Komm ich heut nicht, komm ich morgen

 

Politiktbeiträge werden bei jj.schreibt kaum gelesen. Das mag an der allgemeinen Verdrossenheit liegen, vielleicht aber auch daran, dass meine Leserinnen und Leser anderes erwarten. Da ich selbst immer öfter einschlafe, wenn ich lese was Politiker schreiben oder wegschalte, wenn sie im Fernsehprogramm referieren, verstehe ich das einerseits, andererseits indes denke ich, dass Desinteresse und Ausklinken auch nicht die richtigen Wege sind.

‚Lasse ich mal die Jugend ran‘, dachte ich deshalb und befragte die Vertreter der Jugendorganisationen der etablierten Parteien, zunächst im eigenen Bundesland: Junge Union, Grüne Jugend, Junge Liberale, Linksjugend und Jusos. Da sich nur zwei Protagonisten zurück meldeten, versuchte ich es dann in anderen Ländern und beim Bund. Bis auf die Jusos mit Erfolg.

Irgendwann war ich es leid, dem SPD-Nachwuchs nachzutrotten. Da ich mich in der journalistischen Pflicht sehe, Vollständigkeit zu liefern, frage ich nun einfach mal bei den Urgroßvätern und Großvätern der Sozialdemokraten nach. Natürlich nicht bei ihnen persönlich, geht ja nicht. Ich suchte nach passenden Zitaten.

„Immer ein bisschen müde sein“

 

JJ: Bin ich zu ungeduldig im Warten auf Antwort?

August Bebel (1840 – 1913): „Man muss manchmal den Sack zumachen, auch wenn er noch nicht voll ist.“

Helmut Schmidt (1918-2015): „Das Schneckentempo ist das normale Tempo jeder Demokratie.“

JJ: Wenn das so ist … aber irgendwie hatte ich die Vision, die jungen Leute seien quirlig und kommunikativ?

Helmut Schmidt: „Wer Visionen hat, sollte zum Arzt gehen.“

JJ: Hmmm, fehlt es dem Nachwuchs auch an Patriotismus?

Wilhelm Liebknecht (1826 – 1900): „Der Patriotismus ist eine Krankheit, von der ein vernünftiger Mensch nur im Ausland befallen wird.“

JJ: Aber warum? Warum schläft sie, die neue Generation?

Willy Brandt (1913-92): „Ich muss immer ein bisschen müde sein, um etwas Gutes machen zu können.“

Karl Johann Kautsky (1854 – 1938): „Jeder von uns gedachte damals den Himmel zu stürmen … Wir haben ihn nicht erstürmt, aber aus den Wolken sind wir doch auch nicht gefallen.“

Foto: bschpic_pixelio.de

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JJ: Also war es eine fixe Idee von mir …

August Bebel:  „Neue Ideen werden, solange allgemeine Bildung und Einsicht noch so tief sehen wie heute, stets harten Widerspruch finden, namentlich wenn es im Interesse der herrschenden Klasse liegt, Einsicht und Bildung möglichst auf ihre Schicht zu beschränken. Daher werden neue Ideen anfangs nur eine kleine Minderheit für sich gewinnen, und diese wird in der Regel verspottet, verlästert und auch verfolgt.“

JJ: Na gut. Aber ein bisschen Leidenschaft darf ich dennoch erwarten, oder?

Ferdinand Lassalle (1825 – 1864): „Ohne Leidenschaft wird in der Geschichte kein Stein vom anderen gerückt! Ohne Leidenschaft ist keine einzige jener gewaltigen Befreiungen ausgeführt worden, deren Aufeinanderfolge die Weltgeschichte bildet.“

JJ: Prima, geben wir der Jugend eine Chance!

August Bebel: „Genies fallen nicht vom Himmel. Sie müssen Gelegenheit zur Ausbildung und Entwicklung haben.“ – „Um schwimmen zu lernen, muss ich ins Wasser gehen, sonst lerne ich nichts.“

Willy Brandt: „Wir brauchen die Herausforderung der jungen Generation, sonst würden uns die Füße einschlafen.“

JJ: Okay, okay. Aber warum der Müßiggang habe ich immer noch nicht verstanden.

August Bebel: „Was also einer ist, das hat die Gesellschaft aus ihm gemacht.“

JJ: Ich verstehe. Alles wird gut. Oder?

Willy Brandt: „Der beste Weg, die Zukunft vorauszusagen, ist, sie zu gestalten.“

Eduard Bernstein (1850 – 1932):  „Das Ziel ist nichts, die Bewegung ist alles.“

JJ: Vielen Dank, Genossen, nur eins noch, wenn wir schon mal dabei sind, sollte eine Regierung auf Terror und Kriege in der Welt tatsächlich mit Auslandseinsätzen der Armee und Waffenlieferungen antworten?

Ferdinand Lassalle: „Der Säbel ist zwar der Säbel, aber er ist nie das Recht.“

Foto Startseite: Juergen Jotzo/pixelio.de

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