In den Momenten leben

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„Mein Name ist Robin Leo Hoffmann und ich bin Schauspieler„, so stellt sich der junge Mann aus der Pfalz vor. Er hält sich unter anderem durch Badminton, akrobatisches Cheerleading oder Boxen fit.

Robin Leo, Foto von Alex Schank

Robin Leo,
Foto von Alex Schank

Den Samstag Morgen versüßt sich der athletische 1,75 Meter Mann mit den grünen Augen gerne mal mit Chia Hafer Bananen Pancakes. Über seine Leidenschaft Schauspiel erzählt er uns. Zum Beispiel über sein Empfinden während des Drehs für den Film „Werk ohne Autor“ (Florian Henckel von Donnersmarck).

Nur hier. Nur jetzt:

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„In dem Moment habe ich wirklich geglaubt, in der Zeit gesprungen zu sein. Das war toll!“

 

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JJ: Robin Leo, gerade habe ich nach einer eigenen Kunst-Definition gesucht und keine gefunden. Schreiben, Schauspiel, Singen, Malen… sind das nicht alles Handwerke, Hobbys, ganz normale Vorgänge… so wie Geschirr spülen, Wäsche aufhängen oder Brötchen backen? Fühlst du dich als Schauspiel-Künstler? Worin besteht die (besondere) Kunst?

Robin Leo Hoffmann: Kunst… Das große mystische Wort. Jeder kennt es und jeder macht es. Die große Kunst (haha) in der Kunst besteht glaube ich darin, eine individuelle Ausdrucksform zu finden und sich darin mitzuteilen und zu entfalten.

Und in den jeweiligen Formen gibt es auch viele normale Vorgänge, die dazugehören. Konkret auf mich bezogen – Texte lernen, Mails schreiben, üben, üben, üben. Und leben.

Robin Leo, Foto Amelie Tambour

Robin Leo,
Foto Amelie Tambour

Kunst ist Ausdruck. Kunst ist subjektiv. Kunst ist eine Hommage an das Leben.

JJ: Worin besteht für dich die Faszination Schauspiel; wenn du selbst spielst, wenn du zuschaust?

Robin Leo: Zwei für sich stehende, aber tolle Dinge. Als Schauspieler kann ich so viele verschiedene Leben leben und aus jeder Rolle etwas für mein Leben mitnehmen.

Als Zuschauer bin ich empfangsbereiter Konsument. Ich will von Geschichten mitgerissen werden, ich will für die Schauspieler lachen und weinen, nervös sein und mich freuen.

Wir Menschen erzählen uns seit Jahrtausenden Geschichten und es ist großartig, wenn diese Geschichten mich berühren und fesseln. Ich will ein Stück Leben sehen. Sobald es für jemanden wichtig ist, kann es auch wichtig für mich sein.

JJ: Ich hatte nie Schauspielambitionen, aber im hätte-wäre-wenn Fall würde ich gerne den Wilhelm Tell oder Robin Hood geben. Am Theater. In Meiningen. Oder in Dresden. Hast du einen Traum, ein Ziel… wen, was, mit wem, wo möchtest du im Idealfall spielen?

Robin Leo: Robin Hood finde ich gut, den Namen habe ich ja schon fast. Aber DIE Rolle habe ich nicht. Es ist eher eine Vielfalt an Schicksalen und Typen, die ich im Film sein will.

JJ: Wenn du spielst, wenn du in der Rolle bist, Robin Leo, egal ob auf der Bühne oder vor der Kamera, was geht in jenen Momenten in dir vor, wer bist du, ab wann, bis wann, wie intensiv? Denkst du dabei oder bist du schon – und es läuft von alleine?

Robin Leo: Auf die Frage gibt es sicher 1000 Antworten. Ich bin und lebe in der Rolle, mit dem, was Robin zu geben hat. Ich muss die Gedanken, Wünsche, Ängste und Ziele der Rolle verstehen und mich dann dort hineinfallen lassen.

JJ: Vertiefen beziehungsweise konkretisieren wir das mal eben am Beispiel des Filmes „Werk ohne Autor“ von Florian Henckel von Donnersmarck, der für 2 Oscars  nominiert war. In welcher Welt hast du dich während der Dreharbeiten gefühlt?

Robin Leo; Foto Amelie Tambour

Robin Leo;
Foto Amelie Tambou

Robin Leo: JA! Die Dreharbeiten zu „Werk ohne Autor“ waren enorm. In einer riesigen zerbombten Kulisse in Polen wurde gedreht. Das Setdesign und die ganzen Extras haben ungemein geholfen. Wir sind in einem original Militärwagen aus den 1940ern durch die Straßen, vorbei an den Ruinen und vielen ärmlich gekleideten Kindern gefahren, überall weitere Soldaten, Rauch, Zerstörung.

In dem Moment habe ich wirklich geglaubt, in der Zeit gesprungen zu sein. Das war toll!

JJ: Was machen in jenen Momenten die Kolleginnen und Kollegen mit dir, wie beeinflussen sie dich, wie wichtig sind sie?

