Licht an – Aufregung aus!

Julia Gruber, Foto von Bernd Brundert

Julia Gruber,
Foto von Bernd Brundert

 

Julia Gruber arbeitet als Schauspielerin, Moderatorin und Sprecherin. Ihre Tätigkeiten basieren außer auf Talent, Spaß und Leidenschaft auf eine Schauspielausbildung an der Athanor Fachakademie für darstellende Kunst Burghausen/Passau, die Ausbildung zur Redakteurin und Moderatorin bei Radio Ramasuri/Radio Galaxy in Weiden (Oberpfalz) sowie zur Studiosprecherin (Christian Rode Sprecherschule Berlin).

In unserem kleinen Interview erzählt die junge Frau aus dem Freistaat Bayern von der Kraft, die im Schauspiel steckt, von Texthängern, dem Unterschied von bösen Hexen und Auto-Werbespots, von Tanzeinlagen im Radio-Studio und von den derben Sprüchen Martin Luthers.
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Und viel mehr. Hier und jetzt:
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„Ich stehe immer – vor jeder Aufführung – unter Strom und Adrenalin schießt mir durchs Mark“

 

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JJ: Julia, worin besteht deine ganz persönliche Faszination Schauspiel, sowohl wenn du zuschaust als auch wenn du selbst spielst?
Julia Gruber: Ich finde es auf der einen Seite spannend, in Rollen zu schlüpfen, diesen Figuren Leben einzuhauchen. Dabei spielen Sprache, Körper und Mimik eine große Rolle. Es ist eine kreative Aufgabe, der ich mich stellen darf! Auf der anderen Seite macht es einfach unheimlich viel Spaß zu schauspielern, auf der Bühne zu stehen beziehungsweise vor der Kamera.
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Auch Menschen zu bewegen, sie zum Nachdenken oder auch nur zum Lachen zu bringen, spielt eine Rolle. In der Schauspielerei steckt viel Kraft. Außerdem kann ich als Julia Gruber auch mal jemand anderes sein. Im Publikum zu sitzen und Kollegen in Theaterstücken zu sehen, ist unglaublich bereichernd – erstens kann man von Kollegen lernen und zweitens bringen viele Theaterstücke uns bewusst oder auch unbewusst zum Reflektieren des eigenen Lebens und der eigenen Sichtweise.
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JJ: Was fühlst, spürst, denkst du genau in den Momenten, in denen entweder am Kameraset der Regisseur „Bitte“ sagt oder auf der Bühne dein Stichwort fällt, wenn du also hinein musst in die Rolle? Wie viel Julia bist oder bleibst du dann?
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Julia Gruber: In jeder Rolle, die ich gespielt habe oder spiele, steckt ein Hauch von Julia Gruber. Jeder Mensch hat unglaublich viele Facetten, jeder Mensch – nicht nur wir Schauspieler – spielt in bestimmten Lebenssituationen eine gewisse Rolle. Beispiel: Mensch A verhält sich seinem Chef gegenüber sicherlich anders als seinem Partner gegenüber oder vielleicht Nachbarn, Eltern oder der Verkäuferin im Supermarkt. So habe auch ich verschiedene Facetten und diese bringe ich dann auf die Bühne oder zeige sie vor der Kamera.
Julia Gruber, Foto von Bernd Brundert

