Die Gold werte Entscheidung

 

Sarah Polleros; Foto Oliver Fritsch

Sarah Polleros;
Foto Oliver Fritsch

Die 17 Jahre junge und 1,86 Meter große Sarah Polleros spielt in der ersten Damen Basketball Bundesliga für den Herner TC, außerdem mit der zweiten Damenmannschaft in der 3. Liga, in der WNBL (weibliche Nachwuchsbundesliga) und blickt auf Einsätze für das u16 Nachwuchsnationalteam zurück. Mit der Ersten gewann sie kürzlich das Pokal Top4.

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„Das Gefühl nach unserem Sieg im Finale war einfach unbeschreiblich!“

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Sarah zum Pokal Top4: Es war ein unglaubliches Event, toll organisiert und die Stimmung war super! Ich durfte im Finale ran und wurde sogar fünf Minuten eingesetzt, was mich sehr gefreut hat. Ich war natürlich aufgeregt, aber das Team war einfach unglaublich, so dass die Nervosität schnell verflogen war.

Das Gefühl nach unserem Sieg im Finale war einfach unbeschreiblich! Der Moment, als wir die Medaillen und Emina den Pokal überreicht bekommen haben, war total schön und die erste Belohnung für die harte Arbeit im Training seit September. Es war mein erstes Top4 in der Bundesliga und ich hoffe, so ein Erlebnis darf ich noch einmal mitnehmen. Ich werde die Momente im Goldregen vor den besten Fans in Herne auf jeden Fall so schnell nicht vergessen.

Sarah und die Fans: Unsere Fans sind die besten der Liga, behaupte ich mal. Bei Heimspielen ist die Halle rappelvoll und auch bei Auswärtsfahrten kommen immer einige mit. Alle sind total herzlich zueinander. So eine Art Gemeinschaft habe ich noch nicht erlebt und es kommt nicht von ungefähr, dass sie die „weiße Wand“ genannt werden. Sie stehen immer hinter uns und stärken uns den Rücken, genauso wie auch unsere Sponsoren, die sich auch gerne unsere Spiele ansehen!

Sarah über die Einsätze im Nachwuchsnationalteam: Es war mir eine Ehre, mein Land im letzten Jahr bei der u16 – Europameisterschaft zu vertreten. Einer der Höhepunkte der EM war das letzte Gruppenspiel gegen den Gastgeber Litauen. Wir waren von unseren Coaches gut vorbereitet und die Halle war voll. Nach dem Spiel, als wir als Sieger feststanden, war die Halle total still, obwohl sie gebraust hatte während des gesamten Spieles.

Sarah Polleros, Foto von Heinrich Podobienski

Sarah Polleros (links),
Foto von Heinrich Podobienski

Der Moment hat sich echt eingebrannt. Die Fans der Litauerinnen waren sprachlos. Allgemein war im Team eine sehr gute Stimmung. Jeder hat sich mit jedem verstanden und wir haben uns immer alle gegenseitig unterstützt. Die Teamchemie auf dem Feld hat immer gestimmt und wir haben alle füreinander gekämpft. Es war ein Sommer mit vielen neuen Erfahrungen, den ich gerne wiederholen würde!

Auf alle anderen Fragen antwortet die Spielerin hier und jetzt:

 

„Ich fand die orangene Kugel schon immer total interessant und anziehend“

 

JJ: Sarah, fangen wir mal vorne an; wie bist du als Kind ausgerechnet zum Basketball gekommen, gab es andere Alternativen? Und: was hat dich damals an der orangen Kugel gehalten, was war damals deine Faszination?

Sarah Polleros: Ich fand die orangene Kugel schon immer total interessant und anziehend, und wollte es schon immer mal ausprobieren, auf den Korb zu werfen, obwohl ich damals noch fand, dass er viel zu hoch hängt. Naja, da war ich auch noch im Kindergarten. Als ich auf die Grundschule kam, aber meine Schwester noch im Kindergarten war, stellte meine Mutter fest, dass meine Schwester einen Jungen in der Gruppe hatte, dessen Bruder Basketball spielte.

