In jedem Spiel das Beste geben

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Vanessa Fudalla; Scheere Photos Jena3

Vanessa Fudalla;
Scheere Photos Jena

Die in Nürnberg geborene Vanessa Fudalla spielt in der Saison 2019/2020 in der FLYERALARM Frauen-Bundesliga für den FF USV Jena. Davor lief sie schon für die U17 Teams vom 1.FC Nürnberg und Bayern München auf, zudem für die Zweite von Bayern München.

Die 1,52 Meter große Offensivspielerin brachte reichlich internationale Erfahrung mit in Ostthüringens Metropole. Beispielsweise gehörte sie zum Kader der deutschen U 17-Nationalmannschaft, die im Mai 2018 Vizeeuropameister in Litauen wurde. Sie wurde ins Allstar-Team des Turnieres gewählt. Außerdem nahm sie an der U 17-Weltmeisterschaft in Uruguay teil. Alles andere erzählt sie uns selbst. Hier und jetzt:

„Ich mag Dribblings auf engem Raum und dann den Pass spielen oder selbst den Abschluss suchen“

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JJ: Vanessa, warum spielst du gerne Fußball, warum schaust du gerne zu (Fernseher z.B. oder im Stadion, wenn die Männer spielen); was fasziniert dich gerade an diesem Sport?

Vanessa Fudalla: Anscheinend wurde mir das Fußball-Gen in die Wiege gelegt, weil ich schon als kleines Kind fast ausschließlich mit einem Ball spielen wollte. Es macht große Freude, mit einem Team das Bestmögliche zu erreichen und auch schwierige Situationen zu meistern.

Fußball im Fernsehen schaue ich aus Interesse und auch zur Entspannung. In erster Linie Spiele von Mannschaften, deren Spielphilosophie mir gefällt, wie Borussia Dortmund oder die Champions League.

JJ: Beschreibe mal bitte deine (Lieblings) Position auf dem Platz, wie nennst du diese, welche Fähigkeiten musst du mitbringen, welche bringst du mit und was macht dir Spaß speziell daran?

Vanessa Fudalla; Scheere Photos Jena

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Vanessa: Ich sehe mich in erster Linie als Zehner, offensiv ausgerichtet beziehungsweise als zweite hängende Spitze. Hier sind Spielverständnis, Technik und Torabschluss besonders gefragt.

Aber auch als Doppelspitze fühle ich mich wohl. Ich mag es zudem von außen nach innen zu ziehen, Dribblings auf engem Raum und dann den Pass spielen oder selbst den Abschluss zu suchen.

JJ: Mir sind früher und auf niedrigem Niveau wenige Tore gelungen, aber sehr viele Vorlagen. Die waren mir irgendwie auch lieber. Wie geht es dir, freust du dich über Assists genauso wie übers selber knipsen? Oder hältst du es politisch korrekt und sagst: „Hauptsache die Mannschaft“?

Vanessa: Natürlich steht der Erfolg der Mannschaft über allem. Als Offensivspielerin werde ich natürlich in erster Linie an Toren gemessen, aber über Assists freue ich mich genauso.

JJ: Du verfügst über reichlich Erfahrung in Nachwuchsnationalteams, Vanessa, wie siehst du den deutschen Frauenfußball im internationalen Vergleich?

Vanessa: Nachdem die letzten Jahre nicht so erfolgreich waren, glaube ich, dass ein Aufwärtstrend klar erkennbar ist und der deutsche Frauenfußball auf einem guten Weg ist, international wieder Erfolge feiern zu können. Für mich persönlich ist es sehr schade, dass die U19-Europameisterschaft, die im Juli in Georgien hätte stattfinden sollen, bereits abgesagt wurde.

JJ: Läufst du im Nationaltrikot irgendwie anders auf, vielleicht nicht motivierter, aber stolzer, mit einer gewissen Verpflichtung im Nacken? Oder bist du Miss Cool?

Vanessa: Es ist sicher ein besonderes Gefühl, im Nationaltrikot aufzulaufen. Der ganze Ablauf, die Nationalhymne, das erfüllt mich schon mit Stolz.

Vanessa Fudalla; Scheere Photos Jena

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Wenn ich während des Spiels ständig im Hinterkopf hätte, gerade für Deutschland zu spielen, würde ich nur verkrampfen und könnte nicht meine volle Leistung abrufen und unbeschwert aufspielen. Von der Motivation her ist es nicht anders, da versuche ich in jedem Spiel, mein Bestes zu geben.

JJ: Welche Erinnerungen hast du an den Gewinn des Vizeeuropameister-Titels im Mai 2018 in Litauen und deine Wahl ins Allstar-Team? Oder ist das Schnee von gestern?

