Center der neuen Generation

 

Der 23 Jahre junge und 2,11 Meter große Center Johannes Voigtmann ist Thüringer. Er wuchs in der Wartburgstadt Eisenach auf und begann in Jena Basketball zu spielen. Inzwischen räumt er bei den FRAPORT SKYLINERS unterm Korb auf. Seit zwei Jahren ist Johannes Nationalspieler.

„Basketball hat Geschwindigkeit“

 

JJ: Johannes, wir sind beide aus dem Wartburgkreis. Deshalb kann ich es mir nicht verkneifen, bevor wir zum Basketball kommen: Was ist Eisenach, was ist Thüringen für dich?

Johannes Voigtmann: Heimat. Ich hab die ersten 14 Jahre meines Lebens in Eisenach verbracht, bin da zur Schule gegangen und meine Familie ist noch dort. Ich verbinde damit viel, aber einen mindestens genauso großen Wert hat Jena für mich. Da habe ich eine tolle Zeit meines Lebens verbracht, meine Freunde kennen gelernt und mit Basketball angefangen.

JJ: Wie bist du als Kind in der Handball-verrückten Stadt zum Basketball gekommen?

Johannes Voigtmann: Ich habe ja erst zehn Jahre lang Handball gespielt und irgendwann hat mich meine Oma zu einem Basketball-Sommercamp in Jena angemeldet. Das war erst einmal nur so aus Spaß. Letztendlich hat mir das Basketballspielen sehr gut gefallen und ich wurde dann auch gefragt, ob ich auf die Sportschule in Jena gehen möchte. Nachdem ich mir das dann überlegt habe, bin ich ein Jahr später auf diese Schule gegangen.

Foto Copyright: FRAPORT SKYLINERS

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JJ: Warst du damals schon der Große unterm Korb?

Johannes Voigtmann: Ja, das war von Anfang an so, weil ich damals schon recht groß war und technisch auch noch nicht so gut. Durch den späten Einstieg war im ersten Jahr die Umgewöhnung auch ein bisschen schwierig. Aber ab da habe ich immer schon auf der Position Fünf gespielt.

JJ: Erkläre bitte mal aus deiner Sicht, was ein Center können und welche Fähigkeiten er besitzen muss.

Johannes Voigtmann: Das ist schwierig zu sagen, weil es verschiedene Arten von Spielern gibt. Den klassischen Fünfer macht aus, dass er sehr gut rebounded, physisch spielt und sehr gute Blöcke setzt. Außerdem muss er unter dem Korb gut abschließen können.

Zurzeit ändert sich das aber ein bisschen, denn es wird jetzt auch gefragt, dass der Fünfer werfen kann und beweglicher sein muss. Trotzdem gibt es aber noch Center der alten Schule. Es ist sehr spannend zu sehen, wie das sich momentan so entwickelt.

JJ: Zu welcher Art von Center zählst du dich?

Johannes Voigtmann: Ich bin eher einer, der mit dem Gesicht zum Korb spielt, beweglicher ist und auch gut werfen und passen kann. Deshalb bin ich wahrscheinlich eher ein Center der neuen Generation.

JJ: Was macht dir besonders Spaß am Basketball?

Johannes Voigtmann: Ich bin allgemein ein Sportfan und habe auch immer schon gern Ballsportarten betrieben. Handball und Fußball haben mir auch gefallen, aber Basketball hat noch einen Tick mehr Geschwindigkeit. Ich finde, Basketball ist auch sehr intellektuell und anspruchsvoll. Selten gibt es Spiele, die von Anfang an entschieden sind und deshalb ist es immer sehr spannend und macht umso mehr Spaß.

JJ: Was macht dir speziell an deiner Position Spaß?

Johannes Voigtmann: Da gibt es eigentlich nichts, was mir im Speziellen Spaß macht. Ich habe auch immer gesagt, wenn ich nicht so groß und langsam wäre, würde ich auch gerne mal Point Guard spielen. Es ist also eher das Spiel im Allgemeinen was mir Spaß macht.

JJ: Durchaus kann eine Spielsituation entstehen, in der du gegen – aus Basketball-Sicht – 1.80m Zwerge verteidigen musst, oder ein kleiner Guard verteidigt gegen dich. Ist das dann eher einfach oder unbequem?