Meine Mutter sprach seine Eltern an und so kam sie an die Telefonnummer meines ersten Basketballtrainers, mit dem sie schließlich das erste Probetraining vereinbarte. Mir hat das von der ersten Minute an super viel Spaß gemacht. Die Motivation, Neues zu lernen und das Team brachten mich immer wieder in die Halle. Damals waren das allerdings nur zwei Einheiten pro Woche.

JJ: Worin besteht mittlerweile deine Faszination Basketball, was treibt dich an, immer wieder zum Training zu gehen, mit den Mädels durchs Land zu fahren und mit anderen Teams die Kräfte zu messen?

Sarah: In erster Linie ist es das Team, was mich antreibt und immer wieder aufs Neue motiviert. Klar sind die Trainingseinheiten anstrengend und machen manchmal auch nicht so viel Spaß, aber als Team kommt man da immer durch. Jeder unterstützt jeden und feuert auch jeden an. Und am Ende ist es immer toll, das Resultat des harten Trainings zu sehen, sowohl in den Spielen als auch in Situationen im Training, wo man etwas schafft, was vorher noch nicht geklappt hatte. Da merkt man, dass es sich lohnt so hart zu arbeiten.

JJ: Beschreibe bitte mal mit deinen Worten deine Lieblingsposition auf dem Platz. Welche ist das? Warum? Welche Talente und Fähigkeiten verlangt diese Position und welche Talente und Fähigkeiten bringst du mit? Und noch wichtiger: was macht dir Spaß daran?

Sarah: Seit September 2018 spiele ich vermehrt auf der Flügelposition. Die Entscheidung von Marek und mir war im Nachhinein Gold wert. Ich konnte mich im vergangenen halben Jahr schon viel weiter entwickeln und so viel Neues lernen. Vorher war ich auf der Position des Power Forwards zuhause, die ich heute auch in der WNBL immer noch spiele, da ich dort die größte Spielerin bin. Diese Position verlangt vor allen Dingen viel Durchsetzungsvermögen unter dem Korb und ich musste häufig gegen größere Spielerinnen agieren.

Sarah Polleros, Foto von Heinrich Podobienski

Sarah Polleros (links),
Foto von Heinrich Podobienski

Jetzt bin ich oft größer als andere und profitiere davon, da ich auch vom Flügel viele Rebounds einsammeln kann. In der Defense musste ich viel lernen, da man auf dem Flügel mehr und andere Fußarbeit braucht als im Post. Das Arbeiten daran macht mir allerdings viel Spaß und ich entwickele mich gut. Im Angriff muss ich auf meiner Position sowohl penetrieren als auch werfen können und aus der Penetration meine Mitspielerinnen finden. Dies klappt häufig schon relativ gut, aber ich kann auf jeden Fall noch viel lernen.

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„… da muss man richtig zugreifen, um einen Ball beim Rebound zu ergattern“

 

JJ: Worin besteht der Hauptunterschied, wenn du für das Nachwuchsteam und die DBBL-Mädels auf dem Feld agierst?

Sarah: Der große Unterschied zwischen der 1. Bundesliga und Jugendteams ist die Intensität und Physis auf dem Feld. Da muss man richtig zugreifen, um einen Ball beim Rebound zu ergattern. Zudem ist das Spiel in der Bundesliga viel schneller. Man hat weniger Zeit, Entscheidungen zu treffen und muss in der Defense zudem schneller reagieren und schnellere Füße haben, um den Gegner vor sich zu behalten.

JJ: Ich war früher mal ein mittelmäßiger Fußballspieler in der untersten Liga. Oft wartete ich auf die große Chance, mal einen Hackentrick, Flugkopfball, Fallrückzieher oder ähnliches zeigen zu können. Gibt es irgendwelche spektakulären Aktionen, auf die du lauerst oder bist du frei von derartigen Träumereinen, Sarah?

