Am Anfang die Idee

 

Bodo Wartke gab beizeiten, im Jahr 1996 als 19jähriger, sein erstes abendfüllendes Konzert. Meist sitzt er alleine auf der Bühne – am Flügel – und präsentiert dem Publikum seine aus eigener Feder stammende Musik samt Texte.

Bodo Wartke; Foto von Sebastian Niehoff

Bodo Wartke; Foto von Sebastian Niehoff

In diesem Jahr sang Bodo mit seinem Lied DAS LAND, IN DEM ICH LEBEN WILL nicht nur mir und nicht nur den Leserinnen und Lesern von jjschreibt aus dem Herzen. Und nun erzählt er uns mehr davon, mehr über seine Musik und über Klavierkabarett:

 

„Das Klavier ist mehr als ein Gegenstand. Denn es antwortet.“

 

JJ: Bodo, gleich mal ohne Vorrede: Denken Sie, dass es das Land, in dem Sie gerne leben wollen, mal geben wird?

Bodo Wartke: Hoffentlich. Ideal wäre natürlich, es träfe nicht nur auf ein Land zu, sondern gleich auf die ganze Welt.

JJ: Und: Denken Sie, dass wir dem gerade näher kommen oder uns als Gesellschaft eher entfernen?

Bodo Wartke: Teils, teils. Einerseits glaube ich, dass sich in den letzten paar Jahrzehnten vieles zum Positiven verändert hat – hinsichtlich Gleichberechtigung und individueller Freiheiten. Dass heute gewisse Dinge, die für uns bislang selbstverständlich schienen, nun auf einmal zur Debatte stehen, birgt immerhin die Chance, sich ihrer überhaupt erst bewusst zu werden und sie wertschätzen zu lernen. Und sie zu verteidigen.

JJ: Erzählen Sie doch bitte mal am Beispiel von DAS LAND, IN DEM ICH LEBEN WILL, wie ihre Lieder entstehen.

Bodo Wartke: Am Anfang steht immer die Idee: über das und das Thema möchte ich einen Song schreiben! Das Thema überhaupt erstmal zu finden und ihm differenziert Ausdruck zu verleihen, ist dabei die größte Herausforderung.

Bodo Wartke; Foto Sebastian Niehoff

Bodo Wartke; Foto Sebastian Niehoff

Alles, was danach kommt – das Ganze in Reime und Töne zu gießen – ist reines Handwerk. Eines, bei dem ich stets mit größter Sorgfalt und größtem Vergnügen vorgehe.

JJ: Was denken Sie, können Sie maximal erreichen mit einem Lied?

Bodo Wartke: Ich wiederhole den ersten Satz meiner vorherigen Antwort: Am Anfang steht immer die Idee. Am Anfang eines Songs genauso wie am Anfang einer Revolution. Mit dem Ausformulieren der Idee ist der erste Schritt getan.

Der zweite Schritt ist der Glaube an die Machbarkeit. Wenn es darum geht, einer Song-Idee in Reimform Ausdruck zu verleihen, habe ich nie auch nur den geringsten Zweifel, dass das geht. Und es hat bisher immer geklappt.

Ich glaube, ähnlich verhält es sich mit jeder gesellschaftlichen Entwicklungen: je mehr Menschen an die Machbarkeit glauben, desto eher tritt sie auch ein. Was kann ich also mit einem Lied erreichen? Im Idealfall den Nährboden bereiten für die Aussaat einer guten Idee.

JJ: Was bedeutet Ihnen Musik, was gibt Sie Ihnen?

Bodo Wartke: Musik kann all das sagen, wozu Sprache nicht imstande ist. Musik ist die direkte Umsetzung von Gefühl in Schall. Sprache kann das zwar auch bewirken, aber eben nicht so gut wie die Musik. Das beste ist für mich, wenn beides zusammenkommt.

JJ: Und was bedeutet Ihnen Ihr Klavier, mehr als ein Gegenstand?

Bodo Wartke: Das Klavier ist mehr als ein Gegenstand. Denn es antwortet. Es macht hörbar, wie es behandelt wird. Das ist ja das Tolle an guten Musikinstrumenten: sie machen sofort hörbar, wie derjenige, der sie spielt, gerade drauf ist beziehungsweise mit ihnen umgeht. E-Pianos tun das übrigens nicht.

JJ: Wenn Sie an ihrem Musikinstrument sitzen, spielen und singen, das Publikum schaut auf Sie und lauscht Ihnen, was geht in jenen Momenten in Ihnen vor? Macht die Reaktion des Publikums etwas mit Ihnen?

Bodo Wartke: Klar. Ich singe viel lieber vor Publikum als allein im stillen Kämmerlein. Warum? Das Publikum antwortet genauso wie es das Instrument tut. Ich nenne es Resonanz. In Resonanz zu sein mit dem Instrument, dem Publikum und dabei Teil eines Ganzen, ist ein sehr beglückendes Gefühl.

JJ: Wie wurden Sie zum Klavierkabarettisten, Bodo, peu à peu in einer Entwicklung oder durch den berühmten Zufall/Anlass im Alltag?

Bodo Wartke; Foto Frank Schwaiger

Bodo Wartke; Foto Frank Schwaiger

Bodo Wartke: Ich hatte Lust Lieder zu schreiben und sie meinen Mitmenschen vorzusingen. Also habe ich das gemacht. Der Rest ist dann einfach so passiert.

JJ: Welche Musiker hören, über welche Kaberettisten lachen Sie gerne?

Bodo Wartke: Victor Borge. Ich halte ihn für den größten Entertainer aller Zeiten. Er verbindet Musik und Kabarett wie kein Zweiter. Und je mehr ich mich in letzter Zeit mit Mozart beschäftige und die Zauberflöte kompositorisch durchdringe, desto tiefer verneige ich mich in Ehrfurcht!

JJ: Bodo, ich stelle gerne die Frage nach dem Traum, in Ihrem Fall den musikalischen oder klavierkabarettistischen. Gibts den?

Bodo Wartke: Hm, bisher habe ich all meine musikalischen und kabarettistischen Träume früher oder später realisiert. Ganz akut steht bei mir hoch im Kurs, die Zauberflöte auf die Bühne zu bringen! Und zwar mit neuem eigenen Text.

Denn so gut die Musik von Mozart auch ist, das Original-Libretto von Emanuel Schikaneder ist leider lausig. Ich bin der Meinung, das ginge deutlich besser. Mein Traum ist also: eine Inszenierung der Zauberflöte, mit meinem Libretto, gerne begleitet von den Berliner Philharmonikern!

JJ: Worauf dürfen sich Ihre Fans in der nächsten Zeit freuen?

Bodo Wartke: Im April wird meine neues Theaterstück „Antigone“ Premiere haben. Und bis es zur Realisierung der Zauberflöte kommt, ist es nur eine Frage der Zeit. Denn der erste Schritt ist bereits getan…

JJ: Danke.

Weitere Informationen: Webseite von Bodo Wartke oder facebook Seite von Bodo Wartke

Foto Startseite: Frank Schwaiger

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