Wenn das Adrenalin die Überhand gewinnt

 

Danceteam – das sind die jungen Frauen, die in den Timeouts bei Basketballspielen für Abwechslung und Kurzweil sorgen. Und für Show.

Die Mädels vom Danceteam

Die 19 Jahre junge Laura ist Gründungsmitglied der Brose Bamberg Dancers (damals Brose Baskets Dance Team), tanzt also seit 2011 im Team. Sie ist für den Auftritt in den Social Media Kanälen mit verantwortlich und trainiert nebenbei seit fast zwei Jahren mit wachsender Begeisterung die Brose Bamberg Junior Dancers. Sie macht eine Ausbildung zur Dolmetscherin und Übersetzerin für Englisch und Spanisch und kann sich ein Leben ohne Tanz und ihre Mädels nur ungern vorstellen.

Laura; Foto von Matthias Schramm

Laura; Foto von Matthias Schramm

„Laura ist überaus kritikfähig und selbstreflektiert. Sie lebt für das Team, gleicht ruhig, klug und besonnen aus, wenn die Stimmung mal kippt. Sie kann zudem aber auch energisch für Ihre Überzeugung einstehen“, sagt Sandra Albrecht, die Trainerin, und ergänzt:

„Ihr Wille, immer besser zu werden, steht Laura hin und wieder im Weg, aber Sie wächst daran. Sie sieht Themen, die im Team diskutiert werden, oft kontrovers, was eine große Bereicherung ist, kämpft für ihre Träume und motiviert als Vorbild andere im Team.“

Alles andere erzählt uns die Tänzerin selbst. Hier, jetzt, engagiert und lebendig:

 

„Ich kann auch kaum still sitzen, wenn ich einen Song höre, der mir gefällt“

 

JJ: Laura, warst du schon beizeiten, in frühester Kindheit, die kleine Tänzerin mit unermüdlichem Bewegungsdrang und sicherem Rhythmusgefühl?

Laura: Ja, ich denke, das kann man so sagen, ich tanze ungefähr seit meinem 8. Lebensjahr. Natürlich habe ich vorher auch andere Sportarten wie Tennis oder Reiten ausprobiert, aber das Tanzen hat mich dann sofort fasziniert und dabei konnte ich meinen Bewegungsdrang auch endlich mit Spaß und Begeisterung ausleben.

Das Rhythmusgefühl habe ich wahrscheinlich von meinen Eltern in die Wiege gelegt bekommen, die beide leidenschaftliche Musiker sind. Dafür bin ich ihnen sehr dankbar, auch wenn meine musikalische Karriere nicht so vielversprechend und von kurzer Dauer war.

JJ: Was hat dich damals am Tanzen fasziniert? Sind es inzwischen andere Aspekte, die dir Spaß machen?

Laura: Ich war immer schon begeistert von dem Zusammenspiel von Sport und Musik, das macht einfach Laune und ich kann auch kaum still sitzen, wenn ich einen Song höre, der mir gefällt. Natürlich hat sich das über die Jahre verändert, vor allem, weil meine ersten Tanzversuche komplett ohne Publikum stattfanden.

Heute, würde ich sagen, ist nicht nur die Musik, sondern das ganze Tamtam außenherum auch etwas, das mich begeistert. Die Kostüme, die Stimmung in der Halle, das Zujubeln der Fans…

JJ: Gibt es einen Tanzstil, vielleicht abhängig von der Musikrichtung, den du besonders magst?

Laura: Ich stehe sehr auf spanische Musik und alle Tanzstile, die dazu passen oder aus Lateinamerika kommen. Salsa, Bachata, Merengue und auch Paartänze wie Tango oder Cha-Cha-Cha begeistern mich, auch wenn ich sicherlich nie den Hüftschwung einer Latina haben werde. Ich verbinde mit dieser Musik einfach Sonne, Strand, Meer, die Leichtigkeit der Südländer und schlicht und einfach Spaß am Tanz!

JJ: Machst du tänzerisch außer die BROSE ARENA auch die Discotheken, Clubs oder Tanzsäle im Frankenland unsicher, Laura?

Laura: Das gehört dazu! Meistens sogar mit den anderen Teammitgliedern, Tanzen ist einfach unser aller Leidenschaft, und das nicht nur auf dem Basketballfeld. Ich würde immer einen Abend in einer Discothek einem Baraufenthalt vorziehen! Dann aber natürlich auch in Turnschuhen, damit die ganze Nacht durchgetanzt werden kann 😉

JJ: Beschreibe mal bitte, was für dich ganz persönlich den Unterschied ausmacht zwischen einfach nur irgendwie, irgendwo, irgendwann tanzen und tanzen mit deinem Team?

Laura: Der größte Unterschied ist das Gefühl, einfach du selbst sein zu können und zu wissen, dass die anderen dich genau so mögen. Wir kennen uns alle schon so lange und sind so eng zusammengewachsen, dass quasi nichts mehr peinlich ist!

