Mit dem Rücken zum Korb (und dem Blick nach vorne)

.

Vasiliki Karambatsa spielt in Göttingen für die „flippo Baskets BG 74“ in der 1. Damen Basketball Bundesliga. An ihrem Sport fasziniert sie vor allem der Teamgedanke. „Wenn nicht alle zusammen agieren, klappt’s nicht“ ist sie sicher, „gemeinsam gewinnen ist wichtiger, als für mich selbst gute Statistiken auflegen!“

… Ball-Springen-Laufen

.

Vasiliki Karambatsa , "flippo Baskets BG 74"

Viki auf Korbjagd;
Foto Andreas Ahrens

Mindestens ebenso entscheidend für die Basketballliebe der 24jährigen ist die Kombination Ball-Springen-Laufen, die Vielseitigkeit also. Das kommt nicht von ungefähr.

„Als Kind in Tschechien war ich zunächst in der Leichtathletik aktiv“, blickt Viki zurück, „und das recht gut. Parallel dazu hatte ich den Teamsport entdeckt. Später in Deutschland (immer noch in der Kindheit) musste ich mich für eine Sportart entscheiden. Das war eine Zeitfrage. Die neue Sprache lernen war wichtig, die Integration. Der Teamgedanke zog mich zum Basketball.“ Der Nebeneffekt, den Sport in Gemeinschaft immer wieder mitbringt: Viki fühlte sich dadurch „schneller eingebunden“.

.

… auch mal die dreckigen Jobs erledigen

.

Ihr Revier auf dem Platz während des Matches beschreibt 1,86 Meter Frau als „in Korbnähe, auf Post“; die 4 oder 5 also. Die Stellenbeschreibung der „nicht klassischen Centerin“ skizziert sie so: „Beweglich, eher mit Speed und Dynamik. Man muss das Spiel gut lesen können, oft mit dem Rücken zum Korb agieren, Rebounds holen.“ Und Viki fügt hinzu, dass sie dort, wo sie spielt, auch mal die dreckigen Jobs erledigen und einiges einstecken muss.

Außer wegen ihrer naturgegebenen Maße sieht die Spielerin, die in der abgelaufenen Saison 2019/2020 bei Einsatzzeiten zwischen elf und 38 Minuten im Schnitt 5,6 Punkte erzielte, 2,9 Rebounds griff und 0,5 Assists auflegte, sich selbst durch ihr Timing, ihre Athletik, Sprungkraft, Schnelligkeit und durch Köpfchen prädistiniert für genau diesen Job. Sie mag es zudem, die jeweilige Kontrahentin „im Zweikampf zu halten, nicht vorbei zu lassen“.

Appropos Zweikampf beziehungsweise Defense; Viki weiß, wie wichtig dieses Element gerade in ihrem Sport ist. „Defense startet die Offensive“, sagt sie, „einen Steel holen, einen Rebound, und schon gehts los – nach vorne. Defense gewinnt Spiele!“ In den Erinnerungen ihrer Kindheit und Jugend kramend, befindet sie: „Das musste mir niemand sagen, ich bin ehrgeizig, möchte gerne die Dinge, die ich mache, perfekt machen. Unter beiden Körben.“ Selbstkritisch ergänzt sie: „Zufriedener wäre ich mit einigen Rebounds mehr.“

Was die Akteurin – egal in welcher Situation während des Matches – mag, sind Mitspielerinnen wie beispielsweise Ivana Blazevic oder Sandra Azinovic (liebevoll „unser Ostblock“ genannt), die „präsent sind, Teamplayer“. Viki schätzt es, „weil die Mädels das machen, was gerade gebraucht wird, ohne sich zu beschweren“.

.

… mit dem Mädels hat es Spaß gemacht

.

