Der Kandidat für alles

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Niklas mit den Rhinos vs. Greifswald, @Caros Basketballfotografie

Niklas (weiß) mit den Rhinos vs. Greifswald,
@Caros Basketballfotografie

Bei Niklas Radestock ist einiges ein bisschen anders und einiges exakt genauso wie bei allen Basketballspielern. Während die meisten Jungs im Kinderbereich, als alles begann, den ganz großen Spaß daran hatten, den Ball in den Korb zu werfen, erkannte der mittlerweile 20jährige zudem die Chance, seine ganz eigene, eine wichtige Rolle, im Team zu besetzen: „Körbe werfen war natürlich attraktiv, auch für mich damals, ich wollte zudem das Ganze zusammenhalten, durch Kommunikation, ich wollte im eins gegen eins die Defense stärken, Steals holen, Fouls ziehen, über harte Arbeit zum Erfolg kommen.“

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Inside- und Outside

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Das macht er jetzt noch. Auch eine Lieblingsposition, mit der viele Mannschaftssportler kokettieren, möchte Niklas nicht benennen. „Ich bin der Kandidat für alles“, stellt der 1,98m Mann klar, „groß genug, um mich am Brett durchzusetzen, schnell genug, um über außen zu agieren. Im Nachwuchs habe sogar manchmal Pointguard gespielt, weil mein Ballhandling passabel ist.“ Und wenn der junge Mann aus Halle/Saale sich festlegen soll, dann „auf den Powerforward, da kann ich meine Inside- und Outside Qualitäten vereinen.“ Irgendwie haben wir in ihm den Spieler gefunden, bei dem tatsächlich „ich spiele da am liebsten, wo das Team mich am meisten braucht“ kein Spruch fürs Phrasenschwein oder das Wohlgefallen ist. Sondern echt.

Niklas (grün/11) mit den Rhinos vs. Stahnsdorf II, @Caros

Niklas (grün/11) mit den Rhinos vs. Stahnsdorf II,
@Caros Basketballfotografie

So nimmt es nicht wunder, dass der ab kommende Saison für die Aschersleben Tigers in der 1. Regionalliga Nord auflaufende Allrounder nicht derjenige ist, „der den Korb abreißt“ (Zitat Webseite des Vereins), sondern, wie er selber sagt, ein schlichter Spieler: „Special Moves müssen nicht sein. Das Ergebnis zählt!“

Das diese Einstellung zu zahlenmäßig beeindruckenden Ergebnissen führen kann, bewies Niklas über Jahre in den höchsten Nachwuchsligen Deutschlands (als 15jähriger zum „Nachwuchsspieler des Jahres“ beim Mitteldeutschen Basketballclub ausgezeichnet) und ganz aktuell in der abgelaufenen Saison bei den „USV Halle Rhinos“ mit 14,5 Punkten und 5,6 Rebounds durchschnittlich in 20 Spielen. Zu 54 Prozent netzte er die Zwei-Punkte-Würfe ein und zu 38 Prozent aus der Distanz.

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Gespannt auf die Fans

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In der ältesten Stadt von Sachsen Anhalt, dem „Tor zum Harz“, Aschersleben, mit seinen über 27.000 Einwohnern, möchte Niklas Radestock 2018/2019 eine gute Saison absolvieren. Er möchte mit „viel eigener Einsatzzeit, verbunden mit dem Sammeln von Erfahrung“ zum Ziel des gesamten Vereins – Aufstieg in die ProB, beitragen.

Für die Tigers hat er sich entschieden, weil ihn die Struktur im Verein überzeugt hat. „Ich kann sehr gut mein duales Studium fortsetzen – Universität Halle und Unternehmen GISA GmbH – und gleichzeitig ambitioniert Basketball spielen. Einige der jungen Spieler kenne ich, habe ein Probetraining mitgemacht, wir haben viel geredet, viel geschrieben und ich habe ein gutes Gefühl“, schätzt Niklas die Situation ein und blickt in die Zukunft: „Die Stimmung in der Halle ist gut, das weiß ich, weil ich da schon Auswärtsspiele bestritten habe – und ich bin gespannt, wie die Fans mich aufnehmen.“

Niklas im Pokalspiel USV vs Sixers; @Caros Basketball Fotografie

Niklas (weiß/blau) im Pokalspiel USV vs Sixers; @Caros Basketball Fotografie

Apropos Studium und vor allem Wichtung Studium/Beruf und Sport. „Direkt nach Schulabschluss habe ich ein Jahr lang nur Basketball gespielt und trainiert, in der Nachwuchs Basketball Bundesliga“, blickt er einige Jahre zurück, „das hat Spaß gemacht und es hat mir gut getan. Danach musste ich mich allerdings entscheiden. Und auch wenn das Talent und die Möglichkeiten da waren, voll auf die Karte Basketball zu setzen, das Risiko war mir zu hoch!“ Niklas absolvierte Praktika und schlug den Weg ein, den er nun konsequent fortsetzt.

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Die alten Videos

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Angefangen hatte das Ganze im Alter von fünf Jahren, der Vater (2,06m groß) des damals noch kleinen Jungen spielte auch Basketball und nahm den Sohn mit unter die Körbe. „Das Spiel hat mir gleich gefallen“, schwärmt der Hallenser heute noch, „ich habe Freunde gefunden, bin immer dran geblieben – und meine Eltern und die gesamte Familie haben mich bei allem unterstützt. Dafür bin ich sehr dankbar.“ Schon einige Jahre vor jener Zeit zauberten fernab, in der drittgrößten Stadt der USA, Michael Jordan, Ron Harper, Scottie Pippen, Dennis Rodman und Luc Longley sowie unter anderem Steve Kerr oder Toni Kukoč für die Chicago Bulls in der NBA derart erfolgreich und schön fürs Auge, dass nicht nur heute noch viele Fans der orangen Kugel sich daran erinnern, sondern sich viel, viel später Niklas, sein Bruder und sein Vater die entsprechenden Videokassetten immer und immer wieder anschauten.

Niklas Radestock; Foto @Jens Mattern Sportfotos

Niklas Radestock; Foto @Jens Mattern Sportfotos

„Das war, beziehungsweise ist heute noch, mein Lieblingsteam“, plaudert der junge Mann aus dem Nähkästchen und hält seine Bewunderung nicht hinterm Berg, „besonders die Spielweise von Scottie Pippen (Small Forward, 2,01m groß) und wie er als bester Allrounder und Verteidiger der Liga mit Michael Jordan ein unschlagbares Duo bildete, beeindruckt mich. Mit ihm kann ich mich am ehesten identifizieren.“

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Defense, Defense

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Und das ist, egal für welches Team, gerade in diesem Sport, gut so. „Offense wins games. Defense wins championships“, heißt es nicht umsonst im Basketball. Und nicht von ungefähr skandieren die Fans ihr „Defense, Defense!“, um die Jungs zu Kampf und Sieg zu treiben. Wie das Siegen mit den „Aschersleben Tigers“ demnächst Niklas gelingen wird, werden wir sehen. Auf jeden Fall wird er auf seine Art etwas anders und gleichwohl mit der selben Leidenschaft wie das gesamte Team dazu beitragen.

JJ

Weitere Informationen: Webseite der Tigers/News

Foto Startseite: @Jens Mattern Sportfotos

 

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