Sarah Alles und die positiv kribbelnde Energie

 

Bei Sarah liegt die Anspielung auf ihren Familiennamen Alles buchstäblich auf der Hand. Tatsächlich hat die Berlinerin außer in Schauspiel auch noch Ausbildungen in Gesang und Ballett, kam zu Meister-Ehren im Karatesport und spielte alle möglichen Rollen in allen möglichen Formaten – Theater, Filme, Serien, Synchron…

Auf alle möglichen Fragen, die ich ihr stellte, gab sie indes nicht alle möglichen Antworten. Sondern ihre ganz persönlichen. Und solche, die erkennen lassen, dass Sarah Alles nicht da sitzt und wartet, dass ihre Träume vorbei kommen; sie arbeitet daran:

 

„Ich denke, die nächste Traumerfüllung geht dann in Richtung eines eigenen Filmes“

 

JJ: Sarah, gleich mal die Kernfrage: Was ist für dich persönlich die Faszination Schauspiel?

Sarah Alles: Spielen ist für mich mit das Schönste auf der Welt! Als ich sieben Jahre alt war, schenkte mir meine Oma einen Kassettenrecorder. Mit ihm habe ich selbst ausgedachte Radiosendungen und Hörspiele, manchmal auch Fitnessprogramme aufgenommen. Dabei habe ich alle Charaktere gesprochen. Im Interview mit Henri Maske war ich dann sowohl die Moderatorin als auch Henri. (lacht)

Sarah Alles; Foto Credit Jamie Capewell

Sarah Alles; Foto Credit Jamie Capewell

Wenn ich eine Rolle spiele und zu hundert Prozent in dem Moment der Figur bin, bin ich in einer anderen Welt. Im Schauspiel ist alles möglich und das liebe ich sehr.

JJ: Und speziell die Faszination Film, die Faszination Theater?

Sarah Alles: Ich empfinde es als großes Glück, einen Beruf ausüben zu dürfen, der so viel Abwechslung bietet. Film und Theater haben ihren ganz eigenen Reiz, genauso wie auch Synchron.

Bei Filmprojekten liebe ich die Detailarbeit, dass man die Emotionen direkt ins Gesicht zaubert. Theater ist so unmittelbar und die Reaktionen eines tollen Publikums können einen zu ganz neuen Ideen für die Bühne verhelfen. Beim Synchron darf ich anderen tollen Kollegen meine Stimme leihen oder bei Zeichentrickserien in Fantasywelten eintauchen.

JJ: Was fühlst du, was spürst du, was geht in dir vor, wenn der entscheidende Moment gekommen ist, also das rote Lämpchen an der Kamera leuchtet und der Regisseur „Bitte“ sagt?

Sarah Alles: Eine positive freudige Aufregung. Dann merke ich, wie lebendig ich bin.

JJ: Wie beeinflussen dich gut aufgelegte Kollegen, wie das Publikum (Theater) und was macht die Tagesform mit deinem Spiel?

Sarah Alles: Gut aufgelegte Kollegen reißen einen mit! Ein begeistertes Publikum erzeugt in mir eine positive, kribbelnde Energie. Wenn ich aufgeregt bin oder mal nicht in der besten Tagesform, fokussiere ich mich nur auf das Wesentliche, konzentriere mich auf die Szene und den Spielpartner.

Sarah Alles; Foto Marcel Weisheit; Quelle Santinis Production _ Alles muss glänzen

Sarah Alles; Foto Marcel Weisheit; Quelle Santinis Production; Alles muss glänzen

Das bringt mich auf das richtige Level. Wenn ich es schaffe, mit meiner Figur zu verschmelzen, wird es eine gute Szene.

JJ: Wie hat das Ganze begonnen, Sarah, war deine erste Bühne Omas Küchentisch? Wie weit hast du damals als Kind oder Jugendliche gedacht, was deinen schauspielerischen Werdegang anbelangt?

