Eigene Erfahrungen und Szenen, die hängen bleiben

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Die Schauspielerin, Sängerin und Musicaldarstellerin Jasmin Reif blickt auf eine fundierte und umfassende Ausbildung zurück, spielte an mehreren deutschen und österreichischen Häusern und schaut nunmehr verstärkt nach vorne in Richtung Film und Fernsehen. Wieso, weshalb, warum erzählt uns die 1,68 Meter große junge Frau selber. Hier und jetzt:

Jasmin Reif
Jasmin,
Foto Claudia Engl

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„Jeder Gedanke, jeder Blick, jeder Augenaufschlag, jeder Atemzug kann die Situation beeinflussen bis verändern…“

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JJ: Jasmin, du bist seit einigen Jahren in verschiedenen Theatern im Land aktiv. Was fasziniert dich speziell an der Tätigkeit auf der Bühne?

Jasmin Reif: Mich fasziniert bei dieser Tätigkeit vor allem, dass beim Spiel auf der Bühne ganz besondere Momente zwischen dem immer wieder wechselnden Publikum und mir als Darstellerin entstehen. Jede Aufführung ist anders und nicht vorhersehbar. Besonders mag ich daran den immer wieder anderen und von meiner Tagesform abhängigen Umgang damit, indem ich mich trotz vierter Wand zum Beispiel von der anwesenden Energie mitreißen lasse und dies wiederum für mein Spiel nutze.

JJ: Der ganz große Theaterexperte bin ich nicht, indes vermisse ich beim Lesen deiner Engagements die Klassiker wie die Luise Millerin in Friedrich Schillers „Kabale und Liebe“ oder die Klara in „Maria Magdalena“ von Friedrich Hebbel. Hat es sich noch nicht ergeben oder willst du nicht?

Jasmin: Ich habe meinen Fokus überwiegend auf dem Musiktheater und auf modernen Schauspiel-Stücken, was aber nicht heißt, dass ich nicht auch mal einen Klassiker spielen würde. Während des Studiums habe ich zum Beispiel Gräfin Olivia aus Shakespeares „Was ihr wollt“ gespielt. Das hat mir sehr großen Spaß gemacht! Ich suche jedoch nicht intensiv Vorsprechen für Klassiker auf.

JJ: Du möchtest gerne vor der Kamera, also in Film und Fernsehen, Fuß fassen, Jasmin. Warum, was reizt dich?

Jasmin: Das stimmt. Zum einen wird mir schon seit meiner Ausbildung nahe gelegt, dass ich durch mein natürliches und reduziertes Spiel viel Talent dafür hätte.

Zum anderen ist die Situation eine komplett andere als auf der Bühne. Spannend finde ich daran, dass sich meine Figur nicht wie im Theaterstück während der Vorstellung chronologisch entwickelt und ich darauf aufbauen kann, sondern beim Film-Dreh von einer Situation zur nächsten quasi beliebig vor- und zurückgesprungen wird.

Je nachdem, wie der Drehplan ist. Das erfordert gute Vorbereitung und Konzentration.

JJ: Blicke bitte auf deine bisherige Kameraerfahrung zurück. Was hat dir Spaß gemacht? Gab es irgendeine Herausforderung (verglichen mit der Bühne), die dich überrascht hat?

Jasmin: Spaß hat mir bei meinen bisherigen Dreh-Erfahrungen gemacht, dass ich intuitiv wusste, was ich machen beziehungsweise spielen muss. Dies war gefühlt nicht viel, hatte aber auf dem Bildschirm eine große Wirkung. Jeder Gedanke, jeder Blick, jeder Augenaufschlag, jeder Atemzug kann die Situation beeinflussen bis verändern, weil durch die Kamera alles wahrgenommen werden kann, auch wenn es noch so klein ist – das finde ich faszinierend.

Jasmin Reif
Jasmin, Foto Claudia Engl

Herausfordernd finde ich, dass der Text nicht wie im Theater ganz oft geprobt wird und damit so im Körper verankert ist, dass eigentlich nicht mehr viel schief gehen kann. Ich muss ihn mir für einen Dreh viel schneller zu Eigen machen und sofort im Stande sein, flexibel damit umzugehen.