Julia Gruber,
Foto von Bernd Brundert

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Und um einer Figur Leben einzuhauchen, muss auch ein Stück Julia dabei sein, sonst wäre es in meinen Augen gespielt und irgendwie nicht echt. Der Zuschauer soll ja auch schließlich glauben, was man da macht. Ich frage mich also bei der Erarbeitung der Rolle, was möchte die Figur damit sagen? Was hat sie dazu gebracht, dass sie das sagt oder sie handelt? Und klar, wie würde ich als Julia Gruber in dieser Situation reagieren?! 🙂
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Auch wenn ich schon ein paar Jahre Theater spiele oder vor der Kamera stehe, bin ich nach wie vor aufgeregt, vor allem wenn ich Theater spiele. Ich stehe immer – vor jeder Aufführung – unter Strom und Adrenalin schießt mir durchs Mark. Ich frage mich dann ganz kurz, warum ich mir das immer wieder antue, denn es ist schon sehr nervenaufreibend, wenige Minuten bevor es losgeht. 🙂 Aber sobald die Lichter angehen, freue ich mich, dass ich Schauspielerin bin und das alles erleben darf! Es ist ein tolles Gefühl.
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JJ: Wie beeinflussen dich die Schauspielpartner, wie das Publikum, wie vielleicht die Tagesform?
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Julia Gruber: Naja, auch wir Schauspieler sind Menschen. 🙂 Jeder Tag ist nicht gleich, also wird auch jede Rolle nicht jeden Tag gleich sein. Manchmal gibt es Tage, da habe ich einfach ein bisschen mehr Energie, manchmal ein bisschen weniger. Das wirkt sich natürlich auf die Spielweise aus. Aber Hauptsache: die Intensionen der Rolle bleiben erhalten!
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Die Energie des Publikums und auch der Kollegen kann mich natürlich beeinflussen. Wenn ich zum Beispiel ein witziges Stück spiele und das Publikum nicht lauthals loslacht, obwohl das gestrige Publikum noch zusätzlich an dieser Stelle geklatscht hat, kann mich das als Schauspielerin kurz nachdenken lassen, ob ich etwas falsch mache, heute zu wenig Energie oder die Intension der Pointe verloren habe. In der Schauspiel-Branche sagt man dazu, man sei zu wenig „innerlich“, würde den Text einfach nur sagen, ohne es auch wirklich so zu meinen. Aber eigentlich ist es nicht gut, wenn ich über so etwas nachdenke, denn dann bin ich ja raus aus der Rolle – denn dann steht kurz „Julia Gruber – die Schauspielerin“ auf der Bühne und nicht die Rolle.
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Aber das ist einfach ein Lernprozess, dass ich auch in solchen Momenten bei mir, in der Rolle und bei den Kollegen bleibe. Wenn die Kollegen mal einen schlechten Tag haben und an einer Stelle auf der Theaterbühne ihren Text vergessen, muss ich schnell improvisieren können. Das kann manchmal ärgerlich sein, aber auch sehr erfrischend. Weil ich zusammen mit den Kollegen plötzlich die Situation retten muss, schließlich darf der Zuschauer nicht merken, dass es gerade einen Texthänger gibt.
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JJ: Julia, ich lebe hier nicht weit von dem Ort, an dem Martin Luther die Bibel übersetzte. Deshalb war ich sofort neugierig, als ich las, dass du am Evangelischen Dekanat Passau in „Martin Luther – Eine Revue“ mitgewirkt hast, als Käthe Luther, Teufelin und Shopping-Moderatorin, erzähle mal bitte ein bisschen.
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Julia Gruber: „Martin Luther – Eine Revue“ war eine tolle Bereicherung für mich. Ich selbst bin evangelisch, habe aber durch die Revue viel Neues über Martin Luther erfahren. Zum Beispiel, dass der Reformator manchmal eine sehr derbe Sprache genutzt hat: „Aus einem verzagten Arsch kommt kein fröhlicher Furz“. Auch Juden waren Martin Luther ein Dorn im Auge: „Die Juden sind ein solch verzweifeltes, durchböstes, durchgiftetes Ding, dass sie 1400 Jahre unsere Plage, Pestilenz und alles Unglück gewesen sind und noch sind. Summa, wir haben rechte Teufel an ihnen…“. Auch die Frauen bekamen bei Martin Luther ihr Fett weg: „Es ist ein arm Ding um ein Weib. Die größte Ehre, die das Weib hat, ist, dass wir allzumal durch die Weiber geboren werden.“
Julia Gruber, Foto von Bernd Brundert

