Vom Zauber, der die Seele berührt

 

Dominique Lacasa studierte Jazzgesang in Berlin und schloss 2003 mit Diplom ab. Sie sang den Titelsong „Never Give Up“ der ARD-Serie „Berlin, Berlin“ und stand lange Zeit mit „ABBA Fever“ als Frida auf der Bühne. 2008 begann sie ihre Solokarriere.

Dominique Lacasa

Dominique Lacasa

Schon als neunjährige indes sorgte die Berlinerin mit ihren Eltern Aurora Lacasa und Frank Schöbel sowie ihrer Schwester Odette dafür, dass alle Jahre wieder für Millionen von Menschen das Hören des Albums „Weihnachten in Familie“ (mit 1,9 Millionen das meistverkaufte der DDR-Geschichte) und das Schauen der gleichnamigen Fernsehsendung zum liebgewordenen Festtagsbrauch avancierte.

Weil ich zu diesen Menschen gehöre und Dominiques Art, Musik zu machen, nach wie vor sehr mag, fragte ich nach. Ihre Antworten hier und jetzt:

 

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„Das Schreiben von Songs ist eines der schönsten Dinge der Welt“

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JJ: Dominique, was macht Musik mit dir? Wenn du sie hörst? Wenn du selbst singst?

Dominique Lacasa: Musik bringt mich in andere Welten, wenn sie mich berührt. Sie bringt mich zurück in die Kindheit, in Gefühle und Gedanken, die ich mit zwölf oder 15 Jahren hatte, wenn es Musik aus dieser Zeit ist. Sie verknüpft sich auf wunderbare Weise mit unseren Sinnen und dem emotionalen Gedächtnis. Sie kann unser Gemüt wandeln und glücklich oder tiefsinnig machen… Musik ist magisch!

Ich gebe zu, dass mir manchmal die Ruhe, die Geräusche der Natur, der Wind in den Bäumen oder das Meeresrauschen die schönste Musik sind. Wahrscheinlich liegt das aber auch daran, dass wir im Alltag wahnsinnig viel Input für all unsere Sinne bekommen, viel aufnehmen und verarbeiten müssen. Da sind mir persönlich oft klassische oder stille Klänge lieb. Und hin und wieder auch die Kraft, die in Musik stecken kann; das Feuer, das starke Emotionen entfachen kann – wie zum Beispiel der Flamenco.

Dominique Lacasa

Dominique Lacasa

Es gibt Melodien, die auf ganz besondere Art mit der Harmonie und dem Text zusammen das Herz berühren und wenn man das beim Singen fühlt, ist es das Schönste, was Ich als Sängerin erleben und anderen geben kann. Das ist der Zauber, der die Seele berührt.

JJ: Wie entstehen deine Songs, schreibst du selbst fleißig mit an Texten oder Kompositionen?

Dominique: Meine Songs und auch die Texte schreibe ich meistens allein. Musikalisch arbeite ich aber auch gerne mit Musikern und Produzenten zusammen. Mir kommen Melodie-Ideen im Tour-Bus, in der S-Bahn, auf dem Rad oder beim Einschlafen. Dann ist es am schwersten, sich in den Hintern zu treten, Licht anzumachen, aufzustehen, die Idee aufzunehmen oder zu notieren und dann wieder ins Bett zu gehen. Denn meistens macht dann das Unterbewusstsein weiter und kommt mit einer Refrain-Idee an und noch Textzeilen für die Strophe und dabei ist man so müde und will nur schlafen.

Doch dann denke ich immer daran, was Lady Gaga mal gesagt hat: „When god is calling you, you better pic up the fone!“ (Wenn Gott dich anruft, gehst du besser ran!)

JJ: Die meisten Sportler/innen, Schauspieler/innen oder Musiker/innen frage ich, wie sie als Kinder zu ihrer Leidenschaft gekommen sind. Bei dir als Tochter von Frank und Aurora erübrigt sich das, Dominique, oder war es doch ganz anders?

