100 Prozent + 100 Prozent = Dena

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Dena Abay; Foto Steffi Henn

Dena Abay;
Foto Steffi Henn

Gerne würde ich hier mal eben über Dena Abay, die Basketballspielerin, schreiben. Erste Liga, zweite Liga – egal. Als Pointguard würde sie dribbelnd die Kontrahentinnen austanzen, einen No Look Pass unter den Korb spielen und nachsetzen, um den eventuellen Rebound zu holen.

Hätte, wäre, würde… nun stelle ich Dena, die Musikerin und Schauspielerin, vor. Auch gut. Vielleicht besser. Wahrscheinlich richtig gut.

Wie sich die Dinge so und nicht anders entwickelten, was ein Hüpfer auf ein Bett und Michael Jackson damit zu tun haben, was passiert, wenn die 1,64m Frau von einer schauspielerischen Leistung so richtig beeindruckt ist und was die größte Ehre für sie wäre… Hier und jetzt:

 

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“Es ist viel interessanter für mich rauszufinden, was in so einem Moment entstehen kann, anstatt ihn zu planen.”

 

JJ: Dena, du fühlst dich beinahe überall zuhause, habe ich gehört. Definiere mal bitte deinen ganz persönlichen Zuhause-Begriff.

Dena Abay: Ich fühle mich beinah überall zuhause, weil ich mich dazu entschieden habe, die Welt zu meinem Zuhause zu machen. Es gibt oftmals Momente, in denen ich mir denke, dass ich nicht in diese Welt rein passe, aber ich versuche mich immer wieder daran zu erinnern, dass ich diesen Gedankengang beeinflussen kann.

Solange ich in der Lage bin, Glück zuzulassen, sollte es Nebensache sein, wo ich bin. Eine klare Definition von meinem Zuhause ist also ein bisschen komplexer und nicht greifbar für die Gedanken. Es gibt jedoch Elemente, die für mein Wohlergehen sorgen, die Sonne zum Beispiel spielt dabei eine große Rolle.

Dena Abay; Foto Steffi Henn

Dena Abay;
Foto Steffi Henn

Sich zu Hause zu fühlen ist für mich eher ein Zustand, den ich in jedem Ort finden kann. Diesen Zustand, den man erreicht, wenn man zusammen lacht oder weint, wenn man entdeckt und kreiert, wenn man sich auf ein Abenteuer einlässt oder meditiert, wenn man zusammen was Leckeres isst und teilt, dieser Zustand ist für mich zuhause.

JJ: Und ich habe gehört, du hast mal Basketball gespielt und aufgehört, weil du dich irgendwann zu klein fandest. Warum machst du sowas?? Der Pointguard kann 1,50 m sein und dennoch kreuzgefährlich… (oder ging es dir nur um den Gag?)

Dena Abay: Die Liebe für Basketball ist bis heute noch sehr groß. Es ist mittlerweile zu einem Gag geworden, dass ich aufgehört habe Basketball zu spielen, weil ich mich zu klein empfand.

Damals gehörte ich zu einer der größten im Team, und irgendwann haben mich alle eingeholt. Das eigentliche Problem lag jedoch ganz woanders.

Zu der Zeit, als ich in diesem Sport sehr aktiv war, gab es keine Geschlechtertrennung in der Mannschaft. Als ich älter wurde, hatte sich das jedoch geändert, somit gab es eine Jungen-Mannschaft und ein Mädchen-Team. Es hat mich unfassbar frustriert, dass wir Mädchen weniger gefördert worden sind. Ich war damals sehr ambitioniert und wollte ein knallhartes Programm haben, dabei hatte ich nicht verstanden, warum man mit uns anders umgegangen ist als mit den Jungs.

Ich meine, zwei/drei Jahre zuvor wurden wir alle gleich behandelt und nun wurde mein Talent nicht mehr ausgeschöpft, das war frustrierend für mich. Das ist der eigentliche Grund, warum ich aufgehört habe.

JJ: Jetzt gehen wir aber mal auf Anfang, warst du als Kind eher die Sängerin, eher die Schauspielerin – oder egal, Hauptsache entertainen?

Dena Abay: Mit sechs Jahren wusste ich, dass ich singen wollte. Als Kind war ich jedoch die Tänzerin. Da ich beim Basketball nicht mehr wie zuvor gefördert worden bin, fing ich an zum Tanzunterricht zu gehen. Und dort existierte keinerlei Mangel an Förderung.

