Flashen und flashen lassen

 

Stefan Schweikert hat mal Kaufmann für Tourismus und Freizeit gelernt. Im Herzen trug er auch da schon den Schauspielwunsch. Von Kindheit an. Irgendwie. Was zunächst fehlte, war der Mut.

Stefan Schweikert, Foto von Niklas Berg

Stefan Schweikert, Foto von Niklas Berg

Heute sagt er: „Schauspiel ist für mich 100 Prozent Plan A! Es ist meine Passion und damit möchte ich meinen Lebensunterhalt verdienen.“ Und außerdem: „Es ist nicht leicht, aber Aufgeben ist keine Option und ich gehe immer positiv an die Sache heran.“

Was ist geschehen? Wo kam er her, der Mut? Uns erzählt es Stefan. Hier und jetzt:

 

„Dann gab es den einen Moment“

 

JJ: Stefan, du hast parallel zu deiner Ausbildung an der First Take Schauspielakademie Köln von 2014 bis 2016 mehrere Intensivworkshops absolviert. Erzähle mal bitte über diese Zeit.

Stefan Schweikert: Die Intensivworkshops, die ich auf meiner Vita mit angegeben habe, waren ein Teil meiner Ausbildung. Ich habe sie einzeln mit aufgelistet, da die Dozenten nicht mehr an der „First Take Schauspielakademie Köln“ unterrichten – und damit man einen Eindruck bekommt, in welchen Fächern ich ausgebildet wurde. Ich habe ja keine klassische Theater Schauspielausbildung, sondern speziell für Film und Fernsehen.

Die zwei Jahre waren sehr interessant, spannend, lehrreich und auch zeitintensiv. Ich sage immer, es war wie eine Therapie.

In der Ausbildung muss man sich sehr viel mit sich selbst beschäftigen, um zum Beispiel später ohne Probleme mit seinen Emotionen umgehen zu können. Es hat nicht gereicht, nur in der Schule zu lernen, sondern man musste/sollte alle Unterrichtseinheiten auch nach der Schule wiederholen, damit sich diese Sachen setzen können und man sie ohne Probleme wieder abrufen kann.

Stefan Schweikert; fotografiert von Niklas Berg

Stefan Schweikert; fotografiert von Niklas Berg

Man lernt, seinem Gegenüber zu Vertrauen, denn meist spielt man mit Personen, die man vorher nie gesehen hat.
Trotz des ganzen Stresses haben wir nie den Spass in der Ausbildung vergessen. Ob bei den Proben, in den Pausen, oder auch nach der Schule.

JJ: Wenn du noch einige Jahre zurück blickst, gab es den einen Moment, in dem dir klar war, dass du Schauspieler werden möchtest?

Stefan Schweikert: Oh ja, den gab es. Ich habe zwar schon immer mit dem Gedanken gespielt, Schauspieler zu werden, aber ich hatte nie den Mut dazu.

Doch dann gab es den einen Moment: Ich war Komparse beim Ludwigshafener Tatort und durfte einen von drei Handlangern eines Drogendealers spielen. Zu sehen, wie die Kommissare und der Drogendealer vor der Kamera agierten, hat in mir den Drang hervorgerufen, das auch machen zu wollen. Dieser Moment hat mir endlich den Mut gegeben, diesen Weg einzuschlagen.

JJ: Und wie sah deine Kindheit aus, warst du auf den Bühnen, die Omas Küchentisch, das Krippenspiel oder die Schul-AG boten, zuhause?

Stefan Schweikert: Ja, so ungefähr sah meine Kindheit aus ;-). Ich habe mich schon immer gerne verkleidet, ob im Kindergarten oder zu Hause.

In der Grundschule war ich in der Zirkus-AG und durfte das erste Mal in der Manege vor einem großen Publikum einen Sketsch aufführen. Damit fing alles an :-).

In der Weiterführenden Schule war ich Mitglied in der Theater-AG, bis ich 2006 einer Laientheaterspielgruppe beitreten durfte. Sechs Jahre lang war ich ein Teil des Theater- und Carnevalsvereins Bechtolsheim (TCVB). Wir haben zwei Mal im Jahr lustige Mundartstücke (auf Rhoihessisch) selbst erarbeitet und immer vor einem großen Publikum aufgeführt.

JJ: Einige Kolleginnen und Kollegen von dir haben mir berichtet, dass schauspielerisch in den USA auf der einen Seite auch nur mit Wasser gekocht wird und sie gleichwohl doch eine ganz andere Welt erleben durften. Vor allem was die Mentalität aller Beteiligten anbelangt. Du hast an einem Workshop am „Giles Forman Center of Acting“ in London mitgemischt, Stefan. Wie sieht es auf der britischen Insel aus? Hatte dich Gevatter Zufall hin geführt oder eine Empfehlung?

Stefan Schweikert: Da wir während unserer Ausbildung auch „Acting in English“ auf unserem Stundenplan stehen hatten, durften wir zum krönenden Abschluss einen Workshop am „Giles Foreman Center of Acting“ absolvieren. Es war keine Empfehlung und auch kein Zufall, sondern die Partnerschule der „First Take Schauspielakademie“ :-).

Stefan Schweikert; fotografiert von Jonas Wenz

Stefan Schweikert; fotografiert von Jonas Wenz

Die Zeit in London war der absolute Hammer. Einmal vom Schauspiel-Coach von „X-Man“ (Giles Foreman) oder dem Schauspieler Dillon Brown, der in „Being Human“ mitgespielt hat, unterricht zu werden, war ein Traum von mir. Ich werde dort definitiv noch einmal einen Workshop machen.

