Angriff ist die Devise

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Maja Storck, © Photo Dominik Plüss

Maja Storck, © Photo Dominik Plüss

Die 1,84m große Diagonalangreiferin Maja Storck spielte bis vor kurzem in der Schweizer Nationalliga A für „Sm’Aesch Pfeffingen“ Volleyball. Sie wurde 2016 als Youngster of the Year ausgezeichnet. Zudem ist die in Münchenstein im Kanton Basel-Landschaft geborene 19jährige eine Stütze ihres Nationalteams.

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Zur kommenden Saison 2018/2019 wechselt die Schweizer Pokalfinalistin (2017) und mehrfache Vizemeisterin in die erste deutsche Liga. Sie wird für die Ladies in Black Aachen auflaufen und freut sich sowohl auf den Hexenkessel, in dem die Heimspiele ausgetragen werden als auch darauf, sich sportlich weiter entwickeln zu können.
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Und ich glaube, die Fans werden sich mindestens genauso freuen. Jetzt aber war noch Zeit, einige Fragen zu beantworten:
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„Mit einigen Zentimeter mehr wäre ich also glaubs trotzdem Diagonalangreiferin geworden“

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JJ: Maja, durch die Schweiz bin ich vor vielen Jahren mal durchgefahren und ich erinnere mich an schneebedeckte Berggipfel im Mai, während im Tal T-Shirt Wetter angesagt war, an gewöhnungsbedürftige (oder lieber nicht) Preise an der Autobahnraststätte und an malerische Landschaften. Menschen aus deinem Land kenne ich erschreckend wenige, am besten noch den Kabarettisten Emil Steinberger, weil er in den 80er Jahren im DDR Fernsehen Dauergast war (und das war gut so!).
Hilf mir bitte auf die Sprünge, was und wen habe ich verpasst, was ist in deiner ganz persönlichen Wahrnehmung liebenswert an deiner Heimat und ihren Menschen?
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Maja Storck: Die Schweiz ist ein sehr kleines Land, welches aber sehr viel zu bieten hat! Von den wunderschönen Alpen über diverse Seen und auch Flüsse. Sie bietet viele verschiedene Urlaubsmöglichkeiten an – im Sommer kann man in den Bergen wandern oder ganz einfach innert vier Stunden ins Tessin fahren und dort die Sonne genießen. Im Winter gibt es so viele tolle Skigebiete, die Atomsphäre da ist einfach unbeschreiblich toll.

Maja, Foto privat

Maja, Foto privat

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Bildung ist uns allen sehr wichtig, die Schule hat meist vor allem Vorrang! Ins Ausland als Profivolleyballerin zu gehen ist deshalb eher ungewöhnlich. Und für viele schwer nachzuvollziehen.
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Natürlich ist vieles eher teurer, aber dies ist ja auch an die meisten Löhnen angepasst. Und die Qualität der Produkte ist natürlich überwiegend hervorragend.
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Alle Menschen sind praktisch sehr freundlich, man grüsst sich. Auf dem Lande  kennt man halt einfach auch sehr viele Leute. Manchmal sind wir einfach ein bisschen bescheiden und ein bisschen mehr Entschlossenheit in gewissen Aktionen würde helfen 😉
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Nicht zu vergessen: Wir haben  die BESTE SCHOKOLADE DER WELT!
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JJ: Jetzt aber zum Volleyball. Was ist deine ganz persönliche Faszination dieser Sportart?
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Maja: Ich liebe den Teamsport! Volleyball ist für mich eine der Sportarten, wo das Team die wichtigste Rolle spielt. Ohne die Annahme gibt es kein Zuspiel, ohne ein Zuspiel gibt es keinen Angriff = kein Angriff = kein Punkt.
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Jeder ist wichtig, das Zusammenspiel muss perfekt laufen, ein Team ist ja bekanntlich nur so stark wie sein schwächstes Mitglied. Man muss mit allen auf dem Feld klar kommen, es ist ein Nehmen und Geben, ein Einlassen auf andere Spieler/Personen. Und ganz allgemein ist es eine wunderschöne, spannende und actionreiche Sportart.
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JJ: Beschreibe mal bitte mit deinen Worten deine Position auf dem Spielfeld. Welche Talente, welche Fähigkeiten, welche Größe vielleicht, brauchst du im Diagonalangriff, was bringst du mit, was macht dir Spaß an genau dieser Position?
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Maja: Als Diagonalangreiferin bis du eigentlich fürs Punkte machen zuständig. Vor allem im Angriff aber auch im Block. Annehmen musst du nicht, du kannst dich also voll aufs Scoren konzentrieren.

