Vom Radfieber gepackt

 

Die 1997 in Hohenems/Vorarlberg geborene Melanie Amann fährt Mountainbike seit 2006 sowie Straßenrad und Bahn seit 2012. Die Österreicherin startet für das Pro Cycle Team Bregenz. Mit 80 Sachen die Serpentinen runter fahren ist für sie eine Herausforderung. Und wenn sie mal stürzt, …

… aufstehen und weiter fahren

Melanie Amann, Quelle Foto Amann

Melanie Amann, Quelle Foto Amann

 

JJ: Melanie, fangen wir doch von vorne an. Fahrrad fahren wir als Kind (fast) alle, wie kam es dazu, dass du Rennen fährst? Erinnerst du dich an dein erstes Radrennen? Erzähle bitte ein bisschen darüber.

Melanie Amann: Da mein Vater früher sehr erfolgreich und lange Zeit im Mountainbike Sport unterwegs war, hat es meine Familie immer schon aufs Rad gezogen. Mein jüngerer Bruder Dominik ging mit sechs Jahren zum Radsportverein Hohenems und bestritt schon einige Rennen. Ein Jahr später packte mich dann auch der Ehrgeiz und ich fing im Alter von neun Jahren an. Mein erstes Rennen war auch gleichzeitig mein Start in die Radsportszene. Es war 2007 in den Schuttannen. Da fand jedes Jahr ein Mountainbikerennen statt und da es der Hausberg von Hohenems, meinem Wohnort ist, waren meine Eltern bei den Vorbereitungen eingeteilt.

Dominik und der Rest des Vereins waren fleißig am trainieren. Ein Tag vor dem Rennen kam der Trainer meines Bruders mit einem Mountainbike und sagte, dass ich mit diesem Rad morgen fahren kann. Ich habe noch ein paar Trainingsrunden gedreht und dann ging es am nächsten Tag schon los. An das Rennen selber kann ich mich nicht mehr erinnern. Ich weiß nur, dass ich dritte geworden bin und seit diesem Zeitpunkt hat mich das Radfieber gepackt.

JJ: Ich erinnere mich daran, dass mich mein übertriebener Mut öfter mal aus der Kurve trug und auf der Nase landen ließ. Wägst du während eines Rennens bewusst ab, welches Risiko du gehst, oder erledigt das dein Unterbewusstsein? Da war doch was mit zwei gebrochenen Rippen, bist du danach unerschrocken wieder aufs Rad?

Melanie Amann: Fast jede Sportart birgt ein gewisses Risiko, so auch beim Rennradfahren, wenn du zum Beispiel Rad an Rad mit 80 km/h die Serpentinen runter fährst. Für mich macht dies auch den gewissen Reiz aus, warum ich Rennradfahrerin bin. Während des Rennens denke ich nicht, was passieren könnte, wenn…!

Melanie Amann, Quelle Foto Amann

Melanie Amann, Quelle Foto Amann

Nach dem Sturz ich hatte kein Problem, wieder aufs Rad zusteigen, in solchen Situationen kann ich gut den Kopf ausschalten und weiter machen, da hilft mir dann auch mein Ziel, eines Tages zu den besten Rennradfahrerinnen zu gehören.

JJ: Wenn Ihr durch oft idyllische Landschaften oder auch schöne Städte fahrt, was bekommst du mit, hast du ein Auge dafür? Gibt es da einen Unterschied, ob es ein Rennen oder eine Trainingsfahrt ist?

Melanie Amann: Ein ganz klares ja. Im Rennen bekomme ich diesen berühmten Tunnelblick. Das heißt, dass ich mich nur auf das Wesentliche konzentriere. Aber dies mit allen Sinnen und sehr intensiv, du nimmst jede Kleinigkeit wahr. So hörst du zum Beispiel, wenn sich eine Mitstreiterin hinter dir verschaltet. Im Training hat man mehr Zeit und schaut schon ab und zu, was so neben der Strecke passiert.

JJ: Melanie, passen bei dir Rad fahren und Schule, beziehungsweise Ausbildung oder Studium gut nebeneinander, zeitlich zum Beispiel?

Melanie Amann: Bei mir hat es leider nicht gepasst. Ich besuchte das Sportgymnasium Dornbirn, brach dieses aber im letzten Jahr ab, da ich der Doppelbelastung leider nicht gewachsen war. Ich bin aber auch der Typ, der sich lieber einer Sache zu 100% widmet als zwei oder drei Dinge nur halbherzig zu verfolgen – und im Moment ist dies der Sport. Was ich derzeit noch ehrenamtlich mache, sofern ich Zeit habe, ist bei der Lebenshilfe auszuhelfen.

JJ: Wie oft fährst du in der Halle, wo liegen die Unterschiede zu draußen?

Melanie Amann: Ich bin nicht oft auf der Bahn, da wir leider keine in unserer Nähe haben. Aber ehrlich gesagt bin ich lieber draußen in der frischen Luft und der Natur, auch wenn ich schon tolle Erfolge auf der Bahn einfahren konnte. In der Halle sind weniger Starter, dafür ist es viel enger und es gibt mehr Attacken. Es gibt auch verschiedene Bewerbe wie: Sprint, Einzelverfolgung und Massenstarts.

JJ: Was liegt in diesem Jahr sportlich an, wirst du etwas reißen?

Melanie Amann: Für mich ist dieses Jahr das erste Jahr in der U23/Elite Kategorie. Das ist wie ein Lehrjahr für mich, bevor es dann richtig losgeht. Natürlich hoffe ich, auch dieses Jahr bei Großereignissen wie der Europameisterschaft dabei zu sein.

JJ: Wie definierst du für dich Erfolg, hängt der vom Siegerpodest oder von der Medaille ab?

Melanie Amann, Quelle Foto Amann

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Melanie Amann: Erfolg ist schwer zu definieren. Ich werde immer mein Bestes geben. Eine Medaille zu bekommen ist auch immer wieder etwas Tolles. Doch als ich bei den YOG (Youth Olympic Games) vorne mitfahren konnte, war das auch ein richtig gutes Gefühl und es war für mich persönlich ein Erfolg, auch wenn ich in der letzten Kurve durch einen Sturz eine mögliche Medaille vergeben habe. Wenn ich nach meiner Karriere sagen kann, ich habe mit den besten der Welt um die Podestplätze gekämpft, ist dies für mich persönlich sicher ein großer Erfolg.

JJ: Danke, Melanie

Quelle Foto Startseite: Amann

 

 

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