Flexibel, mutig, schnell

 

Saskia Matheis; Foto getty images

Saskia Matheis; Foto getty images

Saskia Matheis spielt seit 2007 beim 1. FFC Frankfurt. Die 1,70m große Mittelfeldspielerin hat nicht nur sämtliche Jugendabteilungen ihres Erstligaclubs durchlaufen, sondern zudem reichlich Länderspielerfahrungen in den deutschen Nachwuchsteams gesammelt.

So zählt sie mit ihren gerade mal 20 Jahren beinahe schon zu der Erfahrenen in der Bundesligamannschaft. Es nahm nicht wunder, dass die Saison für Saskia persönlich gut begann.

Bis… ja, bis… Das wusste ich, ehrlich gesagt, als ich der jungen Frau meine Fragen stellte, selbst nicht. Sie erzählt es uns. Hier und jetzt – und viel mehr:

 

 

 

„Unabhängig von meiner persönlichen Geschichte freue mich aber sehr darüber, was die Mannschaft bislang geleistet hat…“

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JJ: Saskia, beschreibe mal bitte aus deiner ganz persönlichen Sicht deine Position auf dem Spielfeld. Welche Talente und Fähigkeiten musst du dafür mitbringen, welche bringst du mit, was macht dir Spaß speziell an dieser Position?

Saskia Matheis: Derzeit spiele ich im rechten Mittelfeld, aber grundsätzlich bin ich sehr flexibel einsetzbar. Diese Flexibilität bringt mir im Mannschaftsgefüge schon einen sehr großen Vorteil, verleitet aber auch dazu, in Lücken geschoben zu werden, wenn jemand fehlt.

Saskia Matheis (links), fotografiert von Carlotta Erler

Saskia Matheis (links), fotografiert von Carlotta Erler

Auf diese Weise bin ich letztlich auch auf meiner aktuellen Position gelandet, allerdings bin ich froh darüber, denn die Position kommt meiner Laufbereitschaft und Schnelligkeit entgegen. Ich gehe sehr gerne ins Dribbling und bin mutig, was auf einer Außenposition besonders wichtig ist. Und ab und zu kommen meine Flanken sogar an… 😉

JJ: Warum schaust du gerne Fußball, warum spielst du gerne Fußball?

Saskia: Die besondere Gruppendynamik macht den Sport für mich besonders interessant. Wie man als einzelne Person auf seine eigenen Fähigkeiten, aber besonders auf die Spielweise des Teams einwirken kann. Harmonisiert die Mannschaft, so funktioniert auch das Spiel.

JJ: Du hast in sehr jungen Jahren mit Fußball spielen begonnen. Erinnerst du dich, was dich damals begeistert und am Ball gehalten hat?

Saskia: Ich denke, das wurde mir einfach in die Wiege gelegt. Bereits die ersten Fotos, als ich begonnen habe zu laufen, zeigen mich mit Ball. Ich konnte mir schon damals ein Leben ohne Sport nicht vorstellen. Die Affinität zum Ball hat dafür gesorgt, dass ich mich, obwohl ich auch andere Sportarten mochte, für den Fußball entschieden habe.

JJ: Ich habe schon einige Fußballerinnen nach Vorbildern oder Kollegen/Kolleginnen gefragt, denen sie gerne beim Kicken zuschauen. Irgendwie nennen (fast) alle Männer. Haben die Mädels nie Renate Lingor spielen sehen, frage ich mich dann. Wen benennst du (egal ob männlich oder weiblich, egal ob Deutschland oder international, ob aktuell oder früher)?

Saskia: Die aktive Zeit von Renate Lingor liegt – für meinen Jahrgang betrachtet – tatsächlich schon etwas länger zurück… Ich habe aber tatsächlich eine Fußballerin als Vorbild, nämlich meine ehemalige Teamkollegin Simone Laudehr, die jetzt beim FC Bayern München spielt.

