Diese Filme schaue ich dann nicht nur im Kino, sondern kaufe sie mir auch auf DvD… ja, ich habe auch heute noch eine eigene DvD-Sammlung und sie wird regelmäßig erweitert.

Tatsächlich kann ich mich noch nicht einmal von meinen Video-Kassetten trennen. Wer weiß, vielleicht wird RESERVOIR DOGS als Orginal Version auf VHS-Tape bald mal ein wertvolles Sammlerstück. Einen emotionalen Wert hat das gute Stück für mich jedenfalls schon seit langem.

JJ: Gibt es Schauspieler, hierzulande oder sonstwo, die du immer wieder gerne siehst auf der Kiloleinwand, auf dem Bildschirm oder auf der Bühne?

Steffen: Ich beschränke mich jetzt einfach mal auf jeweils zwei noch lebende, Kolleginnen und Kollegen… alles andere würde hier den Rahmen sprengen. International sehe ich immer Kate Winslet sehr gerne. Sie spielt einfach konstant Champions League. Auf deutscher Seite denke ich an Judy Winter. Wer ihre Performance als Dr. Renate Wenger im Film CLUB LAS PIRANJAS von Hape Kerkeling kennt, weiß warum.

Bei den Herren muss ich Jeff Bridges nennen. Ich finde den Mann einfach klasse, selbst seine Musik geht wunderbar geschmeidig ins Ohr. Hierzulande freue ich mich jedes Mal, die Arbeit von Martin Brambach zu sehen. Der hat es einfach drauf und kriegt mich immer mit seinen Figuren.

JJ: Steffen, was liegt beruflich gerade an bei dir, was ist mittelfristig konkret im Plan und was ist der große Traum?

Steffen: Am 27. August feiert der Kinofilm 303 SQUADRON in Warschau Premiere. Darin durfte ich, unter der Regie von Denis Delic, an der Seite von Cara Theobold (DOWNTOWN ABBEY) und Andrew Woodall (THE COUNT OF MONTE CRISTO) den Hauptmann der Luftwaffe, Wilhelm von Rüttenberg, spielen. Darauf bin ich sehr gespannt.

Steffen Mennekes, Foto von Steffi Henn

Steffen Mennekes,
Foto von Steffi Henn

Außerdem wird bald die Serie BEAT von Marco Kreuzpaintner auf Amazon veröffentlicht. Dort bin ich, neben Jannis Niewöhner und Karoline Herfurth, als LKA-Kommissar Mirko Heuser dabei und hoffe natürlich auf eine Rückkehr in der zweiten Staffel.

Auch bei der Serie DER PASS von Wiedemann & Berg bin ich mit einer Episodenrolle neben Nicholas Ofczarek zu sehen. Das waren ganz angenehme Dreharbeiten und das macht natürlich Lust auf mehr. Was die Zukunft bringt, ist mit dem berühmten Blick in die Glaskugel zu vergleichen. Man kann nie genau wissen, was noch kommt. Aber mein Traum ist es, irgendwann nach Vancouver zurückzukehren. Dort hacke ich dann tagsüber Holz und stehe abends auf der Bühne.

JJ: Danke und viel Spaß dabei.

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Weitere Information: Webseite von Steffen

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Foto Startseite: Steffi Henn

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