Gespannt auf das Neue

 

Laura Zolper ist 18 Jahre jung, 1,70 Meter groß und spielt ihre letzte Saison in der Weiblichen Nachwuchs-Basketball-Bundesliga. Die Sportlerin vom Herner TC war bislang bei einigen Sichtungs-Maßnahmen der Nationalmannschaft aktiv.

Laura Zolper, Foto Oliver Fritsch

Laura Zolper,
Foto Oliver Fritsch

„2015 wurde ich das erste Mal beim Projekt ‚Talente mit Perspektive‘ gesichtet und bin somit auch Teil des Perspektivkaders gewesen“, erzählt sie, „anschließend folgten weitere Maßnahmen des Deutschen Basketball Bundes – in Form von einigen Lehrgängen, an denen ich ebenfalls beteiligt war. Letztes Jahr fand wieder ein Lehrgang statt und seitdem gehöre ich nun wieder zu dem erweiterten Kader des u18 Nationalteams.“

Vom jüngsten Erfolg ihres Vereins ist die junge Frau tief beeindruckt: „Das Top4 war für mich persönlich ein echtes Highlight. Zwar habe ich nicht gespielt, aber es war trotzdem unglaublich. Als fest stand, dass wir Pokalsieger sind, war ich total perplex und konnte es kaum glauben. Ein solches Erlebnis in meinen jungen Jahren erleben zu dürfen, ist eine Ehre und ich bin echt stolz, ein Teil davon zu sein.

Am Anfang habe ich es noch nicht wirklich realisiert, aber als ich abends die ganzen Bilder sah, habe ich mich sehr gefreut und erstmal verstanden, was wir da überhaupt geschafft haben. Ich habe noch nie so viel Stimmung erlebt und so viele Leute in der Halle gehabt, das war einfach total Klasse. Nun kann ich stolz sagen: Wir sind Pokalsieger 2019! Ich bin stolz auf mein Team und auf den HTC, denn der Verein hat das Event erst so toll gemacht.“

Über alles andere, sowohl in der Vergangenheit, der Gegenwart und in der Zukunft, berichtet uns Laura hier und jetzt:

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„Über die nächste Saison habe ich tatsächlich schon viel nachgedacht“

 

JJ: Laura, mich faszinieren am Basketball am meisten der Alley oop, der Monsterblock, der Dunking. Das sind hauptsächlich – auf Grund der erforderlichen Athletik – Männerdomänen. Sehe ich dann Frauen Basketball spielen, bin ich genauso fasziniert – wegen der Spannung, der Dribblings, der Distanzwürfe, der engagierten Defense, Steals, Rebounds… Wie erlebst du das? Schaust du Männern wie Frauen gerne zu? Sind das vielleicht fast zwei verschiedene Sportarten und Vergleiche sind Nonsens?

Laura Zolper: Zwei verschiedene Sportarten, das würde ich nicht sagen. Letztendlich ist es Basketball, auch wenn es einige Unterschiede gibt, aufgrund der gegebenen Grundlagen.

Laura Zolper, Foto Heinrich Podobienski

Laura Zolper,
Foto Heinrich Podobienski

Wenn ich mir die Women’s National Basketball Association (WNBA) anschaue, kann ich schon sagen, dass es dort einige Spielerinnen gibt, die man gut mit männlichen Spielern, im Hinblick auf den Spielstil, vergleichen könnte. Ich jedoch schaue mir tatsächlich lieber Frauenbasketball an, weil ich mich damit einfach besser identifizieren kann und viel mehr für mich selbst mitnehmen kann.

JJ: Gibt es Spielerinnen oder Spieler, egal ob hierzulande oder irgendwo auf der Erde, egal ob aktuell oder in der Vergangenheit (oder auch Teams), denen du besonders gerne zuschaust? Wenn ja, warum?

Laura: Besonders klasse finde ich die Spielerinnen Sheylani Peddy (zeitweise beim TSV 1880 Wasserburg) und Quenice Davis (zeitweise beim Herner TC). Sie haben mich vor allem in den Jahren, als ich noch in der u15 gespielt habe, sehr geprägt und fasziniert. Quenice war, als sie noch beim HTC gespielt hat, schon immer meine Lieblingsspielerin und ich fand ihr Auftreten, ihre Art, ihre Spielweise und Übersicht des Spiels total anziehend und war sehr traurig, als sie unseren Verein verließ.