Sie ist eine sehr ehrgeizige und kampfstarke Spielerin, darüber hinaus eine liebevolle Persönlichkeit. Dass ich mit ihr zusammen spielen durfte, verstärkt ihre Vorbildrolle für mich umso mehr.

JJ: Du bist U17-Europameisterin von 2014, hast alle Nachwuchsteams des DFB durchlaufen und 2016 an der U20-Weltmeisterschaft in Papua-Neuguinea teilgenommen, Saskia. Wie schätzt du aus deinen ganz persönlichen Erfahrungen heraus die Lage ein; tut sich international was im Frauenfußball, geht’s deutlich vorwärts und bleiben die deutschen Frauen in der Spitze?

Saskia: Der internationale Frauenfußball macht besonders im Jugendbereich große Fortschritte. Es sind zwar oft noch dieselben Top-Nationen, die an wichtigen Turnieren teilnehmen, allerdings haben in den letzten drei Jahren die vermeintlich schwächeren Nationen aufholen können.

Saskia Matheis; Foto Carlotta Erler

Saskia Matheis; Foto Carlotta Erler

Besonders in Asien, konkret in Japan und Nordkorea, wird eine zielgerichtete Jugendarbeit betrieben. Deutschland wird auch in den nächsten Jahren mit Sicherheit oben mitspielen, doch die Konkurrenz wächst zunehmend.

JJ: Wenn wir einmal bei Papua-Neuguinea sind, hast du dort beispielsweise Land und Leute kennen gelernt oder nur Hotels, Busse und Stadien? Ein schönes Land?

Saskia: Wir haben leider außer den Trainingsplätzen und Stadien sowie unseren Hotels nicht viel von den Menschen und dem Land sehen können. Doch allein die Busfahrten haben uns schon einiges über das eher ärmlichere Land verraten. Wir konnten einiges aufnehmen – die Behausungen der Einheimischen oder die Straßenbeschaffenheit zum Beispiel.

Wir hielten uns vorwiegend in der Stadt auf, sodass ich nicht viel von der ländlichen Umgebung berichten kann. Ich erinnere mich an viele schöne Plätze, die ich begeisterten Reisenden durchaus empfehlen kann. Die Menschen, denen wir begegnet sind, waren überaus freundlich und hilfsbereit. Für sie waren wir wie Weltstars. Es war ein tolles Land und eine unglaubliche Erfahrung, die ich jederzeit gerne wieder machen würde.

JJ: Erzähle bitte mal ein bisschen über die Stadt Frankfurt, eure Fans, deinen Verein und dein Team.

Saskia: Ich komme aus einer kleinen Stadt in der Region und halte mich in Frankfurt vorzugsweise zum Trainieren, Arbeiten und Shoppen auf. Essen kann man in Frankfurt sehr gut, aber ansonsten „erschlägt“ mich die Stadt auch häufig. Ohne Google Maps wäre ich immer noch ziemlich aufgeschmissen…

Ich denke, den Römer kennt jeder. Und auf alle Fälle lohnt es sich, diesen schönen Platz mal im Winter zu besuchen, wenn gerade der Weihnachtsmarkt dort stattfindet. Das Lichterkettenmeer in der schönen Altstadt hat schon was.  Und bei einer Stadtrundfahrt kann man auch einiges über die Geschichte und Kultur Frankfurts erfahren.

Unser Verein wird von einer kleinen, aber sehr liebevollen Fankultur unterstützt. Wir pflegen einen engen Kontakt zu den Menschen, die alle zwei Wochen zu unseren Heimspielen zu kommen. Besonders denjenigen, die weite Anreisen auf sich nehmen, um uns zu unterstützen, sind wir unglaublich dankbar!

