Während ich mit Anna Steinhardt telefoniere, backt sie einen Kuchen. Wir reden über Erfurt und Weimar, über Paulina Pasulke und den KiKA, über Musik und Moderation. Immer wieder mal flüstert sie sowas wie: „Das ist eine gute Frage“, worauf hin ich sowas wie: ‚Das will ich doch hoffen!‘ denke. Sie wiederum denkt kurz nach. Und dann sprudelt es aus ihr heraus wie das Wasser aus den Quellen der Flüsschen Gera und Ilm.
Seriös, Lady, frech und quirlig
So erinnert mich die private Anna überhaupt nicht an ihre aufmüpfige, rebellische Rolle vor knapp zehn Jahren in „Schloss Einstein“ (Kinderkanal von ARD und ZDF), genauso wenig wie an die äußerst seriöse Moderatorin, die stilvolle, elegante, souveräne Lady, die ich auf Videos bei meiner Recherche entdeckte. „Die private Anna ist irgendwo dazwischen“, relativiert sie, „ich bin zwar tatsächlich gerne mal frech und quirlig, jedoch nie so ungehobelt wie die Paulina Pasulke Serienfigur von damals. Zumal das ja nur eine Rolle war, von der ich auch damals ein ganzes Stück entfernt war. Erwachsen und dadurch mehr Frau geworden bin ich seitdem definitiv.“
In ihrer Arbeit als Moderatorin und Sängerin lässt Anna Steinhardt gerne mal die Lady raus und ihren Charme spielen. „Das ist ein Teil von mir“, plaudert sie aus dem Nähkästchen, „es gibt sie nicht, die eine Anna!“
An die erwähnte Tätigkeit als Schauspielerin in der beliebten KiKA Serie „Schloss Einstein“ in den Jahren 2008 und 2009 erinnert sich die junge Frau sehr gerne: „Die Rolle der Paulina hat Spaß gemacht. Sie hat sich entwickelt vom zunächst rebellischen, aufmüpfigen, teilweise respektlosen Mädchen hin zur Verfechterin von Gerechtigkeit. Besonders als sie Mama wurde, Verantwortung übernehmen musste, wurde sie ganz schnell erwachsen. Das war das Tolle.“
Sängerin, Songschreiberin, Moderatorin
Inzwischen ist Anna im ganzen Land (und Europa) oft unterwegs, als Sängerin mit ANNRED® oder als Moderatorin verschiedenster Events und Veranstaltungen. „Musik ist ein großer Teil von mir, ob ich nun Texte schreibe oder Songs interpretiere“, erzählt sie, „jedes Lied hat seine eigene Geschichte, seine eigene Seele. Meine Gesangsstimme sehe ich als eine Chance, ein Geschenk. Musik ist befreiend.“
Wenn die Erfurterin als Zuhörende genießt, dann lauscht sie sehr gerne deutschen Texten. Sarah Connor nennt sie als Interpretin oder Ina Müller. „Unsere Muttersprache kann so poetisch klingen“, erkennt Anna als einen Grund. Aber auch Stimmen und Songs wie die von Michael Jackson oder Whitney Houston klammert sie nicht aus und fühlt oft den Woooow Effekt.
Für ihre eigenen Titel schreibt die Sängerin sowohl die Texte als auch die Musik selbst, um dann mit ihren Jungs (Fabian Fromm und Vinzenz Heinze im ANNRED®-Trio) das Endprodukt zu arrangieren. „Es sind meine Gedanken und Gefühle, die Erlebnisse, die mich bewegt haben, die ich – ähnlich wie in einem Tagebuch – verarbeite“, beschreibt Anna ihr Vorgehen. In einer Mission, im Auftrag, die Welt zu verändern, sieht sie sich dabei nicht. „Im besten Fall erreiche ich Menschen, die etwas ähnlich erlebt oder empfunden haben“, bleibt sie realistisch.
Energie, Kollegen, Publikum
Beschreibt die Musikerin, was bei ihren Auftritten passiert, klingt es ein bisschen nach Kraftwerk: „Wenn ich auf der Bühne bin, die Leute im Publikum sehe und singe, dann gibt mir das immer Energie, egal wie ich mich davor gefühlt habe. Körperliche und seelische Energie. In bin ein bisschen ein anderer Mensch, kann alles, was im Alltag geschah, ausblenden.“
Nicht nur zwischen ihr und der Faszination Musik findet jener Energieerzeugungsprozess oder Energieaustausch statt, vielmehr zudem mit ihren Jungs an den Instrumenten. „Wenn sie gut drauf sind, springt das über“, schildert die Sängerin und benennt nicht zuletzt einen weiteren Hauptquell – das Publikum, „je mehr die Leute mitmachen, um so weniger Energie muss ich aufbringen, je besser ich drauf bin, um so mehr gebe ich zurück.“ Getreu dem Energieerhaltungssatz. E(gesamt) = E1 + E2 = konstant.
