Schauspiel im Herz

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Helena Steiger; Foto Mauricio Ruiz

Helena Steiger;
Foto Mauricio Ruiz

Als ich Helena Steiger interviewen wollte, war sie da, wo sich viele ihrer Kolleginnen und Kollegen Ende Juni/Anfang Juli trafen – auf dem Filmfest München 2018. „Ich sehe es als Glück, dass ich eingeladen war“, erzählt mir die 1,70 m große Schauspielerin mit den braun/grünen Augen, „solche Veranstaltungen sind die beste Gelegenheit, das eigene Netzwerk zu erweitern.“

Helena war beispielsweise Gast zur Premiere von Detlev Bucks „Asphaltgorillas“, absolvierte ein Shooting im Privat Member Club „Hearthouse“ oder nahm an einer Tagung des Bundesverbandes Schauspiel e.V. (BFFS) teil. Und zwischendurch beantwortete sie meine Fragen. Allerdings nur zeitlich gesehen zwischendurch. Mit ihren Gedanken und mit ihrem Herzen war sie mittendrin und voll dabei:

 

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„Alles geben; spielen, als gibt es gerade nichts anderes auf der Welt.“

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JJ: Helena, die Helden meiner Kindheit waren Robin Hood, die Musketiere oder der Kapitän vom Tenkesberg (ungarische Fernsehserie). Bei dir war es wohl, wenn ich richtig gehört habe, Indiana Jones. Erzähle mal: Warum? Und was hat das mit deinem Schauspiel-Wunsch zu tun?

Helena Steiger: Ja, wow, wo hast Du das denn ausgegraben? In der Tat war es so, dass ich bei solchen Filmen als kleines Kind mit viereinhalb Jahren ähnliche Situationen nachgestellt – oder besser gesagt – mir selber ausgedacht habe, sozusagen inspiriert von Indiana Jones. Meine Freundin und ich spielten immer Film und Fernsehen. Wir waren mal Forscher im Dschungel oder in der Wüste, das war auch immer ganz toll.

Oder wir hatten eine eigene TV Show, natürlich mit jeder Menge Gästen. Der Film Indiana Jones ist ein gutes Beispiel. Aber das ist ja nur ein Einfluss von vielen. Diese fiktiven Welten in Filmen waren als Kind für mich sehr reizvoll und sind es auch heute noch.

Ebenso aber auch das Interesse an Musik und Medien allgemein. Ich denke, dass der Schauspielwunsch bei mir schon angesprochen wurde und in einer Form bestätigt werden kann durch das Schauen von Filmen. Die Interessen entwickeln sich.

JJ: Wann wusstest du, dass Schauspielerin EIN Beruf ist und wann wusstest du, dass es DEIN Beruf ist?

Helena: Seit ich klar denken kann – schon immer. Es ist meine Berufung.

JJ: Erzähle bitte ein bisschen von deiner kaufmännischen Ausbildung. Mit wieviel Spaß und Herz warst du dabei, hilft sie dir beim Schauspiel oder in der Moderation, wenn auch nur indirekt?

Helena Steiger; Foto Mauricio Ruiz

Helena Steiger;
Foto Mauricio Ruiz

Helena: Ich habe bereits mit 16 auf der Schauspielschule in Köln vorgesprochen. Da war ich scheinbar noch sehr jung, und die Verantwortlichen teilten mir mit, ich solle doch unbedingt nochmal kommen wenn ich 18 bin. Alternativ habe ich dann eine kaufmännische Ausbildung gemacht, da mein Umfeld mich dahingehend geprägt und beraten hat. Es war spaßig in der Berufsschule und ich lernte das Arbeitsleben kennen. Wie das Leben läuft.

Ich habe nebenher auch damals schon hier und da gedreht und versucht, in diese Richtung zu gehen. Die kaufmännische Ausbildung gab mir wichtige Lebenserfahrung, die mir im Job als Schauspielerin natürlich hilft, aber mein Herz schlug schon immer für die Schauspielerei. Im Nachhinein fühlte ich mich fast gezwungen, diesen kleinen Umweg zu beschreiten.

JJ: Und erzähle bitte gerne ein wenig von der Schauspielausbildung. Hattest du das Gefühl, dass du da richtig bist, auf deinem Weg?

Helena: Erstmal vorab: eine Schauspielausbildung ist ja nichts für jeden. Glühende Lava zu sein oder vergammelte Milch im Kühlschrank oder einfach nur Milch im Kühlschrank… aber für mich war es super! Die Ausbildung für den Beruf, den ich machen möchte. Ich hatte grundsätzlich das Gefühl, dass es der richtige Weg ist, die Ausbildung zur Schauspielerin zu absolvieren.

Im Nachhinein war ich natürlich schlauer, aber diesen Spruch kennen wir ja alle. Ich habe das Handwerk gelernt und das ist ein Traum. Wir hatten so viele tolle Bereiche. Praktische und theoretische. Takt und Rhythmus, Musik- und Theatergeschichte. Yoga, Tanz, Gesang. Method Acting, Grotowski. Das nur als erste Gedanken! Als wir im Zoo waren und dann jeder ein Tier wurde, das sind Ereignisse, die mir noch heute positiv in Erinnerung sind.

JJ: Mir haben Schauspielerinnen erzählt, sie haben extra Tanz gelernt, um auf der Bühne oder vor der Kamera (als Schauspielerin) eine gute Figur zu machen, sich sicherer zu bewegen. Teilst du die Erfahrung der Kolleginnen?

