Wie im wahren Leben

 

Diana Staehly spielte unter anderem in „Alarm für Cobra 11“ mit, übernahm eine Hauptrolle in der Serie „König von Kreuzberg“ oder eine weitere in einem „Rosamunde Pilcher“ Film. Zweieinhalb Jahre (1997 bis 2000) verkörperte sie in der Soap „Unter Uns“ die Sue Sommerfeld, mischte von 2001 bis 2006 kräftig in „Die Anrheiner“ mit sowie gab 46 Folgen lang von 2004 bis 2012 in „Stromberg“ die Tanja Seifert-Steinke und von 2007 bis 2015  bei „Die Rosenheim Cops“ die Contollerin Patrizia Ortmann. Begonnen hatte das alles im Alter von drei Jahren beim Kinderballett.

Genauso vielfältig und facettenreich, genauso aktiv geht’s auch im Jahr 2016 munter weiter, ganz neu demnächst bei der „SOKO Köln“ und – noch geheim – in einer Comedyserie. Klar, dass die Schauspielerin deshalb wenig Zeit hat, sich nun auch noch meiner Fragerei zu stellen. Macht sie aber. Hier:

 

„Gerne mal eine historische Figur“

 

JJ: Diana, was war für Sie als Kind die Faszination Tanz?

Diana Staehly: Körperliche Bewegung war und ist für mich essentiell. Ich habe als Kleinkind mit Turnen angefangen, aber erst als beim Tanz die Musik dazu kam, fühlte ich mich richtig erfüllt (wenn man das so rückblickend formulieren kann). Zudem stand ich gerne im Mittelpunkt und das Prinzip Bühne, Aufführung, Zuschauer kam mir da sehr entgegen… 😉

JJ: Was haben Sie damals auf der Bühne und vor Publikum gefühlt, was hat es mit Ihnen gemacht?

Diana Staehly: Obwohl ich gern im Mittelpunkt stand, war ich schüchtern (und bin es zum Teil auch heute noch), das mag sich unvereinbar anhören, ist es aber nicht. In einer Rolle konnte ich meine eigene Schüchternheit und Begrenztheit überwinden und fühlte mich freier.

Ich würde behaupten, das ist auch immer noch eine Komponente, die die Faszination Schauspiel ausmacht: man darf in einem begrenzten Zeitraum sein eigenes Ich hinter sich lassen, jemand anderes sein, als jemand anderes fühlen, denken, lieben und entscheiden. Man darf quasi verschiedene Leben leben.

JJ: Ist die Faszination Schauspiel ähnlich wie die des Tanzes und hat sich für Sie als Erwachsene gegenüber der Kindheit daran – und an Ihren Empfindungen, während Sie vor der Kamera oder auf einer Bühne stehen, etwas geändert?

Diana Staehly: Zusätzlich zu dem eben Erläuterten kommt als Heranwachsende und als Erwachsene noch hinzu, dass man merkt, dass man nicht nur aus den eignen egoistischen Beweggründen spielt, sondern tatsächlich auch damit unterhalten, anderen Menschen eine gute Zeit bereiten und im besten Fall die Zuschauer mit einer Figur berühren kann.

JJ: Nun aber zum Hier und Jetzt. Ich schaue regelmäßig die „Rosenheim-Cops“ und ohne schmeicheln zu wollen, besonders gerne mit Ihnen als Contollerin Patrizia Ortmann. Für mich ist diese Figur eine Frau, die stark, korrekt, unnahbar, unantastbar ist (sein möchte) und gleichwohl verletzlich, sensibel und bestrebt, dazuzugehören.

Diana Staehly

Foto: ®MKnickriem

Als Schauspielerin diesen Spagat hinzubekommen, kann gerne mal nach hinten los gehen; aufgesetzt, unecht wirken, denke ich. Sie indes wirkten für mich in der Rolle authentisch, so, als würden Sie nicht spielen. Wie sehen Sie selbst die Patrizia Ortmann, können Sie meine Sicht nachvollziehen?

