Emotionen durchleben

 

Es gibt Menschen, an die erinnern wir uns über 200 Jahre nach ihrem Tod nicht nur, sie sind irgendwie präsent. Beispielsweise Friedrich Schiller.

Morena Hummel, Foto von Ivonne Mierzowski

Morena Hummel, Foto von Ivonne Mierzowski

Und es gibt Menschen, die sorgen genau dafür. Beispielsweise Morena Hummel.

Die Schauspielerin spielt allerdings nicht nur die Amalia in Schillers Räubern am Theater, sie verkörperte und verkörpert viele andere Rollen. Auch in Film und Fernsehen.

Hier und jetzt erzählt uns die junge Frau, welche Facetten des Lebens sie uns zeigen möchte, was sie antreibt und was Publikum mit ihr macht. Unter anderem.

 

„Die Schauspielerin war schon immer in mir“

 

JJ: Morena, gehen wir doch gleich mal in medias res. Friedrich Schiller war um die 20 Jahre jung, als er die Räuber schrieb und soll zu dem Zeitpunkt wenig Bezug zu Frauen gehabt haben. Das soll der Rolle der Amalia anzumerken sein. Hat dich das interessiert, als du dich in die Figur eingearbeitet hast? Oder würde zu viel Beschäftigung mit derartigen Hintergründen gar stören?

Morena: Schon vor meiner Rolle als Amalia habe ich mich sehr mit dem Schriftsteller Friedrich Schiller befasst! Wir beide sind ja im Schwabenländle aufgewachsen, daher begegneten mir schon früh Schauorte, die mit Schiller in Verbindung stehen.

Seine Werke und Schriften finde ich wirklich großartig! Schon seit früher Kindheit begleitet mich das Zitat „Ein jeder gibt den Wert sich selbst“, das meine Mama mir ins Poesiealbum geschrieben hat. Eine tolle Lebensweisheit, die mich mein Leben lang begleiten wird.

JJ: Was bedeutet dir Theater spielen, was passiert da mit dir auf der Bühne, was machen gut aufgelegte Schauspielkollegen mit dir und was das Publikum?

Morena: Oh, Theater spielen ist etwas Tolles! Ich liebe es! Man setzt sich voll und ganz mit einer Rolle auseinander, findet einen Kanal, diese Figur zu sein und darf ihre Situation und Empfindungen auf der Bühne durchleben. Das ist großartig!

Morena Hummel; Foto von Ivonne Mierzowski

Morena Hummel; Foto von Ivonne Mierzowski

Schauspielkollegen sind sehr wichtig. Die meisten Szenen sind ein Zusammenspiel, egal ob ein Kollege gut aufgelegt ist oder mal einen schlechten Tag hat, man bekommt auf der Bühne Impulse, die sehr wertvoll sind. Und das Publikum ist natürlich das Wichtigste! Was wären wir Schauspieler, wenn wir niemanden hätten, der uns zuschaut! Vom Publikum geht eine unglaubliche Energie aus, was das Theater spielen so toll macht.

JJ: Bevor du dich dem Schauspiel widmetest, so geht es zumindest aus deiner Vita hervor, war Ballett dein Leben, die Ballettschule. Gab es da einen Wandel, sieht das nur so aus? Ist beides in dir dicht beieinander und einfach nur die Möglichkeit, dich auszudrücken?

Morena: Ja, das ist wahr, ich habe schon im Alter von drei Jahren mit Ballett angefangen und bis zu meinem 19. Lebensjahr aktiv getanzt. Allerdings, wenn man mich als kleines Kind gefragt hat, was willst du später mal werden, habe ich schon immer gesagt Schauspielerin.

Das Schauspielen war schon immer präsent. Schon als Kind habe ich meine Familie bei Familienfesten mit Witzen und Sketchen unterhalten, im Schultheater gespielt und später im Jugendtheater des Stadttheater Aalen. Also die Schauspielerin war auch schon immer in mir.

JJ: Beschreibe mal bitte deine ganz persönliche Faszination Tanz und deine ganz persönliche Faszination Schauspiel.

Morena: Beim Tanz drückt man seine Emotionen durch die Bewegungen des Körpers aus. Beim Schauspiel durchlebt man diese Emotionen. Beides ist sehr faszinierend.

JJ: Was hat dir die Zeit jenseits des Atlantik, am Lee Strasberg Theatre & Film Institute New York City gegeben?

