Die Eins auf der eins

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Jenny bei der U18-EM 2018, Foto Thomas Brüning

Jenny bei der U18-EM 2018,
Foto Thomas Brüning

Als Jenny Strozyk zur Saison 2019/2020 mit ihren ‚GiroLive-Panthers Osnabrück‘ in die Damen Basketball-Bundesliga (DBBL) aufstieg, starteten die Mädels erstmal wie alle Aufsteigerinnen. Und irgendwie auch nicht.

„Wir wurden am Anfang als Team allgemein unterschätzt, gaben dann aber – auch wieder als Team – ganz schnell die Antwort“, löst die 20jährige den scheinbaren Widerspruch, „jede von uns auf ihrer Postion, jede von uns hatte ihre Position.“

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Jenny – Point Guard

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Die junge Frau nahm die Entscheidung des Coaches Mario Zurkowski, nach dem Aufstieg auch in der ersten Liga auf der Position eins die Nummer eins zu sein, als Herausforderung: „Ich war einfach dankbar und stolz, in meinem Alter (damals noch 19) in der DBBL als Starting Point Guard aufzulaufen.“

Die Anforderungen an diese Position fasst Jenny so zusammen: „Der Point Guard ist auf dem Platz die rechte Hand des Trainers, leitet, dirigiert… Ich muss kontrolliert den Ball spielen, die richtigen Spielzüge ansagen, voraus schauen. Welche Mitspielerin setze ich in welcher Situation in Szene?“

Offenbar kann die 1,65 Meter große Sportlerin das alles. Bis zum Virus-bedingten Aus der Liga warf sie im Schnitt 7,6 Punkte, spielte 2,7 Assists und griff sich 2,6 Rebounds. Sie stand in fast allen Matches über 30 Minuten auf dem Feld, führte ihr Team Richtung Playoffs.

Angesprochen auf die nicht nur mannschaftlich, sondern auch persönlich eindrucksvolle Bilanz bleibt Jenny zwar teamorientiert bescheiden („das geht nur miteinander“) und benennt gleichwohl nüchtern analytisch ihre Stärken: „Ich bin schnell, kann das Tempo wechseln, über das Organisieren hinaus kann ich eigene Fähigkeiten einsetzen. Die meisten Körbe erzielte ich mittels Floater, einem Wurf aus mittlerer Distanz über große Gegnerinnen. Obwohl Dreier dabei waren, muss ich daran noch arbeiten.“

Pokal-Finale 2019 in Herne, Jenny dirigiert als Pointguard, Foto Thomas Brüning

Pokal-Finale 2019 in Herne, Jenny dirigiert als Pointguard,
Foto Thomas Brüning

Auch in der Defense ist Jenny als Point Guard gefragt: „Spielen wir Manndeckung, Zone, Pressing? Das muss ich entscheiden und kommunizieren. Wir wissen das, die Gegnerinnen besser nicht. Das sind teaminterne Absprachen, entweder vorher – oder in der Situation durch kurze, prägnante Worte, auch Handzeichen.“ Klar, dass die Aufbauspielerin in diese exponierte Stellung hineinwachsen musste. „Eigentlich bin ich eher ruhig… leise…“, plaudert sie aus dem Nähkästchen, „mittlerweile habe ich die Anforderungen angenommen.“

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Das Team – die Panther

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Im Team, das sich für die Saison 2019/2020 zusammengefunden hatte, trafen nach Jennys Wahrnehmung „verschiedene Charaktere aufeinander – laute und stille. Es hat gut gepasst; Gruppenbildung gab es nicht, dafür viele Späße, das war super“. Ebenso fand spielerisch zusammen, was zusammen gehört. „Wir konnten sehr abwechslungsreich auftreten“, lobt die Spielerin, „über die großen wie über die kleinen Positionen agieren; wir waren offensiv wie defensiv schnell, wirkten zusammen und fanden kreative Abschlüsse.“ Als günstig erwies sich dabei sicherlich, dass nur zwei neue Spielerinnen integriert werden mussten.

