Und plötzlich Kapitän

 

Adrian Breitlauch ist 22 Jahre jung und schließt im Sommer sein Studium ab. Der 1,93 Meter Mann erlernte das Basketball spielen in Bremerhaven und agiert seit 2012 bei den Itzehoe Eagles als Shooting Guard und Small Forward. Trotz seiner jungen Jahre hat er auf dem Parkett viel zu bieten und hier viel zu erzählen:

Herausforderungen annehmen

 

JJ: Wie bist du zum Basketball gekommen?

Adrian Breitlauch: Zum Basketball bin ich erst verhältnismäßig spät gekommen. Nachdem ich zehn Jahre als Fußballtorwart in Bremerhaven aktiv war, kam ich mit 14 Jahren zum Basketball.

Meinen ersten Kontakt hatte ich beim Aufstiegsspiel der Eisbären gegen Essen, zu dem mich meine Eltern mitnahmen und bei denen die Eisbären den Aufstieg in die BBL schafften. Danach gab es für mich nur noch Basketball. Für die nächste Saison hatte ich eine Dauerkarte und eine Saison später stand ich selber für die BSG  Bremerhaven in der Halle.

JJ: Ist Bremerhaven eine basketballverrückte Stadt?

Adrian Breitlauch: Auf jeden Fall! Wenn in einer Stadt wie Bremerhaven Erstliga-Basketball mit regelmäßig 3000 bis 4000 Zuschauern geboten wird, spricht das für die Begeisterung der Stadt für diesen Sport. Leider waren die letzten Jahre sehr häufig mit Abstiegskampf verbunden, weswegen der Ort vielleicht nicht mehr ganz so „verrückt“ ist, wie er einmal war. Aber ich bin sicher und wünsche mir, dass der Erfolg bei den Eisbären bald wieder einkehrt und dann Bremerhaven wieder zu  einer „basketballverrückten“ Stadt wird.

JJ: Hattest du mal sportliche Vorbilder? Siehst du einen Spieler besonders gerne?

Adrian Breitlauch: Dirk Nowitzki war früher mein Vorbild, einfach weil er zu dem Zeitpunkt der einzige deutsche war, der es in die NBA geschafft hatte und dabei trotzdem noch so auf dem Boden geblieben ist. Heute gibt es aber keinen bestimmten Spieler, den ich besonders gern sehe, eher ein Team: die San Antonio Spurs, da ich deren Teambasketball sehr beeindruckend finde.

JJ: Was ist die Faszination Basketball?

Adrian Breitlauch: Basketball ist einfach ein sehr schnelles und gleichzeitig auch taktisches Spiel, bei dem dank der Athletik der Spieler dem Zuschauer viele Highlights geboten werden. Es passiert einfach immer etwas und das begeistert.

JJ: Was macht dir ganz persönlich Spaß am Basketball? Welche Rolle spielt dabei der Teamgedanke, das Zusammenspiel?

Adrian Breitlauch: Da gibt es eigentlich drei Dinge: Zum einen ist es das Werfen. Es ist etwas, was nicht jeder Spieler kann und was viel Arbeit und gleichzeitig hohe Konzentration erfordert.

Dann sehe ich Basketball immer als Herausforderung, ein wenig klüger zu spielen als mein Gegenspieler. Sei es beim Antizipieren eines Rebounds oder beim Schneiden zum Korb im Rücken des Gegenspielers, sogenannte „Backdoor-Cuts“.

Und wenn es mit dem klüger spielen mal nicht klappt, versuche ich zumindest immer der zu sein, der am meisten Einsatz auf dem Feld zeigt. Sei es in der Verteidigung oder auch beim Kampf um freie Bälle.

Das Dritte ist  das Teamspiel. Es macht einfach Spaß zu sehen, wie sich während der Saison eine Einheit formt und das Zusammenspiel besser und besser wird.

