In der Sporthalle aufgewachsen

 

Maximilian Auste kann mit seinen 2,06 Metern Körpergröße zwar nicht über die 2,43m hohe Netzkante schauen, aber gepaart mit enormer Schnellkraft seine Angriffsschläge von sehr weit oben ins gegnerische Feld schmettern. In der kommenden Saison spielt er für den „VC Olympia Berlin“. Dieser Verein dient als Projekt für die besten Jugendspieler Deutschlands und ermöglicht es ihnen, in der ersten Liga zu starten.
Maximilian ist zurzeit Kapitän der U20 Nationalmannschaft. Den Rest erzählt er uns hier:

 

Schnell, taktisch, familiär

 

JJ: Maximilian, gehen wir doch gleich mal in medias res. Was ist für dich die Faszination Volleyball?

Foto Quelle Saskia-Kasten VC-Olympia 93 Berlin e.-V.

Foto Quelle: Saskia-Kasten VC-Olympia 93 Berlin e.-V.

Maximilian Auste: An Volleyball fasziniert mich die enorme Athletik, das schnelle taktische Spiel und der familienartige Zusammenhalt in der Mannschaft.

JJ: Beschreibe bitte mal deine Position im Außenangriff. Welche Voraussetzungen bringst du dafür mit, was sind deine Aufgaben, was gefällt dir daran?

Maximilian Auste: Ich spiele zur Zeit sowohl Außenangriff als auch auf der Diagonalangreifer Position. In der Nationalmannschaft allerdings nur als Diagonalangreifer.

Der Außenangreifer hat eine komplexe Position, er zählt nicht nur zu den Hauptangreifern, sondern muss auch in der Annahme des gegnerischen Aufschlags sein Können beweisen. Er spielt somit eine bedeutende Rolle im Aufbau. Der Diagonalangreifer hingegen hat den Angriff als Hauptaufgabe, deshalb ist dies auch meine Lieblingsposition. Durch meine Größe sowie besonders durch meine Schnellkraft und mein Spielverständnis habe ich optimale Voraussetzungen für diese Positionen.

JJ: Worin bist du richtig gut, woran musst du besonders arbeiten?

Maximilian Auste: Meine Stärke liegt eindeutig im Angriff, da blühe ich richtig auf. Probleme macht mir am meisten die Abwehr, hier macht sich meine Größe negativ bemerkbar.

JJ: Ich habe nur hobbymäßig, beispielsweise im Urlaub, Volleyball gespielt. Am Strand oder auf irgendwelchen Zeltplätzen mit Urlaubern, die ich nicht kannte. Was mir an dem Sport immer gefiel, war der Teamgeist, der sich entwickelte, egal, ob es gut oder schlecht lief. Wie wichtig ist dir der Teamgeist und wie wichtig ist er für den Erfolg?

Maximilian Auste: Der Teamgeist ist die Grundlage für diesen Sport. Man kann sechs Spieler auf das Feld stellen, die vielleicht einzeln überragende Techniker sind, aber wenn sie sich untereinander nicht verstehen, werden sie in schwierigen Situationen immer verlieren. Zugleich hat sich auch aus eigener Erfahrung gezeigt, dass man, wenn man spielerisch unterlegen ist, durch Kampf und Teamgeist Spiele gewinnen kann.

Ein Beispiel aus der U19 Nationalmannschaft vom letzten Jahr: Wir spielten das Viertelfinale der Europameisterschaft in der Türkei gegen den Gastgeber. Die Halle war voll mit türkischen Zuschauern und geschlossen gegen uns. Man muss eingestehen, dass die Türken rein spielerisch damals besser waren als wir, dennoch bissen sie sich an uns die Zähne aus.

Satzball für Satzball wehrten wir ab, bis sie schließlich nachgaben und Fehler machten. Wir gewannen den entscheidenen Satz mit 33:31, ein normaler Satz geht nur bis 25. Wir siegten nicht, weil wir besser waren, wir gewannen, weil wir als Team nie aufgehört haben, an uns zu glauben.

JJ: Die Basketballer sagen: Defense wins Games. Die Fußballer: Der Angriff gewinnt ein Spiel, die Abwehr die Meisterschaft. Gibt es solche Sprüche, die ja oft stimmen, bei euch Volleyballern auch?

Maximilian Auste: Ein allgemeiner Spruch fällt mir nicht ein. Beim Volleyball muss alles zusammen passen. Wie bei vielen anderen Sportarten kommt die Art zu spielen immer auf den Gegner an.

Foto Quelle: Saskia-Kasten VC-Olympia 93 Berlin e.-V.

Foto Quelle: Saskia-Kasten VC-Olympia 93 Berlin e.-V.

JJ: Was bekommst du von der Stimmung in der Halle mit, können jubelnde Fans wirklich für Auftrieb sorgen und auch mal den Unterschied machen?