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Erste Liga – schnelle Liga

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„Die Unterschiede zur zweiten Liga spürten wir gleich im ersten Testspiel gegen ein DBBL-Team“, erinnert sich Jenny Strozyk noch gut, „wir müssen viel schnellere Entscheidungen treffen. Fehler werden unmittelbar bestraft. Es geht körperlicher zur Sache, auf der gegnerischen Seite erwartet uns internationale Erfahrung. Bessere Einzelspielerinnen bedeuten bessere Spielzüge.“

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Osnabrück – Basketballstadt

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Jenny bei der U18-EM 2018; Foto Thomas Brüning

Jenny bei der U18-EM 2018;
Foto Thomas Brüning

„Ja, die Osnabrücker sind basketballverrückt“, bestätigt die Spielerin, „es gibt mehrere Vereine, bei den Frauen wie bei den Männern. In der Halle sind – anders als bei manchen anderen DBBL-Teams – viele Fans. Selbst der Oberbürgermeister.“

Den Verein, die GiroLive-Panthers, empfindet Jenny als „herzlich, eine große Familie“. Gleichwohl freut sie sich über die professionelle Arbeit (auch) rund ums Team: „Es läuft alles gut!“

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U18 Champion – Geschichte geschrieben

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Mit den U18-Mädchen des Deutschen Basketball Bundes (DBB) errang die damals Nachwuchsspielerin in Udine/Italien im Jahr 2018 den ersten Platz. Europameister! Das erste Mal in der Geschichte des DBB gewann eine deutsche Mannschaft Gold bei einer Jugend-Europameisterschaft. „Wir haben Geschichte geschrieben!“, zeigt sich Jenny jetzt noch überwältigt.

Zwei Jahre davor, mit der U 16, hatte sie (auch gegen Spanien) schon Silber geholt. „In den ersten Jahren, in denen ich für mein Land spielen durfte, war ich besonders stolz“, denkt sie zurück und schiebt gleich nach: „Wobei diese Ehre, dieser Spaß, mit den Spielerinnen aus dem ganzen Land zusammenzukommen, nie wirklich nachgelassen hat.“

Jenny erhält als Kapitänin den Europameisterpokal; Foto Thomas Brüning

Jenny erhält als Kapitänin den Europameisterpokal; Foto Thomas Brüning

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Faszination Basketball – Perspektive durch Studium

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Wenngleich die 20jährige leidenschaftliche Basketballerin noch viel vor hat in ihrem Sport, sowohl mit dem Team als auch für sich selbst, hat sie das Leben drumherum nicht aus den Augen verloren. „Nach dem Abitur absolvierte ich ein Freiwilliges Soziales Jahr, jetzt ein Fernstudium“, gibt sie einen Einblick, „das klappt gut.“

Aktuell will Jenny, die ab der U8 ihr Handwerk mit der orangen Kugel beim Herner TC erlernte, jetzt erstmal weiter als Panther „in der ersten Liga ein fester Bestandteil werden“. Und sie möchte „den Sprung in den 12er Kader der A-Nationalmannschaft schaffen sowie in der Zukunft eventuell Auslandserfahrungen sammeln; das heißt, im Ausland für eine Saison spielen oder in einem Team, das international antritt. Aber das erst nach dem Studium“.

Jenny auf dem Weg nach vorne,
Foto Thomas Brüning

Die Faszination Basketball, die für sie darin besteht, immer ein Team um sich zu haben und in der Defensive ebenso wie offensiv abwechsungsreich und schnell aktiv zu sein, wird der Aufbauspielerin also noch eine Weile Freude bereiten. Und den Fans. Den Kontrahentinnen wohl nur, wenn sie hellwach sind und auf ihren Korb aufpassen 😉

JJ

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Weitere Informationen: Jenny auf der Teamseite der Panthers

Foto Startseite: Thomas Brüning

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