Größe ist natürlich sehr wichtig, je größer desto besser… aber das ist nicht alles; mit Sprungkraft/Explosivität kann man einiges herausholen. Viel Power ist auch wichtig, genau so wie den Mut haben, in wichtigen Situation zu punkten.

Maja emotional, Foto Christoph Jermann

Maja emotional, Foto Christoph Jermann

Mir macht diese Position enorm viel Spaß. Ich mache das (angreifen), was mir am meisten Freude bereitet, ganz oft.
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Zudem ist die Kommunikation zwischen der Zuspielerin und mir sehr wichtig. Sie sieht mich nicht immer, deshalb muss ich mich mit laut Rufen bemerkbar machen.
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JJ: Auf die Gefahr hin, dass ich mich jetzt mal eben als der nicht größte Volleyballfachmann oute, wäre mit einigen Zentimetern Körpergröße mehr eine Mittelblockerin und mit einigen Zentimetern weniger eine Zuspielerin aus dir geworden? Oder blöde Frage?
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Maja: Hmm, ich habe als Mittelblockerin angefangen, aber viele Trainer haben mir geraten, auf eine Angriffspositon zu wechseln, da ich viel Power mitbringe und dies dort besser einsetzen kann. Mit einigen Zentimeter mehr wäre ich also glaubs trotzdem Diagonalangreiferin geworden. Mit paar weniger vielleicht eher Außen-Annahme oder eben – wie du gesagt hast – sogar eine Zuspielerin.
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JJ: Die folgende Frage stelle ich nicht nur oft, sondern immer, Maja. Ganz einfach weil ich bei meinen Hobbyvolleyballeinsätzen stets feststellte, dass gerade in deiner Sportart Teamgeist eine große Rolle spielt. Aus deiner Sicht als Profi: Wie wichtig ist Frau Teamgeist nicht nur für den Spaß, sondern auch für den Erfolg?
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Maja: Wie ich in der zweiten Frage schon gesagt habe, finde ich den Teamgeist das A und O des Erfolges. Man kann nur zusammen weit kommen. Als Egoist oder typischer Einzelsportler wird es schwierig, sich über den Triumph anderer zu freuen. Das genau ist aber  wichtig. Man kann nicht immer super perfekt spielen, deshalb ist es doch gut zu wissen, wenn jemand anders für dich einspringen kann oder mehr Verantwortung in einem Spiel übernimmt.
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JJ: Erzähle bitte mal ein bisschen über deinen ehemaligen Verein „Sm’Aesch Pfeffingen“. Eine schöne Mixtur aus Professionalität und familiärer Atmosphäre? Und: Sind die Leute in der Region ein volleyballverrücktes Völkchen?
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Maja: Ich habe Sm’Aesch Pfeffingen sehr viel zu verdanken, ohne seine Unterstützung wäre ich niemals diese Spielerin, die ich bis jetzt geworden bin. Es ist für Schweizer Verhältnisse schon professionell, aber es gibt kein Team mit nur Profispielerinnen.
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Die meisten arbeiten/studieren noch nebendran und stehen so unter ständiger Doppelbelastung. Zum Glück muss man nicht so weit reisen wie in Deutschland für die Spiele.

Maja in der Mitte, Foto Christoph Jermann

Maja in der Mitte, Foto Christoph Jermann

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Volleyball hat aber auch nicht so einen hohen Stellenwert in der Schweiz… durchschnittlich hatten wir so 300 Zuschauer. An spektakulären Spielen wie gegen Volero Zürich, die Finalserie, Europa Cup, da war die Halle schon gut gefüllt, aber leider nicht immer. Zum Glück gab es meine Eltern, die immer lautstark „hopp smaesch“ gerufen und so alle bisschen zum Anfeuern gebracht haben.
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JJ: Die Saison 2018/2019 hat noch nicht begonnen, ich weiß; nicht mal die unmittelbare Trainingsvorbereitung. Dennoch: Was weißt du über die deutsche Damen Bundesliga, was weißt du über die Stadt Aachen und Umgebung, was weißt du über die Ladies in Black?
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Maja: Die Bundesliga verfolge ich aktiv seit zwei Jahren, seit ich das Ziel habe, ins Ausland zu wechseln. Auf Sportdeutschland.tv kann man ja alle Spiele schauen, das ist genial!
In Aachen war ich schon zwei Mal mit Sm’Aesch. Eine wunderschöne Stadt und die Aachner Printen sind super lecker!
Die Ladies in Black kannte ich natürlich auch schon, vom Hexenkessel wird auch in der Volleyball Schweiz gesprochen . 😉
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Trainerin Saskia van Hintum war mir auch schon bekannt und ich habe nur Gutes von ihr gehört, das hat mir die Entscheidung, zu Aachen zu wechseln, auch erleichtert. Es war für mich klar, dass ich von ihr viel lernen kann.
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JJ: Und: Weißt du mehr über Deutschland als ich über die Schweiz? 😉
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Maja: Haha, das kann ich nicht beurteilen ;-), aufgrund der Social Media Posts, würde ich sagen, bin ich mehr auf dem Laufenden über Deutschland/Bundesliga als du über die Schweiz, welche weniger aktiv ist. Da ich auch sehr nahe an der Grenze zu Deutschland wohne, war ich bestimmt schon öfters dort.

