Laura Bakowsky ging, um die Faszination ihres Berufsstandes genießen zu dürfen, einen kurvenreichen und bergigen Weg, der gleichwohl beschwerlich und faszinierend, verworren und zielgerichtet war. Angefangen hat alles in der Bayer-Stadt Leverkusen im Bergischen Land.
Nur in Hollywood?
„Ich war als Kind schon kreativ, habe gebastelt, gemalt, mich verkleidet, getanzt und gesungen“, erinnert sich die junge Frau, „meine Mutter hat das gefördert.“ Damals dachte sie nicht, dass ein Beruf aus dem werden kann, was sie gerne macht und als schön empfindet. Das, so vermutete das kleine Mädchen, ginge nur in Hollywood.
Die Realität indes erweist sich nicht immer nur als Magnet Richtung Boden- oder Teppichhaftung, manchmal hält sie auch Wegweiser bereit, die andere Tendenzen eröffnen. In der Gesamtschule Peter Ustinov beispielsweise mit dem Unterrichtsfach Kunst und Bühne stand so ein Richtungsschild.
Über die Station eines Jugendtheaterkurses am Matchboxtheater ging es weiter ans Junge Theater Leverkusen, wo Laura die Möglichkeit geboten wurde, sich im wöchentlichen Ensembletraining und Szenenstudium sowie im qualifizierten Einzelunterricht auf ein Schauspielstudium vorzubereiten. Da war sie 17 und wusste nun, „das geht als Beruf“ – und es war gleichwohl der Moment der Entscheidung.
…auch in Berlin
Laura Bakowsky brachte die Schule zu Ende, spielte parallel in vielen Stücken mit, was gewisse Drucksituationen mit sich brachte und verließ mit 20 ihre Heimat Richtung Hauptstadt Berlin und Richtung private Schauspielschule. Eine Achterbahnfahrt begann.
Abwärts ging es, da die Neuberlinerin die Einrichtung wieder verließ. „Eine Lehrerin konnte mich nicht ausstehen, unter anderem das führte zu einer gewissen Außenseiterrolle“, erinnert sie sich. Ein Engagement am Jungen Deutschen Theater indes sorgte für kräftig Schub nach oben. In „Odyssee“ unter der Regie von Uli Jäckle verkörperte Laura die Kirke und unter anderem das Gefühl der Liebe inklusive Tanzchoreographien.
Als sie die Nachricht von der Krankheit des Vaters ereilte, die später zu dessen Tod führte, musste sie zwischen Hauptstadt und Leverkusen pendeln, um sowohl so oft wie möglich bei ihrem Vater zu sein als auch diverse Castings sowie ein Engagement wahrnehmen zu können. Ein Lebensabschnitt, ein Lebenseinschnitt, der mit einer Achterbahn-Schussfahrt ins Bodenlose zwar von der Sache her gut beschrieben ist, die Gefühlslage eines jungen Menschen aber viel zu flach widerspiegelt.
Die Uhr tickte, die Kalenderblätter wechselten und Laura Bakowsky war, als sie die Schauspielkarriere wieder angehen wollte, mit 24 schlichtweg zu alt für eine staatliche Schauspielschule, den eigentlichen Plan A. Die Frage stand in Raum und Zeit, ob sie es nochmal an einer privaten Schule versuchen oder aber doch einen eigenen Weg finden solle.
Wenn schon, denn schon
Wenn jener Weg nun schon mal bergig und verworren war, dann wenigstens der eigene, mag sich die inzwischen wieder Berlinerin gedacht haben, nahm das Angebot für einen Independent-Film an und spürte, dass die eigene sehr emotionale Situation auch im Spiel einen neuen, intensiveren Umgang mit Gefühlen ermöglicht.
Da Laura „nicht vom Staat finanziert“ werden wollte, gründete sie ein Neben-Business, indem sie Kinder bei Festen und Events entertaint, und das durchaus mit unter anderem improvisierten Theateraufführungen in ihrem Fachgebiet. In diesem, der Schauspielerei, empfindet sie sich zuhause: „Ich habe mich immer als Schauspielerin gefühlt, darum war mir wichtig, eine entsprechende Bestätigung in der Hand zu halten!“
Deshalb qualifizierte sich Laura über ein Casting für das Institut für Schauspiel, Film- Fernsehberufe (iSFF). „Ich absolvierte da einen viermonatigen Intensivkurs, lernte alles, was vor, an und hinter der Kamera, in der Requisite, im Schnitt und bis hin zum Stunt dazu gehört, lernte über Nacht Texte oder improvisierte… wir drehten einen Kurzfilm und ein Showreel… da mir der Abschluss so wichtig war und weil es Spaß machte, war ich – wie andere auch – äußerst fleißig und engagiert… und hatte es dann endlich, das Zertifikat“, blickt die Schauspielerin in den Sommer 2016 zurück und öffnet das Nähkästchen der Gefühle: „Ich war so glücklich und stolz, dass ich weinen musste.“
Laura Bakowsky liebt starke Frauenrollen, und spielt sie gerne: „Intensive Charakter, für die ich arbeiten und an Abgründe gehen muss!“ Sie möchte gerne mal eine reale Person darstellen, „Marilyn Monroe zum Beispiel oder jemand mit Vorbildcharakter wie Amelia Mary Earhart“.
Während sie früher als die übliche Verdächtige für Comedyrollen galt, wünscht sich Laura mittlerweile eher ins Drama, die Mystery oder Action. Tritt sie vor die Kamera oder auf die Bühne, macht es relativ schnell Klick, und sie schaltet um. „Wenn die Szene emotional ist, bin ich wirklich weg, höre das Stopp des Regisseurs nicht oder spüre nicht, wenn ich hinfalle“, beschreibt die Darstellerin die entscheidenden Momente, „ich bin eine zweite Person, je intensiver, um so heftiger.“ So komme es schon mal vor, dass sie nach einer Szene nicht aufhören kann, sie habe sich „dann richtig fallen lassen“.
Bin dann mal weg
„Ich versuche, die zu zeigenden Emotionen wirklich zu fühlen, mache eine Art Aufwärmtraining, um mein soziales Schutzschild zu brechen, um zu zeigen, was ich eigentlich verstecken will“, erzählt Laura, „ich setze mich hin, schalte ab und bin mal weg.“
Die Hälfte ihrer Jugend, ihres Lebens, habe die junge Frau „im Theater verbracht“, blickt sie zurück. Und mit einiger Erfahrung – menschlicher und beruflicher – im Gepäck sowie dem Zertifikat in der Tasche wird sie wohl auch in Zukunft viel Zeit vor der Kamera und auf den Bühnen verbringen. Und die Faszination Schauspiel genießen. Die damit verbundene Berg- und Talfahrt, die zuweilen kurvenreiche Strecke, scheut Laura Bakowsky nicht wirklich. „Ich mag gerne Arbeit“, freut sie sich auf das, was da kommt.
JJ.
Foto Startseite: Flash Picture Photography
Weitere Informationen: Lauras Webseite