Robin Leo: Kollegen sind toll. Und eigentlich das Wichtigste für mein Spiel. Gerade kürzlich haben wir eine Szene gedreht, eine relativ verzwickte Beziehung, in der meine Spielpartnerin mich wahrhaftig provoziert und gereizt hat. Meine Reaktion war so gewaltig, dass es mir, kurz nachdem ich sie umklammert habe, direkt leidgetan hat.

Das war grandios. Es ist wunderbar, wirklich in den einzelnen Momenten zu leben, was sich durch die Kollegen natürlich extrem verstärken kann.

JJ: Wann und wie hat der ganze Spaß bei dir begonnen, in der Kindheit schon, als Alleinunterhalter im Familienkreis oder Schrecken der Lehrerin? Wann wusstest du, dass Schauspieler EIN Beruf ist, wann wusstest du, dass es DEIN Beruf ist?

Robin Leo: Der Spaß war schon immer da und das Handwerk kam dann Stück für Stück dazu. Wobei… ein bisschen Schrecken der Lehrer steckt auch in mir.

Ich bin so durch die Bereiche gewandert. Auf der Bühne als Schauspieler, Moderator, Rapper. Das ließ sich sogar öfter auch kombinieren.

Der EINE Moment war eine Pilotdreh mit dem Regisseur Dennis Gansel. Wir spielten eine Szene und er schaffte es mit wenigen Worten, eine komplett neue Dynamik in die Szene zu bringen. Die Arbeit mit ihm war sehr intensiv und da wusste ich – das ist es! Das mache ich jetzt immer.

Robin Leo Hoffmann; Foto Alex Schank

Robin Leo Hoffmann;
Foto Alex Schank

JJ: Mich hat mal (vor Ewigkeiten) „Einer flog über das Kuckucksnest“ von Lach- in Heulkrämpfe getrieben (wie alle im Kinosaal) und „Dangerous Minds – Wilde Gedanken“ hat mich im Fernsehsessel gefesselt und nicht mehr los gelassen. Kennst du das? Was hat ein Film, der das mit dir macht?

Robin Leo: Qualität. Genau das meine ich. Ich liebe es, wenn ein Film das kann.

JJ: Robin Leo, mir haben Kolleginnen von dir erzählt, dass sie bewusst zuerst Tanz studiert haben, um fürs Schauspielen den Körper beherrschen zu können. Du bist in verschiedenen Sportarten zuhause. Hilft dir das (spürbar)?

Robin Leo: Definitiv. Als Schauspieler muss man ein verschärftes Körperbewusstsein haben, um dann bewusste Entscheidungen über das Verhalten zu treffen.

Als Beispiel fällt mir gerade der Eröffnungsfilm des Max Ophüls Preises „Das Ende der Wahrheit“ ein, bei dem Alexander Fehling einen buckeligen Bürokraten aufs Feinste verkörpert. Ich hab ihn fast nicht wieder erkannt. Außerdem wird Sport und Tanz früher oder später in einer Rolle abverlangt und da ist es doch toll, bereits viel Erfahrung zu haben.

JJ: Für mich macht einen großen Qualitäts- und vor allem Glaubwürdigkeitsunterschied aus, wie eine Schauspielerin oder ein Schauspieler spricht (in der Rolle). Manchmal habe ich das Gefühl, sie sagen Texte auf wie ich früher in der Schule ein ungeliebtes Gedicht. Und andere reden so, dass ich vergesse, dass sie spielen – und ich bin mittendrin in der Geschichte. Ist das aus deiner Sicht eine Talentfrage, ist es erlernbar?

Robin Leo: Das ist es, wonach wir doch streben. Im Schauspiel hat sich viel verändert von der Antike bis ins Heute. Und heute sind wir sehr naturalistisch und leben, was wir spielen. Ich glaube schon, dass das jeder erlernen kann.

JJ: Und: Was unterscheidet für dich den Schauspieler vom guten Schauspieler und dann vom Genie?

Robin Leo: Ein Schauspieler lebt in seiner Rolle, aber ein guter Schauspieler schafft es, dich so zu manipulieren, dass du seine Rolle liebst, selbst wenn sie böse und hasserfüllt ist. Und dann gibt es Schauspieler wie Christian Bale, welcher sich für Filme abmagert oder einen Adoniskörper antrainiert.

Robin Leo Hoffmann, Foto Amelie Tambour

Robin Leo Hoffmann,
Foto Amelie Tambour

Da beginnt das Schauspiel Monate vor dem eigentlichen Dreh. Das ist das nächste Level zum Thema Körperbewusstsein 🙂

JJ: Was liegt gerade jetzt oder demnächst beruflich an?

Robin Leo: Mit Schauspielerfreunden schreibe ich gerade an einem Drehbuch. Darüber bereite ich mich für zwei Kurzfilme vor und am 6. Juni feiert ein im Januar abgedrehter Film in Salzburg Premiere.

JJ: Danke.

Robin Leo: Danke dir!

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Weitere Informationen: Robin Leo auf castupload.com

Foto Startseite: Alex Schank

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