Dena Abay; Foto Steffi Henn

Dena Abay;
Foto Steffi Henn

Ich bin sieben Mal die Woche zum Tanzunterricht gegangen und habe selber in jungen Jahren Tanzen unterrichtet. Während andere Freizeit hatten, haben mein Team und ich an Meisterschaften teilgenommen, im Stadion getanzt und ständig sehr viel trainiert. Ich hatte mir mein Traumleben kreiert, jedoch befand sich hinter dieser Fassade ein Kind, was immer singen wollte, jedoch blockiert wurde von Angst und Schamgefühl.

Zur Schauspielerei kam ich durchs Tanzen. Beim Tanzen wurde mir gesagt, dass ich ausdrucksstark sei, jedoch hätte ich nicht ahnen können, dass ich wirklich schauspielern kann.
Außerdem hat meine große Schwester bereits geschauspielert, und ich wollte mein eigenes Ding machen. Viele Jahre später habe ich rausgefunden, dass zu meinen eigenen Ding Schauspiel dazu gehört – und dass es immer schon ein Teil von mir war.

JJ: Wann war dir klar, dieses Singen oder Schauspielen ist nicht nur Spaß, sondern geht als Beruf, und wann war dir klar, das soll dein Beruf werden?

Dena Abay: Ich wusste mit sechs Jahren, als ich auf dem Bett von meinem großen Bruder gehüpft bin und Michael Jackson im Fernseher sah, dass ich Sängerin werden wollte. Ich glaube, so erging es Hunderten von Menschen. Naja, außer der Sache mit dem aufm Bett springen.

Mir wurde jedoch ganz früh eingetrichtert, dass ich als Afrikanerin doppelt so hart arbeiten muss, und ein Studium bräuchte, um weiter zukommen. Als ich älter wurde, habe ich mich an diesen Gedanken geklammert und versucht, beides parallel zu machen – Kunst und Studium. Das nötige Selbstvertrauen, um der Kunst meine volle Aufmerksamkeit zu schenken, hatte mir leider gefehlt.

Nach dem Tod einer geliebten Person im Jahre 2014 habe ich mich dazu entschieden mein Studium abzubrechen und endlich nach London zu ziehen, dort wollte ich mein Selbstvertrauen aufbauen und mich nur dem widmen, was mir immer Kraft gibt – der Kunst. Als ich aus England zurück kam, war mir klar, dass ich in den nächsten Jahren nur noch Musik und Schauspiel machen möchte. Ich habe ein Schauspielausbildung begonnen, im Sommer 2017 beendet, und nun sind die Musik und die Schauspielerei mein Beruf.

JJ: Beschreibe mal bitte deine ganz persönliche Faszination Schauspiel, Dena, wenn du zuschaust, wenn du selbst spielst. Und was geht in dir vor, während du spielst?

Dena Abay: Mittlerweile schaue ich mir Filme ganz anders an als zuvor. Ich achte auf so viele Dinge… von der schauspielerischen Leistung bis zur Continuity… bis wie das Drehbuch aufgebaut ist… oder ob etwas richtig synchronisiert wurde. Wenn ich fasziniert von einem Schauspieler bin, dann blende ich alles andere aus und bin versunken in der Welt.

Es ist schwer zu beschreiben, was in mir vorgeht, wenn ich selber schauspiele. Im Grunde genommen vertraue ich einfach darauf, dass ich verstehe, warum dieser Moment in dieser Szene vorhanden ist, und vertraue auf die Arbeit, die ich zuvor bei den Proben geleistet habe. Es soll alles authentisch sein, deshalb versuche ich, während ich schauspiele, nicht mich selbst zu reflektieren oder zu urteilen.

Dena Abay; Foto Sandra Härtwig

Dena Abay;
Foto Sandra Härtwig

JJ: Bist du, wenn du auf der Bühne stehst und singst, 100 Prozent Dena oder ein bisschen (oder viel) Bühnen-Dena? Und was fühlst du dabei?

Dena Abay: Wenn ich auf der Bühne stehe, bin ich 100 Prozent Dena und 100 Prozent irgend eine andere Kraft, die durch mich fließt. Was ich fühle, hängt immer von dem Song ab und was ich damit verbinde.

