Am liebsten die 3

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Linn Schüler; Foto WDP Fotografie

Linn Schüler;
Foto WDP Fotografie

Die 19 Jahre junge Linn Schüler läuft in der ersten und zweiten Damen Basketball Bundesliga für die Rutronik Stars Keltern auf. Wie sie ausgerechnet zu dieser Sportart kam, was sie von Egozockern hält, welche Position sie warum gerne spielt, was ihr Einsätze in der Nachwuchsnationalmannschaft bedeuten, wie sie sich als Meisterin fühlt und wie es gerne weiter gehen darf, das erzählt uns die 1,73m Frau hier und jetzt:

 

„Weil ich Korbleger konnte, zählte ich in der U13 zu den Guten ;-)“

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JJ: Linn, worin besteht deine ganz persönliche Faszination Basketball, warum schaust du gerne zu, warum spielst du gerne?

Linn Schüler: Also Basketball schaue ich eigentlich nur, wenn mir langweilig ist. Ich finds dann aber immer ganz cool zu sehen, was andere so können. Ich selbst spiele gerne, weil ständig was passiert. Das Spiel ist schnell und selbst wenn wir mal mit zehn bis15 Punkten hinten liegen, können wir noch gewinnen. Ich mag es, auch wenn das wahrscheinlich jeder andere schon gesagt hat, mit einem Team zu spielen. Außerdem ist Basketball sehr vielseitig.

JJ: Beschreibe mal bitte deine Lieblingsposition auf dem Feld, wie nennst du sie, welche Talente und welches Können erfordert sie und was bringst du davon mit? Was macht dir Spaß genau an dieser Position?

Linn: Ich spiele gerne auf der 3. Einen richtigen Namen für die Position kenne ich nicht. Auch das mit dem Talent oder Können ist schwer zu beantworten, weil man auf hohem Niveau eigentlich alles braucht, damit man unberechenbar bleibt. Aber es ist natürlich von Vorteil, wenn man einen guten Distanzwurf hat und zum Korb ziehen kann.

Ich denke, ich habe einen guten Wurf und habe auch ein paar Finishing-Moves, mit denen ich ab und zu mal zum Korb gehen kann. Besonders Spaß macht mir, dass die 3 alles macht – von werfen bis aufposten ist alles dabei.

JJ: Ich war mal ein durchschnittlicher Fußballer in den untersten Ligen und habe wenig Tore erzielt, aber sehr, sehr viele Vorlagen gegeben (Pässe, Flanken). Irgendwie hatte ich dabei genauso viel Spaß wie am einnetzen. Wie geht es dir, Linn, freust du dich über selbst getroffene Körbe mehr als über Steals, Rebounds, Assists? (Oder bevorzugst du die politisch korrekte Antwort: Nur das Team ist wichtig!?)

Linn: Das hat sich bei mir in den letzten Jahren stark verändert. In der Weiblichen-Nachwuchs-Basketball-Bundesliga (WNBL) war es mir immer wichtig, viele Punkte zu machen und ich war auch dementsprechend traurig, wenn das nicht geklappt hat. Mittlerweile weiß ich, dass mehr dazu gehört als Punkte.

Ohne Rebounds und Assists kann niemand scoren. Ich freue mich immer, wenn ich dem Team irgendwie helfen kann, aber klar freue ich mich nach dem Spiel schon mehr, wenn ich selbst auch ein paar Punkte gemacht habe. Am Ende zählt, dass wir gewinnen und dann ist’s mir aber relativ egal, ob es Punkte, Rebounds oder Assists sind – oder ob es vielleicht auch einfach gute Defense ist.

JJ: Wie hat das Ganze bei dir begonnen, hat dich jemand aus der Familie mitgenommen zum Basketball oder war es ganz anders? Gab es andere Sportarten, die dich als Kind begeistern konnten? War es damals dasselbe wie heute, was dich am Basketball faszinierte?

Linn: Mein Bruder spielt auch Basketball, deshalb war ich hin und wieder mal bei Spielen. Dann sollte ich eigentlich zu einem Volleyball-Probetraining gehen, bin aber davor zu einem Basketballtraining gegangen und dabei geblieben.

Genau kann ich mich aber nicht erinnern, es war auf jeden Fall sehr unspektakulär. Als Kind habe ich viele Sportarten ausgeübt, vor allem Tennis und Basketball. Am Anfang habe ich eigentlich nur gespielt, weil mein Bruder gespielt hat und ich immer dasselbe machen wollte wie er – und weil ich einen Korbleger konnte und deswegen in der U13 zu den Guten gezählt habe. Dann bin ich auch relativ schnell nach Ludwigsburg gegangen und habe da dann richtig angefangen.

Linn am Ball; Foto WDP Fotografie

Linn am Ball;
Foto WDP Fotografie

JJ: Du kennst die erste und die zweite Liga, Linn. Hängen die Trauben in der Damen Basketball Bundesliga viel höher als in Liga zwei? Worin besteht der Unterschied?

