Lasst mich den Löwen auch noch spielen!

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Samantha Steppan, Foto von Fabian Steppan

Samantha Steppan,
Foto von Fabian Steppan

Samantha Steppan hat am Theater schon in vielen Stücken mitgemischt, die mir als Durchschnittskenner ein Begriff sind. „Was ihr wollt“, „Der Widerspenstigen Zähmung“, „Othello“ oder „Hamlet“. Zum Beispiel. Aktuell spielt sie im hessischen Hanau bei den Brüder Grimm Festspielen.

Wen sie da verkörpert, was sie unter „aufregend“ versteht, warum sie eher selten vor der Kamera agiert, wen sie in der amerikanischen Fernsehserie „Friends“ am liebsten spielen möchte – Rachel, Monica oder Phoebe, was schwierig und was leichter ist, das erzählt uns die brünette 1,60m Frau mit den lebhaften blaugrünen Augen mal eben selber. Hier und jetzt:

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„… die Leute zum Lachen zu bringen ist in meinen Augen viel schwieriger, als sie zum Weinen zu bringen“

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JJ: Samantha, ich habe einige (deutsche) Schauspielerinnen und Schauspieler auf Hans Moser angesprochen. Viele davon kannten ihn nicht. Du als Österreicherin machst mir da keine Schande, oder? Du hast eine Meinung zu Hans Moser?

Samantha Steppan: Ich kenne Hans Moser, aber… Schande über mich: Meine alten Vorbilder sind eher Sammy Davis, Jr., Elizabeth Taylor, Audrey Hepburn und Carol Burnett.

Samantha Steppan, Foto von Fabian Steppan

Samantha Steppan,
Foto von Fabian Steppan

JJ: Mir hat eine Fußballnationalspielerin aus deiner Hauptstadt erzählt, was Wiener Schmäh ist, verstehen eh nur die Wiener selbst, niemand sonst. Eine Volleyballnationalspielerin aus Kärnten sagt, sie hat ein Jahr in Wien gelebt und keinen Schmäh gespürt. Kannst du auflösen, was für ein Mysterium
verbirgt sich dahinter?

Samantha: Haha! Der Wiener Schmäh, ja, den lernt man nicht so leicht kennen; eher den Wiener Grant. Ich glaub tatsächlich, den Wiener Schmäh findet man am ehesten noch bei Farkas, also am Theater.

JJ: Was findest du speziell am Theater spielen aufregend, Samantha?

Samantha: Ach, das Adrenalin. Dadurch, dass es immer live ist. Kein Moment gleicht dem anderen, selbst wenn man 40 Mal das gleiche Stück spielt.

JJ: Warum hast du bislang (wenn ich richtig recherchiert habe) wenig oder gar keine Filme gedreht? Warum möchtest du öfter vor der Kamera stehen, wo liegt der Reiz für dich ganz persönlich?

Samantha: Haha, weil mich keiner wollte, ganz einfach ;-). Der Film reizt mich natürlich, weil das Endprodukt meistens toll ist und für immer bleibt. Ein paar kleine Sachen hab ich schon gedreht (letzten Sommer die Internet-Serie „Basilikum“).

Allerdings muss ich mich beim Drehen schauspielerisch immer sehr reduzieren, was gegen mein Naturell geht, denn ich geh‘ einfach wahnsinnig gern aus mir heraus und blödle viel herum und bin gerne laut und diese Eigenschaften lassen sich am Theater meist besser ausleben! Deswegen liebe ich das Theater mehr.

JJ: Was verstehst du unter „aufregende Rollen“?

Samantha: Eine Rolle, die mir viel Mut abverlangt. Sei es, da sie sehr emotional ist oder tatsächlich körperlich viel verlangt, oder besonders witzig sein soll – die Leute zum Lachen zu bringen zum Beispiel ist in meinen Augen viel schwieriger, als sie zum Weinen zu bringen. Ich durfte schon so viele unterschiedliche Rollen spielen und dafür bin ich sehr dankbar!

Samantha Steppan, fotografiert von Fabian Steppan

Samantha, fotografiert von Fabian Steppan

JJ: Du hast zunächst Publizistik und Kommunikationswissenschaften studiert, Samantha, was mir eine Menge Respekt einflößt. Warum dieses Fach, bevor du an eine Schauspielschule gegangen bist? Hilft dir das Studium im Schauspieljob?

Samantha: Ich sollte das aus meinem Lebenslauf raus nehmen, ich hab das nicht fertig studiert. Nur zwei Semester und dann bin ich auch schon auf die Schauspielschule aufgenommen worden. Für mich war eigentlich immer klar, dass ich Schauspielerin werden will.

