Der 1,92 große Ruben Schott spielt für die Berlin Recycling Volleys als Außenangreifer in der ersten deutschen Liga. Der mittlerweile 22jährige begann mal im Kindergartenalter mit Eishockey, wechselte dann aber recht zügig und entschlossen zum Volleyball. Bislang lief er für den VC Olympia Berlin, die BR Volleys und CV Mitteldeutschland auf. Unter anderem drei deutsche Meisterschaften und ein Pokalsieg zieren seine Erfolgsspur.
„Ich lasse lieber dem Gegner die Chance, einen Fehler zu machen“
JJ: Ruben erinnerst du dich, warum du als Kind von den Eishockey-Bambinis zum Volleyball gewechselt bist? Waren die Volleyball-Jungs cooler oder lag’s an der Sportart?
Ruben Schott: Ich weiß nur noch, dass ich damals viel lieber im Kindergarten mit meinen Freunden spielen wollte, als zum Eishockeytraining zu gehen. Dass ich dann zum Volleyball gekommen bin, war naheliegend, da in meiner Familie nahezu alle Volleyball gespielt haben (Vater, Mutter, Bruder, Tante). Schon als kleiner Junge war ich deswegen oft in der Halle, als mein Bruder gespielt hat.
JJ: Was hat dich damals am Volleyball fasziniert – und was jetzt?
Ruben Schott: Damals hatte ich einfach nur unglaublich viel Freude und viel Spaß am Volleyball. Hinzu kam, dass ich nicht ganz ungeschickt im Umgang mit dem Ball war. Und je älter ich wurde, umso größer wurde das Spielfeld und umso mehr Spieler waren beteiligt. Somit wurde es immer faszinierender für mich, da das Spiel immer schneller und noch abwechslungsreicher wurde. Und das ist es, was mich immer noch am Volleyball fasziniert – es ist ein schneller, sehr abwechslungsreicher Sport, bei dem man vermeintlich physische Nachteile mit einer guten Technik und taktischem Spielverständnis ausgleichen kann.
JJ: Ich hatte bei meinen Hobbyvolleyballeinsätzen stets das Gefühl, dass bei dieser Sportart besonders schnell Frau oder Herr Teamgeist mitmischen, Ruben. Ist das im Profibereich ebenso? Was meinst du, woran es liegt?
Ruben Schott: Ich denke, dass der Teamgeist im Profibereich noch eine viel wichtigere Rolle spielt. Im Volleyball ist es nicht wie in anderen Sportarten – wie zum Beispiel beim Fußball, Basketball oder Handball – wo du den Ball hast und quasi bis zum Tor/ Korb laufen könntest, um dann zu punkten. Beim Volleyball bist du auf deine Mitspieler angewiesen, man kann ein Spiel nicht alleine gewinnen.
Wobei ich natürlich nicht behaupte, dass Teamgeist in anderen Sportarten nicht wichtig wäre. Aber ich denke, dass das der Grund ist, warum der Teamgedanke beim Volleyball so im Vorderrund steht. Außerdem ist es so, dass man sehr viel Zeit miteinander verbringt, da ist es wichtig, dass man eine Einheit wird.
JJ: Hast du den Außenangreifer von Kindheit an gespielt? Wie definierst du diese Position (theoretisch), wie spielst du sie (praktisch)? Und was prädestiniert dich?
Ruben Schott: Am Anfang gibt es ja noch keine spezifischen Positionen. Die kommen erst ab einem bestimmt Alter. Aber ich bin sozusagen gelernter Außenangreifer. Die Position ist eine der vielseitigsten im Volleyball. Man muss annehmen, angreifen, aufschlagen, blocken und manchmal auch zuspielen, also ist man quasi ein Allrounder.
Meine Spezialität ist die Annahme. Da ich im Vergleich zu vielen Spielern in meiner Sportart relativ klein bin, muss ich mich mit einer guten Annahme wertvoll machen. Das ist auch das, was mich prädestiniert. Hinzu kommt, dass ich versuche, sehr fehlerarm zu spielen. Ich lasse lieber dem Gegner die Chance, einen Fehler zu machen.
JJ: Beschreibe mal bitte kurz dein Team, die Berlin Recycling Volleys, menschlich und spielerisch.
Ruben Schott: Wir haben besonders dieses Jahr einen sehr guten und breiten Kader. Somit ist das Training auf einem hohen Niveau und jeder kann spielen, falls es darauf an kommt. Außerdem haben wir einen guten Mix aus jüngeren und etwas erfahreneren Spielern, was nicht nur sportlich, sondern auch menschlich gut ist für uns. Wir verstehen uns alle sehr gut und unternehmen teilweise auch außerhalb der Trainingszeiten etwas zusammen. Manche Spieler kennen sich jetzt auch schon über viele Jahre, woraus natürlich auch Freundschaften entstehen.
JJ: Wie läuft – aus deiner Sicht – die Meisterschaft?
Ruben Schott: Noch lässt sich schwer etwas einschätzen. Die Saison ist lang und wir haben noch nicht überall gespielt. Bisher sind wir zwar ungeschlagen, aber wir haben noch ein gutes Stück vor uns. Wir wollen auf jeden Fall unseren Titel verteidigen.
JJ: Wie groß ist, unabhängig von der konkreten Person, der Einfluss des Coaches während des Spiels?
Ruben Schott: Der Coach gibt während des Spiels taktische Anweisungen, die man als Spieler versucht umzusetzen. Seine Aufgabe ist es, uns ein wenig zu lenken und sich eine Strategie zu überlegen.
JJ: Ruben, für dich ganz persönlich, wie ist der Unterschied, in einer nur knapp gefüllten und leisen Halle zu spielen – gegenüber einer prall gefüllten, tobenden Arena? (Wie ist es in Berlin?)
Ruben Schott: Es macht unglaublich viel Spaß, in einer prall gefüllten Halle zuspielen. Gerade bei uns in Berlin ist immer viel los. Unsere Fans hier stehen immer hinter uns und treiben uns immer wieder an. Das macht einen Riesenunterschied. Zuhause können wir jede Mannschaft schlagen.
JJ: Du besitzt internationale Erfahrung, wie siehst du den deutschen Volleyball im europäischen und globalen Vergleich?
Ruben Schott: Volleyball ist hier in Deutschland leider nur eine von vielen Randsportarten. Dadurch ist es schwer geworden, Kinder und Jugendliche dafür zu begeistern. Nach dem Abitur stellt sich bei vielen die Frage, versuche ich es mit Volleyball oder konzentriere ich mich vollkommen auf mein Studium oder auf meine Ausbildung. Viele entscheiden sich für letzteres, was auch völlig nachvollziehbar ist.
Im Volleyball sehen die Perspektiven mau aus. Wenn man damit ein wenig Geld verdienen möchte, muss man wohl oder übel ins Ausland gehen. Und dort ist die Konkurrenz riesig. Ich denke, dass gerade die Jugendarbeit und speziell die Liga Nachholbedarf im Vergleich zu anderen Ländern hat.
JJ: Ruben, was hast du sportlich noch vor in den nächsten zehn Jahren?
Ruben Schott: Ich habe noch viel vor, unter anderem ist Tokyo 2020 ein großes Ziel von mir. Wenn ich in zehn Jahren noch spiele, denke ich, dass alles gut lief 🙂
JJ: Danke.
Foto Startseite: Eckhard Herfet