Vanessa: Ich denke trotz des verlorenen Finales gerne und oft an die Europameisterschaft in Litauen zurück. Bis zum Finale hatten wir ein super Turnier gespielt, leider hat es dann nicht ganz zum Titel gereicht. Dass ich ins Allstar-Team berufen wurde, hat mich sehr gefreut und war auch eine gewisse Bestätigung und Genugtuung.

JJ: Vanessa, bei den beiden folgenden Fragen möchte ich dich um pädagogisch wertvolle Antworten bitten ;-), weil sie für einen Achtjährigen gedacht sind. Erstens:
Mit deinen 1,52 Meter Körpergröße musst du zwangsläufig oft in Zweikämpfe mit größeren, wahrscheinlich auch kräftigeren Gegenspielerinnen. Hast du dabei sowas wie Angst oder Scheu, übertriebenen Respekt vielleicht? Wie kehrst du die Nachteile in der Länge in Vorteile um?

Vanessa: Respekt vor der Gegenspielerinnen ja, aber Angst oder Scheu habe ich nie. Den einzigen richtigen Nachteil habe ich nur beim Kopfball und auch da kann ich zumindest stören und durch gutes Stellungsspiel an den einen oder anderen Kopfball kommen. Am Boden ist die Körpergröße kein Problem für mich, weil ich durch Technik und Wendigkeit hier durchaus gegen kräftigere Gegenspielerinnen bestehen kann.

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„Ich wollte immer dazu lernen“

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JJ: Zweitens: Warst du in früheren Jahren sehr ungeduldig, wenn du neue Elemente trainieren wolltest, solltest oder musstest, oder hast du ruhig und beharrlich gearbeitet, bis es geklappt hat?

Vanessa Fudalla; Scheere Photos Jena

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Vanessa: Ich wollte immer dazu lernen und wenn etwas nicht gleich auf Anhieb geklappt hat, war es erst recht Ansporn für mich, es immer wieder zu versuchen. Beidfüßigkeit muss beispielsweise immer wieder trainiert werden.

JJ: Jetzt zu Jena, Vanessa. Zu meiner Zeit, das ist lange her, war Jena im Männerfußball eine Hochburg in der DDR. Was weißt du davon, von Peter Ducke beispielsweise?

Vanessa: Peter Ducke sagt mir leider nichts. Aber ich weiß, dass Hans Meyer, der den 1.FC Nürnberg zum DFB Pokalsieg geführt hat, sehr lange und erfolgreich Trainer beim FC Carl Zeiss Jena war und den Verein sogar ins Europapokalfinale der Pokalsieger geführt hat.

JJ: Wie gefällt dir die Stadt, wie gefällt dir mein Heimatland Thüringen?

Vanessa: Mir gefällt es in Thüringen und speziell in Jena sehr gut. Ich habe ja auch thüringerische Wurzeln, da meine Muter in Thüringen geboren wurde und aufwuchs.

JJ: Wie sind eure Fans drauf?

Vanessa: Unsere Fans sind sehr treue Anhänger. Sie unterstützen uns auch, wenn es nicht so gut läuft und nehmen weite Wege bei Auswärtsfahrten auf sich.

JJ: Ist der Verein eine Mischung aus familiär und professionell?

Vanessa: Das trifft auf jeden Fall zu. Es wird professionell gearbeitet, die Atmosphäre ist sehr familiär und angenehm.

JJ: Was für ein Team hatte sich für die Saison 2019/2020 zusammengefunden; menschlich und spielerisch?

Vanessa: Ich wurde von Anfang an sehr gut aufgenommen und verstehe mich mit allen meinen Mitspielerinnen. Wir haben eine Mischung aus sehr erfahrenen und vielen jungen Spielerinnen.

JJ: Wie lief aus deiner Sicht die Saison bis zu dem Zeitpunkt, der uns alle überraschte und erstmal zum zuhause bleiben zwang?

Vanessa: Die Saison lief aus meiner Sicht natürlich viel schlechter, als ich es mir erhofft hatte. Am Anfang der Saison haben wir unglücklich Punkte abgegeben, später aber auch unnötig.

Vanessa Fudalla; Scheere Photos Jena

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JJ: Vanessa, blicken wir zu guter Letzt nach vorne. Irgendwann geht es irgendwie weiter. Hast du einen Fußballerinnentraum? Wenigstens ein großes Ziel?

Vanessa: Ich möchte mich auf Dauer in der Flyeralarm Bundesliga etablieren. Mein größtes Ziel ist es natürlich, eines Tages in der A-Nationalmannschaft zu spielen.

JJ: Vielen Dank, Vanessa. Viel Erfolg in Zukunft, mehr Spaß und noch mehr Gesundheit!

 

Weitere Informationen: Das Team auf der Vereins-Webseite

Foto Startseite: Jürgen Scheere / Scheere Photos Jena

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