Maximilian Auste: Fans können auf jeden Fall den Unterschied in einem Spiel ausmachen. Wenn man ein paar hundert Zuschauer in der Halle hinter sich hat, dann kann das durchaus beflügeln. So habe ich es bei meiner ersten EM-Qualifikation in Deutschland erfahren dürfen. Ich kenne aber genug Spieler, die das Publikum total ausblenden und nur einen Tunnelblick aufs Spiel haben.

JJ: Maximilian, wie wichtig ist der Coach im Volleyball?

Maximilian Auste: Der Trainer ist natürlich besonders im Training ganz wichtig, vor allem jetzt in unseren noch recht jungen Jahren. Er hat taktische und technische Erfahrungen, die er uns im Training näher bringt. Genau diese erlernten Fähigkeiten kann man dann in verschiedenen Spielsituationen anwenden.

Der Trainer gibt aber nicht nur Anweisungen, was zu tun ist, er gibt auch Rückhalt für die Mannschaft und weiß beispielsweise in schwierigen Phasen eines Spiels, was zu tun ist oder bringt Ruhe in hektische Situationen. Vor dem Spiel ist es bei jedem Spieler anders, ob er dem Coach bei der Motivationsrede zuhört oder nicht. Ich persönlich bin dann mit meinen Gedanken schon auf dem Feld.

Im Spiel wird er natürlich auch mal laut, wenn was nicht läuft. Er sagt, wie er es gerne hätte, aber das muss manchmal wirklich sein, damit das Team und man selber konzentriert bleibt.

JJ: Hast du andere Sportarten betrieben, Maximilian, beispielsweise mal an Basketball gedacht? Wenn ja, was gab den Ausschlag pro Volleyball?

Maximilian Auste: Ich habe in der Grundschule zwei Jahre Handball gespielt, aber habe damals schon parallel mit Volleyball angefangen. Klar boten sich die verschiedensten Sportarten an, aber mich hat Volleyball von Anfang an überzeugt und viel Spaß gemacht.

JJ: Was hast du sportlich vor – in den nächsten ein, zwei, drei Jahren? Erste Liga, Nationalmannschaft?

Maximilian Auste: Mein erstes Ziel in den kommenden Jahren ist es, in einem Club der 1. Liga Fuß zu fassen und mich dort für die A-Nationalmannschaft anzubieten.

JJ: Ich kann mir gut vorstellen, Maximilian, dass es finanziell im Volleyball, wie in vielen Sportarten, nicht so üppig zugeht wie im Profifußball. Welche Gewichtung planst du für dich, studierst du, machst du eine Ausbildung?

Maximilian Auste: Ja, es stimmt schon, während die überbezahlten Fußballer in der Regionalliga schon mehr verdienen als die Profis der ersten Bundesliga im Volleyball, müssen wir schon parallel ein zweites Standbein aufbauen. Ich persönlich werde nebenbei studieren, um nicht mit leeren Händen da zu stehen, falls es für den Profisport nicht mehr reicht.

JJ: Gibt es Volleyballspieler oder Teams, denen du besonders gerne zuschaust? Warum?

Maximilian Auste: In Deutschland schaue ich natürlich gern den BR Volleys aus meiner Heimatstadt Berlin zu, die zudem international erfolgreich sind. Aber auch den Volleyballern von Kazan (Der „VK Zenit-Kasan“ ist ein russischer Männer-Volleyballclub und Sieger der Champions League 2008, 2012, 2015, 2016 – Anmerkung JJ). Welcher Spieler träumt nicht davon, einmal in einem der besten Clubs der Welt zu spielen?

JJ: Du hast in Nachwuchsnationalmannschaften an internationalen Turnieren teilgenommen. Wie hast du den deutschen Volleyballsport im Vergleich gesehen?

Maximilian Auste: Im internationalen Vergleich kann sich der deutsche Volleyball auf jeden Fall sehen lassen. Rein von den Leistungen zumindest.

Aber bei allem, was die Finanzierung und Ausstattung des deutschen Volleyballsports angeht, sind wir ziemlich arm dran. Wenn man bedenkt, dass wir ein so wirtschaftsstarkes Land sind und trotzdem jeden Cent einzeln umdrehen müssen, um einen Tag länger Trainingslager machen zu können… Andere Nationen haben einfach ganz andere Möglichkeit der Vorbereitung auf Wettkampfhöhepunkte.

Foto Quelle: Saskia-Kasten VC-Olympia 93 Berlin e.-V.

Foto Quelle: Saskia-Kasten VC-Olympia 93 Berlin e.-V.

JJ: Zum Schluß gehen wir auf Anfang, Maximilian, wie bist du wann zum Volleyball gekommen, war es jemand aus der Familie, der dich mit zum Training nahm, also der Klassiker, oder ganz anders?

Maximilian Auste: Also, ich bin quasi in der Halle aufgewachsen und mir wurde der Volleyball in Wiege gelegt. Meine Eltern spielten beide Volleyball und ich war desöfteren mit ihnen auf Turnieren. Ich wurde aber keineswegs zum Volleyball gedrängt, das war meine eigene Wahl.

JJ: Danke.

Foto Startseite zur Verfügung gestellt von: Saskia Kasten/VC Olympia ’93 Berlin e. V.

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