Als Moderatorin ist Anna Steinhardt auf Liveevents wie Messen, Firmenveranstaltungen, Modenschauen, Preisverleihungen und Galas deutschlandweit unterwegs. „Bei den fröhlichen Veranstaltungen gehts natürlich fluffiger zu“, gibt sie Einblicke, „und ich bin sehr nah bei den Leuten.“ Nichtsdestotrotz nimmt sie die deutlich seriöser angelegten Events genauso gerne an: „Es heißt, besonders gut vorbereitet zu sein, beispielsweise Fachbegriffe zu beherrschen. Ich bin angespannt. Gleichwohl sind die Menschen da oft sehr dankbar für einen lockeren Spruch zwischendurch.“
(Fast) ebenso wohl fühlt sich die Thüringerin, wenn sie Radiosendungen moderiert. Bei Radio Top 40 ist sie seit dem Jahr 2012 zu hören. „Zwar habe ich nicht die Zeit, täglich am Mikrofon zu sitzen, weil ich viel unterwegs bin, dennoch ist es total schön“, berichtet sie, „es hat schon seinen Charme, tausende Leute zugleich zu erreichen, direkt am Zahn der Zeit zu sein – und obwohl ich im Studio alleine bin, fühle ich mich nah bei den Zuhörern.“ Nur Radio und dafür auf die Livemoderationen zu verzichten, wäre indes nicht ihr Ding.
Erfurt, Weimar, Fahner Höhe
Kommt Anna Steinhardt von jenen Live-Events, egal ob musikalisch oder in Sachen Moderation, nach Hause, beschleicht sie – und das sehr gerne – spätestens wenn sie den Bereich um die Krämerbrücke erreicht, das Gefühl von Heimat. „Auf dem Erfurter Pflaster fühle ich mich behütet, geerdet. Hinter der Krämerbrücke, den Biergarten im Rücken, lasse ich die Füße gerne mal im Flüsschen Gera baumeln und genieße die Gemütlichkeit der Innenstadt.“
Ein weiteres Fleckchen heimatliche Erde, auf dem sich Anna wohl fühlt, befindet sich irgendwo auf der Fahner Höhe. „15 Minuten von Erfurt entfernt gibt es dort weitläufige Obstplantagen, Wiesen, Wald und ich fühle mich an die Toscana erinnert, an Urlaube in meinem Lieblingsland Italien“, schwärmt sie und malt mit Worten ein idyllisch wirkendes anschauliches Bild.
Etwas weiter in die Vergangenheit geblickt, denkt die Sängerin und Moderatorin an ihre Weimarer Jahre zurück, die Kindheit und Jugend: „Geboren bin ich in der Landeshauptstadt, dann war ich bis zum 19. Lebensjahr in der Dichter,- Theater- und Universitätsstadt an der Ilm“, gibt sie den entsprechenden Abriss ihres Lebens und nennt „komischerweise nicht den Goethepark, sondern den Schwanenseepark (Weimarhallenpark)“ als Treffpunkt unter Kindern. „Wir haben Picknick veranstaltet, sind Schlittschuh gefahren und ich bin eingebrochen“, besinnt sie sich zurück auf verrückte Tage, „in der Jugend war der Cliquentreff die ‚Schütze‘, ein Studentenclub, aber oft natürlich auch der Theaterplatz. Da habe ich Straßenmusik gemacht.“
Träume, Kindershow, singendes Publikum
So schließt sich der vorläufige Kreis. Musik ist noch heute Annas Leben. Auf ihre beruflichen Träume angesprochen, benennt sie, was die Moderation anbelangt „gerne eine Fernsehshow mit Kindern“ – und musikalisch, das Gefühl erleben zu dürfen, wenn das Publikum einen ihrer eigenen Titel mitsingt.
Spätestens nach meinem Gespräch mit der energiegeladenen jungen Frau, die mit beiden Beinen fest auf dem Teppich steht, wenn die nicht gerade neben der Krämerbrücke in der Gera baumeln, bin ich sicher, dass es klappt mit den beiden Träumen. Bis dahin schreibt sie munter eigene Songs, singt diese und andere, moderiert die vielfältigsten Events und backt sicher auch noch den einen oder anderen Kuchen, sympathischerweise den gestrigen für die Kollegen.
JJ
Weitere Informationen: Annas Webseite und Annas facebook Seite
Fotos: ANNRED®