Laura, Foto von Matthias Schramm

Laura, Foto von Matthias Schramm

Außerdem haben wir so viele tänzerische Erfahrungen als Team gesammelt, die uns zusammen schweißen. So pushen wir uns gegenseitig beim Tanzen und auch beim Auftritt.

Hat jemand mal einen schlechten Tag, oder private Probleme, sind die sofort weg, sobald man den ersten Tanz beginnt. Und dieses Gefühl ist einfach einzigartig und gibt mir sehr viel Selbstsicherheit, wenn ich das Feld betrete und die kann ich dann auch ausstrahlen.

JJ: Wie fühlst du dich in dem Moment, in dem du am Spieltag mit den anderen Tänzerinnen in die Arena einläufst?

Laura: Das ist jedes Mal ein Moment, in dem das Adrenalin die Überhand gewinnt. Ich bin immer wieder überwältigt, dass ich hier stehen und die beste Mannschaft der Bundesliga anfeuern darf und dabei auch noch von den besten Fans der Liga unterstützt werde!

Allerdings lastet damit auch jedes Mal aufs Neue ein gewisser Druck auf mir: Mach bloß keine Fehler in der Choreo, sei aufmerksam und lass bloß das Lachen auf deinem Gesicht nicht verschwinden.

Das sind die Gedanken, die mir dann durch den Kopf schwirren. Ich bin, was das Tanzen angeht, nämlich ziemlich perfektionistisch und kann mir selten gerecht werden, aber diese Eigenschaft bringt mich ja auch immer weiter.

JJ: Laura, was bekommst du vom Spiel mit (oder anders gefragt: Wie sehr bist du auf eure Auftritte in den Timeouts konzentriert und vielleicht im Tunnel)?

Laura: Ich bekomme sehr viel vom Spiel mit, da ich oft am Sidecourt in der ersten Reihe stehen darf und weil ich eine der ersten war, die Schiedsrichterzeichen erkennen und verstehen konnte. Das hat am Anfang die meisten Probleme gemacht, da keine von uns vorher Basketball geschaut oder gespielt, geschweige denn alle Regeln verstanden hatte.

In dieser Zeit sind meine Blicke nur zwischen Kampfgericht und den Schiedsrichtern hin und her gewandert, in der Hoffnung, das Zeichen für „Auszeit“ so früh wie möglich zu erkennen. Jetzt bin ich da etwas entspannter und kann mich auch besser auf die Auftritte innerlich vorbereiten.

JJ: Wie viel Basketballfan ist in dir und wie war das, bevor du zu den Brose Bamberg Dancers (damals Brose Baskets Dance Team) gekommen bist?

Laura: Ich bin jetzt begeisterter Basketball- und vor allem Brose Bamberg Fan! Ich verfolge ziemlich alle Spiele der BBL.

Das hat sich aber erst durch das Tanzen in der Arena entwickelt, vorher wusste ich weder wie Basketball funktioniert, noch dass es in Bamberg eine wahnsinnig erfolgreiche Basketballmannschaft gibt und erst recht nicht, dass ich einmal ein großer Fan werden würde. Aber durch mein Tanzen habe ich nicht nur in mir, sondern in meiner ganzen Familie zuerst das Interesse und dann die Begeisterung an diesem Sport geweckt und jetzt ist Basketball fast jeden Tag ein Thema bei uns.

JJ: Mit welchen Gefühlen bist du damals zum Casting gefahren (oder ersten Training oder welcher Veranstaltung auch immer, bei der entschieden wurde, ob du dabei bist), wie lief es und mit welchem Gefühl bist du wieder raus?

Laura: Ich war ja noch sehr jung, elf, um genau zu sein, als ich von einer Freundin zum Probetraining geschleppt wurde. Ich habe mir, um ehrlich zu sein, keine Sorgen gemacht, ob das klappt oder nicht. Ich war einfach nur neugierig, ob es mir Spaß macht.

Laura; fotografiert von Matthias Schramm

Laura; fotografiert von Matthias Schramm

Zu dieser Zeit war das Team noch ein Showtanz Team und das fand ich sofort toll. Ich habe mit dem Vorsatz die Trainingshalle verlassen: „Ich will so gut werden, wie die damals Beste im Team, vorher gebe ich nicht nach!“ Dieser Ehrgeiz hat mir anscheinend geholfen und ich bin immer noch dabei und darf auch oft in der ersten Reihe tanzen.

JJ: Wie lief die erste Zeit für dich im Team, Laura, wie hast du dich, wie habt Ihr euch entwickelt?

Laura: Es lief wirklich gut, ich wurde sehr schnell ins Team integriert, das war sehr toll! Ich kam zwei Jahre vor unserem ersten Auftritt als Brose Baskets Dance Team, wie wir damals noch hießen, ins Team und die tänzerische Entwicklung, die wir in der Zeit gemacht haben, war riesig! Von der Gardegruppe zu Cheerdancern! Klar waren damit Herausforderungen verbunden, aber die konnten gemeistert werden.

