Mit einem Wort: Soul

 

Was ist nur mit den Österreicherinnen los, wo haben sie diese starken Stimmen her? Nachdem ich bei jjschreibt aus unserem Nachbarland schon die sagenhafte RONJA* und auch Zoë, die beim diesjährigen Eurovision Song Contest respektabel abschnitt, vorstellen durfte, folgt nun Mel Verez.

Mein erster Gedanke, als ich sie hörte: Stark,die Stimme. Sind es die Alpen, aus denen die Mädels die Kraft beziehen, ist es das Wiener Flair? Ich weiß die Antwort, und es ist lediglich ein Wort, das den Zauber ausmacht: Soul!

„Ohne Applaus wäre das Ganze nur halb so schön“

 

JJ: Mel, was ist Musik für dich ganz persönlich?

Mel Verez: Musik, vor allem gute Musik, ist für mich wie ein Droge. Ich finde, man kann dadurch in eine andere Welt eintauchen, ohne seinem Körper schädliche Substanzen zuführen zu müssen. *lachend* Nur um klarzustellen: Ich bin natürlich gegen Drogen 😉

Foto: Copyright Chris Novak

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Chris Novak

Musik hilft mir, und ich denke, auch vielen anderen, Gefühle wahrzunehmen und auszudrücken. Ich bin ein hochsensibler Mensch und daher auch sehr emotional, doch manchmal fällt es mir schwer, diese Gefühle zum Vorschein zu bringen (vielleicht kann man das auch als Schutzfunktion verstehen), aber die Musik macht es möglich. Musik verbindet, Musik heilt!

JJ: Erzähle bitte mal ein bisschen, wie es damals war, als du im zarten Alter von zwölf Jahren erste Songs geschrieben hast.

Mel Verez: Viele werden es nicht glauben können, aber meine ersten Songs entstanden wirklich mit zwölf Jahren. Ich habe mir damals das Gitarre spielen selbst beigebracht, in dem ich mich nach der Schule, fast jeden Tag stundenlang, in meinem Zimmer eingesperrt und geübt habe. Meine damaligen Vorbilder waren die Red Hot Chili Peppers und Nirvana und ich wollte unbedingt so Gitarre spielen wie meine Heros 😉

Und was die Themen meiner ersten Songs betrifft: Unlängst fand ich ein altes Tagebuch von mir, in dem ich mit zwölf und 13 Jahren beschrieb, welche Jungs ich gerade toll fand und welche nicht. Ich bin fast vor Lachen zusammengebrochen, als ich jede Woche einen anderen Namen mit den Worten las: „I love him forever“ 😉

Da meine einwöchige Liebe meistens nicht so erwidert wurde, schrieb ich meinen ersten Liebeskummer und Frust auf die Menschheit in meinen Songs nieder. Mit 14 konnte ich die Aufnahmeprüfung in ein Oberstufenmusikgymnasium bestehen und von da an lernte ich auch Musik am Blatt zu notieren und noch vieles mehr.

Als ich im Alter von 16 bemerkte, dass mich das Gitarre spielen beim Lieder schreiben nicht mehr so inspirierte, setzte ich mir in den Kopf, Klavier zu lernen. Meine Eltern schenkten mir dann ein Stagepiano und genauso wie bei der Gitarre setzte ich mich nach der Schule stundenlang hin und spielte. Für mich gabs nur die Musik. In der Schule war ich eine Einzelgängerin und daher auch nicht sehr beliebt und wenn alle anderen in ihrer Freizeit ins Kino gingen oder in die Disco, blieb ich zuhause und machte Musik. Ich hatte nur eine beste Freundin und mit der sang ich den halben Tag.

JJ: Mel, wie fühlst du dich in dem Moment, in dem du vor Publikum singst?

