Bei welcher Gelegenheit ich auf Lenny Pojarov aufmerksam wurde, weiß ich gar nicht mehr. Was indes ungebremst in meine Erinnerung drang und dort blieb, ist diese Mixtur aus souliger Stimme, natürlich freundlicher, lässiger Ausstrahlung und Personality, die ein Mensch für andere nun mal hat (oder nicht).
Wenn Ihr, liebe jjschreibt Leserinnen und Leser, demnächst, wenn Ihr Fernseher oder Radio einschaltet, Lenny selbst kennen lernt (sofern nicht bereits geschehen), wisst Ihr schon mal Bescheid. Die Sängerin, Pianistin und Songwriterin erzählt uns hier und jetzt ein bisschen über sich:
„Die Musik macht mich glücklich…“
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JJ: Lenny, es ist zu lesen, du hast zuerst gesungen, dann gesprochen; und mit sechs Jahren mit dem Klavierspielen begonnen. Wie erinnerst du dich selbst an diese Zeit, an den Spaß, den du hattest? War die Musik so etwas wie ein Magnet, so wie für andere der Fußballplatz oder der Reiterhof?
Lenny: Haha, ja, das berichten meine Eltern und Großeltern. Meine eigenen Erinnerungen an die ersten Performances sind tatsächlich leicht verschwommen. 😉 Später, zu der Zeit als ich bereits im Kindergarten war, sehe ich vor meinem geistigen Auge das Innere eines öffentlichen Busses und meine vor Verlegenheit um meine lautstarke Darbietung errötende Oma.
Vermutlich hat Musik einfach unfassbar Bock gemacht, zumal meine Eltern auch beide sehr musikalisch sind. Mein Dad ist großer Jazz-Fan und er nahm mich öfters zu Konzerten mit. Bei Swing ging ich zwischen den Reihen wohl ab wie ein Zäpfchen, bei Fusion machte ich ihm einen Strich durch die Rechnung und verlangte sofortiges Heimgehen. Auch bei Zirkusbesuchen soll es so gewesen sein, dass ich auf den Treppen der Arena sofort mit dem Tanzen loslegte kaum spielte das Orchester die ersten Noten.
JJ: Als ich mir eben nochmal eine Kostprobe von dir angeschaut und angehört habe – du sitzt singend am Klavier und begleitest dich selbst, kam mir folgende Frage in den Sinn: Musst du dich überhaupt nicht aufs Klavier spielen konzentrieren, und irgendwie auch nicht aufs Singen, sondern kannst es dir leisten, einfach nur die Emotionen in die Musik zu legen? (Musst du dafür in beidem – Gesang, Klavier – perfekt sein?)
Lenny: Nun, die Fähigkeit des gleichzeitigen Spielens und Singens (was inzwischen mein absolutes Zuhause ist) kam nicht über Nacht, sondern es war ein recht langer Prozess. Mein offiziell ab dem Alter von sechs Jahren gelerntes erstes Instrument war das Klavier, und Gesang lief so nebenher – in Chören und in Pflichtfächern meiner Staatlichen Musikschule in Frunse (heute: Bischkek).
Als das Singen (und ich meine richtig solo und vor Publikum!) für mich unabdingbar wurde, war ich 16. Zwischen 18 und 21 hatte ich mir auch so monströse Nägel wachsen lassen, dass da mit Klavier spielen ohnehin nicht mehr so viel gelaufen ist.
Sich selbst zu begleiten ist auch etwas komplett anders als (a) andere zu begleiten (damals den Chor oder heutzutage meine Schüler zum Beispiel) oder (b) als Solist am Klavier ein klassisches Stück darzubieten. Alle drei Disziplinen – so nenne ich das mal – bergen die für sie jeweils spezifische Anforderungen und Ansprüche.
Sich selbst begleiten will also tatsächlich gelernt werden, darf aber auch – wie du richtig sagst – nicht vom Singen ablenken. Dafür sollte man sich seiner Sache in beidem – dem Gesang und dem Spielen – tatsächlich am besten bombensicher sein. Mit dem Wort „perfekt“ tue ich mich selbst als hoffnungslose Perfektionistin sehr schwer; sagen wir lieber „souverän“.
JJ: Und: Ich kann mir in etwa vorstellen, wie du Gefühle in die Stimme, den Gesang, legst; wie aber in das Spielen eines Instrumentes, machen das die Finger?
Lenny: Ähm, Kylie Minogue sagte doch mal sowas wie „How do you discribe a feeling?“ und Carrie Bradshaw: „It’s not logical – it’s emotional.“ Ich kann dir nur so viel sagen: Ein Instrument ist für mich etwas Lebendiges und kriegt des öfteren auch gern mal ein Küsschen von mir.
JJ: Was bedeutet dir Musik, was macht sie mit dir?