Morena: Die Zeit in New York war großartig und sehr lehrreich. Ich habe unheimlich viel mitgenommen. Methode Acting ist eine Schauspielmethode, die mir sehr viel gibt. Jeder Schauspieler findet seine eigene Form, wie er den Zugang zu einer Figur bekommt.

Morena Hummel, Foto von Siranno Giordano

Morena Hummel, Foto von Siranno Giordano

Das Wichtige ist nur, dass man als Schauspieler nie aufhört zu lernen und sich weiterzuentwickeln. Das ist auch etwas, das ich aus Amerika mitgenommen habe; die Schauspieler dort sind sehr diszipliniert und haben das Bedürfnis, sich stets weiterzuentwickeln. Man kommt nie an den Punkt zu sagen, jetzt bin ich fertig, man lernt sein Leben lang.

JJ: Morena, mich hat Michelle Pfeiffer in einigen Rollen so in ihren schauspielerischen Bann gezogen, dass ich die vollen 90 oder 100 Minuten vorm Fernseher saß wie eine Statue, mich nicht rühren konnte. Jack Nicholson in „Einer flog über das Kuckucksnest“ riss mich von Lach- zu Heulkrampf. Kennst du das als Zuschauerin? Möchtest du das als Schauspielerin bewirken?

Morena: Für mich ist es wichtig, jeder Rolle die gleiche Aufmerksamkeit zu schenken. Egal ob es eine große oder kleine Rolle ist, dramatische oder komödiantische, die zur leichten Unterhaltung dient. Die Herangehensweise ist für mich immer die selbe, ich lasse mich voll und ganz auf diese Figur ein und durchlebe ihre Emotionen. Welche Emotionen das sind, ist egal, es ist immer spannend und herausfordernd.

JJ: Hast du manchmal, wenn du ein Drehbuch zum ersten Mal liest, das Gefühl, von dieser Figur, die du spielen wirst, weit weg zu sein – und später dann bist du ihr sehr nah?

Morena: Wenn ich das Drehbuch zum ersten Mal lese, bin ich immer weit weg von dieser Figur. Erst nach dem Lesen fange ich an, mich mit ihr auseinanderzusetzen, sie zu begreifen und ihre Emotionen zu durchleben.

JJ: Welche Schauspieler/innen faszinieren dich, wenn du zuschaust? Und welche Filme oder Theateraufführungen haben bleibenden Eindruck bei dir hinterlassen?

Morena: Oje, da gibt es so viele! Es gibt sehr viele Schauspieler/Schauspielerinnen, bekannte und unbekannte, die mich sehr ergreifen.

Prominente Schauspieler/innen, die ich großartig finde sind zum Beispiel Meryl Streep, Colin Firth,… aber da gibt es wirklich sehr viele! Genauso bei Filmen, gibt es unzählige, die einen bleibenden Eindruck hinterlassen.

Wie du vorhin schon erwähnt hast, empfinde ich „Einer flog über das Kuckucksnest“ auch als einen sehr beeindruckenden Film! Daher hat es mir wahnsinnig Spaß gemacht, in Cardiff das Theaterstück „one flew over the cuckoo’s nest“ zu spielen. Was Theater angeht, finde ich, dass fast jeder Theaterbesuch einen bleibenden Eindruck hinterlässt.

JJ: Möchtest du als Schauspielerin alle Facetten verkörpern, die das Leben in sich birgt, die arrogante Lady, das Mädchen von nebenan, die Ulknudel, die Kommissarin wie die Mörderin?

Morena: Ja! Ich möchte sehr gerne alle Facetten verkörpern, das fände ich sehr spannend!

 

Morena Hummel; Foto Ivonne Mierzowski

Morena Hummel; Foto Ivonne Mierzowski

JJ: Was macht für dich den Unterschied gute Schauspielerin – außergewöhnlich sehr, sehr gute Schauspielerin aus?

Morena: Für mich sind gute Schauspieler, wenn sie den Zugang finden, eine Figur echt zu verkörpern. Ich sehe dann nicht die Rolle und den Schauspieler als Getrenntes, sondern eine Figur und ihre Emotionen, die mich berühren.

JJ: Gibt es in dem Zusammenhang einen Traum, den du mit dir trägst? (Einmal die … spielen, einmal mit … spielen, einmal mit dem Regisseur … zusammen arbeiten, einmal an dem Theater … ein Engagement?)

Morena: Mein Traum ist es zu spielen! 🙂

JJ: Viel Spaß dabei und Danke.

 

Weitere Informationen: Morenas Webseite

Foto Startseite: Ivonne Mierzowski

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