So wie in den USA gibt es auch in England „open auditions“. Das heißt, wenn für ein Theaterstück oder eine TV-/Filmproduktion das Ensemble oder der Cast gesucht wird, wird dies öffentlich auf bestimmten Portalen ausgeschrieben und man kann einfach ohne Einladung dort hin gehen.

Es gehen natürlich dann gefühlte 1000 Schauspieler zu einem Casting, aber die Chance ist größer, gesehen zu werden – und solltest du nicht auf diese Rolle passen, für die du dich beworben hast, bleibst du vielleicht in den Gedanken der Caster – da du dich präsentieren konntest.

Ansonsten gibt es, wie in Deutschland, genau so viele Schauspieler wie Sand am Meer, die dafür kämpfen, spielen zu dürfen. Ich habe die Briten als herzensgute Menschen kennengelernt und sie nehmen es einem nicht krumm, wenn man nicht perfekt ihre Sprache beherrscht :-).

JJ: Was passiert in dir oder mit dir, wenn du auf einer Bühne oder vor einer Kamera stehst und der Moment deines Auftritts ist gekommen?

Stefan Schweikert: Oh Gott, dass ist eine sehr gute Frage! Meist kann ich mich an das, was mit mir kurz vor einem Auftritt passiert, nicht mehr erinnern.

Ich bin sehr konzentriert und versuche, meinen Einsatz nicht zu verpassen. Ich bin in einer Art Trance, aber trotzdem im Hier und Jetzt. Natürlich bin ich sehr aufgeregt und hoffe, dass der Text sitzt und ich meine Rollenhaltung nicht verliere. Aber nach dem ersten Satz ist die Aufregung verflogen und ich vergesse alles um mich herum.

Stefan Schweikert; Foto von Jonas Wenz

Stefan Schweikert; Foto von Jonas Wenz

Jedoch sollte man nie den Kontakt zu seinem Spielpartner verlieren. Denn dieser supportet dich und lässt das Spiel vor der Kamera natürlich harmonischer wirken.

JJ: Wie beeinflussen dich dabei der Regisseur, die Schauspielkollegen, das Publikum oder auch deine Tagesform, Stefan?

Stefan Schweikert: Wenn der Regisseur mir vorher Mut zuspricht oder ich Zeit habe, mit meinem Schauspielkollegen die Szene kurz durchzugehen, dann gehe ich definitiv entspannter in sie rein. Wenn die Menschen um mich herum locker und nicht angespannt sind, und nicht unter Stress stehen, bin ich weniger aufgeregt und fühle mich sicherer.

JJ: Welche Schauspielerinnen oder Schauspieler siehst du gerne in Aktion?

Stefan Schweikert: Ganz klar Moritz Bleibtreu, aber auch Jürgen Vogel oder Meryl Streep. Ich bin zudem auch ein Sonja Gerhardt Fan.

JJ: Was macht für dich persönlich den Unterschied aus zwischen einem guten und einem fantastischen Schauspieler?

Stefan Schweikert: Die Wandelbarkeit. Wenn ein Schauspieler in viele verschiedene Rollen schlüpfen kann, ohne das es falsch, komisch und gespielt wirkt. Das ist für mich ein fantastischer Schauspieler.

JJ: Und wann ist für dich ein Film mehr als nur irgendein Film?

Stefan Schweikert: Wenn ich Tage danach noch von diesem Film spreche :-). Es gibt keine bestimmten Merkmale, die ein Film für mich haben muss.

Ich muss einfach geflasht davon sein. Das war bei mir letztens mit dem Film „La La Land“.

JJ: Stefan, welchen Wunsch in Sachen Schauspiel soll dir die Wunschfee, die sich in unserer beschaulichen Rhön hier tatsächlich noch herumtreibt, erfüllen; welche Rolle reizt dich, die Zusammenarbeit mit welchen Kollegen, das Mitwirken in welchen Film- oder Fernsehformaten oder an welchem Theater?

Stefan Schweikert: Ich wünsche mir von der Wunschfee, dass ich einfach nur Schauspielen darf ;-). Es reizen mich natürlich viele verschiedene Charaktere.

Aber momentan würde ich sagen, dass ich sehr gerne – so wie in meinem Shworeel – die Rolle eines Assistenzarztes oder eines Pflegers übernehmen möchte. Ich wollte als Kind immer Arzt werden. Ich glaube, das ist der Grund, warum mich das am meisten reizt. Dann kann ich meinem innern Kind sagen: „Traum erfüllt!“ 🙂

Man hat immer zu mir gesagt, dass ich sehr gut Comedy spielen kann. Es macht mir tatsächlich sehr großen Spass, witzige Rollen zu spielen. Aber ich möchte auch gerne mal ernste spielen. Am liebsten möchte ich beides kombinieren :-).

Stefan Schweikert, Foto Niklas Berg

Stefan Schweikert, Foto Niklas Berg

Ich würde sehr gerne mal mit Sonja Gerhardt oder Jannis Niewöhner zusammenarbeiten. Und wie soll es auch anders sein, ich möchte mal bei „In aller Freundschaft“ mitspielen. So was wie „Club der roten Bänder“ oder ein Film wie „4 Könige“ wäre der absolute Hammer.

JJ: Was liegt demnächst konktret an?

Stefan Schweikert: Was liegt demnächst an… Ich bin gerade von Köln nach Berlin gezogen und muss mich erst akklimatisieren 🙂

Ich hoffe natürlich, dass ich über meine Agentur wieder für ein paar neue Castings angefragt werde. Auch möchte ich einen Schauspielworkshop in Berlin besuchen, um Neues zu lernen.

JJ: Danke Stefan, viel Spaß dabei, viel Erfolg. Man sieht sich – bei „In aller Freundschaft“ ;-).

 

Weitere Informationen: Stefans facebook Seite

Foto Startseite: Niklas Berg

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