Variabel unterwegs

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Tonia Dölle, Foto von Guido Wietheuper

Tonia Dölle,
Foto von Guido Wietheuper

Tonia Dölle lebt ihren Sport in einer basketballverrückten Stadt. „In Osnabrück kommen sehr viele Fans zu den Spielen“, freut sie sich, „auch aus dem Umland – viele Spielerinnen sind schon lange dem Verein verbunden.“ Diesen Umstand fasst sie so zusammen: „Wir sind eine Basketballfamilie!“

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„… eine echt coole Zeit“

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Die junge Frau selbst stieß aus der nicht weit entfernten Basketballhochburg Bramsche über Quakenbrück zu den ‚GiroLive-Panthers‘. „Uns Fünf- bis Sechsjährige trainierten zunächst meine Eltern im Ballspiel“, blickt sie zurück, „ab acht Jahre ging es dann speziell um Basketball. Das war eine echt coole Zeit. In Quakenbrück habe mit 15 Jahren mein Debüt in der 2. Damen Basketball-Bundesliga gemacht, bevor ich in der Saison 2013/14 für die Weibliche Nachwuchs Bundesliga zu den ‚Junior Panthers‘ nach Osnabrück gekommen bin.“

Mittlerweile in der Bel étage (DBBL) und in der niedersächsischen Großstadt angekommen, fühlt sich die 1,85 Meter große Tonia auf der Forward-Position am wohlsten. „Genau genommen auf der des Powerforward“, präzisiert sie, „nicht direkt unterm Korb, eher von außen.“

Sie ist variabel unterwegs, zieht zum Korb, wirft aus der Distanz. „Oft spiele ich gegen körperlich stärkere Gegnerinnen“, erzählt sie, „gegen die versuche ich, meine Vorteile auszuspielen. Entweder meine Größe unterm Korb oder meine Schnelligkeit von außen.“

Die im Basketballsport besonders wichtige Defensivarbeit ist für die 22jährige eine Möglichkeit, „sich an einem schlechten Offensiv-Tag über die Verteidigung, die immer möglich ist, rein zu kämpfen.“ Die Aggressivität in der Defense überträgt sich in die Offense, weiß sie, „und hilft, sich besser zu fokussieren“.

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„Du kannst werfen, also wirf auch!“

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Das, was sich letztlich an der Anzeigetafel niederschlägt, die Würfe, die im Korb landen, sind für Toni keineswegs fremd. „Du kannst werfen, also wirf auch!“ hört sie manchmal von den Coaches und die Mitspielerinnen unterstützen sie ebenso. „Auch wenn ich mal nicht treffe“, bestätigt die Spielerin, die bei ihren meist zehn bis 20 Minuten Spielzeit im Durchschnitt 2,9 Zähler zu Buche bringt, beispielsweise in Heidelberg bei exakt 20,01 Minuten auch mal neun Punkte. „Mut und Selbstvertrauen helfen da sehr“, schätzt sie ein.

Tonia in rot, Foto von Guido Wietheuper

Tonia in rot,
Foto von Guido Wietheuper

In Osnabrück findet Tonia Dölle geradezu ideale Bedingungen vor, diesen Mut, dieses Selbstvertrauen, zu festigen. Während andere Erstligateams teilweise fast ausschließlich oder zumindest hauptsächlich mit ausländischen Spielerinnen besetzt sind, vertrauen die Verantwortlichen der GiroLive-Panthers deutlich auf einheimische. „Junge Basketballerinnen können sich hier beweisen, in eine DBBL-Mannschaft integrieren“, erkennt sie an.

Bewiesen hat sich nach dem Aufstieg aus der zweiten in die erste Liga das gesamte Team. Bis zum Corona-bedingten Abbruch der Liga waren die Mädels aus der niedersächsischen Metropole auf Playoff-Kurs. „In der DBBL geht es deutlich anders zur Sache“, stellt Tonia fest, „längere Fahrtwege, Kontrahentinnen mit Euroleague- und anderer internationaler Erfahrung, schnelleres Spiel, individuell stärkere Gegenspielerinnen…“

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„… vom ersten Match an gezeigt, dass wir gegen halten!“

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Irgendwie steckten die Osnabrückerinnen vom ersten Spieltag an allerdings den Kopf nicht in den Sand (machen ja auch eher die Strauße als die Panther). „Wir hatten uns schnell daran gewöhnt“, schaut die Spielerin einige Monate zurück. „Ich kann nicht lange überlegen“, nennt sie ein Beispiel, „muss sofort werfen, dribbeln oder passen. Die Gegenspielerin steht schon da und lauert auf mein Zögern.“

Tonias Team spielte von Beginn an in die Karten, dass die Mädels menschlich wie spielerisch gut zusammen passten. „Jede war wichtig“, befindet sie, „junge, deutsche Akteurinnen bekamen viel Spielzeit. Das hatte uns kaum jemand zugetraut und wir haben vom ersten Match an gezeigt, dass wir gegen halten!“

Wenn die Niedersächsin in nationale Nachwuchsmannschaften berufen wurde („es waren einige Länderspiele, aber keine Europameisterschaft“), fand sie „cool, im deutschen Trikot aufzulaufen“. Und sie erinnert sich: „Einmal wurde, obwohl ein Testspiel, sogar die Nationalhymne gespielt.“ Zudem war für Toni wichtig, „die Mädels aus anderen Vereinen besser kennenzulernen“.

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„… genug Freiräume für Basketball“

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Im internationalen Vergleich, befand sie, „müssen wir nicht zurückstecken. Wir sind auf einem guten Weg, in den letzten Jahren wurde viel getan“.

Im deutschen Basketball – bei den Frauen wie bei den Männern – fließen ganz andere Summen als im deutschen Profifußball oder im US-amerikanischen Männerbasketball. Tonia Dölle weiß das selbstverständlich. Und richtet sich darauf ein. Die junge Frau studiert, als zweites Standbein und für die Zeit danach, Mathematik und Sport. „Ich bin

Tonia Dölle (in rot); Foto von Podofoto

Tonia Dölle (in rot);
Foto von Podofoto

mitten im Master-Studium“, erzählt sie, „und lasse mir dabei genug Freiräume für Basketball. In der DBBL will sie sich „erstmal durchsetzen, mehr Verantwortung beweisen“. Ob es später irgendwann in eine andere Liga geht, wird sich zeigen. Da ist sie mehr Realistin als Träumerin, Mathematikerin eben.

Wahrscheinlich gefällt es Toni auch zu gut in der basketballverrückten Stadt. Und in ihrem „variablen Sport, der ein ständiges Umschalten von Offensive auf Defensive und umgekehrt verlangt“, in dem man „nur zusammen gewinnen kann“ und bei „guter Stimmung immer nah dran“ ist.

JJ

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Weitere Informationen: Tonias Team auf der Panthers Webseite

Foto Startseite: Podofoto

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