Ich verarbeite viele Dinge, wenn ich singe, deshalb ist es schwer zu definieren, was ich wirklich fühle. Manchmal stehe ich fast alleine auf der Bühne – nur meine Begleitung und ich – und ich wirke weich, out of space, und schüchtern, und manchmal wirke ich wie die selbstbewussteste Frau der Welt. Es sind alles Teile von meiner Persönlichkeit und von meiner Musik.

JJ: Was machen gut aufgelegte Kolleginnen oder Kollegen mit dir, wenn du vor der Kamera spielst und wenn du auf der Bühne singst?

Dena Abay: Sie beeinflussen mich sehr stark. Singen und Schauspielern ist eine Art von Kommunikation für mich. Deshalb spielen meine Kollegen und Kolleginnen und das Publikum eine große Rolle für mich.

Was wäre eine Kommunikation ohne eine Aktion und eine Reaktion? Ich ziehe nie einfach meine Show durch, das fände ich irritierend. Da ich ein sehr empathischer Mensch bin, ist es mir wichtig, auf etwas reagieren zu können. Es ist viel interessanter für mich rauszufinden, was in so einem Moment entstehen kann, anstatt ihn zu planen.

JJ: Dena, am Telefon habe ich deine freundliche, liebe, nette Stimme gehört, einige Minuten später habe ich mir über den Laptop angehört, wie du singst. Was ist da los? Wo kommen diese Tiefe, dieser Stimm-Umfang, diese Kraft auf einmal her?

Dena Abay: Das ist unglaublich lieb von dir. Es freut mich unfassbar, dass es dir gefällt. Ich weiß manchmal gar nicht, woher die kommen. 100 Prozent von mir und meinen Erfahrungen und 100 Prozent von irgendwo anders.

JJ: Es war “Save Me”, was ich mir da anhörte. Ich schloss die Augen und lehnte mich zurück, um zu genießen. Das heißt, ich musste das tun. Wenn du deine Titel selbst schreibst, denkst du da schon daran, wie sie ankommen oder wirken könnten oder sollten – oder geschieht das zunächst einfach nur aus dir heraus und dann schaun mer mal?

Dena Abay: Es geschieht aus mir heraus. Ich will mich nicht lange damit beschäftigen, was wie bei Leuten ankommt. Ich kenne leider zu viele Künstler, die sich damit beschäftigen und dabei die Zeit vergessen.

Man grübelt viel zu viel über andere nach. Ich habe lange gebraucht, um mir einzugestehen, dass ich nur Kunst machen möchte, da werde ich meine restliche Zeit nicht vergeuden und darüber grübeln, wie es ankommt. Dennoch ist es sehr aufregend, wenn ich dann einen Song online stelle und die Meinung der anderen mir doch nicht mehr so egal ist wie ich beim Kreieren dachte.

JJ: Lass uns jetzt erstmal realistisch und nüchtern sein, Dena, was planst du kurz,- mittel- und langfristig; sowohl schauspielerisch als auch musikalisch. Was liegt an?

Dena Abay: Kurzfristig möchte ich meine EP (Extended Play) rausbringen, viele Jobs von meinen Agenturen erhalten und ein Musik-Label finden, das mich gut vertritt. Mittelfristig möchte ich durch meine Kunst die Welt bereisen, viele Filme drehen und Konzerte geben. Langfristig möchte ich viele soziale Projekte fördern.

Dena Abay; Foto Steffi Henn

Dena Abay;
Foto Steffi Henn

JJ: Und jetzt träumen wir mal. Mehr oder weniger, wie du willst: Was möchtest du am liebsten spielen, mit wem, welches Genre, welche Serie vielleicht, welche Art Film oder eher Theater?  Und die selbe Frage bezüglich der Musik, was ist da dein Traum?

Dena Abay: Das ist sehr schwer zu sagen, da ich noch so viele Pläne habe, aber eine Sache ist klar, ich würde sehr gerne in einem Spike Lee Film, und in einem Quentin Tarantino Film spielen. Bezüglich der Musik wäre es ein Traum für mich, wenn Kids aus Afrika meine Songs kennen und singen würden. Das wäre die größte Ehre für mich.

JJ: Danke

Weitere Informationen: Webseite von Dena

Foto Startseite: Steffi Henn

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