Im Wettkampf die Bestleistung zeigen

 

Wenn Sebastian Bergmann als UKE (Verteidiger) bei nationalen und internationalen Meisterschaften gemeinsam mit Hanna Hufschmidt, die als TORI angreift, auftritt, dann geht’s um Judo. Genau genommen Judo-Kata.
Im Gegensatz zu vielen anderen Kampfkünsten werden Kata (Abfolgen von Techniken) im Judo fast ausschließlich zusammen mit einem Partner durchgeführt. Nachdem ich vor einigen Tagen Hanna vorstellen durfte, gibt uns jetzt und hier Sebastian Auskunft:

 

„In jedem Training werden außer Techniken auch Werte für einen guten Umgang miteinander vermittelt“

 

JJ: Sebastian, gehen wir doch gleich mitten ins Thema. Beschreibe mal bitte aus deiner ganz persönlichen Sicht Judo als Kampfmöglichkeit, als Sport, und was dich daran fasziniert.

Sebastian Bergmann: Judo ist eine Sportart, die viele verschiedene Aspekte miteinander kombiniert. Es werden zweikämpferische Elemente mit sportlicher Betätigung und einer erzieherischen Wirkung in Verbindung gesetzt. Die Sportart ist so facettenreich, dass man sie auch noch bis ins hohe Alter betreiben kann.

JJ: Wie war das, als du begonnen hast mit Judo? Als Kind schon? Wie kamst du dazu, was hat dich damals begeistert?

Sebastian Bergmann: Ich habe vor 23 Jahren mit dem Judo begonnen. Was genau mich damals fasziniert hat, kann ich nach so langer Zeit gar nicht mehr sagen. Ich bin als Kind zu meinem ersten Training gegangen und dem treu geblieben 😉

Hannah Hufschmidt und Sebastian Bergmann; fotografiert von Boris Teofanovic-Herschel

Hannah Hufschmidt und Sebastian Bergmann; fotografiert von Boris Teofanovic-Herschel

Bis heute hat mich die erzieherische Komponente des Sports gefesselt. Zusätzlich zu den Techniken werden in jedem Training auch Werte für einen guten Umgang miteinander vermittelt. Als Lehrer kann ich sagen, dass derartige Werte in der heutigen Zeit deutlich zu kurz kommen.

JJ: Was macht einen Judoka aus, wie wichtig sind Technik, Beweglichkeit, Kraft, Ausdauer? Auch Disziplin?

Sebastian Bergmann: Das Hauptaugenmerk würde ich eindeutig auf die Technik und das Technikverständnis legen. Nicht umsonst schaffen es ältere Judoka immer wieder junge Kaderathleten auf die Matte zu werfen.

JJ: Und wie wichtig ist Talent, wíe wichtig Fleiß?

Sebastian Bergmann: Beide halten sich die Waage. Fehlendes Talent kann meistens durch viel Fleiß und Disziplin ausgeglichen werden. Um aber richtig gut zu werden, benötigt man von beidem etwas.

JJ: Ich erinnere mich, dass wir zu Schulzeiten (vor 50 Jahren in meinem Fall) im Sportunterricht, als es um Judo ging, vor allem und zuerst das Fallen lernten. Ist das noch aktuell?

Sebastian Bergmann: In der Schule ist Judo meistens in der Form „Vom Ringen und Raufen zur Sportart Judo“ anzutreffen. Hierbei werden die Verbindungen von einfachen Zweikampfsituationen hin zu Judo-Techniken gezogen. Dabei wird das Fallen nicht explizit geübt, sondern geschieht meist intuitiv richtig.

Wenn man einem Verein beitritt und auch kompliziertere Techniken erlernen will, sollte man natürlich auch richtig fallen können, um das Verletzungsrisiko zu verringern. Aber auch wenn die Fallschule zu jedem Training gehört, wird sie nur selten losgelöst von Techniken geübt.

JJ: Mal mit ein, zwei Sätzen, Sebastian, was bedeutet das Kata im Zusammenhang mit dem Judosport? Und wieso betreibst du Kata?

Sebastian Bergmann: Kata ist eine der ursprünglichen Übungsformen. Das Studium der Kata sollte niemals losgelöst von sonstigem Technik- oder Wettkampftraining stattfinden. Es dient vielmehr der Perfektionierung der eigenen Techniken. Dies ist auch der Grund, wieso ich mich viel mit Kata beschäftige. Ich möchte an meinen Techniken arbeiten und sie so immer weiter verbessern.

JJ: Wie wichtig ist im Sinne des sportlichen Erfolges, dass du mit dem richtigen Partner (in deinem Fall eine Partnerin) antrittst?

Sebastian Bergmann: Um aus dem Studium der Kata das beste Ergebnis zu erzielen ist der Partner von großer Wichtigkeit. Es müssen nicht nur die körperlichen Gegebenheiten passen, auch muss man sich voll auf seinen Partner einstellen und verlassen können. Dazu kommt, dass beide Personen die Techniken auf einem ähnlichen Niveau beherrschen müssen.

JJ: Gehst du mit anderer Freude, Konzentration, Ernsthaftigkeit in einen Wettkampf als zum Training? Ist eine internationale Meisterschaft, beispielsweise die Europameisterschaft, an der du schon teilgenommen hast, dann nochmal einen Zacken aufregender, interessanter?

Sebastian Bergmann: Während man beim Training auch gerne mal den einen oder anderen Spaß miteinander macht, ist man bei einer Meisterschaft natürlich angespannter und konzentrierter. Für eine EM oder WM als Höhepunkt trainiert man das ganze Jahr – da möchte man auch Bestleistungen zeigen.

JJ: Apropos international, wie schneidet Deutschland im Vergleich ab und welches sind die Judonationen in Europa und weltweit?

Sebastian Bergmann: Die derzeitige Entwicklung in Deutschland ist sehr positiv und es gelingt immer mehr deutschen Paaren, sich im oberen Drittel zu positionieren. Des Weiteren kommt das einzige nicht japanische Doppelweltmeisterpaar aus Deutschland. Im Vergleich zu den anderen Ländern wird Kata in Deutschland leider noch sehr stiefmütterlich behandelt und somit fehlt es an der Masse an international konkurrenzfähigen Katapaaren.

Hannah Hufschmidt und Sebastian Bergmann; fotografiert von Boris Teofanovic-Herschel

Hannah Hufschmidt und Sebastian Bergmann; fotografiert von Boris Teofanovic-Herschel

JJ: Sebastian, beschreibe mal bitte Hanna als Judosportlerin, ist sie eher die ausgefeilte Technikerin, die zähe Kämpferin?

Sebastian Bergmann: Hanna ist eine sehr ehrgeizige Sportlerin, die ihr Bestes gibt, um gesetzte Ziele zu erreichen. Dies tut sie sowohl bei Kämpfen, als auch bei der Kata. Im Zuge des jahrelangen Kata-Trainings ist sie eine super Technikerin – besonders im Boden – geworden.

JJ: Hast du sportliche Ziele, Träume?

Sebastian Bergmann: Ich möchte meine Techniken und mein Wissen über Kata weiter verbessern. Dazu zählen natürlich auch weitere Teilnahmen an EM/WM – und vielleicht auch mehr.

JJ: Danke.

Foto Startseite: Boris Teofanovic-Herschel, http://www.judophotography.com/

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