Typisch Christine

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Christine Samselnig, fotografiert von Ludwig Winkler

Christine, fotografiert von Ludwig Winkler

Christine Samselnig hat als Kind gerne das gemacht, was viele Mädels so machen – mit einer Freundin in Omas Wohnung Modenschau spielen. Mittlerweile 34 Jahre jung, treibt die 1,74m große Frau mit den braunen Augen gerne Sport.

Die Österreicherin aus dem Bezirk Kitzbühel steht zudem seit kurzem öfter für Foto-Shootings vor der Kamera. „Wolfgang Lochmann (Wolfi Lochmann Photography) hat mir mehr oder weniger den richtigen Schubs gegeben“, erzählt sie, „bis dahin war ich eigentlich immer ein Haarmodel, was mir richtig Spaß macht, da ich immer eine andere Frisur bekomme. Immer den neuesten Trend.“

Wie die Dinge sich entwickelten, was Christine so fühlt, während der Auslöser der Kamera klickt und was sie zu meinem Eindruck sagt, dass sie für „typisch Model“ viel zu charismatisch sei, verrät die Katzenliebhaberin uns hier und jetzt:

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„Ich bin wirklich kein typisches Model“

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JJ: Christine, beschreibe mal bitte deinen ersten Einsatz unter professionellen Bedingungen als Model.

Christine Samselnig: Mein erster Einsatz war auf einer kleinen Bühne (17 Jahre jung war ich da). Es war ein Haarmodeljob. Beim Casting war ich total nervös. Dachte, es werden sowieso nur Mädchen mit langen Haaren gesucht. Doch es zeigte sich anders. Und ich wurde genommen.

Christine Samselnig, fotografiert von Birgit Pichler

Christine, fotografiert von Birgit Pichler

Ich wusste überhaupt nicht so richtig, was da auf mich zukam. Ich wurde dann umgestylt. Neue Haarfarbe, neuer Schnitt. Es war einfach nur toll. Ich fühlte mich großartig. Dann noch Make-Up und neues Outfit. Fühlte mich wie ein neuer Mensch. Und ich dachte nur „WOW, so sehe ich einfach nur toll aus! Bin das ich?“

Wir hatten eine kleine Choreographie eingeübt für die Bühne. Ich war ziemlich nervös. Hatte noch nie hohe Schuhe an. Habe zehn Jahre Taekwondo trainiert. Aber alle waren sehr begeistert von mir – der „Vorher-Nachher-Effekt“ war unbeschreiblich. Ich war sehr schüchtern und auf einmal steht man auf einer Bühne und alle Augen sind auf einen gerichtet. Wahnsinn.

JJ: Hast du schon als Kind Omas Küchentisch als Laufsteg genutzt, beizeiten in Mamas Schminktasche oder Kleiderschrank gegriffen oder vor jedem Fotoapparat posiert?

Christine: Jetzt musste ich mal lachen. Tatsächlich kann ich mich daran erinnern, als ich in den Ferien bei meinen Großeltern war (Anfahrt dauerte zirka zweieinhalb Stunden mit dem Auto). Dort war eine Nachbarin. Das Mädchen war in meinem Alter (vier Jahre jung).

Sie hatte immer tolle Kleider an und ich war sehr begeistert von ihr. Eines Tages suchte ich mir ein paar Klamotten raus (Reisetasche war vollgepackt mit allen möglichen Sachen). Dann habe ich mich angezogen, mich vor dem Spiegel angeschaut und bin runter – sie war auch da. Hab mich ihr präsentiert und sie sagte: „Hübsch“. Dann ging sie ins Haus. Nach zirka fünf Minuten war sie wieder da und hatte was anderes an und präsentierte sich mir.

Das haben wir fast den ganzen Vormittag so gemacht. Bis meine Oma dann meinte: “Jetzt ist Schluss damit. Im Zimmer sieht es ja total chaotisch aus. Was macht ihr denn da für einen Unfug?!“

Christine Samselnig, Foto von Stefan Dokoupil

Christine, Foto von Stefan Dokoupil

JJ: Was fasziniert dich am Modeln? Wenn du selber aktiv bist; wenn du zuschaust…

Christine: Ich liebe es zu Modeln, da ich vorm Alltag ’ne Pause bekomme. Ich kann sein, was und wer ich will. Ich kann aber nur das gut rüberbringen, was auch tatsächlich in mir steckt. Mich entdecken… für mein Selbstvertrauen…

Wenn ich anderen zuschauen kann, bin ich immer sehr fasziniert von der Magie zwischen Fotograf und Model. Jedes wirkt anders auf mich. Jeder Mensch hat eine andere Persönlichkeit, andere Talente, eine andere Ausstrahlung.