Bei einer Theater-Produktion wird das jeweilige Stück meist mindestens 20 Mal gespielt. In dieser Zeit entwickelt sich mein Spiel ständig weiter. Erst wird es immer souveräner, später muss ich aufpassen, dass es situativ bleibt. Oft stelle ich mir zum Beispiel auch vor der jeweiligen Vorstellung eine Aufgabe oder setze mir ein Ziel. Das alles fällt beim Dreh weg – unendlich viele Versuche gibt es hier nicht.

JJ: Egal ob Bühne oder Kamera, was geht in dir vor, während du in eine Rolle schlüpfst? Was denkst oder fühlst du, wer bist du?

Jasmin: Ich mache mir vor allem klar, wer und was meine Figur ist (was sie ausmacht, was sie besonders geprägt oder beeinflusst hat), dann wo sie unmittelbar vor der Szene herkommt und wo sie hin will. Der Rest muss bei der Vorbereitung davor passiert sein. Eventuell habe ich zur jeweiligen Situation passend einen bestimmten Satz im Kopf, der das Problem der Rolle deutlich macht oder ein bestimmtes Bild, das mir emotional als Darstellerin hilft.

JJ: Wann beginnst du, dich in die Figur zu verwandeln, wie schnell bist du wieder raus?

Jasmin: Das kommt darauf an. Manchmal beginnt das Verwandeln in die Figur neben dem Optischen auch zusätzlich mental schon in der Maske. Wirklich beginnen tue ich dann unmittelbar davor, um die größtmögliche Energie für die Szene zu nutzen und diese nicht davor schon zu verpulvern. Je intensiver eine Situation ist, umso mehr Zeit, Ruhe und Konzentration brauche ich unmittelbar davor.

Raus bin ich, sobald ich die Bühne oder das Setting verlassen habe und mich anderen Aufgaben (wie zum Beispiel schnellen Umzügen) zuwende oder mich kurz ausschüttele, um den Körper wieder zu neutralisieren.

JJ: Was machen, während du spielst, deine Schauspielkolleginnen- oder kollegen mit dir, wie wichtig sind sie für deine Aktion? (ich gehe bei dieser Frage immer von bestens aufgelegten Kollegen/Kolleginnen aus)

Jasmin: Wenn ich bestens aufgelegte Kollegen/Kolleginnen habe, sind sie quasi ALLES für meine Aktion, die durch sie zur Reaktion wird. Sie sind mein Impuls, mein Auslöser und geben mir Futter.

Ich lasse mich dann ganz auf sie und die Situation ein. Die Vorbereitungsgedanken werden von mir komplett losgelassen und es zählt nur noch das Jetzt und die Interaktion, das Spielen miteinander.

JJ: Gibt es Schauspieler/innen, egal ob aus dem In- oder Ausland, die du gerne in Aktion siehst? Warum?

Jasmin: Ja – Emma Stone. Sie inspiriert mich immer wieder, egal in welchem Film sie spielt. Zuerst habe ich gar nicht so darauf geachtet. Aber nach einigen Filmen ist mir aufgefallen, dass sie mich jedes Mal total beeindruckt hat und mir ihre Szenen am meisten hängen geblieben sind. Sie hat nicht nur Ausstrahlung und überzeugt mich spielerisch, sondern sie berührt mich.

JJ: Jasmin, was bedingt den Unterschied zwischen einer guten Schauspielerin und einer außergewöhnlichen, einzigartigen, gerne am Beispiel?

Jasmin Reif
Jasmin Reif;
Foto von Claudia Engl

Jasmin: Weitere Beispiele habe ich spontan nicht parat. Was ich mir jedoch schon oft gedacht habe, ist, dass es für jeden einen anderen Auslöser oder Grund gibt, warum ein/e Darsteller/in nicht nur gut spielt, sondern (wie bei mir Emma Stone) auch berührt. Das sind meine eigenen Erfahrungen, Erlebnisse, Probleme, die eigene Lebensgeschichte, die dafür sorgen, dass ich mich mit dieser Figur identifiziere oder sie mich bewegt.

