Flatternde Bälle rauswühlen

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Elisa Lohmann, Foto Ecki Raff

Elisa Lohmann, Foto Ecki Raff

Die Volleyballspielerin Elisa Lohmann vom SSC Palmberg Schwerin wurde mit ihren gerade mal 20 Jahren schon ein Mal deutsche Meisterin in der Altersgruppe U20 und zwei Mal mit den Frauen. An das Gefühl während der Sekunden und Minuten des Triumphes erinnert sie sich sehr gut. „Schon vorm letzten, entscheidenden Punkt fieberte ich – wie alle – auf den Moment hin und als es dann wirklich so weit war, kamen alle Emotionen zusammen, ich wäre am liebsten an die Decke gesprungen“, erinnert sie sich, „das kann gerne noch oft passieren.“

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Gerne noch oft

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Die Chancen stehen gut. Die Mädels aus Mecklenburg-Vorpommern grüßen nach den ersten Spielen der Saison 2018/2019 von den oberen Rängen. „Auch wenn wir in der Vorbereitung nicht viel zusammen trainieren konnten“, sah Elisa die Situation zunächst nicht ganz so sicher, „denn viele Spielerinnen waren mit den Nationalteams unterwegs.“

Aber: „Die Mannschaft ist gut aufgestellt. Menschlich wie spielerisch. Es passt!“ Das Umfeld bietet aus Sicht der 1,75 Meter großen Frau ideale Voraussetzungen. „In Schwerin mischt sich ein familiärer Spirit mit einem hohen Grad an Professionalität“, weiß sie zu berichten, „ich weiß immer, mit welcher Frage ich zu wem gehen kann. Alle unterstützen das Team und alle, also auch die Helfer drumherum, unternehmen viel gemeinsam.“

Und noch ein Erfolgsgarant lauert da auf die Kontrahentinnen in der 96.000 Einwohner Stadt, stark wie ein Block und überzeugend wie ein Angriffsschlag, es steht in der Palmberg Arena und trägt den Namen Gelbe Wand! „Wenn ich draußen auf der Bank sitze, nehme ich die Stimmung in der Halle sehr kräftig wahr, bin ich dann auf dem Feld, bekomme ich zwar in der Konzentration nicht mehr jedes Detail mit, aber das entstandene Gefühl beflügelt“, schildert Elisa die Wirkung der Fans.

Elisa Lohmann, Foto Ecki Raff

Elisa Lohmann,
Foto Ecki Raff

Egal indes, ob zuhause oder auswärts, als siebente – allerdings unsichtbare – Mitspielerin ist Frau Teamgeist wichtig. „Im Volleyball geht es Punkt um Punkt, ob der verloren oder gewonnen ist – danach treffen sich jedes Mal die Emotionen in der Mitte des Feldes, wir stimmen uns ein, jede kämpft für jede, wir können uns aufeinander verlassen“, weiß Elisa, wo es in ihrer Sportart lang geht, „sechs beziehungsweise zwölf Individualistinnen schaffen es nie an die Spitze, das geht nur gemeinsam.“

Und gerade in ihrer Sportart sind Einzelaktionen nichts, Egogezocke wie im Fußball oder Basketball beispielsweise ist schon aufgrund des Regelwerks gar nicht drin: „Jede Ballberührung ergibt und begründet die nächste – Annahme, Zuspiel, Angriffsschlag!“, erklärt die Schwerinerin.

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Libera

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Elisa Lohmann, die auch schon auf der Position der Außenangreiferin aktiv war, möchte sich nun in der Ausbildung und im Einsatz auf die Position der Libera konzentrieren. „Diese Aufgabe ist sehr kopflastig“, plaudert sie aus dem Nähkästchen, „ich muss um jeden Ball kämpfen, ihn rauswühlen, damit er den Boden nicht berührt. Eigene Punktgewinne kann ich gut eröffnen. Deshalb vermisse ich nicht, angreifen zu dürfen.“ Bei gegnerischer Aufgabe deckt die junge Frau meist „den größeren Teil“ des hinteren Feldes ab und sieht „Bälle, die flattern“ als Herausforderung.