Nach nun zehneinhalb Jahren beim 1. FFC Frankfurt kann ich durchaus behaupten, schon einiges erlebt zu haben. Der Verein lebt von seiner beispiellosen Erfolgsgeschichte, auch wenn in den letzten Jahren nicht mehr viele Kapitel dazugekommen sind. Dennoch schätze ich die Arbeit in diesem Verein sehr. Ich habe alle Jugendmannschaften beim FFC durchlaufen und mich immer gut betreut und unterstützt gefühlt.

Die Harmonie im aktuellen Team ist so gut wie nie. Jede Spielerin trägt mit ihren Erfahrungen, ihren Erfolgen oder mit ihrer Persönlichkeit zu diesem einzigartigen Klima bei. Ich fühle mich derzeit sehr wohl in dieser Mannschaft und freue mich sehr auf die Rückrunde!

JJ: Wie ist Alexandra Emmerling so drauf, menschlich wie sportlich? (Interview mit ihr vor einigen Tagen)

Saskia: Alex ist eine sehr aufgeweckte Persönlichkeit, die in der Mannschaft für Stimmung sorgt und viel Humor hat. Sie ist sehr ehrgeizig und man spürt förmlich ihren großen Willen, an die etablierten Spielerinnen heranzukommen. Sie ist unglaublich fleißig und es macht großen Spaß, mit ihr auf dem Feld zu stehen.

JJ: Wie siehst du die laufende Saison, seid Ihr als Team, bist du persönlich im Soll?

Saskia: Für mich ist die aktuelle Saison leider nicht so gelaufen, wie ich es mir gewünscht hätte. Die Vorbereitung lief hervorragend und der Trainer berief mich für die ersten Bundesliga-Spiele in die Startformation. Leider wurde dann Mitte September Pfeiffersches Drüsenfieber bei mir diagnostiziert, was zur Folge hatte, dass sportliche Aktivitäten jeder Art tabu waren.

Nach einem dreiviertel Jahr beginne ich nun wieder mit leichtem Lauftraining und hoffe, bald wieder angreifen zu können. Unabhängig von meiner persönlichen Geschichte freue mich aber sehr darüber, was die Mannschaft bislang geleistet hat.

Wir konnten uns eine gute Ausgangslage für die Rückrunde erspielen. Unsere Saisonziele waren durch einen großen Umbruch im Team mit einigen neuen und jungen Spielerinnen nicht allzu hoch gesetzt – von daher befinden wir uns voll auf Kurs, diese zu erfüllen.

JJ: Blicken wir mal in die Zukunft, Saskia, möchtest du in vielen, vielen Jahren, nach der aktiven Karriere, dem runden Leder in irgendeiner Weise erhalten bleiben? Bist du durch Ausbildung, Studium oder was auch immer gewappnet?

Saskia Matheis, Foto Carlotta Erler

Saskia Matheis, Foto Carlotta Erler

Saskia: Ich werde den Sport mit Sicherheit immer in irgendeiner Weise bei mir tragen oder unterstützen. Im Sommer 2017 habe ich meine Ausbildung beim Hessischen Fußball-Verband abgeschlossen und konnte mir somit eine gute „nebenaktive“ Grundlage im Fußball erarbeiten.

JJ: Was wünscht du dir sportlich, wenn wir jetzt mal eben die hier in meiner thüringischen Heimat noch aktive Wunschfee bemühen? 😉

Saskia: Ich wünsche mir, gesundheitlich wieder auf die Beine zu kommen, so dass ich meine Mannschaft tatkräftig unterstützen kann. Es liegt ein langer, anstrengender Weg vor mir und wer weiß schon, was passiert, wenn ich diesen gemeistert habe…? Es gibt immer noch viel Luft nach oben und meinen großen Kindheitstraum, in der A-Nationalmannschaft zu spielen, habe ich bisher noch nicht verwirklichen können.

JJ: Vielen Dank und vor allem viel Gesundheit. Ich drücke dir die Daumen 😉 Und ganz viele Leser/innen mit.

Weitere Informationen: Saskia auf der Vereins-Webseite

Foto Startseite: Carlotta Erler

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