Dominique: Ich denke schon, dass ich einiges mitbekommen habe von beiden Eltern. Das bunte Leben, stets unterwegs, Reisen, neue Ideen schöpfen, Songs schreiben. Meine ersten Versuche, Musik und Texte zu schreiben, begannen mit zirka acht Jahren am Klavier.

Dominique mit Vater Frank Schöbel

Dominique mit Vater Frank Schöbel

Wenn man die Stimmen der Eltern beim Singen und Sprechen hört, prägt das den inneren Klang der eigenen Stimme natürlich auch sehr. Auch die Welt auf- und hinter der Bühne zu erleben, prägt und ist sehr beeindruckend.

Dennoch wollte ich nach dem Abitur erst gar nicht Musik machen. Dazu haben mich dann Menschen inspiriert, die später meinen Weg kreuzten und Popmusik schrieben, die mir sehr gefiel. Als ich dann etwas verloren mein Sprachstudium begann, merkte ich bald, dass ich vielleicht doch die Aufnahmeprüfung an der Musikhochschule probieren sollte.

So tat ich und wurde genommen. Jazz war ganz neu für mich, spannend und inspirierend. So ging’s dann doch auf die Bühne. 🙂

JJ: Als du beispielsweise im August letzten Jahres in der Fernsehsendung „Schlager einer Stadt“ deinen Hit „Wie ein Sommer“ präsentiert hast, habe nicht nur ich deine Sommer-Sonne-gute Laune-Stimmung gespürt. Kannst du, egal ob es dir gerade wirklich so geht, in diesen Modus umschalten, wenn du auf der Bühne oder vor der Kamera stehst, um für dein Publikum (und ein bisschen vielleicht für dich) zu singen?

Dominique: Tatsächlich macht das dann oft die Musik mit mir. Nicht immer fühlt man sich nach Sommer-Laune, vor allem wenn es so viel regnet wie bei uns im letzten Jahr! Ich hatte fast ein schlechtes Gewissen, bei diesem Regensommer so ein Lied zu veröffentlichen. Aber genau dafür ist dann Musik, die das Gefühl zu wandeln schafft, da. Dann scheint die Sonne eben drinnen! Immer wieder erstaunlich, wie das funktioniert! 🙂

Dominique Lacasa

Dominique

JJ: Dominique, von den entscheidenden Familientreffs mal abgesehen ist für mich Weihnachten, wenn ich die „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“ gesehen und „Weihnachten in Familie“ gehört oder gesehen habe. In dem legendären Märchenfilm spielst du natürlich keine Rolle, bei „Weihnachten in Familie“ indes bist du seit 1985 mittendrin statt nur dabei. Erstens: Wann ist Weihnachten für dich Weihnachten? Zweitens: Weißt du, wie besonders Lieder oder Fernsehsendungen für Menschen sein können beziehungsweise denkst du manchmal bewusst darüber nach?

Dominique: Was ist „Weihnachten für dich?“ Lustig, denn genau darüber habe ich vorletztes Jahr ein Weihnachtslied geschrieben. „Weihnachten für dich“ zählt all die Dinge auf, die Weihnachten für mich ausmachen. Plätzchenduft, Gemütlichkeit, kuschelige Wärme, Märchenfilme und natürlich meine Familie.

Auch ich war bis über beide Ohren verliebt in den Film „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“, der mit so viel Liebe und Charme gedreht wurde. Das spürt man jedes Mal neu, wenn man ihn schaut, und er gehört jedes Jahr zum Fest.

Damals als Kind habe ich natürlich nicht ganz verstanden, was da eigentlich alles passiert im Zuge der Weihnachtsplatte („Weihnachten in Familie“). Ich dachte immer: ‚Wir haben doch nur ein paar Weihnachtslieder gesungen‘. Aber wie soll man das auch mit neun Jahren verstehen?

Keiner konnte ahnen, was daraus mal werden würde. Inzwischen freue ich mich, dass wir so vielen Menschen über so viele Jahre Freude geschenkt haben mit dieser Platte. Es ist eine Erinnerung an eine Zeit, die wir miteinander teilten und die uns verbindet.