International war die in Parchim aufgewachsene Volleyballerin für deutsche Junioren-Nationalmannschaften 2015 bei der U18-Europameisterschaft und der U18- Weltmeisterschaft in Peru (jeweils 6. Platz) und 2016 bei der U19-Europameisterschaft (7. Platz) aktiv. Dabei stellte sie fest, „dass wir zwar nicht die absolute Spitze in Europa beziehungsweise auf dem Erdball verkörperten, aber sooo weit auch nicht weg waren – im guten Mittelfeld; während die USA, die Türkei, Italien, China, Serbien, Russland immer vorn mitmischten. Unsere Platzierung bei der Weltmeisterschaft aber war besser als erwartet – wobei Medaillen immer schöner sind…“ Im letzten Teil der der Aussage blickt ihr Ehrgeiz durch.

Elisa Lohmann, Foto Ecki Raff

Elisa Lohmann,
Foto Ecki Raff

Begonnen hat der ganze Spaß, als Elisa nach Überzeugung der Eltern in ihrer Kindheit neben der Schule einem sinnvollen Hobby nachgehen sollte. „Mama spielte Handball und Papa, der hauptsächlich musikalisch aktiv war, Volleyball“, blickt sie zurück, „weil in Parchim eine sehr gute Jugendarbeit geleistet wird, war Volleyball für mich die erste Option. In meiner Altersklasse hatten wir ein schlagkräftiges Team am Start und ich spielte relativ früh im Erwachsenenbereich.“

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Hoch springen, hart schlagen

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Die Faszination ihrer Sportart packte Elisa Lohmann also beizeiten und sieht so aus: „Volleyball ist sehr vielfältig, es ist bei aller guten Vorbereitung nicht immer vorherzusehen, was dann auf dem Feld passiert.“ Derzeit ist sie „als eine der Jüngeren vor jedem Spiel aufgeregt“, konzentriert sich auf ihre individuellen Stärken, um ihre Bestleistung abzurufen und versucht gleichwohl „alles fürs Team zu geben“.

Während die Mehrheit der Zuschauer wohl tatsächlich den Frauen-Volleyball gegenüber dem der Männer auf Grund der längeren Ballwechsel und weil das Geschehen leichter zu verfolgen ist, attraktiver empfinden, schaut Elisa den Jungs besonders gerne zu. „Es ist beeindruckend, wie hoch sie springen und wie hart sie schlagen“, befindet sie.

Ihre Zukunft wünscht sie sich durchaus realistisch „als Stammspielerin in einem Topclub, gerne auch im Nationalteam, zu agieren“. Das Ziel motiviert die Libera „jeden Tag“ und sie weiß, dass es viele aus ihrem Umfeld geschafft haben.

Elisa Lohmann, Foto Ecki Raff

Elisa Lohmann,
Foto Ecki Raff

Und wenn es zwischendurch, zwischen den gegnerischen Schmetterschlägen ausgraben, dem Training, Training, Training, den immer wieder überraschenden Spielverläufen und bei allem Ehrgeiz mal etwas beschaulicher zugehen soll, wenn Entspannung angesagt ist, dann bieten Mecklenburg-Vorpommerns Metropole und Umland ebenso optimale Voraussetzungen wie der familiär professionelle Verein. „Schwerin ist sehr schön“, schwärmt die Frau aus dem Norden, „besonders im Sommer bieten die vielen Seen Rückzugsmöglichkeiten oder das Schloss mit Park – alleine, mit Freunden und Familie… Nur eine Uni fehlt ein bisschen, dann hätten wir noch mehr junge Leute in der Stadt ;-)“

JJ.

 

Weitere Informationen: Das Team auf der Vereins-Webseite

Foto Startseite: Ecki Raff

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