JJ: Beschreibe bitte in zwei, drei Sätzen die Itzehoe Eagles, was für eine Mannschaft ist das sportlich und menschlich?

Adrian Breitlauch: Ambitioniert! Das dürfte die Eagles am besten beschreiben. Nach dem Aufstieg in die 2. Bundesliga Pro B vor zwei Jahren hat der Zuschauerzuspruch riesig zugenommen, dazu ist vor dieser Saison mit Pat Elzie ein sehr bekannter Trainer zu uns gekommen. Und meist ist es so, dass dort, wo Pat ist, der Erfolg nicht lange auf sich warten lässt…

Sportlich gesehen haben wir allerdings diese Saison mit Sicherheit noch Luft nach oben, stehen derzeit mit einer Bilanz von neun Siegen und Niederlagen im Mittelfeld. Dafür entwickeln wir uns als Team immer besser: Unsere Neuzugänge während der Saison (Flavio Stückemann, Stephan Shepherd und Turrell Morris) sind mittlerweile top integriert.

Das ist das, was ich vorhin schon meinte: Es ist einfach toll zu sehen, wie sich das Teambuilding beziehungsweise der Teamspirit innerhalb einer Mannschaft von Woche zu Woche verbessert und es macht Spaß, dies auch dieses Jahr wieder erleben zu können.

Fotografin: Jutta Sötje

Fotografin: Jutta Sötje

JJ: Hat die „7“ eine Bedeutung für dich?

Adrian Breitlauch: Die „7“ hat eigentlich keine besondere Bedeutung, allerdings ist das ganz einfach die Nummer, die ich seit der U16 fast durchgängig getragen habe und hoffentlich auch in der Zukunft weiter tragen werde. Darin fühle ich mich einfach am wohlsten…

JJ: Wie wichtig sind Coaches, welcher hat dir was mit auf den Weg gegeben?

Adrian Breitlauch: Coaches sind das A und O im Basketball. Sowohl im Jugendbereich im Hinblick auf die Ausbildung der Spieler als auch im Herrenbereich. Und da hatte ich das Glück, bislang durchweg positive Erfahrungen gemacht zu haben, von denen drei besonders hervorzuheben sind.

Sehr viel zu verdanken habe ich da vor allem Hamed Attarbashi, mein Trainer während meiner Zeit in Bremerhaven. Ohne seine Basketballausbildung wäre ich mit Sicherheit heute nicht dort, wo ich jetzt bin.

Aber auch in Itzehoe hatte ich während meiner ersten Jahre in Paul Larysz einen Trainer, der mir sehr viel Vertrauen entgegengebracht hat und mir den Einstieg in den Herrenbereich sehr erleichtert hat und jetzt habe ich das Glück, mit Pat Elzie jemanden zu haben, der mir mit seiner Erfahrung viel weiterhilft und es dazu noch schafft, dass das ganze Team immer mit Freude bei der Sache ist.

JJ: Mittlerweile bist du zwar kein Nachwuchsspieler mehr, aber auch noch lange nicht der Routinier im Team. Dennoch läuft einiges über dich, du punktest viel. Siehst du dich in einer Führungsrolle, wenn ja, wie ist das für dich?

Adrian Breitlauch: Nach der schweren Verletzung unseres bisherigen Kapitäns Kosta Karamatskos wurde ich zum Kapitän ernannt, was dann natürlich auch mit einer Führungsrolle einherging und für mich, um ehrlich zu sein, auch etwas ungewohnt war. Ich bin auf dem Feld eher der Spieler, der nicht viele Worte verliert, sondern versucht, durch viel Einsatz mit gutem Beispiel voranzugehen und die anderen so zu pushen und mitzuziehen.

