Der Zug zum Korb

 

Das Bergische Land wird von Flüssen durchzogen, deren Lauf von Talsperren aufgehalten wird, seit vielen Jahrzehnten holen Bergarbeiter Bodenschätze aus der Erde, Burgen und Schlösser stehen da und erzählen ebenso wie Museen von bewegten Zeiten. Und wer sich in eine Basketballhalle verläuft, oder – besser noch – zielgerichtet hinein steuert, lernt die Bergischen Löwen kennen. Oder die Löwinnen.

 

„Es darf gerne körperlich werden“

 

Die wirken auf den ersten Blick so gar nicht bedrohlich. Sind sie auch nicht. Allerdings auch nicht ungefährlich. Zumindest für die sportlichen Kontrahentinnen nicht.

Kay Tillmann, Bergische Löwen

Kay beim Wurf

Kay Tillmann beispielsweise, die mit ihren Mädels in der 2. Damen Bundesliga Nord aufläuft und ein bisschen daher kommt als könne sie kein Wässerchen trüben, findet „am Basketballsport besonders interessant, wenn es körperlich wird und durchaus mal zur Sache geht“. Auch die taktischen Finessen reizen sie: „Wie ein Team sich organisiert, wie die Abläufe sind.“ Explizit indes „die Athletik, Schnelligkeit, Sprungkraft…“ Und dazu noch „die Kombination aus Sport, Team und Ball“.

Es gefällt ihr, dass es sich mit Laufen, Springen, Passen, Werfen, technischen und taktischen Elementen vielfältig und abwechslungsreich gestaltet. Als das Ganze begann und die kleine Kay sich im zarten Alter von sechs Jahren anschickte, der orangen Kugel nachzujagen und sie durchs Netz gleiten zu lassen, war ihr Antrieb eher einfach zu erklärender Natur.

 

„Einfach dabei sein und lernen“

 

„Mein Vater spielte Basketball“, blickt die junge Frau zurück, „meine Schwester auch, ich war immer mit in der Halle, bekam den Sport vorgelebt und wollte lediglich dabei sein und lernen. Wo die Reise hingeht, war deshalb immer klar.“

Kay Tillmann, Bergische Löwen

Kay war schon beizeiten am Ball

Mittlerweile zählt die 26jährige zu den festen Größen im Team. War sie zunächst in ihrer Entwicklung eher auf der Pointguard-Position für den Aufbau und die Organisation zuständig, schob sie der Zufall – noch zu Schalker Zeiten – auf Außen. Aber nicht ins abseits. „Wir hatten eine sehr gute Spielerin für die Position 1 und ich rotierte auf den Flügel – als Small Forward“, erinnert sich die 1,72m Frau, „das hat gleich gepasst, auf dem Platz bin ich eher ruhig und auf der ‚3‘ muss ich nicht laut werden, keine Kommandos geben, kann meine Athletik einsetzen und zum Korb ziehen.“

Jahre lang, so plaudert Kay Tillmann aus dem Nähkästchen, habe sie keine Dreier geworfen. „Letzte Saison dann doch. Und auch den einen oder anderen versenkt“, vermeldet sie Erfolg. Ansonsten indes dribbelt sie lieber über außen, steuert dann energisch Richtung Brett und netzt aus kürzerer Distanz für zwei ein.

 

„Was mir Spaß macht“

 

Apropos Brett. Wenn die Bergische Löwin einmal da ist, spekuliert sie gerne auf den Rebound und greift ihn. „Das zählt sowohl zu meinen Stärken als auch zu dem, was mir Spaß macht“, informiert sie, „gerne zudem der Steal.“

Was die im Basketball so wichtige Verteidigung anbelangt, muss niemand bei Kay Tillmann offene Türen einrennen. „Ich spiele gerne Defense“, bestätigt sie und fügt schmunzelnd hinzu: „Außer im Training.“

Die erfolgreiche Defensivarbeit „bringt Ruhe rein“, weiß die Athletin, „das Spiel nach vorne kommt ins Laufen, einfache Punkte werden möglich und sie spornt an“. Es wird psychologisch.

Kay Tillmann, Bergische Löwen

Wenn Kay wirft, freut sich der Korb auf Besuch

Für die gerade begonnene Saison 2017/2018 kann die Spielerin natürlich nur orakeln – oder ein erstes Gefühl äußern. Das indes ist optimistisch durch und durch: „Die Zusammensetzung des Teams stimmt“, zieht sie ein Zwischenfazit, „besonders auch in menschlicher Hinsicht. Es fühlt sich wirklich gut an. Zudem läuft der Ball im Training gut. In dieser Saison kann jede zum Korb ziehen, Körbe erzielen, wir sind offensiv stärker und weniger ausrechenbar.“ Und Kay schwärmt, einmal im Flow, weiter: „Wir haben eine gute Aufbauspielerin. Es wird sehr interessant und sehr spannend zu sehen sein, wie sich das entwickelt. Es sieht echt gut aus!“

 

„Zur Rückrunde wieder fit“

 

Irgendwo zwischen Traum und durchaus realistischem Wunsch beziffert Kay den Einzug in die Playoffs: „Wir wollen uns in der Liga etablieren.“ Derzeit kann sie tatsächlich nur zusehen, wie es sich entwickelt. „Nach einer Knieoperation muss ich erstmal fit werden“, schildert sie den Stand der Dinge, „ich hoffe, zur Rückrunde wieder voll einsatzfähig zu sein, im Idealfall auf dem Stand der letzten Saison.“ Dabei schwingt in ihrer Stimme eine Mixtur aus Optimismus und der ihr eh gut zu Gesicht stehenden Coolness.

„Cool bin ich, wenn ich verletzt zuschauen muss, überhaupt nicht“, rückt die ehrgeizige Basketballverrückte die Eindrücke zurecht, „ich bin ungeduldig, ganz schlecht im daneben sitzen, deshalb strampele ich auf einem Home Trainer, während die anderen spielen oder trainieren.“ Als Physiotherapeutin weiß sie, dass ihr Sport „auf Grund der dauernden Richtungswechsel und Sprünge für ein gesundes Knie zwar machbar ist“, für ein bereits verletztes jedoch nicht zur Reha-Maßnahme taugt.

Kay Tillmann, Bergische Löwen

Kay Tillmann

Und die Moral von der Geschicht? Basketballerinnen, die manchmal sowas von cool wirken, sind in manchen Situationen sowas von zappelig. Und Bergische Löwinnen, die so gar nicht wildkatzig aussehen, lassen dann doch die Löwin raus, ziehen unaufhaltsam zum Korb, setzen zum Sprung an und jagen. Die orange Kugel durch die Reuse.

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JJ

 

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.Weitere Informationen: Webseite der Löwinnen oder Zur facebook Seite der Bergischen Löwen

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