JJ: Du stehst am Ort des Foto-Shootings, Christine, bist komplett aufgestylt und irgendwelche Reflektoren oder Lampen setzen dich ins rechte Licht. Der Fotograf beginnt zu knipsen. Was geht in jenen Momenten in dir vor? Spielst du ein bisschen eine Rolle, bist du 100 Prozent du? Wie fühlst du dich?

Christine: Ich brauche immer ein paar Minuten bis ich „warm“ werde. Aber dann konzentriere ich mich sehr – sobald die Linse auf mich gerichtet ist. Und habe Spaß daran. Ich liebe es, dann auch mit dem Fotografen die Bilder anzuschauen. Was kann ich verbessern? Wie wirke ich auf dem Bild, wie kommt die Pose rüber, wie ist der Gesichtsausdruck? Ich bin schon immer ich – ich kann nur das reflektieren, was auch in mir steckt.

Auf der Bühne oder dem Laufsteg habe ich immer ein wenig Lampenfieber. Vor ein paar Jahren bekam ich sogar rote Flecken am Rücken, teilweise im Gesicht und am Dekolleté. Aber das ist jetzt weg. Und ich freue mich immer sehr, wenn es los geht. Danach bin ich immer happy, wenn alles gut gegangen ist. Fühlt sich irgendwie immer so wie ein Bungeejump an.

JJ: Wenn du schon mal vor einer Kamera oder auf einer Art Bühne stehst, hast du dann manchmal Lust, mehr zu machen – zu schauspielen, zu singen, anderweitig zu performen?

Christine, fotografiert von Wolfi Lochmann

Christine, fotografiert von Wolfi Lochmann

Christine: Vor kurzem hatte ich mal eine Anfrage bekommen, bei einem Musikvideo mitzumachen. Ich würde mich sehr freuen, wenn das klappt. Vor ein paar Jahren konnte ich mir das überhaupt noch nicht vorstellen.

Als Kind nahm ich bei einem Theaterunterricht teil. Und mit dem Taekwondo hatten wir auch manchmal unsere Auftritte auf einer Bühne. Ich mochte es sehr.

JJ: Christine, ich weiß gar nicht, ob es das typische Model gibt. Wenn ja, bist du das in meiner Wahrnehmung nicht. Du wirkst auf mich in erfrischender Weise anders – charismatisch, ausdrucksstark, das Gegenteil von 0815. Vor diesem Hintergrund: Was ist in deinen Augen wichtig für ein Model? Wie möchtest du gerne wahrgenommen werden? Und wenn es auch eine der unbeliebtesten Fragen überhaupt ist: Wie nimmst du dich selbst wahr?

Christine: Ich bin wirklich kein typisches Model. Ich habe kein Beautyface und auch nicht die perfekten Maße. Ein Model sollte sich wohl fühlen, gesund sein und Spaß haben.

Christine Samselnig , Foto von Birgit Pichler

Christine, Foto von Birgit Pichler

Ich hatte es nicht immer leicht in meiner Kindheit. Ich bin nicht perfekt und genau das möchte ich zeigen. Ich möchte vielleicht auch manchen Mut machen oder sie bestärken.

Ich finde, dass ich stark bin. Bin aber auch sehr einfühlsam und sensibel. Ich bin stolz auf mich, da zu stehen, wo ich gerade bin, und freue mich sehr auf meine Zukunft. Wie auch immer diese ausschauen wird.

JJ: Gab oder gibt es Models, die du immer wieder gerne siehst, die dich immer wieder überzeugen? (Wenn ja – wer und warum?)

Christine: Ein Model hat mich sehr berührt und auch sehr begeistert – nämlich die wunderbare und wunderschöne Waris Dirie. Sie ist für mich einfach eine bewundernswerte Frau.

JJ: Christine, hast du einen Plan, was du als Model erreichen möchtest?

Christine: Hmmm, ich habe keinen Plan diesbezüglich. Aber wer weiß, was noch alles passieren wird. Ich lasse es auf mich zukommen und genieße es.

JJ: Und wenn wir ruhig mal ins Träumen kommen – wo, mit wem, was, wie, warum, weshalb möchtest du als Model gerne erleben?

Christine Samselnig, Foto von Norbert Frena

Christine, Foto von Norbert Frena

Christine: Ich würde gerne Waris Dirie persönlich kennen lernen wollen.

JJ: Vielen Dank und viel Spaß weiterhin.

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Weitere Informationen: facebook Modelpage von Christine

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Foto Startseite: Wolfi Lochmann

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Ein Kommentar:

  1. michael aberger

    Tolle Geschichte und ein wahres Wort und sie ist eine super nette Frau und Model mit perfektem Body. Ich gratuliere ihr von Herzen. Und mach weiter, so lange du Lust hast.

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