Mel Verez: Wenn ich auf einer Bühne mit Bandkollegen, die ich sehr schätze, meine eigene Musik singen kann und ein Publikum hört mir aufmerksam zu, dann ist das das Schönste, was es auf der Welt gibt. Da fließt Liebe und es entsteht Magie. Man berührt sich gegenseitig im Herz.

MEL VEREZ Foto:  (c) Chris Novak

MEL VEREZ Foto:
(c) Chris Novak

Das kann ich mit nichts vergleichen. Seit über einem Jahr schaffe ich es, mich auf der Bühne auch los zu lassen und die Energie, die beim Singen entsteht, fließen zu lassen und das Publikum bemerkt das sofort! Es ist ein Geben und ein Nehmen!

JJ: Was macht Applaus mit dir?

Mel Verez: Ohne Applaus wäre das Ganze nur halb so schön. Mir fiel das besonders auf, als ich bei Trauungen in Kirchen gesungen habe und nach den Wunschliedern des Brautpaares hat sich niemand getraut zu klatschen, da es in der Kirche nicht so gedacht ist. Applaus gibt es dort nur in seltenen Fällen, wenn der Pfarrer zum Beispiel sehr modern ist und weltliche Musik akzeptiert. Die Leute würden dort gerne klatschen und vielleicht sogar manchmal mitschnippen, aber aus Respekt zur Religion traut sich das keiner im Gotteshaus.

Applaus ist also wie eine Belohnung. So wird es bei mir im Gehirn eingespeichert. Fällt der Applaus manchmal sehr leise aus, dann analysiere ich, woran es gelegen haben könnte. Spricht man das Publikum auf den schwachen Applaus an, dann kann das vielleicht sogar manchmal viel Applaus auslösen, weil man die Gesamtsituation auflockert. Man muss einfach auf sein inneres Bauchgefühl hören und dann entscheiden, was man tut.

JJ: Wie fühlst du dich, wenn du in einem Studio in ein Mikrofon singst?

Mel Verez: Ich liebe es, im Studio zu singen. Und noch mehr liebe ich das Recorden im „Homestudio“, denn da bin ich mit mir allein und kann so lange an einzelnen Passagen herumfeilen wie ich will. Ich habe sehr viel beim Studio singen gelernt. Man lernt sich zu konzentrieren und bekommt ein Gefühl für Details.

JJ: Erkläre mal bitte konkret an einem Beispiel, vielleicht an einem aktuellen Titel, wie ein Song von dir entsteht.

Mel Verez: Da gibt es ganz unterschiedliche Entstehungsmethoden. Manchmal ist ein Gefühl in mir so stark, dass es unbedingt nach außen muss und ich setze mich ans Klavier und fange an zu spielen. Dabei höre ich oft sogar fertige Songpassagen in meinem Kopf. Die Instrumentierung und das Arrangement sind dabei schon ganz klar definiert in meiner Vorstellung und dann versuche ich, schön langsam alles niederzuschreiben. Die Akkorde, dann den Text und dann wird der Song von mir im Homestudio vorproduziert. Das heißt, ich spiele alle Instrumente in einer Recording Software ein und kreiere so ein Demo oder Layout für meine Band, die das dann anschließend einstudiert bei Proben et cetera.

Foto: Copyright Patricia Weisskirchner

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Patricia Weisskirchner

Es gibt auch noch eine zweite Möglichkeit. Wenn ich mit einem zweiten Musiker zusammen arbeite, entstehen die Songs etwas anders. Bei meiner Solo Debut Single „You Can Always Go Back“, die am 27.06.2016 veröffentlicht wird, habe ich mit dem Produzenten und Gitarristen Thomas Palme zusammen komponiert. Thomas hat mir eine Gitarrenidee geschickt und ich habe daraus dann einen Song gemacht. Mir fielen sofort ein Text und Akkorde beim Refrain ein, dann habe ich Thomas mein Layout geschickt und er war sofort begeistsert.

