Natürlich. Schön.

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Sylvie, Foto von Ediz Beyazgül

Sylvie, Foto von Ediz Beyazgül

Hier und jetzt gehts um Sylvie Mopita. Nichtsdestotrotz beginne ich mal eben mit einem Schwank aus meiner Jugend. Um dann ganz schnell die Kurve zu kriegen.

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.Von innen nach außen

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.Es geschah Ende der 70er Jahre in einem Moskauer Hotel. Ein 17jähriges Mädchen erzählte von zwei Klassenkameradinnen; eine als die Schönste an der Schule bekannt, die andere als das Mauerblümchen. Die vermeintlich Schöne indes barg einen verlogenen, miesen Charakter in sich, die Unscheinbare war stets freundlich, hilfsbereit, ehrlich.

Die Erzählerin der Geschichte, um endlich zum Punkt zu kommen, empfand deshalb die Schöne als hässlich, das Mauerblümchen als bildhübsch. Und das auch wirklich optisch. Äußerlich. Das Innere stülpte das Außenherum um. Komplett.

Diese kleine Anekdote trug ich Sylvie während eines Gesprächs vor. Ich wollte wissen, was sie, die öfter über Laufstege schreitet und vor Kameras als Model fungiert, zudem andere Models schminkt und Shows organisiert, unter Schönheit versteht. Als sie antwortet, stelle ich fest, dass ich gerade Eulen nach Athen getragen habe. Sie könnte gut und gerne das Mädchen aus meiner Geschichte von damals sein.

„Wie wirkt sich das Schönheitsbild, das in der Öffentlichkeit kursiert und auf Äußerlichkeiten und Modelmaße basiert, auf die Jugend aus?“, stellt sie als Frage in den Raum. Wenn Sylvie Shows organisiert, sucht sie Mädchen aus, die „normal und hübsch“ gleichwohl sind; wenn sie diese schminkt, dann „nie extrem“, wenn sie Kinder unterrichtet, liegt ihr Fokus „auf innerer Schönheit“. Sie möchte die Kids darin unterstützen, selbsbewusster aufzutreten. „Ich war das in meiner Jugend nicht immer!“, erinnert sich die mittlerweile 30jährige.

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Der tägliche Spagat

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Sylvie, die als eine Art Vorbilder beispielsweise Marilyn Monroe oder Audrey Hepburn im Herzen trägt, liebt „verrückte Sachen“ und möchte „selber besser werden“; sie sagt: „ich will immer ich bleiben“. An den eben genannten Frauen ist sie fasziniert von der Mixtur aus Unsicherheit und Stärke. Die inzwischen Berlinerin schöpft ihre Kraft, diesen Spagat und die täglichen Herausforderungen zu meistern, „aus Freundschaft und Familie“.

Sylvie, fotografiert von Ediz Beyazgül

Sylvie, fotografiert von Ediz Beyazgül

Als Make up Artist hat sich Sylvie Mopita das Handwerkszeug unter anderem während eines Jahres Schulung bei LOMBAGINE geholt. „Frisieren ist nicht mein Ding“, kreist sie ihr Tätigkeitsfeld ein und bleibt beim Gesicht. Sie bereitet Models, oft Kinder, auf Shootings oder Shows vor.

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Handwerk plus Kunst

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Dabei geht es der jungen Frau darum, „die schönen Merkmale rauszuholen“ und ums „natürlich schminken“. Zu Shows indes muss sie schon mal „zu krasseren Farben greifen“ und bemüht sich auch da „natürlich zu bleiben“.

Ihre Arbeit als Make up Artist betrachtet sie als „eine Kombination aus Handwerk und Kunst“. Während des Schminkens, was gerade dann, wenn die Models auf den Catwalk müssen, oft „schnell, schnell“ gehen muss, ist es Abrufen von Handwerk. Danach, wenn die Protagonistinnen „sich wohl fühlen“, wenn „das Ergebnis gut war“, kommt bei Sylvie der Spaß auf.