Linn: Es ist etwas komplett anderes. Das Spiel in der ersten Liga ist viel schneller und alle Spielerinnen sind Profis. Die Einzelspielerinnen sind auf jeden Fall besser und viel athletischer. Es ist viel schwieriger, sich durchzusetzen und sehr schwer zu vergleichen, weil es so anders ist.

JJ: Erzähle bitte einfach mal ein bisschen von den Nachwuchsnationalteams, in denen du am Ball warst. Machen die Einsätze da anders oder mehr Spaß, wie steht Deutschland im internationalen beziehingsweise europäischen Vergleich aus deiner Sicht da?

Linn: Die Einsätze bei der Nationalmannschaft sind nicht wirklich anders als die im Verein. Aber es ist immer cool, die Leute zu sehen, weil man während der Saison nicht wirklich Zeit dafür findet.

In den Nationalmannschaften wird mittlerweile von vielen Talenten gesprochen. Die Jugend hatte jetzt einige Erfolge, aber man muss noch viel dafür tun, um das auf die A-Nationalmannschaft übertragen zu können. Im Moment weiß jeder, dass Deutschland europäisch einfach nicht mithalten kann. Außerdem muss mehr auf Leistung und weniger auf Namen gesetzt werden.

JJ: Im Basketball, wie beispielsweise auch im Fußball, gibt es die Egozocker, die einerseits dem Zusammenspiel nicht gut tun, andererseits auch mal ein Match entscheiden können. Aus deiner Erfahrung, wie viele von diesen Mädels oder Jungs verträgt ein Team – und braucht es sie überhaupt?

Linn: Ich denke, dass man das gar nicht braucht. Das schadet nicht nur auf dem Feld, sondern auch abseits vom Feld. Man kann nur als Team gewinnen. Aber natürlich braucht jedes Team Spieler, die in schweren Situationen die Verantwortung übernehmen können.

JJ: Erzähle bitte mal ein wenig über die Rutronik Stars Keltern, ein familiärer und gleichwohl professioneller Verein?

Linn: Keltern ist ein guter Verein, der leider zu oft in der Kritik steht. Ich spielte hier in den letzten Jahren in der 1. Liga und der 2. Liga. Mehr kann man sich als junge Spielerin nicht wünschen. Ich habe die Möglichkeit, mit den besten Spielerinnen aus der Liga zu trainieren und zu spielen und auch schon Erfahrungen im Eurocup zu sammeln.

Basketballerisch hat man in Keltern einmalige Gelegenheiten. Ich spiele seit drei Jahren hier und bekomme die Entwicklung des Vereins mit. Wir sind natürlich noch lange kein hochprofessioneller Verein, aber ich denke, wir sind auf einem guten Weg. Der Verein entwickelt sich grade und ich finde es schön zu sehen, dass wir Fortschritte machen und auch immer mehr Ansehen bekommen. Wir sind ein kleiner Verein und noch mit einem Fußballteam verknüpft. Dadurch kennt hier jeder jeden.

JJ: Ist die Region basketballverrückt, wie ist euer Publikum so drauf?

Linn: Auch das hat sich in den letzten Jahren stark entwickelt. Als wir in der ersten Liga angefangen haben, war noch wenig los. Mittlerweile ist bei uns richtig gut Stimmung, was sich vor allem in den Playoffs gezeigt hat.

JJ: Wie fühlst du dich als Meisterin, wie war die Stimmung im Team nach dem Erfolg?

Linn: Es ist natürlich ein tolles Gefühl. Die Stimmung war sehr gut und wir hatten noch einige Termine nach der Meisterschaft. Da habe ich nochmal richtig gemerkt, dass wir etwas Besonderes geschafft hat.

Linn Schüler (14); Foto WDP Fotografie

Linn Schüler (14); Foto WDP Fotografie

JJ: Gibt es irgendwo auf der Welt eine Basketballspielerin oder einen Basketballspieler, der/dem du immer wieder gerne zuschaust? Wer, warum?

Linn: Es gibt schon ein paar, die ich gerne mag, das liegt aber meistens eher am Aussehen 😉 Ein wirkliches Vorbild hab ich da nicht, ich halte ich da eher an die Leute aus meinem Team, von denen ich auch noch viel lernen kann. Aber klar schau ich hin und wieder ein paar Highlight Videos aus der Women’s National Basketball Association (WNBA) und National Basketball Association (NBA).

JJ: Linn, hier in der Thüringischen Rhön läuft noch eine Wunschfee herum. Was wünscht du als Basketballspielerin dir von ihr, gibts einen Traum?

Linn: Dass sich meine Arbeit auszahlt und dass wir den Erfolg von diesem Jahr wiederholen und ausbauen können – und ich daran einen größeren Anteil haben kann.

JJ: Vielen Dank, viel Spaß, viel Erfolg.

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Foto Startseite: www.wdp4u.com

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