Genauso habe ich das auch bei meiner Funk Truppe „Gordopac“ gemacht. Saxofonist Alex Borek hat ein paar funky Basslines eingespielt und ich habe dann daraus ein Lied gebastelt. Ich bin in der Hinsicht sehr kreativ. Meistens fällt mir sofort etwas ein.

JJ: Wenn du Musik hören möchtest, beispielsweise im Auto, was für eine CD schiebst du ein? Wen oder was hörst du gerne?

Mel Verez: Ich höre sehr unterschiedliche Musik. Von Pop bis Jazz, Funk und Rock ist da alles dabei. Auch House finde ich gut. Im Auto höre ich gern folgende Alben: „Frank“ von Amy Winehouse, „The Song Lives On“, Joe Sample feat. Lalah Hatthaway, aber am liebsten mag ich es bunt durchgemischt: mal ein Song von Bruno Mars, dann wieder einen Soul Klassiker von Eddie Floyd, eine Ballade von Whitney Houston oder einen Funk Kracher von James Brown. Der Mix muss stimmen. Seit ein paar Wochen wird mir allerdings eine Austropop-Gehirnwäsche im Auto verpasst, denn mein Freund ist W. Ambros & Georg Danzer Fan (lachend).

JJ: Auch mal eine eigene? Was denkst du, wenn du deine Songs hörst? Bist du selbstkritisch?

Mel Verez: Ich höre auch manchmal meine eigene Musik. Da bin ich meistens dann sehr kritisch. Selbstkritik finde ich sehr wichtig, denn nur dann kann man sich stets verbessern und sich der Vision, wie man klingen will, annähern.

JJ: Wenn du einen Titel fertig geschrieben hast, Mel, ist er dann wirklich abgeschlossen für dich, oder tüftelst du in Gedanken noch daran herum?

Mel Verez: An manchen Songs, die eigentlich fertig sind, arbeite ich im Kopf immer noch weiter, aber irgendwann muss es ja auch mal gut sein 😉 Das Schöne am Live Spielen ist, dass man seine eigenen Titel dann immer wieder neu interpretieren und bei jedem Konzert was Neues draus machen kann, sei es auch nur mit kleinen Veränderungen, die man nur selbst bemerkt. Das bringt dann einen frischen Wind rein.

JJ: Wie gehst du damit um, wenn deine Stimmung oder Laune an einem Tag mal ganz, ganz anders ist als die Stimmung des Liedes, das du singen musst?

Mel Verez: Sowas kommt sogar sehr oft vor, aber sobald der erste Ton von den Instrumenten erklingt, bin ich gepackt von der Musik und kann mich in den Song hineinfühlen.

JJ: Was liegt musikalisch noch an in diesem Jahr bei dir?

Foto: Chris Novak

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Chris Novak

Mel Verez: 2016 wird oder ist für mich schon ein großes Jahr! Ich habe es endlich geschafft, mein Soloprojekt mit Produzent Thomas Palme auf die Beine zu stellen, das in Richtung Singer/Songwriter und Pop geht und die erste Single „You can always go back“ wird am 27.06.2016 veröffentlicht und in allen Online Stores erhältlich sein. Am 27.06. gebe ich außerdem ein wunderschönes, akustisches Konzert mit meiner Band im Theater am Spittelberg in Wien. (Karten gibt es übrigens schon zu kaufen auf www.theateramspittelberg.at) und ein Musikvideo wird dann auch auf Youtube zu sehen sein.

Ich habe ein paar Fernsehauftritte und stelle meine Single vor, wie beispielsweise auf ORF2 bei Peter Rapp in der „Brieflosshow“ und es stehen einige Auftrittstermine an wie zum Beispiel am Donauinselfest mit Gordopac!
Im Herbst soll dann die EP (Extended Play) meines Soloprojektes „MEL VEREZ“ erscheinen, auf der sechs Titel zu hören sein werden. Ich bin total motiviert!

JJ: Vielen Dank, Mel, und viel Spaß.

Weitere Informationen: http://melverez.com/

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