Helena: Also ich finde, ein gutes Körpergefühl sowie die entsprechende Wahrnehmung sind ein Muss für Schauspieler/innen – und sich gut und schön zu bewegen ist von Vorteil. Tanzunterricht gehört zur Ausbildung dazu, ebenso wie Körpertraining. Zudem hat ja jeder auch seine eigene Körperlichkeit.

Aber ich denke, um eine gute Figur zu machen, gibt es einige Möglichkeiten. Ein Einzelkurs macht in jedem Fall Sinn. Ich gucke schon mal hier und da in den Spiegel (lachhhh) und ich hänge manchmal übelst krumm auf dem Stuhl. (lachhh)

JJ: Helena, du stehst vor der Kamera und dir baumelt ein Mikrofon vor der Nase herum. Der Regisseur sagt „und… bitte!“. Was geht genau in jenen Momenten, in denen du in die Rolle hinein musst… willst… darfst…, vor? Wann beginnt der Prozess, wann bist du wieder 100 Prozent du?

Helena: Die Situation geht in mir vor. Ich bin konzentriert auf die Situation. Der Prozess beginnt zuhause beim Lernen des Textes, Lesen des Drehbuchs und Erfassen der Situation. Aber in die Rolle steige ich umgehend ein, wenn gedreht wird. Da gibt es verschiedene Methoden und Hilfsmittel, die verschiedensten Situation auf Knopfdruck zu aktivieren.

Helena Steiger; Foto Mauricio Ruiz

Helena Steiger;
Foto Mauricio Ruiz

JJ: Wie beinflussen dich Kollegen (die jeweiligen Schauspielpartner) dabei? Können sie auch mal, wenn sie unabgesprochen auf einer Welle der Improvisation reiten, alles umkrempeln, dich mitreißen?

Helena: Kommt auf den Kollegen an?! (lachhhh) Im Normalfall ist es ja alles vorgegeben. Der Text, die Situation. Und im Idealfall wird es gestellt und dann geprobt. Sodass die Form klar ist.

Doch ist Improvisation verlangt, gibt es auch einen kleinen oder je nachdem auch größeren Rahmen, also unbedingt weiterspielen, Ideen mitnehmen, offen bleiben und neu starten können, das ist extrem wichtig. Der Text wird ja auch mal verändert und oft kurzfristig, dann keine Panik, denn – die Situation! Aber das wichtigste Hilfsmittel ist: Kommunikation!

JJ: Was fasziniert dich am Schauspiel generell? Erstens wenn du zuschaust und zweitens wenn du selbst spielst?

Helena: Die Fähigkeit – das Optimum! Wenn ich zuschaue, ob es mich mitreißt! Wenn ich spiele, dass ich mitreiße! Alles geben, spielen, als gibt es gerade nichts anderes auf der Welt.

JJ: Was macht dir Spaß an er Moderation?

Helena: Improvisieren, mich mit einbringen, Interviews mit Gästen und die unterschiedlichen Menschen, die ich so treffe. Es gibt so tolle Menschen. Ach, und spontane Lacher, da sind schon Dinger gelaufen. (lachhht)

JJ: Gibt es Schauspielerinnen oder Schauspieler, Moderatorinnen oder Moderatoren, die dich immer wieder vom Hocker reißen? Wenn ja – wer und warum?

Helena: Moderatorinnen und Moderatoren reißen mich nicht wirklich vom Hocker. Höchstens der Mensch und die Art des Menschen, der moderiert. Wenn eine wahrhaftige Persönlichkeit spricht, das reißt mich mit. Aber immer wieder? Das wird schwierig zu beantworten.

Bei Schauspielern und Schauspielerinnen reißen mich oft Kollegen und Kolleginnen mit, aber da spielt auch so viel rein: die Story, die Rolle. Ich bin auch ein skeptischer Mensch. Wer mich wirklich absolut vom Hocker reißt, ist Meryl Streep. Und das auch immer wieder!

Ansonsten reißen mich Kollegen mit, die ich sehr gut kenne, wo ich genau sehe, wie sie um ihr Leben spielen. Pam!

JJ: So, liebe Helena, jetzt hoffe ich mal eben, du träumst gerne und hast verrückte Ziele. Wenn nicht, ist auch die politisch korrekte Antwort („ich lebe meinen Traum“ oder „ich nehme es, wie es kommt“) okay: Was möchtest du, notfalls unter Zuhilfenahme der Wunschfee, als Schauspielerin erleben und was als Moderatorin?

Helena (auch Heli genannt): Eine Etablierung als Schauspielerin. Mit der Wunschfee: Hellywood ;-). Ach, und natürlich möchte ich die weibliche Indiana Jones spielen. (lachhhh)

JJ: Und etwas bodenständiger: Was liegt demnächst oder momentan an, was ist dein sehr reelles Ziel in den nächsten ein… zwei Jahren?

Helena Steiger; Foto Mauricio Ruiz

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Helena: Ein reelles Ziel ist ein Langfilm mit mir in der Hauptrolle. Da stehen auch zwei Langfilme an, jedoch wird da noch die Finanzierung geklärt. Auf meinem Tisch liegen oftmals einige Drehbücher. Es kommen zudem unverhofft Dinge dazu. Also dran bleiben lohnt sich…

JJ: Vielen Dank und viel Spaß.

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Weitere Informationen: Helenas Webseite; Helena auf Schauspielervideos; Helena auf Castforward, Helena auf Filmmakers

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Foto Startseite: Mauricio Ruiz

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