Sarah Alles: Für mich war immer klar, ich werde Schauspielerin oder Prinzessin. (lacht) Die Frage, wie das umzusetzen sei, stellte sich mir damals gar nicht. Es gab einfach ein Grundvertrauen, dass es schon klappen würde. Damals träumte ich von großen Hauptrollen in internationalen Filmen. Heute weiß ich auch um die Wichtigkeit von Nebenrollen. Wir haben hier eine tolle Filmlandschaft und der Filmstandort Deutschland wird weiterhin an Attraktivität gewinnen.

JJ: Was bedeutet dir Sport, was im speziellen Karate?

Sarah Alles: Sport ist das beste Antidepressivum. Kampfsport ist meine Art der Meditation. Eine sehr schweißtreibende zugegebenermaßen, aber wirksam. (lacht) Nach dem Training sind meist alle Probleme weggeschwitzt und ich habe wieder einen klaren Kopf.

JJ: Würdest du das gerne mal verbinden, beispielsweise im weitesten Sinne Drei Engel für Charlie-mäßig?

Sarah Alles: Unbedingt, ich arbeite auch schon an einem eigenen Stoff für einen Martial-Arts-Film.

JJ: Sarah, ich habe mal einen für mich eher langweiligen Film gesehen und dennoch von der ersten bis zur letzten Minute mit offenem Mund und staunendem Blick vorm Fernsehgerät gesessen – weil mich Michelle Pfeiffer fasziniert hat. Kennst du das, gibt es Kolleginnen oder Kollegen, deren Art zu spielen dich umhaut, in den Bann zieht?

Sarah Alles: Es gibt viele talentierte Kollegen, die mich durch ihr Spiel in den Bann ziehen können. Nicole Marischka zum Beispiel, mit der ich als nächstes Theater spiele. Sie hat mich in der Vorbereitung durch ihre Improvisation mal so bezaubert, dass ich glatt meinen Einsatz vergessen habe. Ich wollte ihr einfach nur noch zuschauen.

Sarah Alles; Foto von (c) Jamie Capewell

Sarah Alles; Foto von (c) Jamie Capewell

JJ: Und sitzt du als Schauspielerin, die Kollegen beobachtet, vorm Fernseher oder im Kino beziehungsweise Theater, oder ganz entspannt als 100 Prozent Zuschauerin wie Frau Meier und Frau Müller?

Sarah Alles: Wenn mich der Film oder das Stück packt, vergesse ich alles um mich herum.

JJ: Was meinst du, Sarah, kannst du als der Mensch, der du nun mal bist – und dadurch als die Schauspielerin, die du nun mal bist, jede Rolle spielen, jeden Charakter authentisch verkörpern? Kann das überhaupt ein Schauspieler? Oder jeder gute?

Sarah Alles: Weil ich ich bin, interpretiere ich jede Rolle, die ich spiele, natürlich aus meinem Blickwinkel und Erfahrungsschatz. Eine andere Schauspielerin würde die selbe Rolle sicherlich anders anlegen und ausfüllen. Das macht es ja gerade auch spannend!

JJ: Du hast schon richtig viele, auch unterschiedliche Rollen gespielt, sind Schauspielerinnenträume übrig?

Sarah Alles: Na klar! Und ich hoffe, ich höre nie auf zu träumen. Der Traum vom eigenen Theaterstück erfüllt sich am 19. April mit der Premiere von „Life is a bitch“ an der Vagantenbühne Berlin. Zusammen mit Jan Bolender und Nicole Marischka bringen wir einen uns sehr wichtigen Stoff auf die Bühne: Die Begegnung mit dem Ich.
Mehr dazu hier: http://www.vaganten.de/stuecke/life-is-a-bitch-oder-wie-ich-gestern-meinezukunft-fand/ Ich denke, die nächste Traumerfüllung geht dann in Richtung eines eigenen Filmes! (lacht)

JJ: Vielen Dank, Sarah, und viel Spaß dabei.

Foto Startseite von (c) Jamie Capewell

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