Emotionen festhalten

 

Daniel Förderer fotografiert und filmt. Okay, das macht heutzutage jeder, der ein Handy oder Smartphone hat. Fördy indes macht es professionell. In zweierlei Hinsicht: Der junge Mann weiß, was er da wie tut – und er lebt davon. Zusätzlich gibt er Workshops. Fragen wir mal:

„Aus dem Nichts geschaffen“

 

JJ: Fördy, auf den Fotos von dir erkenne ich selten Statik und meistens Dynamik, egal ob Menschen, Hochzeitsfeiern, Landschaften. Ist es Absicht?

Fördy: Das ist keine Absicht. Ich filme und fotografiere so, wie ich es für das Motiv und die Gegebenheiten passend finde. Ich mag Dynamik und Bewegung, muss sie aber nicht zwingend in jedes Bild integrieren.

JJ: Du drehst Imagefilme, Dokumentarfilme, Werbespots, Musikvideos, Hochzeitsfilme oder Eventfilme. Was macht dir an Imagefilmen Spaß und worum geht es dir dabei?

Fördy: Jedes Unternehmen ist anders, stellt andere Produkte her oder bietet andere Dienstleistungen an, hat andere Räumlichkeiten, andere Mitarbeiter, andere Standorte, eine andere Größe, usw. Somit sind bei Imagefilmen die Gegebenheiten immer unterschiedlich und bieten neue Herausforderungen.

Daniel Förderer (Fördy) Foto: René Benischka

Daniel Förderer (Fördy)
Foto: René Benischka

Generell mag ich die Abwechslung sehr und genieße daher auch die Freiheit, in unterschiedlichen Bereichen tätig zu sein und daher nie stetig das Gleiche tun zu müssen. Außerdem lernt man immer interessante und vor allem sehr unterschiedliche Menschen kennen. Bei einem Musikvideo-Dreh sind die Künstler meist komplett andere Menschen als die Geschäftsleute bei einem Imagefilm-Dreh. Bei allen Projekten geht es mir um eine gute Zusammenarbeit. Jeder soll sich wohl fühlen und zufrieden sein, das ist mir besonders wichtig.

JJ: Sind die Hochzeitsfilme chronologisch aufgebaute Dokumentationen?

Fördy: Die Hochzeitsfilme würde ich nicht als Dokumentation bezeichnen. Zwar dokumentieren sie die Highlights des Tages, jedoch sind sie cinematisch aufgebaut, das bedeutet, dass sie einen künstlerischen Anspruch haben, und nicht einfach nur stundenlang Original-Aufnahmen aneinander gereiht zeigen. Der künstlerische Anspruch zeigt sich im Schnitt, im Aufbau einer Spannungskurve, in der Musikwahl, dem optischen Look, dem Bildaufbau, und vielen weiteren Details.

Das Brautpaar und die Gäste sollen beim Ansehen des Hochzeitsfilms die Emotionen des Tages wieder erleben und in die tollsten Momente eintauchen, sich nicht fragen, wie lange im Film das Essen oder der Pfarrer gezeigt werden. Daher sind meine Hochzeitsfilme in der Regel cirka 13 Minuten lang beziehungsweise drei Minuten beim Trailer, sodass man sie auch in zehn Jahren noch mal gemeinsam anschauen kann, ohne gelangweilt zu werden und vorzuspulen zu müssen.

Hochzeitsfoto Fotograf: Fördy

Hochzeitsfoto
Fotograf: Fördy

Chronologisch aufgebaut sind sie nicht zwingend, jedoch bietet es sich häufig an, da die Stimmung und die Emotionen in der Kirche andere sind, als bei der Feier oder bei Reden. Jedoch ist jede Hochzeit unterschiedlich, somit kann man nicht pauschal festlegen, wie der Film jedes Mal aufgebaut sein muss.

JJ: Ich denke mal, wenn Filmen und Fotografieren eine so große Rolle in deinem Leben spielen, Fördy, hast du auch Spaß daran. Worin besteht für dich die Faszination, was begeistert dich?