Johannes Voigtmann: Es werden heutzutage öfters bei Blöcken die Verteidiger gewechselt und deshalb kommen solche Situationen häufig zu Stande. In der Verteidigung ist das dann immer schlecht, wenn man gegen einen kleineren spielt. Die sind einfach schneller, deshalb ist das eher ein Nachteil, glaube ich. Offensiv ist das ein Vorteil, auch wenn der nicht so groß ist wie andersherum.

JJ: Du wurdest 2014/2015 zum ,,Besten deutschen Nachwuchsspieler (U23)“ und ,,Most Improved Player (MIP)“ ausgezeichnet. Was bedeuten dir solche Ehrungen?

Johannes Voigtmann: Es ist ein Ansporn, Motivation und natürlich auch eine kleine Bestätigung für die Sachen, die man gemacht hat. Ich bin aber niemand, der sich darauf ausruhen will, sondern eher der, der immer weiter nach vorn schaut. Trotzdem ist es eine sehr schöne Anerkennung, gerade wenn man sieht, von wem diese Awards verliehen werden und ich bin auch ein wenig stolz drauf.

JJ: Du wurdest bereits in die Nationalmannschaft berufen. Ist das was Besonderes für dich?

Johannes Voigtmann: Das erste Jahr in der Nationalmannschaft war super, ich bin jetzt schon zwei Jahre dabei und es ist toll, die Leute wieder zu sehen. Ein besonderes Highlight war natürlich letztes Jahr mit Dirk Nowitzki zu spielen. Die Nationalmannschaft ist sehr wichtig für mich und es ist mir eine große Ehre, mein Land repräsentieren zu dürfen.

JJ: Liegt ihr in der Saison mit den Fraport Skyliners im Plan, wo soll’s hingehen?

Johannes Voigtmann: In der Tabelle ist es momentan ziemlich eng oben und ich denke schon, dass wir soweit im Plan sind. Unser erstes Ziel haben wir erreicht und irgendwie doch nicht erreicht. Wir haben im Pokal Top Four leider das erste Spiel verloren. Den Titel hätten wir natürlich gerne geholt, nichtsdestotrotz liegen wir immer noch gut in der Saison und haben noch zwei Titel zu gewinnen. Bisher ist also alles im Soll.

JJ: Seid ihr ein Team, das eher über die Technik kommt, über die Taktik, über die Kondition oder eher ausgewogen?

Johannes Voigtmann; Foto Copyright FRAPORT SKYLINERS

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Johannes Voigtmann: Ich glaube, das kann man nicht so einfach trennen. Wir sind ein sehr diszipliniertes Team, wir versuchen sehr als Mannschaft zusammenzuspielen und zu verteidigen. Das ist unsere Identität und ich denke, dass man heutzutage nicht mehr sagen kann, dass eine Mannschaft technisch die beste ist. Vielmehr muss es eine gute Mischung sein und da sind wir ganz gut aufgestellt.

JJ: Beschreibe bitte die Mannschaft abseits des Platzes, also menschlich.

Johannes Voigtmann: Wir haben sehr gute Charaktere dabei. Wir haben viele erfahrene Spieler, aber auch viele junge und das passt sehr gut zusammen. Die Amerikaner und Kanadier sind alles super Typen, niemand ist abgehoben und generell gibt es bei uns keinen, der da aus der Reihe tanzt. So macht das einfach nur Spaß!

JJ: Bist du oft daheim, geht dein Blick dann Richtung Wartburg?

Johannes Voigtmann: Ich bin leider nicht so oft zuhause, weil ja im Sommer Nationalmannschaft angesagt ist und in der Saison sowieso wenig Zeit ist. Aber wenn man Besuch hat, dann ist man natürlich auch mal auf der Wartburg, um denen ein bisschen Kultur zu zeigen und mitzugeben. Dort wo ich wohne hat man nicht so einen guten Blick auf die Wartburg, aber wenn man dann Richtung Eisenach fährt, erhascht man doch so den ein oder anderen.

JJ: Vielen Dank, Johannes.

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