Es gibt für mich keinen schöneren Beruf, obwohl ich manchmal gezwungen bin, andere Tätigkeiten auszuüben, um meinen Lebensunterhalt zu finanzieren. Die Gastronomie ist mein zweites Standbein und darüber bin ich sehr froh! Garantie auf eine Erfolgssträhne am Theater oder im Fernsehen gibt es leider nicht 🙁

JJ: Du warst nicht an irgendeiner Schule, Samantha. Erzähle mal bitte ein bisschen über dich und die legendäre Schauspielschule Krauss in Wien. Hattest du dort das Gefühl, genau richtig zu sein?

Samantha: Die Schauspielschule Krauss hat viel Spaß gemacht! Wir waren eine tolle Klasse, die gemeinsam so manche Höhen, wie auch Tiefen durchlebt hat. Ich konnte einiges mitnehmen, obwohl ich durch meine Eltern schon ein paar Vorkenntnisse hatte und nachher im Berufsleben auch noch sehr viel dazu gelernt habe!

Das Schöne an der Schule war, dass sie uns unsere Individualität ließ. Dafür bin ich sehr dankbar!

JJ: Falls du schon im hessischen Hanau bist, Samantha, wie gefällt es dir, wie laufen die Brüder Grimm Festspiele für dich? Welche Rolle(n) spielst du?

Samantha Steppan, Foto von Fabian Steppan

Samantha Steppan,
Foto von Fabian Steppan

Samantha: Ja, ich bin schon in Hanau bei Frankfurt. Es läuft toll, das ganze Team ist sooo nett und ich fühle mich total aufgenommen. Ich spiele die Lotte in „Die Leiden des jungen Werther“. Eine tolle, emotionale Rolle, die mir viel an Können abverlangt.

JJ: Wenn ich richtig verstanden habe, magst du die amerikanische Fernsehserie „Friends“. Erstens: Warum? Zweitens: Welche der drei weiblichen Charaktere möchtest du am liebsten spielen – Rachel, Monica oder Phoebe? (warum?)

Samantha: OH JA! Ich liebe „Friends“! Die beste Serie überhaupt: So tolle Schauspieler, von denen man viel an Timing und Komik lernen kann.

Ich will alle drei Rollen spielen. „Lasst mich den Löwen auch noch spielen.“ Am ähnlichsten bin ich aber wohl Monica 😉 Ich hab’s gern sauber.

JJ: Und mal ganz allgemein: Was hat ein Film, der dich entweder im Sessel fesselt oder vom Hocker haut (kann auch ein Theaterstück sein)?

Samantha: Gute Schauspieler, so gut, dass ich nicht mehr über sie als solche nachdenke, sondern bloß von der Geschichte gefesselt bin!

JJ: Standardfrage eins: Warst du als Kind schon die kleine Performerin, die in der Mitte des Kreises, die keine Bühne ausgelassen hat?

Samantha: JA!

JJ: Standardfrage zwei: Du stehst (noch) hinter der Bühne, Samantha, dein Stichwort fällt und dein Moment ist gekommen. Du musst/willst/darfst in die Rolle schlüpfen – und auf die Bühne, wo ein oder zwei Kollegen darauf warten, mit dir zu spielen – und tausend Augen und Ohren, dich dabei zu beobachten.
Was geht in dir vor, was denkst oder fühlst du, wer bist du? Wann beginnt dein Schlüpfen in die Figur, wann bist du raus aus ihr? Und auch: Was machen die Kollegen/Kolleginnen mit dir in den Momenten, beeinflussen sie dich, brauchst du sie?

Samantha: Meine Gedanken: Ich will, ich will, ich will jetzt spielen! Ich schlüpfe quasi eine Sekunde vorher rein und mit einem Fingerschnippen bin ich wieder draußen. Ich denke, das ist die Kunst dahinter, dass ich Gefühle authentisch
rüberbringe, diese aber nicht an mir selbst kleben bleiben.

Eine gesunde Seele ist – meiner Meinung nach – das Um und Auf für eine Schauspielerin. Eine Umarmung mit den Kollegen, bevor man auf die Bühne geht, tut immer gut!

Samantha Steppan, Foto von Fabian Steppan

Samantha Steppan,
Foto von Fabian Steppan

Das fremde Publikum macht mir gar nichts, wenn aber mein Papa, meine Mama oder mein Lebensgefährte – alle vom Fach – im Publikum sitzen, dann pocht das Herz von Kopf bis Fuß. Da hilft nur noch Augen zu und durch, Pflaster abreißen und los!

JJ: Standardfrage drei: Bist du mit einem Schauspielerinnentraum unterwegs; wenn ja, mit welchem?

Samantha: Oscar natürlich … halllo…? Mein Traum ist, mein Leben damit finanzieren zu können und das kann ich… meistens…

JJ: Vielen Dank, Samantha, viel Spaß dabei.

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Weitere Informationen: Webseite von Samantha

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Foto Startseite: Fabian Steppan

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