Diana Staehly: Erstmal ein großes Dankeschön für diese auf den Punkt treffende Rollenbeschreibung und auch für das Kompliment natürlich. Ich mochte diese Rolle einfach aus genau den von Ihnen genannten Gründen sehr gern. Es ist leider nicht oft im deutschen (Vorabend-) Fernsehen, dass es so komplexe Figuren gibt, beziehungsweise dass einem der Raum gegeben wird, solche Rollen zu entwickeln. Wichtig war für mich als Patrizia Ortmann immer, dass alles, was sie sagt, fühlt etc. authentisch aus ihr und ihrer Logik heraus passiert.

Das kann nach außen zickig, kalt oder sonst wie gewirkt haben, aber sie hatte immer ihre Beweggründe dafür. Und so sehr ich auch behaupte, dass zwischen Diana und Patrizia Welten liegen, ist sie doch ein Teil von mir gewesen und es war auch wirklich nicht leicht, diese los zu lassen bzw. zu gehen.

JJ: In einer Serie bleibt mehr Zeit, eine Rolle zu entwickeln. Geschieht das ausschliesslich geplant im Drehbuch, oder durch den Regisseur – oder durchaus auch persönlich durch Sie, Diana? Ist das eine spannende Zeit und spannende Arbeit?

Diana Staehly: Genau das ist es, was ich an der seriellen Arbeit so liebe. In den ersten Folgen beziehungsweise gar Staffeln weiß meist noch niemand, wie sich diese Figur wohl entwickeln wird, wo es hingehen wird, weder Autoren, noch Regisseure und ganz sicher nicht die Schauspieler. Es ist also ein Weg wie im Leben, den man da zusammen geht. Wir alle, die wir kreativ an dem Projekt arbeiten, lernen eine Figur über längere Zeit einfach besser kennen, all ihre Facetten und zudem darf sich auch eine Serienfigur mal verändern, so wie es im wahren Leben auch oft passiert (ausgelöst z. B. durch ein wichtiges Lebensereignis).

(Am Beispiel der Rosenheim Cops war es so, dass die Rolle nur ungefähr angelegt war, auch mit wem sie ein so genanntes Love-Interest haben sollte, aber zum Beispiel ihr Nähe-Problem, oder die Stutenbissigkeit mit Frau Stockl kam aus meiner Arbeit bzw. der Ensemble Arbeit am Set heraus.)

JJ. Führt dieses relativ lange Verweilen beziehungsweise immer-wieder-reinfinden in die Figur dazu, dass es nach Abschluss einer Serie auch länger dauert, wieder heraus zu finden? Oder geschieht das beim Profi von jetzt auf gleich?

Diana Staehly: Das Herausfinden aus einer Figur ist wahrscheinlich ähnlich wichtig wie das Hineinversetzen, denn ich glaube, dass hier für einen Schauspieler eine immense Gefahr lauert: Spiel mit Leben, Rolle mit Realität, Dreh mit Alltag verwechseln.

Es ist sehr wichtig, sich immer wieder zu erden, ob durch Familie oder durch Sport, Natur, Reisen oder oder oder… Ich vermisse nur ein bisschen meine langfristigen Begleiter Patrizia Ortmann (Rosenheim Cops) und Tanja Steinke (Stromberg), denn ich mochte beide auf ihre Art 😉

JJ: Was geht in Ihnen vor, in dem Moment, in dem die Kamera läuft und der Regisseur „Bitte“ sagt?

Diana Staehly: Am besten: Nichts!

JJ: Diana, wen oder was würden Sie gerne spielen (wenn wir ruhig mal beim Wünschen an die Fee denken)?

Diana Staehly: Ich würde gerne mal eine historische Figur spielen.

JJ: Worauf dürfen wir uns in diesem Jahr noch mit Ihrer Beteiligung freuen, was spielen Sie gerade, was planen Sie?

Diana Staehly: Ich stehe seit Januar für 24 Folgen und einen 90-Minüter „Soko Köln“ vor der Kamera (Ausstrahlung voraussichtlich ab Ende September 2016). Wieder eine Serie und wieder eine Serienfigur, mit der ich hoffentlich noch viel erleben werde…

Ausserdem drehe ich im Sommer eine Comedyserie, über die ich an dieser Stelle allerdings noch nicht verraten darf 😉

JJ: Vielen Dank Diana, besonders weil ich weiß, dass Sie auch ohne meine Fragerei genug zu tun haben.

Diana Staehly: Ich danke auch!

Foto Startseite: Copyright Mirjam Knickriem

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