Vasiliki Karambatsa

Viki in Korbnähe;
Foto Andreas Ahrens

In der abgelaufenen, aufgrund der Ereignisse abrupt beendeten Saison 2019/2020 sah Vasiliki Karambatsa „einige unnötig verlorene Spiele“. Der ursprüngliche Plan, wieder in den Playoffs zu landen, war nichtsdestotrotz realisierbar. „Es war schon okay“, fasst sie zusammen, „um so mehr, weil unser Kader sehr klein war, beispielsweise beim Match in Halle.“

„Mit dem Mädels hat es Spaß gemacht“, schaut die griechische Nationalspielerin zurück, „die jungen Spielerinnen haben sich gut eingebracht, hatten auch Lust auf Defensearbeit. Auf dem Feld, im Training und außerhalb des Platzes.“

Für die nächste Saison hofft die Sportlerin erstmal nur, dass „es wirklich wieder los geht“. Vorfreude spürt sie. Viki erkennt im zu erwartenden Kader „eine gute Basis, spielerisch wie menschlich“. Weil die Mädels noch nicht mal mit der unmittelbaren Vorbereitung (Mannschafts-Training) begonnen haben und neue dazu stoßen, sind das erste Gefühle, ein Gespür: „Wenn alle da sind, werden wir sehen.“

Die „flippo Baskets BG 74“ beschreibt die Basketballerin als eine Mixtur aus professionell und familiär, beziehungsweise semiprofessionell: „Einige von uns studieren, das Management agiert im Ehrenamt, viele Fans helfen im Verein.“ Letztere sorgen zudem während der Matches für eine „meist volle Halle und gutes Klima“. Besonders angetan zeigt sich die junge Frau von der Arbeit des „Athleticum Junge“ im Bereich Physiotherapie/Fitness. „Das ist eine enorme Unterstützung und nicht alltäglich“, freut sie sich.

.

… das Kribbeln, wenn die Nationalhymne ertönt

.

Für ihr Nationalteam Griechenlands hat Viki sämtliche Nachwuchsmannschaften durchlaufen. „Bis U23 tatsächlich alle!“, bestätigt sie, „im 5 gegen 5 wie im 3×3.“ Auch für ihr Land will sie noch einiges erreichen, weiter an sich arbeiten. Unter der Regie eines neuen Nationaltrainers absolvierte sie 2019 einen Lehrgang und ein Spiel (2020 konnte wegen der Corona-Situation noch nicht viel passieren). Bei aller Routine, die sie als 24jährige schon mitbringt, „das Kribbeln, wenn die Nationalhymne bei internationalen Einsätzen ertönt, das Flair“ empfindet sie „nach wie vor als besonders“.

Über den Tellerrand DBBL und Nationalteam hinaus geblickt, verfolgt Vasiliki Karambatsa gerne mal EuroLeague oder NBA Begegnungen, bei Frauen und Männern. „Ja, ich schaue gerne, wie die Spielerinnen und Spieler sich bewegen“, präzisiert sie ihr Interesse. Und benennt mit Sonja Petrović (Sonja Vasić) eine 31jährige, 1,88 Meter große Flügelspielerin aus Serbien mit reichlich internationaler Erfahrung.

Vasiliki Karambatsa

Viki mit der 10;
Foto Andreas Ahrens

Schaut sie noch weiter über den Tellerrand, weg vom Basketball, weg vom Sport, hält Viki es für sehr wichtig, „einen Ausgleich zu haben, einen vollen und erfüllten, strukturierten Tag“. Sie studiert Philosophie und Politik – und das sehr bewusst. Vom Klischee, das ihr oft begegnet, Sportlerinnen müssten Sport studieren, hält sie wenig. Philosophie beispielsweise empfindet sie als „schwierig, interessant und Spaß“ gleichwohl. Basketballspielerinnen in Deutschland müssen einen Plan ab dem Tag eins nach der aktiven Karriere haben – und davor besser auch schon. Das weiß sie. Das lebt sie…

JJ

Weitere Informationen: Teamseite flippo baskets

Foto Startseite: Andreas Ahrens

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

*