 

„Ich liebe es, den Willen der Spielerinnen in den Augen zu sehen“

 

JJ: Worin besteht deine ganz persönliche Faszination Basketball – wenn du selbst spielst, wenn du zuschaust? Warum dieser Sport?

Laura: Wenn ich mir Basketball anschaue, fasziniert mich einfach die Atmosphäre. Ich liebe es, den Willen der Spielerinnen in den Augen sehen zu können und zu beobachten, was sie aufs Parkett bringen.

Jedes Team pusht sich und kämpft bis zur letzen Minute. Die Fans sind hautnah mit dabei und stehen voll und ganz hinter ihrem ganz persönlichen Lieblingsteam.

Wenn ich persönlich spiele, möchte ich natürlich alles was geht mit meinem Team rausholen – und dafür tue ich alles. Wenn ich aufs Feld gehe, kann ich total abschalten und mich voll und ganz auf das Spiel fokussieren und das ist einfach ein tolles Gefühl.

Zudem möchte ich mich immer weiterentwickeln und Neues dazu lernen. Gerade wenn ich mit erfahreneren Spielerinnen zusammen trainiere und spiele kann ich das besonders gut und lerne immer mehr und versuche das auch umzusetzen.

Warum Basktball? Das ist eigentlich ziemlich leicht zu beantworten. Die Atmosphäre und die Fans sind einfach einzigartig und es bereitet mir immer wieder Spaß und Freude, unter solchen Voraussetzungen spielen zu dürfen.

 

„Ich bin eine Spielerin, die will“

 

JJ: Ich höre als Zuschauer oft das „Defense, Defense!“ der Fans, aber auch der Akteure selbst. Erstens: Warum ist die Verteidigung im Basketball so wichtig? Zweitens: Musste dich jemand von der Defense überzeugen oder bist du eh die bissige Verteidigerin?

Laura: Die Defense ist sehr wichtig und ohne sie würde nichts laufen. Man kann noch so viel scoren, wenn man keine Verteidigung spielt, bringt das alles nichts. Zu aller erst muss Defense gespielt werden und dann kann man sich Gedanken über den Angriff machen. Es heißt nicht umsonst: „Offense wins Games, Defense wins Championships“.

Laura Zolper, Foto Heinrich Podobienski

Laura Zolper,
Foto Heinrich Podobienski

Defense musste mir nicht beigebracht werden. Die Grundlagen natürlich, aber eigentlich ist das Kopfsache, denn das hängt vom Willen der Spielerin ab und ich bin eine Spielerin, die will.

JJ: Ich habe bei der Recherche für meine Fragen neben deinem Namen auf verschiedenen Seiten verschiedene Positionen gelesen. Von eins bis drei, also von Point Guard bis Small Forward, war alles dabei. Kläre mich mal bitte auf, welche ist deine Lieblingsposition (bitte nicht „wo der Coach mich hin stellt“ ;-)), welche Aufgaben sind mit der Position verbunden, was musst du können, was kannst du?

Laura: Ich bin auf den Positionen 1 und 2 Zuhause. Ich fühle mich auf beiden wohl, bevorzuge jedoch die Position des Aufbaus.

Die 1 braucht eine gute Übersicht des Spiels und muss die Defense lesen können, um zu wissen, welches das am besten geeignete Set für den jeweiligen Angriff ist. Außerdem ist der Aufbau für den Ballvortrag verantwortlich. Er sollte also ein gutes Ballhandling haben, um den Ball sicher über die Mittellinie bringen zu können.

Ich denke, eine meiner Stärken ist das Lesen des Spiels. Ich kreiere mir selbst gerne einen guten Wurf, versuche aber auch meine Mitspielerinnen gut in Szene zu setzen. Dabei ist es sehr von Vorteil, dies zu beherrschen.