Fördy: Mich begeistert es, etwas Kreatives zu schaffen und andere damit zu faszinieren. Ich erschaffe etwas, was Emotionen festhält und Erinnerungen weckt. Ich stehe vor Herausforderungen unterschiedlichster Art und fühle bei der Meisterung dieser auch eine Art von Adrenalin. Das treibt mich voran und macht mich umso mehr glücklich, wenn ich dann fertig bin und das Ergebnis präsentieren darf. Selbst wenn es nur ein Foto oder Film für mich privat ist, welches nie an die Öffentlichkeit gerät, genieße ich das Gefühl, etwas aus dem Nichts geschaffen zu haben, worin ich mich verwirklichen konnte.

Für andere ist das wie ein Haus, welches ein Architekt entwirft und es dann auf dem Grundstück stehen sieht, oder wie einen Garten, der nach eigenem Geschmack gestaltet und bepflanzt wird. Jeder Mensch braucht etwas, in dem er sich entfalten und seiner Kreativität freien Lauf lassen kann. Für mich ist das eben das Filmen und Fotografieren.

JJ: Wann ist ein Bild für dich gelungen?

Fördy: Ich würde ein Bild als „gelungen“ bezeichnen, wenn es für jemand eine Bedeutung hat. Daraus wird klar, dass es nicht zwingend für alle eine Bedeutung haben muss. So gibt es Bilder, die mir persönlich sehr wichtig sind, mit denen andere aber nichts anfangen können und umgekehrt. Das ist völlig normal und gut so. Und so ein Bild muss dann auch nicht technisch und künstlerisch einwandfrei sein. Es kann sogar zu dunkel und verwackelt sein, eine schlechte Bildkomposition haben oder andere Mängel aufweisen. Wichtig ist die Bedeutung, und diese definiert sich durch Emotionen und/oder Erinnerungen.

(c) Daniel Förderer

Ein Bild von einer Hochzeit, auf der man Trauzeuge gewesen ist, weckt Erinnerungen („das war ein wunderschöner Tag!“). Ein Bild von einem neuen Supersportwagen weckt Emotionen („wow, den würde ich auch gern mal fahren!“). Es gibt unzählige Beispiele, aber jedes ist mit individuellen Emotionen/Erinnerungen verbunden.

JJ: Bei der Vielfalt an Fotos, die du bereits geschossen hast, gibt es einzelne, also eigene, bei denen du „wow“ sagst?

Fördy: Ja, diese gibt es durchaus. Das sind vorwiegend Fotos, zu denen ich einen großen Bezug habe oder die mich an schöne Momente erinnern. Ein Beispiel ist mein Panorama einer schneebedeckten Berglandschaft in Garmisch. Ich liebe dieses Foto, weil ich einen starken emotionalen Bezug zu diesen Bergen beziehungsweise zu diesem Ort habe. Das Foto selbst ist optisch gelungen, aber technisch nicht wirklich perfekt anspruchsvoll.

 

Ganz im Gegenteil, ich habe es damals mit meiner ersten DSLR (Canon EOS 450D) mit Kit-Objektiv geschossen, als ich Snowboarden war und somit nicht geplant fotografiert habe. Bei meinem Foto vom Louvre in Paris habe ich im Vorfeld genau den Stand der Sonne geplant und wusste, wann ich wo sein muss und was für Equipment ich benötige. Das Bergpanorama war eher so ein „ah, das sieht schön aus, ich mach mal ein Foto“-Ding. Das war für mich eines der wichtigsten Fotos, die ich je geschossen habe. (Das Foto auf der Startseite)

JJ: Mal ohne konkrete Fragestellung, erzähle bitte ein bisschen über deine Workshops.

Fördy: Ich war schon immer ein hilfsbereiter Mensch und hatte Spaß daran, anderen etwas beizubringen, wenn sie mich danach gefragt haben. Und wenn ich eine Leidenschaft für etwas habe, will ich nicht nur wissen, wie es funktioniert, sondern auch warum es so ist, wie es ist. Deshalb habe ich mir im Laufe der letzten sieben Jahre großes Wissen im Bereich Fotografie und Film angeeignet. Seit Ende 2012 arbeite ich viel mit einem Trainer (Calvin Hollywood) zusammen und bin auch auf seinen Workshops als Referent tätig, sodass ich mich 2013 dazu entschlossen habe, eigene Workshops anzubieten.