Gutes Spiel ist Voraussetzung, aber ob es wirklich das Spiel des jeweiligen Darstellers/der jeweiligen Darstellerin ist oder die Geschichte seiner/ihrer Figur oder gar die Musik, die ihm Hintergrund läuft… Da kommt jetzt etwas die Theater- und Medienwissenschaftlerin in mir raus – meinen ersten Bachelor of Arts habe ich hier gemacht.

Romantisch betrachtet würde ich als Schauspielerin antworten, dass mich die Darsteller/innen berühren, die mit Herzblut dabei sind und sich für die Rolle ganz aufgeben. Als Theater- und Medienwissenschaftlerin würde ich das etwas anders betrachten.

Damit eine bestimmte Wirkung entsteht, muss das nicht zwingend der Fall sein. Ich bin als Zuschauerin ein wichtiger Bestandteil des Ganzen und ich kann auch bestimmen oder zumindest zulassen, was mich berührt und was nicht.

JJ: Was macht aus deiner ganz persönlichen Sicht ein gutes Theaterstück aus, was einen guten Film?

Jasmin: Theaterstück: Auf keinen Fall absichtliche Zuschauer-Provokationen, die keinen dramaturgischen Grund haben. So etwas verärgert mich manchmal fast etwas. Unerwartete Umsetzungen eines Stückes, die dafür sorgen, dass man die Geschichte versteht und sich hinterher fragt, warum man nicht selbst auf diese wunderbaren erzählerischen Mittel gekommen ist – das finde ich neben der darstellerischen Leistung in einem Theaterstück großartig und macht es für mich besonders.

Film: Hier fällt es mir noch nicht ganz so leicht, das zu definieren. Neben einer guten Story, geistreichen Dialogen und gut gespielten Subtexten würde ich als Sängerin und Musicaldarstellerin auch der Filmmusik einen großen Stellenwert zuschreiben. Manche Filme stehen oder fallen mit ihr. Ebenso ausschlaggebend ist die Kameraführung.

Der Film hat meines Erachtens noch viel mehr Möglichkeiten und Mittel (als das Theater), die bei gutem Einsatz gar nicht so auffallen, weil alles so gut zusammenpasst. Er kann an ihnen aber auch scheitern.

JJ: Stelle dir vor, Jasmin, du hast alle Fäden in der Hand, in welchem Film, mit welchem Regisseur und mit welchen Kolleginnen und Kollegen möchtest du in welcher Rolle vor die Kamera?

Jasmin: Also ich sehe mich als deutschsprachige Filmschauspielerin und es gibt hier sehr viele talentierte Regisseure/innen und Schauspielgrößen, mit denen ich gerne einmal zusammenarbeiten möchte. Wichtiger wäre mir aber vor allem, dass Rolle und Story stimmen und mich begeistern. Ich habe zudem im Theaterbereich die Erfahrung gemacht, dass ich manche Dinge gerne tun oder spielen würde, von denen ich vorab gar nicht wusste, deshalb halte ich mir das auch im Filmbereich sehr offen und freue mich auf das, was noch alles kommt.

Jasmin Reif
Jasmin Reif; Foto von Claudia Engl

JJ: Zum Schluss die eigentliche Anfangsfrage. Warum wolltest du Schauspielerin werden, worin besteht die Faszination des Berufes?

Jasmin: Als ich beschlossen habe, Schauspielerin zu werden, wusste ich gar nicht, warum. Das war eine intuitive Bauch-Entscheidung und ich wusste, es gibt für mich nur Das. Klingt vielleicht kitschig und etwas unreflektiert, aber so war es. Heute liebe ich daran sowohl die Auseinandersetzung mit mir selbst und meinem Körper als auch das Erzählen von Geschichten.

JJ: Vielen Dank, viel Erfolg, mehr Spaß und noch mehr Gesundheit!

Jasmin: Vielen lieben Dank für die spannenden Fragen!

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Foto Startseite: Claudia Engl

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Weitere Informationen: Socials:
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Film & Fernsehen:
https://www.schauspielervideos.de/fullprofile/schauspieler-jasmin-reif.html (Profil)

https://www.castupload.com/actors/jasmin-reif/showreels/61493?locale=de (Showreel)

Website: www.jasmin-reif.de

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