Sarah: Man sieht natürlich immer wieder die Videos von Dunks und spektakulären Spielzügen im Internet und da wird diese Frage schnell gestellt. Ich würde sagen, dass ich nicht wirklich an so etwas denke – wie zum Beispiel Dunks. Allerdings freue ich mich schon, wenn ich oder eine Mitspielerin einen Monsterblock mache oder einen spektakulären Wurf erziele. Von so etwas träume ich schon. Zudem finde ich es total gut, wenn es gute Assist gibt, die zu guten Dreiern führen.

JJ: Wann bist du zufrieden mit einem Spiel… mit dem Team… mit dir? Hauptsache gewonnen?

Sarah: Ich kann mit einem Spiel grundsätzlich auch zufrieden sein, wenn der Sieg nicht geglückt ist, denn man lernt aus Niederlagen noch mehr als aus Siegen. Für mich muss die Arbeit im Spiel stimmen. Wenn alle gekämpft haben und all das versucht haben, was möglich war, war es ein gutes Spiel.

Sarah Polleros gegen Osnabrück im Finale des Top 4; Foto Heinrich Podobienski

Sarah Polleros gegen Osnabrück im Finale des Top 4; Foto Heinrich Podobienski

Klar erhoffe ich mir als Resultat aus dem harten Training einen Sieg, aber das Ende eines Spiels ist halt nicht immer toll. Wenn man das Spiel nicht gewinnt, dann kann man später analysieren, was noch zu verbessern ist und daran arbeiten, um es das nächste Mal besser zu machen, um dann Erfolg zu haben. Nach dem Spiel ist vor dem Spiel.

JJ: Diese Saison läuft fantastisch für euch, spürst du dadurch Flügel, die dich über den Platz tragen, egal ob im Training oder im Spiel? Hast du das Gefühl, deinen Mädels geht es ähnlich?

Sarah: Natürlich verleiht so ein Erfolg in einer gewissen Art und Weise Flügel. Wenn man gute Resultate sieht und man erkennt, dass die harte Arbeit und das Schuften im Training sich auszahlen, ist es einfacher zum Training zu gehen oder nochmal eine Schippe drauf zu legen, als wenn man viele Spiele verliert.

JJ: Apropos Mädels, was für eine Truppe hat sich da aus deiner Sicht in Herne zusammengefunden, menschlich wie spielerisch?

Sarah: Ich finde die Truppe total toll. Wir sind sowohl auf als auch neben dem Spielfeld ein super Team und verstehen uns super. Klar wird im Training auch hin und wieder gemotzt, aber das muss halt einfach mal sein. Das Team ist stimmig und jeder weiß, was der andere gut kann und daraus entstehen immer bessere Situationen im Spiel. Man merkt immer wieder Fortschritte und somit dürfen wir uns seit Sonntag DBBL Pokalsieger 2019 nennen!

 

„Ich möchte natürlich auf dem höchst möglichem Niveau spielen“

 

JJ: Welche Spielerinnen oder Spieler, welche Teams (Frauen wie Männer), egal ob hierzulande oder in Übersee, begeistern dich immer wieder, welchen Basketball schaust du dir gerne an?

Sarah: Ich schaue mir neben den Videoanalysen meiner Spiele und der der gegnerischen Teams fast gar keine Spiele an, da ich dafür nur in den Ferien Zeit hätte, wenn die anderen Teams auch Pause haben. Allerdings interessiere ich mich trotzdem für die NBA und WNBA Ergebnisse und auch für die der Europameisterschaften im 5 gegen 5 und 3×3.

Sarah Polleros, Foto Heinrich Podobienski

Sarah Polleros,
Foto Heinrich Podobienski

JJ: Gibt es einen Basketballerinnentraum, mit dem du unterwegs bist? Wenn ja, welcher?

Sarah: Ich bin ja noch eine ziemlich junge Spielerin und spiele gerade meine zweite Rookie Saison in Herne in der 1. Bundesliga. Zudem mache ich erst nächstes Jahr mein Abitur. Ich möchte natürlich auf dem höchst möglichen Niveau spielen und vielleicht auch mal ins Ausland, um dort Erfahrung zu sammeln, aber konkrete Wünsche gibt es da aktuell noch nicht.

JJ: Danke.

 

Weitere Informationen:Webseite vom Herner TC

Foto Startseite: Heinrich Podobienski

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