Maja Storck, Foto Christoph Jermann

Nationalspielerin Maja Storck, Foto Christoph Jermann

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JJ: Maja, ich bin zwar nicht aus der Gegend, aber ich weiß, dass die Ladies in Black begeisterte Fans haben, bei denen sie sehr beliebt sind. Zwei Fragen: Was bringst du mit, um die Zuschauerinnen und Zuschauer gut zu unterhalten? Spürst du jetzt schon eine gewisse Vorfreude, bist du gespannt, was dich erwartet?
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Maja: Ich freue mich riesig, im Herbst im Aachner Trikot aufzulaufen und vor dem Heimpublikum zu stehen. Ich bin ein sehr emotionaler Mensch und das zeige ich auf dem Feld auch mit viel Jubel! Ich hoffe natürlich auch, dass ich mit Punkten das Publikum begeistern kann.
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Ich bin super gespannt und aufgeregt, vor so vielen Leuten spielen zu dürfen! Das ist alles neu für mich. Einzig in Montreux spielte ich vor vielen Zuschauern mit der Nationalmannschaft, aber die Stimmung im Hexenkessel Aachen muss unvergleichlich sein.
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JJ: Erzähle mal bitte, wie wichtig dir dein Nationalteam ist.
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Maja: Sehr wichtig für mich ist es und eine Ehre, im Schweizer Dress aufzulaufen und die Hymne zu singen. Wir sind ein sehr junges Team, dadurch verstehen wir uns alle sehr gut. Es geht jede für jede und wir wachsen mit jedem Turnier mehr zusammen. In einigen Jahren werden wir sicher mit der gewissen Erfahrung die Schweizernati noch besser vertreten können.
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JJ: Mit Volleyball in Deutschland (und in der Schweiz sicher auch) ist – anders als mit Fußball – nicht das ganz große Geld zu verdienen. Zumindest nicht sooo viel, dass du nach Karriereende ausgesorgt hast. Plan B ist gefragt. Wie gehst du damit um, studierst du, machst du eine Ausbildung – oder setzt du zumindest erstmal alles auf eine Karte?
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Maja: Ich schließe im Juni das Gymnasium ab, danach möchte ich einige Zeit auf die Karte Volleyball setzten und sehen, wo es mich hinbringt. Wie gesagt ist der Schweiz die Ausbildung sehr wichtig und irgendwann möchte ich auch studieren (Fernstudium möglich).

Mich zieht es zu den Naturwissenschaften, ich nehme an, es wird etwas wie Chemie oder Pharmazie geben. Aber wer weiß, wie es in ein paar Jahren aussieht.
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JJ: Maja, welchen Volleyballerinnentraum trägst du in deiner Sporttasche?
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Maja: Für die kommende Saison ist mein Ziel, so viel wie möglich Einsätze zu bekommen/erarbeiten. Ich möchte von dem hohen Niveau in Aachen und der Bundesliga profitieren und mich als Spielerin weiterentwickeln.

Maja STORCK, Photo Credit: Ulf Schiller

Maja Storck, Photo Credit: Ulf Schiller

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Ich habe als großes Ziel, einmal in der Champions League zu spielen. Früher wollte ich einmal an den Olympischen Spielen teilnehmen, das ist aber mit der Schweiz eher unrealistisch. Deshalb wäre an einer Europameisterschaft mal zu spielen, oder sogar Weltmeisterschaft, auch ein Ziel!
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Für mich ist es auch wichtig, Spaß daran zu haben. So lange ich das habe, möchte ich so vieles wie möglich erreichen.
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JJ: Danke, viel Spaß, viel Erfolg.
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Foto Startseite: Ulf Schiller, schillerphoto.com
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