Und das mache ich nun bis heute und will auch nicht darauf verzichten. Es ist toll, anderen Leuten dabei zu helfen, in ihrer Leidenschaft weiter zu kommen und die eigenen Erfahrungen zu vermitteln. Spannend ist auch, wie unterschiedlich die Menschen sind und in welchen Bereichen sie das Gelernte anwenden möchten.

Ein Workshop von mir setzt sich dabei aus verschiedenen Bereichen zusammen. Zum Beispiel bei einem Film-Workshop gibt es Theorie, einen Praxispart mit einem Model, sowie eine Einführung in den Workflow des Videoschnitts. Zwischenrein gibt es noch einen Part mit Wahrnehmungspsychologie und Storytelling, den ich in den letzten Jahren immer stärker ausgebaut habe. Hier werden Inhalte vermittelt, die man nicht eben mal so googlen kann, die aber essentiell sind und großen Einfluss darauf haben, ob ein Film als gut wahrgenommen wird, oder nicht.

Brautschuhe von Fördy fotografiert

Brautschuhe von Fördy fotografiert

Aber gut, dass du mich an das Thema erinnerst. Ich wollte für dieses Jahr noch ein paar Workshops in Deutschland planen :-).

JJ: Wie bist du selbst zum Fotografieren und Filmen gekommen, der Klassiker mit dem Opa oder Onkel, der dir eine Kamera geschenkt hat?

Fördy: Das Bedürfnis, mich mit Fotografie zu beschäftigen, hatte ich schon sehr lange. Irgendwann kam dann die legendäre 350D von Canon auf den Markt, über die jeder gesprochen hat und die zum ersten Mal für damalige Verhältnisse gute Technik in ein bezahlbares Gesamtpaket gesteckt hat. Ein Freund hat sie sich gekauft und ich hatte dann die Gelegenheit, an einem Männer-Abend auch mal damit zu knipsen. Beim ersten Spiegelschlag war für mich klar, dass ich sowas auch brauche. Zur damaligen Zeit hatte ich aber nicht das Geld beziehungsweise nicht die Priorität dafür.

Mir war das Ausziehen aus dem verkrachten Elternhaus und die Mobilität durch ein eigenes Auto wichtiger. Erst ein paar Jahre später habe ich mir während des Grundwehrdienstes bei der Bundeswehr nebenher durch diverse Programmierjobs ein bisschen Geld zusammen gespart, sodass ich im Herbst 2009 eine 450D kaufen konnte. Damit war die Leidenschaft komplett entfacht und ich konnte nicht aufhören, mich weiter zu bilden und neues Zubehör zu kaufen.

Die Fotografie war also zuerst. Film kam ein halbes Jahr später dazu, als ich im Rahmen meines Digitale Medien Studiums auch Filme für Praxisprojekte erstellen musste. Und nun ist das mein Hauptberuf und ich bin überglücklich damit. 🙂

JJ: Hast du einen Film- oder Fototraum?

Fördy: Nicht einen konkreten Traum, aber viele Ideen und Dinge, die ich gerne mal tun würde. In den letzten 24 Monaten war ich extrem oft auf Reisen in der ganzen Welt für Fotografie- und Filmjobs und konnte mir dadurch auch einige Träume erfüllen. Nach Amerika habe ich es dabei noch nicht geschafft, aber das werde ich garantiert bald nachholen.

Reisen in Verbindung mit Fotografie und Film sind also Träume, die ich anstrebe. Weitere Dinge, die ich gerne realisieren würde und das auch bereits tue, sind Verbindungen mit anderen Leidenschaften, wie beispielsweise Autos und Musik.

JJ: Danke Fördy

Weitere Informationen: http://foerdy.de/

Foto Startseite: Fördy

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