Lenny: Die Musik macht mich glücklich, bringt mich zum Tanzen, ist meine Verbindung zu sehr vielen Menschen auf der ganzen Erde – zu Kollegen, Fans, einfach wildfremden Menschen, die beispielsweise gerade mit mir im Club tanzen oder ein Konzert genießen… Wenn ich traurig oder einsam bin, fühle ich mich von manchen Songs, aber auch von meinem Instrument, oft aufgegriffen und verstanden.
JJ: Wenn ich schreibe, Lenny, dann erstmal nur aus mir heraus, nicht zielgerichtet so, dass es ankommen soll. Die Leser kommen später, lesen entweder oder nicht, lesen gerne oder nicht. Wenn das, was ich schrieb, gerne gelesen wird, freue ich mich und denke: ‚Schön, es hat sich gelohnt.‘ Wie ist das bei dir, wann treten die Zuhörer auf den Plan? Singst und spielst du nur oder auch für sie?
Lenny: Eine meiner lieben Schülerinnen (eine erwachsene und sehr eloquente Lady) sagt: „Die Kunst muss zum Publikum!“, und treffender könnte ich es nicht ausdrücken.
Meine Songs sind zwar eine sehr besondere und unverfälschte Ausdrucksform für mich und meine Gefühle, aber ich schreibe sie nicht für mich allein, um sie nur im stillen Kämmerchen zu spielen. Viele meiner Songs sind bestimmten und besonderen Personen gewidmet, wie zum Beispiel Mama, meinem Freund, meinen Freundinnen, meinen Großeltern… sie gehören hinaus in die Welt. 😉
JJ: Wie beeinflusst dich Publikum oder auch Feedback?
Lenny: Ich liebe mein Publikum! Es ist wirklich so – so ziemlich egal, wo auf der Welt und in welcher Größenordnung ich performe, es ist immer wunderbar. Das Publikum gibt einem so viel, lädt einen auf und inspiriert zugleich. Das beste Feedback ist ja, wenn die Leute eine schöne Zeit haben, mitsingen, Spaß haben und den Rest der Welt für einen kleinen Moment vergessen.
Wenn der Song eher ernst oder vielleicht traurig ist, habe ich schon die eine oder andere Träne fließen sehen, aber auch das ist wichtig: Hinsichtlich seiner Sorgen und Ängste in so einem Moment zu verstehen, dass man nicht allein ist, sondern dass der Songwriter (in dem Fall ich) ebenfalls eine solche Erfahrung gemacht hat.
Was das Feedback zu meinem Handwerk anbetrifft: Gesang, Klavierspiel, Tanz, Performance, Songwriting, so hole ich es mir regelmäßig bei den jeweiligen Experten ab und versuche mich stets weiterzuentwickeln und zu verbessern. So hart die Kritik manchmal ist, so wertvoll ist das, was man draus macht und wie sehr man tatsächlich über sich hinauswachsen kann, vorausgesetzt die Kritik ist konstruktiv.
JJ: Wie beschreibst du selbst die Musik, die du machst?
Lenny: Ich mache Pop – cool, echt, schön, zeitgemäß/zeitlos und natürlich bewusst positiv-kommerziell.
JJ: In wie weit bist du an der Entstehung deiner Songs beteiligt?
Lenny: Den Großteil meiner Songs habe ich allein geschrieben, arbeite aber auch regelmäßig und sehr gern im Team mit anderen, beispielsweise DJs und Produzenten, auf deren Entwürfe ich den tatsächlichen Song (Melodie und Text) dann maßschneidere.
JJ: Wen oder was hörst du gerne?
Lenny: Musik ;-). Ich liebe die großen Klassiker, insbesondere Tchaikovsky, Beethoven und Chopin, moderne Pop- und elektronische Musik (Lenny Kravitz, Lady Gaga, OneRepublic, James Arthur, Полина Гагагрина, Елена Темникова…), aber auch Zaz, Diego Torres und und und.
JJ: Bist du deine erste und auch deine härteste Kritikerin?
Lenny: Definitiv.
JJ: Gibts musikalische Träume?
Lenny: Ich möchte gern mal in nicht allzu weiter Zukunft eine richtige Tournee machen – mit lauter Konzerten in ganz Europa oder gar der Welt. Eine nette Chartplatzierung wäre dafür sicher sehr begünstigend. 😉
JJ: Worauf können sich deine Fans demnächst freuen?
Lenny: So euphorisch ich wegen einiger Pläne und Vorhaben bin, muss ich mich an dieser Stelle ein wenig disziplinieren und darf nicht zu viel verraten. Ein langjähriger Kollege und ich bereiten derzeit unseren ersten gemeinsamen Release vor. Die Fans dürfen sich auf ein paar richtig coole, frische, eingängige Tunes und ein paar kleine Extras freuen.
Mit zwei anderen sehr lieben Kollegen habe ich gerade schöne, kreative Cover-Videos gedreht, die wir bald bei YouTube posten werden. Im – voraussichtlich – Januar 2018 werde ich in einer TV-Serie zu sehen sein…….
Jetzt aber psssst!
JJ: Danke.
Weitere Informationen: Webseite von Lenny oder facebook Seite von Lenny