JJ: Ich weiß, dass es bei euren Kolleginnen in Bremerhaven Zeiten gab, da wurden die Mädels direkt im Umkleideraum in der Stadthalle frisiert – und Zeiten, da haben sie das zuhause oder unterwegs erledigt und sind dann unter Umständen mit Lockenwicklern im Haar im Auto oder mit dem Stadtbus durch Bremerhaven gefahren. Gibt es diese Szenen bei euch in Bambärch auch? Oder habt Ihr die Haare immer schön?

Laura: Solche Szenen wie Lockenwickler im Haar sind bei uns Gang und Gebe. Die Locken sollen ja das ganze Spiel über halten und auch die Stellprobe, also das Training direkt vor dem Spiel, unbeschadet überstehen.

Wir haben niemanden, der uns frisiert, bei uns macht das jede selbst und wir haben schon sämtliche Techniken ausprobiert, um die perfekten Locken zu drehen. Ich persönlich besitze nun Papilotten, Lockenwickler in allen Größen, einen Lockenstab, Lockenschaum, und einen Curl Secret. Habe hunderte Youtube-Tutorials ausprobiert und dann endlich herausgefunden, wie meine Haare am schönsten aussehen.

JJ: Wenn ich Tänzerinnen oder Tänzern zuschaue, spüre ich manchmal, wie einige nicht nur technisch perfekt sind, sondern ihre Gefühle raus lassen. Wirklich deutlich sichtbar. Wie ist das bei dir?

Laura: Mir ist es sehr wichtig, meine Gefühle, vor allem meine Euphorie und meinen Spaß am Tanzen, dem Publikum vermitteln zu können. Klar ist es gut, wenn die Gruppe synchron und die Choreografie fehlerfrei tanzt, aber die Ausstrahlung macht den Auftritt erst perfekt!

Ich musste das auch erst lernen. Im Laufe der Jahre habe ich aber gemerkt, dass es einfach zur Choreographie dazugehört, wie das Glitzersteinchen auf meinem Kostüm.

JJ: Beschreibe mal bitte dein Team, Laura. Wie seid Ihr tänzerisch so drauf und wie menschlich?

Laura: Wir sind alle sehr unterschiedlich, tänzerisch sowie auch menschlich. Jeder hat irgendwo seinen eigenen Stil und bringt den auch beim Tanzen ein, jeder ist auch vom Aussehen her ein anderer Typ und fast alle hören privat unterschiedliche Musikstile.

Wir unterscheiden uns in Beruf, Interessen neben dem Tanzen und Männergeschmack. Was uns aber alle verbindet, ist der Spaß am Tanzen und das Zusammengehörigkeitsgefühl im Team.

Und wir sind alle immer wieder beeindruckt von all dem, was wir erleben dürfen, seit wir im Team sind. Wir sind sehr gute Freundinnen geworden und unternehmen auch außerhalb der Trainings- und Auftrittszeiten einiges miteinander.

JJ:Und wie sieht das mit der Trainerin aus? Ist sie vergleichbar mit den Fußballcoaches, denen der Ruf des „harten Hundes“ 😉 anhaftet?

Laura: Ja, sie hat ihre Prinzipien. Und ich denke, zu einem gewissen Ausmaß ist auch ein drill instructor an ihr verloren gegangen, aber sie kann auch ganz anders.

Laura, vorne, 2.v. rechts; Foto Jan Köppel

Laura, vorne, 2.v. rechts; Foto Jan Köppel

Sie und das ganze Trainerteam um sie herum gehören zu uns dazu. Sie macht auch einmal einen Spaß mit, ist bei Spieleabenden dabei und wir können immer mit Problemen zu ihr kommen. Sie spielt auch mal die Rolle des Streitschlichters und vermittelt Kompromisse, aber wenn wir schlecht tanzen, unaufmerksam oder nicht ausreichend vorbereitet sind, dann wird sie auch mal laut. Bei einem Haufen junger Damen muss das aber mal sein.

JJ: Laura, was denkst du, Stand jetzt, wie lange läufst du noch auf in der BROSE ARENA?

Laura: Das steht bis jetzt noch in den Sternen. Ich werde wahrscheinlich in den nächsten Jahren wegen eines Studiums Bamberg verlassen müssen, da wird dann wohl auch meine Zeit als Brose Bamberg Dancer enden. Allerdings möchte ich, solange ich hier bin, auf jeden Fall weiter machen. Das heißt: Mindestens noch eine, vielleicht auch zwei Saisons miterleben.

JJ: Danke und viel Spaß weiterhin.

Weitere Informationen: facebook Seite Brose Bamberg Dancers

Foto Startseite: Matthias Schramm

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