Linkes Mittelfeld bevorzugt

 

Verena Aschauer spielt in Sand. Also nicht auf Sand – Tennis, und nicht im Sand. In Sand. In der 1. Frauen Bundesliga – Fußball. In der österreichischen Nationalmannschaft mischt sie auch mit. Schon lange. Da macht sie durch ihre Dynamik aus dem linken Mittelfeld heraus Druck.

Druck, den sie umsetzt in Vorlagen für die Mitspielerinnen – oder gerne auch mal eigene Torabschlüsse. Was sie noch drauf hat? Wiener Schmäh. Aber den verstehen wir nicht, den verstehen nur die Wiener.

Oder? Wir probieren’s einfach mal eben, lesen, was die 22jährige zu erzählen hat, und schaun mal, ob wir es merken, wenn die Wienerin schmäht. Hier und da:

 

„Nach jedem Spiel gibt es etwas zu verbessern“

 

JJ: Verena, bevor wir zum Fußball kommen, erzähle bitte mal ein bisschen über Wien und Österreich. Ich selbst bin durch dein Heimatland nur durchgefahren, habe viel vom Wiener Schmäh gehört, von Palatschinke und finde eure Sprache cool. Wie siehst du Land und Leute?

 Verena Aschauer: Wien ist einfach eine wunderschöne Stadt mit vielen Sehenswürdigkeiten. Eine Stadt, die Tag und Nacht lebt und in der man sich nicht nur im Sommer, sondern auch im Winter richtig wohl fühlen kann. Ganz typisch sind die vielen Heurigen, in denen man gemütliche Stunden verbringen kann – mit gutem Essen und Heurigenmusik. Das hat ein ganz eigenes Flair, das ich so aus keinem anderen Land kenne.

Verena Aschauer, SC Sand

Verena Aschauer,
SC Sand

Natürlich kommt dabei der Wiener Schmäh auch nicht zu kurz. Obwohl ich bezweifele, dass den echten Wiener Schmäh hier in Deutschland wirklich jemand versteht. Okay, ich gebe zu, den verstehen auch die Österreicher aus anderen Regionen nicht wirklich. Aber diese Art von Humor macht Wien eben auch einzigartig.

 JJ: In der Saison 2016/2017 spielst du für den SC Sand. Was weißt du bereits über die Region, den Ort, die Fans, den Verein, das Team? Worauf freust du dich?

 Verena Aschauer: Eines ist hier in Sand sofort zu spüren: Die Begeisterung im Ort für unsere Mannschaft, der große Zusammenhalt untereinander und diese ganz besondere, sehr familiäre Atmosphäre. Die Fans sind wie ein Teil der Mannschaft und sicherlich auch ein ganz wichtiger Baustein für die Entwicklung des SC Sand. Von außen wird Sand vielleicht zunächst als kleines Dorf belächelt. Ich weiß die Vorteile aber durchaus zu schätzen: Die Wege sind sehr kurz, man kann sich super auf den Fußball konzentrieren. Und mit Strasbourg ist ja auch eine größere, wirklich sehr schöne Stadt gleich nebenan. Ich freue mich einfach, Teil dieses besonderen Klubs und speziell dieses besonderen Teams zu sein.

 JJ: Verena, wenn ich über dich recherchiere, wirst du hier als Abwehr- und da als Mittelfeldspielerin beschrieben. Wo auf dem Feld siehst du dich, wo fühlst du dich wohl, wo liegen deine Stärken? Und welche Position macht dir am meisten Spaß (von der Position „wo der Trainer/die Trainerin mich hinstellt“ mal abgesehen)?

 Verena Aschauer: Das es verschiedene Angaben über mich gibt, liegt einfach daran, dass ich durchaus variabel einsetzbar bin. Aber um das mal klarzustellen: Ich bevorzuge es, im linken Mittelfeld zu spielen, weil ich dort meine Dynamik über den Flügel am besten zur Geltung bringen kann. Im linken Mittelfeld spiele ich in der Regel auch im österreichischen Nationalteam. Mein Ziel ist es, mich auf dieser Position auch beim SC Sand durchzusetzen.

 JJ: In letzter Zeit habe ich viel mit Volley- und Basketballern gesprochen. Die Volleyballer loben an ihrem Sport den Teamspirit, die Basketballspieler an ihrem die Schnelligkeit und Spannung. Was ist für dich die Faszination Fußball?