JJ: Und wenn wir einmal dabei sind: Wie gehst du ran an deine Musik, machst du sie erstmal aus dir heraus und dann schaun mer mal, oder denkst du beizeiten, wie sie auf die Zuhörer wirken könnte? Wähnst du dich gar in einer Mission unterwegs? 😉

Dominique: Das Schreiben von Songs ist eines der schönsten Dinge der Welt. Kreativ sein, etwas vermeintlich Neues schaffen, ist ein prickelndes Gefühl. Ich suche die Ruhe, um alle Antennen auszufahren und die Ideen aufzuspüren und kommen zu lassen. Manchmal schreib ich einfach los… meistens. Was immer auch kommt.

Manchmal denke ich daran, was auf der Bühne gut wäre und versuche danach zu schreiben. Das begrenzt aber ein bisschen und ist dann ein wenig wie Auftragsarbeit. Am schönsten ist, wenn es einfach frei kommen darf. Dann muss man schauen, ob es durch die Produktion auch das wird, was man dachte, oder vielleicht ganz woanders hin geht.

Dominique Lacasa

Dominique Lacasa

Gar nicht so leicht, bei aller Kreativität dann auch den Nerv der Zeit zu treffen. Und oft ist viel der kreativen Arbeit auch für den Papierkorb. Aber das gehört dazu. Magisch ist das Schreiben eh und umso schöner, wenn dann hier und da Musik herauskommt, die den Menschen etwas gibt, sie berührt im besten Falle. Auf Mission seh ich mich nicht, lediglich auf der, glücklich zu sein und wenn möglich andere Menschen glücklich zu machen. Wenn das über Musik passiert, doppelt schön! 🙂

JJ: Was oder wen hörst du gerne, sagen wir mal erstens am Frühstückstisch, zweitens während der Autofahrt und drittens im Konzert?

Dominique: Am Frühstückstisch höre ich am liebsten Bach. Ein Auto hatte ich noch nie. Auf dem Fahrrad höre ich wie ein Großstadtindianer eher den Geräuschen um mich rum aufmerksam zu :).

Im Konzert… oh da gibt’s so einiges. Ich habe ein wunderbares Konzert von Sophie Hunger im Lido in Berlin erlebt, das hat mich beeindruckt. Ebenso die wunderbare Dianne Reeves vor einigen Jahren in Berlin. „Faith no more“ mit Mike Patton live zu erleben war auch was echt Besonderes. Also queer beet! 🙂

JJ: Was liegt musikalisch gerade an und was planst du mittel- oder langfristig?

Dominique: Ich bin gerade dabei ein Lied zu veröffentlichen, welches für mich lange schon überfällig war. Eine Liebeserklärung und ein Dankeschön an meine Mutter, die sich dieses Jahr von der Bühne verabschiedet hat, leider. „Für dich, Mama“ wird ab Anfang Mai über mein Label online veröffentlicht und wird vielleicht der einen oder anderen Mama zum Muttertag ein musikalischer Gruß sein.

Dominique mit ihrer Mutter Aurora Lacasa

Dominique mit ihrer Mutter Aurora Lacasa

Ansonsten will ich in diesem Jahr musikalisch ganz frisch schauen, was die Geister zaubern und bis gespannt, was da Neues entsteht. Zu Weihnachten will ich pünktlich zum Tourneestart Anfang Dezember ein eigenes Weihnachtsalbum dabei haben und so wie die Zeit rennt, werde ich damit wohl bald loslegen müssen :-). Bis dahin darf es aber erst einmal Sommer werden mit viiiiel Sonne!! 🙂

JJ: Zu guter Letzt eine fast schon Standardfrage: Was wünscht du dir (musikalisch, beruflich) von der Wunschfee, die hier in der Thüringischen Rhön noch umher geistert?

Dominique: Von der Thüringischen Rhön-Wunschfee wünsche ich mir einen baldigen Besuch im Suhler Kongresszentrum, als Sängerin oder Moderatorin, und viele tolle Konzerte mit einem neuen Konzertprogramm 2018/2019.

JJ: Danke.

Dominique: Vielen Dank dir, lieber Jörg, und herzliche Grüsse!

Weitere Informationen und alle Fotos: Webseite von Dominique

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