JJ: Du bist in deinem letzten WNBL-Jahr, Laura. Beschreibe mal bitte für dich ganz persönlich den Unterschied zwischen Nachwuchsspielen und denen in der 1. Damen Basketball Bundesliga. Weht ein ganz anderer Wind?

Laura: Tatsächlich besteht ein recht großer Unterschied zwischen Jugend und Damen (vor allem 1. DBBL). In der WNBL war ich eine der erfahrensten Spielerinnen und hatte dementsprechend eine wichtige Rolle und musste viel Verantwortung übernehmen.

Bei den Damen ist es das komplette Gegenteil. Dort muss ich meine Rolle noch finden und bin die, die von den anderen lernt. Auch die Spiele unterscheiden sich sehr. Die Damenspiele sind deutlich anspruchsvoller und fordern mehr Atlethik und Ausdauer, da das Spiel einfach schneller ist.

JJ: Falls du jetzt schon manchmal an die nächste Saison denkst, überwiegt dein ‚oha, dann wird es ernst‘ Gefühl oder einfach nur Vorfreude?

Laura: Über die nächste Saison habe ich tatsächlich schon viel nachgedacht. Natürlich frage ich mich, wie das werden wird, so ganz ohne Jugend, jedoch überwiegt die Vorfreude.

Ich freue mich darauf, ein neues Kapitel anzufangen und mich weiterzuentwickeln. Trotzdem werde ich die Jugendzeit und vor allem diese Konstellation des Teams sehr vermissen.

JJ: Erzähle bitte mal ein bisschen über Herne – die Stadt, den Verein, die Fans…

Laura: Herne ist eine kleine Stadt, aber voll mit tollen Leuten. Dies spiegelt sich auch im Verein wieder, denn hinter dem stehen so viele starke und bewundernswerte Persönlichkeiten.

Laura Zolper, Foto Heinrich Podobienski

Laura Zolper,
Foto Heinrich Podobienski

Auch die Fans sind einfach einzigartig. Sie sorgen immer für Stimmung und stehen komplett hinter uns. Es ist immer wieder schön, sie näher kennenzulernen und zu sehen, was hinter diesen einzelnen Personen steckt. Der Herner-Turn-Club 1880 e.V. (HTC) hat einfach die besten Fans und wir können echt stolz und glücklich sein, eine solche Truppe hinter uns stehen zu haben.

Die Stadt Herne ist generell total offen gegenüber Sport. Sie steht hinter dem Verein und auch hinter den Sportlern und somit macht sie einiges möglich. Zudem gibt es in Herne, um genau zu sein beim HTC, die beste Currywurst, die man sich nicht entgehen lassen sollte.

 

„Es ist wie eine kleine Familie“

 

JJ: Wie ist dein DBBL Team so drauf, menschlich wie spielerisch?

Laura: Mein Team ist sowohl menschlich als auch spielerisch großartig. Das sind alles super liebe Menschen, die einem den Rücken stärken. Es ist wie eine kleine Familie, denn jeder steht hinter einem.

Wir kommen super miteinander aus, es ist wirklich lustig zusammen und wir haben sehr viel Spaß. Spielerisch ist es ähnlich. Wir pushen uns gegenseitig, sind alle stolz aufeinander und sind glücklich, so zusammen spielen zu können.

Wir harmonieren einfach, können lachen, Spaß haben, aber auch total ernst sein und uns voll fokussieren. Ich denke, gerade das macht ein Team aus.

JJ: Hast du einen Basketballerinnentraum? Wenn ja, welchen?

Laura: Ich möchte einfach das Bestmögliche aus meiner Basketballkarriere machen, stets an mir arbeiten und an mein Limit gehen, um letztendlich mein Ziel zu erreichen, nämlich ein fester Bestandteil der Bundesliga sein. Des Weiteren möchte ich viele neue Erfahrungen sammeln und immer wieder Neues lernen.

Laura Zolper, Foto Heinrich Podobienski

Laura Zolper,
Foto Heinrich Podobienski

 

JJ: Danke.

 

 

Weitere Informationen: Team-Webseite mit Laura

 

 

Foto Startseite: Heinrich Podobienski

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