 Verena Aschauer: Mich fasziniert, dass manchmal eine einzige Aktion ein ganzes Spiel entscheiden kann. Man kann durch einen einzigen Fehler ein ganzes Spiel verlieren. Durch eine super Aktion aber auch ein ganzes Spiel für sich und seine Mannschaft entscheiden. Das ist in dieser Form so beim Volleyball, Basketball oder auch beim Tennis nicht gegeben.

Yerena Aschauer

Yerena Aschauer

Der Teamspirit spielt aber auch im Fußball eine enorme Rolle. Man muss immer bedenken, dass da ja auch Spielerinnen am Wochenende auf der Bank sitzen oder nicht mal im Kader stehen, obwohl sie unter der Woche alles im Training gegeben haben und damit das Niveau unglaublich hoch halten. Wenn nicht alle an einem Strang ziehen, wirst du mit keiner Mannschaft in der Frauen-Bundesliga mehr Erfolg haben. Ein kleiner, aber entscheidender Teil eines großen Teams zu sein, ist auch eine Faszination am Fußball.

 JJ: Ich habe während meiner aktiven Zeit vor 100 Jahren 😉 acht Tore geschossen und einige Hundert direkt vorbereitet. Mir haben die Assists auch tatsächlich mehr Spaß gemacht als das Vollstrecken. Wie sieht das bei dir aus?

 Verena Aschauer (lacht): Also, ich wehre mich jetzt nicht dagegen, den Ball selbst ins Tor zu schießen. Gerade als Offensivspielerin muss man in gewissen Aktionen auch einfach den Mut haben, seine Aktion durchzuziehen und selbst abzuschließen.

Natürlich schaut man ständig, wie sich die Mitspielerinnen orientieren und versucht gemeinsam mit ihnen, die perfekten Lösungen zu finden. Oft ist tatsächlich das Abspiel zu einer besser positionieren Spielerin der richtige Schlüssel zum Erfolg, manchmal ist es aber eben auch der eigene Abschluss. Die Freude über ein Tor ist bei mir in beiden Fällen gleichgroß.

 JJ: Und daran anknüpfend, wann war ein Spiel für dich persönlich ein gutes Spiel, wenn es gewonnen ist?

 Verena Aschauer: Ich gewinne mal lieber mit einem schlechten Spiel, als mit einem guten Spiel zu verlieren. Weil ich generell immer gewinnen möchte. Aber natürlich ist man mit sich selbst nicht zufrieden, wenn zwar die Punkteausbeute stimmt, die eigene Leistung es aber nicht ist. Ich bin sowieso eine Spielerin, die sich immer sehr kritisch sieht und eigentlich findet, dass es nach jedem Spiel etwas zu verbessern gibt.

 JJ: Verena, hast du schon im Training so richtig Spaß, lacht da schon dein Fußballherz, oder erst im Spiel?

 Verena Aschauer: Wenn das Training keinen Spaß machen würde, dann hätte ich mit meiner Wahl, Fußballerin zu sein, vieles falsch gemacht. Das wäre ja so, als würde man jeden Tag ins Büro gehen und eigentlich gar keine Lust darauf haben. Das ist für mich unvorstellbar.

Nur weil das Training so viel Spaß macht, ist es möglich, sich immer weiter zu steigern. Spaß am Fußball ist die vielleicht wichtigste Grundlage. Das Spiel ist dann einfach der Höhepunkt, auf den man unter der Woche hinarbeitet.

 JJ: Läufst du zu Länderspielen für dein Österreich mit besonderem oder anderem Kribbeln auf, ist da die Spannung speziell?

 Verena Aschauer: Auch wenn ich mittlerweile schon einige Jahre für Österreich spiele, ist es für mich immer noch etwas Besonderes. Es ist einfach eine Ehre, für sein Land aufzulaufen. Ich bin da jetzt nicht mehr oder weniger angespannt als im Verein. Aber wir haben auch im österreichischen Nationalteam einen Teamspirit, der ganz speziell ist und der vor jedem Länderspiel eine besondere Freude auf das nächste Match entfacht.

 JJ: Zum Schluss gehen wir mal auf Anfang. Wie kamst du als Kind in Wien zum Fußball, gab es andere sportliche Optionen?

 Verena Aschauer: Ich erinnere mich daran noch recht gut. Mein älterer Bruder spielte bereits im Verein Fußball. Und an einem Tag fragte mein Papa während der Heimfahrt vom Kindergarten meinen Zwillingsbruder und mich, ob wir nicht auch Lust hätten, mal ins Training zu gehen. Das haben wir dann gemacht und sind hängen geblieben. Es gab somit nie eine andere sportliche Option für mich.

JJ: Vielen Dank, viel Erfolg, viel Spaß.

Quelle Foto Startseite: SC Sand

 

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