„Tanz ist die Poesie des Fußes“, formulierte der englische Dramatiker John Dryden bildlich phantasievoll. Der Volksmund sieht das mit dem Sprichwort „Es gehört mehr zum Tanz als rote Schuh’“ eher pragmatisch.
Tanja Kuschill weiß von beiden Seiten der Medaille zu erzählen, von „Lebenslust, Freude und Glück“, die Tanzende empfinden einerseits – und gleichwohl von „Disziplin, Lernen, Training, Arbeit und nur fünf Stunden Schlaf pro Nacht“ andererseits.
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Zwei Straßen, sonst nichts
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Aufgewachsen ist die im heutigen Kasachstan geborene junge Frau, wie sie sagt, „in einem Dorf mit 200 Leuten und zwei Straßen, nichts sonst“. Die Möglichkeiten für ein Mädchen, sich nach ihren Träumen auszutoben, waren also überschaubar. Deshalb habe sie „vorm Spiegel getanzt und probiert. Meine Mutter hat mir geholfen“. Später, da war sie um die zwölf, leisteten ihr Freundinnen Gesellschaft und gemeinsam boten sie die eine oder andere Aufführung im privaten Kreis.
„Im Alter von 16“, erinnert sich Tanja, „sprach meine Mama mit mir über die Zukunft und ich wusste, dass ich etwas mit Tanzen machen wollte“. Also bewarb sie sich an einer Tanzschule in einer nach kasachischen Verhältnissen nahe gelegenen größeren Stadt. „Das Studium war viel zu teuer, ich trainierte viel und hatte immer die Unterstützung meiner Mutter. Nur zwei von 14 Bewerberinnen bekamen ein Stipendium“, zeigt sich die Kämpferin stolz und dankbar, denn eine von den beiden war sie und das bedeutete, dass der Staat die Finanzierung übernahm. „Da bin ich fast ausgeflippt“, schildert sie ihre Freude darüber.
Tanja Kuschill schloss mit Diplom ab. „Ich habe auf viel verzichtet, hart gearbeitet“, fasst sie zusammen und schmunzelt: „Ich war eine Streberin.“ Zunächst erhielt die frischgebackene Choreographische Ballettmeisterin und Tanzpädagogin ein Engagement an einem renommierten kasachischen Folkloreensemble als Tänzerin und gab auch Unterricht. Dann zog es sie mit ihrer Mutter zu Oma, Opa und anderen Verwandten nach Deutschland.
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In die Augen schauen
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Die mindestens Dreifachbelastung Tanzen, Arbeiten und Abitur wartete dort nicht auf die engagierte Frau, nein, Tanja wollte das genau so. Kämpfen für ein Ziel ist für sie kein Problem, es ist die Lösung. Und entspricht ihrer innewohnenden Leidenschaft. So ist das Motto ihrer Tanzgalerie in Königsbrunn nicht zufällig und auch nicht weil es gut klingt „Tanzen aus Leidenschaft“, sondern mitten aus dem eigenen Leben und wohl auch aus dem Herzen gegriffen.
„Nicht nur wenn ich sehe, wie die von mir trainierten Kinder und Jugendlichen Musik mit Bewegung füllen, wie sie sich weiter entwickeln, sondern besonders wenn ich ihnen dabei in die Augen blicke, dann weiß ich, dass ich den richtigen Job mache“, beschreibt Tanja Kuschill die Glücksmomente ihrer Arbeit.
Die fünffache Bayerische Meisterin (Latein) sowie dreifache Finalteilnehmerin der Deutschen Meisterschaften und seit 2014 geprüfte Wertungsrichterin (D-C Standard/Latein) bietet in ihrer Tanzschule ein breites Spektrum an. Von Jung bis Alt, von Einzelkämpfer und Paar bis Gruppe, von Standard bis Hip Hop.
Auch Zumba. „In den 90er Jahren entwickelte der Kolumbianer Beto Perez dieses Fitnesskonzept“, berichtet Tanja, „die Männer tanzen nicht so gerne wie Frauen, damit die sich aber mal so richtig austoben und dazu noch rhythmisch bewegen können, ist Zumba ideal.“ Eine Stunde lang wird „voll durchgepowert“, erzählt die Trainerin weiter, „ich gehe es eher tänzerisch an, viele Kolleginnen oder Kollegen betonen den Fitnessfaktor“. Hauptsache Spaß.
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Stolz und Erfolg
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Da Tanja unter anderem durch ihre Teilnahme bei Let’s Dance 2010 als Tanzpartnerin des Schauspielers Mathieu Carrière andere Tanzlehrer wie Joachim Llambi oder Christian Polanc gut kennt, geben diese auch schon mal an einen Workshop in Königsbrunn bei Augsburg, was das Angebot der Tanzgalerie Kuschill zusätzlich bereichert.
Wenn beispielsweise die Auftritte ihrer Showgruppe Sister A.kt im Rahmen eines Peter Pan Projektes mehrmals ausverkauft sind oder andere Teams ihrer Schule wie die Mädels von „Destroyer“ vordere Platzierungen beim Dance Cup oder STAC Festival in Augsburg belegen, dann ist Tanja besonders stolz. Alle Erfolge aufzählen sprengt den Rahmen.
Ich selbst wurde auf die inzwischen begeisterte Königsbrunnerin so richtig aufmerksam, als ich sie in einer Talkshow als sehr starke, fleißige und selbstbewusste Frau empfand. Während meines Gesprächs mit ihr festigte sich der Eindruck und schoss so richtig durch die Decke, als ich mir einige Videos anschaute, auf denen sie tanzt. Dann, so scheint mir, ist Tanja wirklich Tanja, ist sie in sich zuhause und in ihrem Element. Leidenschaft pur, die sich überträgt. Dann entsteht der Rhythmus, bei dem jeder mit muss, der Fuß wird poetisch und nicht nur der rote Schuh tanzt.
JJ
Weitere Informationen und Foto Startseite: http://www.tanzgalerie-kuschill.de/