Das klappt aber trotzdem recht gut bislang, auch weil ich immer auf die Unterstützung von erfahreneren Spielern wie zum Beispiel Flavio Stückemann zählen kann. Dazu schafft dann noch die Tatsache, dass gegnerische Teams sich dadurch, dass ich bester Punktesammler bei uns im Team bin, deutlich mehr als noch die letzten Jahre auf mich konzentrieren, diese Saison eine sehr große Herausforderung für mich. Aber genau solche Herausforderungen wünscht man sich ja auch, um sich weiterentwickeln zu können.

JJ: Denkst du im Moment über die Saison hinaus, hast du einen mittel- oder langfristigen Plan, welche Rolle der Sport in deinem Leben spielen soll?

Adrian Breitlauch: Eine große Rolle! Dadurch, dass ich im Sommer mein Bachelor–Studium abschließen werde, bin ich in der guten Situation, mich die kommenden Jahre voll auf den Basketballsport konzentrieren zu können und gleichzeitig – quasi als Notnagel – noch immer mein Studium in der Hinterhand habe.

JJ: Ich weiß, dass  dir dein Studium sehr wichtig ist. Weil dich auch das, was außerhalb von Basketball-Hallen stattfindet, interessiert – oder weil du weißt, dass in Deutschland mit Basketball auf Dauer kein Lebensunterhalt zu bestreiten ist?

Adrian Breitlauch: Von beidem ein bisschen. Für mich war nach der Schule sehr schnell klar, dass das Studium vorgeht, um mir ein sicheres Standbein aufzubauen. Basketball ist da eher ein Nebenjob gewesen. Jetzt habe ich das Studium ja (fast) geschafft und somit die Freiheit zu testen, ob mit Basketball nicht vielleicht doch der Lebensunterhalt zu bestreiten ist 😉

JJ: Vielen Dank, Adrian und viel Erfolg

Foto Startseite: Müller-Tischer

Verlängerung

Courtney Belger, der in den USA für das Quincy College aus Illinois auflief, ist 26 Jahre alt, 1,87 Meter groß, und hatte zwei Jahre beim  TV Ibbenbüren gespielt. Mit dem Team stieg er von der 2. Regionalliga West in die  1. Regionalliga auf, dann wechselte er 2015 zu den Itzehoe Eagles in die ProB. Über seinen Kollegen Adrian Breitlauch sagt er Folgendes:

Ich denke, Adrian ist einer der besten deutschen Spieler, die ich bisher gesehen habe. Er spielt sehr unorthodox und effektiv. Adrian hat einen Zug zum Korb, einen zuverlässigen Wurf und ist ein unglaublich leidenschaftlicher Spieler und hat ein Kämpferherz. Ich spiele gerne mit ihm.

Er ist ein lockerer, spontaner Typ. Adrian kommt mit vielen Leuten zurecht und kann auch eine andere Meinung auf eine angemessene Art und Weise vertreten. Er ist auf jeden Fall ein Team-Kollege, mit dem ich über Basketball oder das Leben im Allgemeinen reden kann und von dem ich weiß, dass ich eine ehrliche, klare Meinung bekomme.

Overtime

Courtney Belger is 26 years old and 6’1 tall. He used to play for Quincy College in Illinois/USA and then for two years for TV Ibbenbüren in Germany. With this team, he got promoted from the 2nd Regionalliga West to the 1st Regionalliga. In 2015, he transferred to the Itzehoe Eagles, playing in the ProB, the third highest division of German basketball. He say the following about his teammate Adrian Breitlauch:

I think adrian is one of the best German players I have seen up close. He has an unorthodox game that is very effective. Strong driver, very safe shot and incredible heart/hustle. I like to play with a player like that.

Adrian has a very relaxed go with the flow personality. He gets along with a lot of people and can also express a difference of opinion in a proper manner. He is definitely a teammate that I can talk to about basketball or life in general and know that I am going to get a true clear opinion or viewpoint from him.

 

Courtney Belger und Adrian Breitlauch Foto: Cool AJ

Courtney Belger und Adrian Breitlauch
Foto: Cool AJ

 

 

 

 

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