Nicht minder Freude bereitet ihr die Arbeit als Choreografin. „Ich war für die gesamte Show ‚Ottostadt macht Mode‘ (Mode aus Magdeburg und Sachsen-Anhalt) gebucht; sowohl für die Kinder als auch für die Erwachsenen“, berichtet Sylvie von dem Event im Jahr 2019 in der Magdeburger Johanniskirche, „neben mir gab es noch die Tänzer von ‚Vilando‘ beziehungsweise den einen oder anderen Designer mit eigenen Models sowie der eigenen Choreografie.“

Und weiter: „Wenn ich hinter der Bühne auf alles achten muss, bekomme ich von der Show nichts mit. Schaue ich hinterher die Videos an, bekomme ich Gänsehaut. Dann weiß ich, wofür ich das mache!“

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Mit Selbstbewusstsein füllen

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Schreitet sie höchstpersönlich über den Laufsteg, ist die Wahl-Hauptstädterin fasziniert von der eigenen Verwandlungsfähigkeit. „Ich trage Outfits, von denen ich nie dachte, sie mal zu tragen“, erzählt sie, „ich habe diesen Moment, diese 30 bis 60 Sekunden, um die Kleider mit meinem Selbstbewusstsein auszufüllen.“

Sylvie Mopita

Sylvie Mopita

Sie schaut währendessen in staunende, prüfende, wertschätzende Gesichter und freut sich an der Teamarbeit: „Wenn wir Mädels uns sehen, ist das wie ein Familientreff!“. Jeder Laufsteg birgt seine Eigenheiten in sich, weiß das Model, und jede Rolle, in die sie schlüpft, ist anders.

An Fotoshootings mag Sylvie die Spannung auf das Resultat. „Wie sehe ich letztlich aus?“, fragt sie sich, „was kann man aus der Location machen, was mit Perspektive, mit Licht?“ Und auch bei dieser Tätigkeit faszinieren sie „die extremen Verwandlungsmöglichkeiten“.

Auf mich, den Erzähler dieser Geschichte, wirkt Sylvie Mopita auf den Fotos sehr sicher, souverän. Sie hat Stil! In ihrem Inneren indes rumort es, besonders bevor sie auf den Catwalk geht, wie in einem Bienenstock. „Mein Herzschlag ist da nicht normal, aber…“, plaudert sie aus dem Nähkästchen, „… wenn ich rausgehe, lege ich einen Schalter um…“ Sie freut sich auf Feedback und schätzt das Knüpfen von Kontakten nach Modenschauen.

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Strenge Lehrerin = gute Lehrerin

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Die mit offenen Augen und Ohren durchs Leben schreitende junge Frau hat die Erfahrung gemacht, dass sie oft auf bislang unbekannte Menschen einen eher ernsten, kühlen Eindruck macht. „Das ändert sich schnell“, stellt sie fest, „nach zwei, drei Sätzen.“

Sylvie Mopita; Foto Ediz Beyazgül

Sylvie; fotografiert von Ediz Beyazgül

„Ich bin wie ich bin“, zeigt sich Sylvie selbstbewusst. Und betont, wie wichtig dazu „tolle Menschen“ an ihrer Seite sind. Beispielsweise mal eine strenge Lehrerin: „Das war gut!“, fasst sie zusammen, und erinnert sich gerne: „Sie heißt Dominique Ross-Blaszyk und war bei ‚Catwalk Model Studios‘ in Magdeburg tätig. Dies war eine Modelschule. Von Ausdruck über Laufsteg und Shooting bis hin zu Benimmregeln und Casting wurden wir trainiert. Dominique verdanke ich alles und ich möchte sehr gerne auf diesem Wege DANKE sagen. Sie kann sich gar nicht vorstellen, denke ich, wie viel ich ihr verdanke.“

JJ

Alle Kleider von: Lady Caro Lynn Modedesign

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Foto Startseite:  Ediz Beyazgül

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