Julia Gruber,
Foto von Bernd Brundert

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An einem Abend in verschiedene Rollen zu schlüpfen ist eine Herausforderung, macht aber sehr viel Spaß. Unsere Intension war es, den Menschen zu zeigen, wer Luther auch war – eben dieser frauenverachtende Judenhasser.
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JJ: Du arbeitest auch als Sprecherin, Julia; bist du beispielsweise, wenn du die böse Hexe sprichst, mehr Schauspielerin – und wenn du einen eher informativen Werbetext sprichst, weniger?
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Julia Gruber: Ich glaube, es wäre nicht förderlich und der Kunde wäre sicher auch nicht happy, wenn ich die böse Hexe im – zum Beispiel – Auto Werbespot mime. 🙂 Nehmen wir mal das Beispiel: Werbespot und Hörspiel. In beiden Fällen muss ich Menschen erreichen und bewegen. Die Emotionen, die dadurch ausgelöst werden, sind jedoch andere.
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Beim Werbespot sollen die Hörer zum Beispiel zum Kauf animiert werden, beim Hörspiel in eine andere Welt abtauchen können. Ich bin aber definitiv beim Hörspiel viel mehr Schauspielerin, weil ich in eine Rolle schlüpfen darf. Bei der Werbung bin ich freundlich, straight und versuche eben, den Hörer zum Kauf anzuregen.
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JJ: Was macht dir Spaß an der Moderation (Radio)?
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Julia Gruber: Ich bin immer up to date. Ich bekomme sehr viel mit, was in der Weltgeschichte passiert, auch in der Region. Das finde ich gut. Außerdem weiß ich, welche neuen Songs gerade angesagt sind. Und ich liebe Musik! Wenn ich im Studio bin, gerade Musik läuft und ich nichts zu tun habe (oft muss man ja, während die Lieder laufen, die nächste Moderation schreiben oder die aktuellen Temperaturen fürs Wetter nachschauen etc. 🙂 ), dann tanze und singe ich gerne mit. Und Tanzen ist ja bekannter Weise gesund.
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JJ: Wie nah bist du, wenn du da mehr oder weniger alleine im Studio am Mikrofon sitzt, bei deinen Zuhörern? (stellst du dir die breite Masse vor, bestimmte Leute… ganz anders?)
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Julia Gruber: Bevor ich on air gehe, überlege ich mir natürlich, was die Menschen am heutigen Tag bewegt. Regnet es? Scheint die Sonne bei 30 Grad? Ist Wochenende? Früh am Morgen oder Feierabend-Zeit? Ich versuche als Moderatorin die Menschen von dort, wo sich gerade befinden (zumindest die breite Masse), abzuholen und sie zu begleiten. Und so entstehen dann Moderationen.
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JJ: Gibt es Schauspieler/innen oder Moderatoren/Moderatorinnen, denen du besonders gerne zuschaust oder zuhörst?
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Julia Gruber: Beim Radio gibt es unzählige Vorgaben: wann, was, wie viel gesagt werden darf. Es geht natürlich auch um Verkaufen, die meisten Hörer gewinnen und die besten Zahlen schreiben. Das ist natürlich verständlich, aber da kann die Persönlichkeit des Moderators ein wenig flöten gehen. Matthias Matuschik (Bayern 3) ist für mich daher ein Phänomen. Der redet einfach frei nach Schnauze und macht was er will, zumindest wirkt es für mich so. Find ich gut.
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Lieblingsschauspieler habe ich jedoch keine. Ich finde viele Kollegen interessant, weil man von jedem etwas lernen kann. Wenn ich finde, dass jemand mich mitreißt und vergessen lässt, dass er schauspielert, bin ich fasziniert und frage mich – nach dem Theaterstück oder Kinobesuch – was hat der Kollege gemacht, dass es so verdammt gut war.
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JJ: Bist du mit einem Schauspielerinnen- oder Moderatorinnentraum unterwegs, wenn ja, welcher?
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Julia Gruber: Ich würde gerne irgendwann einmal die feste Synchronstimme einer Hollywood-Schauspielerin sein. Außerdem wäre es schön, viel mehr in TV- oder Kinoproduktionen mitwirken zu können. Es geht mir nicht darum, berühmt zu sein, dass mich jeder kennt. Sondern ich möchte einfach spielen, weil es ein toller Beruf ist, der so viel Spaß macht.
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JJ: Zum Schluss nochmal auf Anfang: Hast du als Kind schon moderiert und die Hauptrollen im Schultheater abgegriffen, hat sich da schon abgezeichnet, wo die Reise hin geht?
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Julia Gruber: Ich wollte immer Schauspielerin werden. Schon als kleines Kind habe ich die Familie unterhalten und auch sehr früh Theater gespielt. Als ich kurz vor dem Abitur stand, meinten meine Eltern, dass ich erst einmal etwas „Richtiges“ lernen sollte. Schließlich sei Schauspielerei etwas Unsicheres. Ich bin unglaublich froh, dass meine Eltern mir diesen Rat gegeben haben.
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Denn JA: als Schauspielerin zu arbeiten, ist manchmal sehr hart. Ich schreibe so viele Bewerbungen, mache viele E-Castings und gehe zu Vorsprechen, doch erhalte Absagen, manchmal erhält man nicht einmal eine Rückmeldung. Daher bin ich sehr froh, dass ich eine Ausbildung zur Redakteurin, Radiomoderatorin und Studiosprecherin gemacht habe – und schließlich das Schauspiel-Studium absolviert habe. Ich finde, ich bin super aufgestellt, habe viel zu tun und es wird nie langweilig, was ich sehr schätze!
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JJ: Danke.
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